- Alice Cleaver
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Alice Catherine Cleaver (* 5. Juli 1889 in Kentish Town, St. Pancras, London; † 1. November 1984 in Winchester, Hampshire) war ein englisches Kindermädchen, das 1912 den Untergang der Titanic überlebte und kurz darauf Gegenstand eines Kriminalfalles wurde, der internationale Aufmerksamkeit erregte. Ihr wurde der Mord an ihrem Säugling vorgeworfen. Erst Jahrzehnte später konnte ihre Unschuld bewiesen werden.
Leben
Cleaver war die Tochter des Postangestellten Joseph Cleaver und dessen Frau Lavinia Alice Thomas. Um zum Familieneinkommen beizutragen, begann Cleaver schon als Teenager als Babysitter für Nachbarfamilien zu arbeiten. Sie genoss einen guten Ruf und war schon nach kurzer Zeit für verschiedene wohlhabende Londonder Familien tätig.
Im April 1912 wurde sie von dem kanadischen Multimillionär Hudson J. C. Allison aus Montreal als Kindermädchen für seine beiden kleinen Kinder angestellt. Es war eine Entscheidung in letzter Minute; das eigentliche Kindermädchen hatte kurzfristig gekündigt. Allison ging am 10. April 1912 in Southampton mit seiner Ehefrau Bessie, Tochter Loraine (knapp drei Jahre) und Sohn Trevor (elf Monate) sowie vier Angestellten an Bord der RMS Titanic, um nach Montreal zurückzukehren. Sie bewohnten zwei benachbarte Luxuskabinen auf dem C-Deck. Als das Schiff in der Nacht zum 15. April unterging, nahm Alice Trevor aus seiner Wiege, ging an Deck und stieg mit ihm in das Rettungsboot Nr. 6. Seine Mutter Bessie war außer sich und suchte mit ihrem Mann bis zuletzt das Schiff nach ihrem Sohn ab. Sie wusste nicht, dass er in Sicherheit war. Hudson und Bessie Allison sowie ihre Tochter Loraine kamen bei dem Untergang ums Leben. Loraine war das einzige Kind der Ersten und Zweiten Klasse, das nicht gerettet wurde.
Cleaver gab nach der Rettung einen falschen Namen, Jean, an und gab sich zum Schutz des Kindes als dessen Mutter aus. Trevor wurde jedoch vom Bruder seines Vaters, George Allison, beansprucht. Nach dem Untergang wurde sie zunächst als Lebensretterin und Heldin gefeiert und erschien mit Trevor auf den Titelseiten vieler Zeitungen und Zeitschriften. Das Blatt wendete sich kurz danach für Alice Cleaver. Ihr wurde vorgeworfen, eine gesuchte Kindsmörderin zu sein. Sie habe 1909 ihren unehelich geborenen Sohn aus einem fahrenden Zug geworfen und ihn somit getötet. Cleaver bestritt die Vorwürfe vehement. Die Hinterbliebenen der Familie Allison konnten sich nicht vorstellen, dass ihre Verwandten eine gesuchte Mörderin angestellt hatten. Letztendlich erwiesen sich die Vorwürfe als falsch; man hatte Alice Catherine Cleaver mit einer Frau namens Alice Mary Cleaver verwechselt. Diese saß zu diesem Zeitpunkt bereits aufgrund des Verbrechens im Gefängnis, wo sie 1915 an Tuberkulose starb. Da die internationalen Medien jedoch weiterhin diesbezüglich Falschinformationen über Cleaver verbreiteten, traten mehrfach Klagen seitens Cleavers Familie auf.
Obwohl sich die Geschichte als haltlos erwies, fand sie Eingang in diverse Veröffentlichungen zum Thema Titanic. In dem Buch Titanic: An Illustrated History sowie in dem Spielfilm Titanic von 1996 wird die Geschichte von Alice Cleaver als Mörderin aufgegriffen.
Alice Cleaver heiratete 1918 den Fabrikanten Edward James Williams und bekam drei Kinder. Sie starb 1984 im Alter von 95 Jahren.
Quellen
- Biografie von Alice Cleaver
- Walter Lord. A Night to Remember. R. & W. Holt (Sachbuch, Erstveröffentlichung 1955)
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