HPPO

HPPO
Strukturformel
Allgemeines
Name Propylenoxid
Andere Namen
  • 1,2-Epoxipropan
  • Methyloxiran
  • Propylenether
  • Propenoxid
  • HPPO
  • Methyloxacyclopropan
Summenformel C3H6O
CAS-Nummer 75-56-9
Kurzbeschreibung farblose Flüssigkeit
Eigenschaften
Molare Masse 58,08 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

0,83 g·cm−3 (20 °C)[1]

Schmelzpunkt

−112 °C[1]

Siedepunkt

34 °C[1]

Dampfdruck

588 hPa (20 °C)[1]

Löslichkeit

gut in Wasser (405 g/l bei 20 °C)[1]

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung aus RL 67/548/EWG, Anh. I [2]
Hochentzündlich Giftig
Hoch-
entzündlich
Giftig
(F+) (T)
R- und S-Sätze R: 45-46-12-20/21/22-36/37/38
S: 53-45
MAK

nicht vergeben, da krebserzeugend[1]

WGK 3[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Propylenoxid oder 1,2-Epoxypropan (PO) ist eine heterocyclische organische Verbindung aus der Gruppe der Epoxide (Oxirane). Die leicht entflammbare, in Wasser und Alkohol lösliche, farblose Flüssigkeit besitzt einen ätherischem Geruch. Propylenoxid wird aus Propen gewonnen und hauptsächlich zur Herstellung von wasserlöslichen Propylenglycol-Derivaten verwandt, kann aber auch als Korrosionsschutzzusatz für Pestizide, Kühlflüssigkeiten und Desinfektionsmittel Verwendung finden. Das Epoxid Propylenoxid ist kein natürlich vorkommender Stoff, sein Vorkommen in der Atmosphäre wird auf Industrieemissionen und deren Weiterverarbeitung zurückgeführt. Es wird angenommen, dass es nicht zur Ausbreitung des Ozonlochs beiträgt.

Inhaltsverzeichnis

Herstellung

1985 belief sich die Produktion von Propylenoxid weltweit auf etwa 2,9 Mt, 1991 auf etwa 4,2 Mt. Der geschätzte weltweite Bedarf betrug 2001 ca. 4,8 Mt. Die installierte weltweite jährliche Produktionskapazität lag am 1. Januar 2002 bei 5,8 Mt.[3]

Chlorhydrinverfahren

Beim Chlorhydrinverfahren wird Propen mit Chlor und Wasser (wobei Hypochlorige Säure in situ erzeugt wird) zu zwei Isomeren umgesetzt, von denen nur eines im zweiten Reaktionsschritt mit Hydroxidionen zu Propylenoxid und Wasser umgesetzt wird. Die Hydroxidionen werden aus Kalkmilch Ca(OH)2 gewonnen, so dass als Koppelprodukt Calciumchlorid CaCl2 anfällt (auf 100 kg Propylenoxid kommen 200 kg Calciumchlorid). Dieses führt zu einer großen Abwasserbelastung.

\mathrm{2 \ C_3H_6 \ + \ Cl_2 \ + \ H_2O \longrightarrow \ 2 \ C_3H_7ClO}


\mathrm{C_3H_7ClO \ + \ OH^- \longrightarrow \ C_3H_6O \ + \ Cl^- \ + \ H_2O}


Der Propylenoxid-Herstellkapazitätsanteil nach dem Chlorhydrinverfahren lag 1985 weltweit bei rund 55 %, 1991 bei etwa 52 %.

Prileschajew-Reaktion

Die Epoxidierung von Propen erfolgt bei der Prileschajew-Reaktion über die Umsetzung mit einem Hydroperoxid, dessen stark reaktionsfreudige Peroxidgruppe mit der Doppelbindung des Propens reagiert. Das parallel entstehende 1-Phenylethanol reagiert weiter zu Styrol.

\mathrm{C_3H_6 \ + \ C_8H_{10}O_2  \xrightarrow{Kat.}  \ C_3H_6O \ + \ C_8H_{10}O}

HPPO-Verfahren

Beim diesem der Prileschajew-Reaktion ähnlichen Verfahren erfolgt die Umsetzung des Propylens mit Wasserstoffperoxid (engl. Kürzel HP):

\mathrm{C_3H_6 \ + \ H_2O_2  \longrightarrow  \ C_3H_6O \ + \ H_2O}

Da als einziges Nebenprodukt Wasser entsteht, gilt dieses Verfahren als besonders wirtschaftlich und umweltfreundlich. Es benötigt eine vorgeschaltete Anlage zur Herstellung von Wasserstoffperoxid, aber muss im Gegensatz zu den anderen Verfahren keine Infrastruktur oder Märkte für Nebenprodukte aufweisen. Die erste großtechnische Anlage, die dieses Verfahren nutzt, wird in Antwerpen errichtet und soll ab 2008 gemeinsam von BASF und Dow Chemical betrieben werden.[4] Ein ähnliches Verfahren ist von Evonik und Uhde entwickelt worden.

Reaktivität

Propylenoxid neigt weniger stark zur Selbstpolymerisation als Ethylenoxid, eine solche kann jedoch von Katalysatoren wie den Salzen Aluminium-, Eisen- oder Zinnchlorid, sowie Basen, Säuren und Alkalimetallen initiiert werden und explosionsartig erfolgen. Propylenoxid gleicht im Reaktionsverhalten dem des Ethylenoxids, daher auch der Name Methyloxiran.

Toxizität

Propylenoxid hat sich in Tierversuchen als karzinogen (krebserregend) und mutagen (erbgutverändernd) erwiesen. Der auch akut gesundheitsschädliche Stoff reizt Haut, Augen und Atemwege, seine Dämpfe wirken narkotisch; zu einer gesundheitsschädlichen Kontamination der Luft kann es bereits bei Temperaturen um 20 °C kommen. Seine Aufnahme kann oral, pulmonal oder perkutan, also über die Haut, erfolgen. Bei kontinuierlicher oder wiederholter Exposition kann es zur Sensibilisierung kommen. Als Meeresschadstoff ist die Substanz in die Wassergefährdungsklasse 3 eingeordnet.

Tierversuche zeigen, dass das Einatmen von Propylenoxid bis zu einer Konzentration von 150 ppm keinerlei nachweisbare Auswirkung hat. Bei wiederholtem Kontakt der Tiere mit dem Stoff kam es zur Depression des ZNS und Augen- und Atemwegsreizung. Da die Geruchsschwelle in der Luft zwischen 100 und 350 ppm, die maximal zulässige Arbeitsplatzkonzentration jedoch bei nur 2,5 ppm liegt, kann der charakteristische Geruch des Stoffes nicht als Indikator für Propylenoxid verwandt werden.

Weblinks

Quellen

  1. a b c d e f g Eintrag zu CAS-Nr. 75-56-9 in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 09.01.2008 (JavaScript erforderlich)
  2. Eintrag zu CAS-Nr. 75-56-9 im European chemical Substances Information System ESIS
  3. CEH report Propylene Oxide
  4. BASF, Dow und Solvay setzen neue innovative HPPO-Technologie in Antwerpen ein

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