- Ha-hagana
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Die Hagana (hebr.: ההגנה ha-hagana „Die Verteidigung“) war eine zionistische paramilitärische Untergrundorganisation in Palästina während des britischen Mandats (1920–1948). Später wurde die Hagana in die neu gegründeten israelischen Streitkräfte überführt.
Inhaltsverzeichnis
Ursprünge
Schon im späten 19. Jahrhundert entstand als Reaktion auf die Pogrome 1887 in Russland eine Organisation Jugendlicher unter diesem Namen. Ein direkter Vorgänger der Hagana war die 1909 gegründete Gruppe HaSchomer. Es war eine kleine Vereinigung jüdischer Immigranten, die nie mehr als 100 Mitglieder umfasste.
Ein Teil Palästinas wurde 1917 in der Balfour-Deklaration als „nationale Heimstatt“ für die Juden ohne Abstimmung mit den dort lebenden Menschen (zumeist Palästinenser) von den Siegern des Ersten Weltkrieges versprochen. In der Folge kam es zu massiven zionistischen Einwanderungen nach Palästina. Die zionistische Führung wollte sich bei der Verteidigung der Siedlungen nicht länger auf die britischen Kolonialtruppen verlassen. Ha-Shomer reichte nicht mehr aus, weshalb man sie im Juni 1920 auflöste und die zentralisierte und besser organisierte Hagana gründete.
Während der relativ ruhigen ersten neun Jahre war die Hagana dennoch eine eher lose Organisation örtlicher Verteidigungsgruppen in größeren Orten und wenigen Siedlungen. Die von Jisrael Galili geführte Organisation unterstand der zivilen Führung der Gewerkschaft Histadrut und war ihrem starken Einfluss unterworfen.
Infolge der Unruhen des Jahres 1929, die zu 133 Toten auf jüdischer Seite führten, änderte sich die Rolle der Hagana dramatisch. Sie wurde zu einer wesentlich größeren Organisation und umfasste beinahe alle Jugendlichen und Erwachsenen in den ländlichen Siedlungen und hatte tausende Mitglieder in den Städten. Sie begann, ausländische Waffen zu besorgen und einfaches militärisches Gerät sowie Handgranaten herzustellen (siehe: Israel Military Industries). Gleichzeitig wandelte sie sich von einer untrainierten Miliz zu einer ernst zu nehmenden paramilitärischen Vereinigung.
1936 bestand die Hagana aus ca. 10.000 aktiven und ungefähr 40.000 einsatzbereiten Kämpfern. Während des Arabischen Aufstands der Jahre 1936 bis 1939 wurden Mitglieder der Hagana als Teile der neu gegründeten Jewish Settlement Police, einer Abteilung der Palestine Police geduldet. Zunächst hatte diese Einheit einen rein defensiven, auf die Sicherung jüdischer Siedlungen zielenden Charakter. Erst gegen Ende des Aufstandes nahm diese Einheit eine mehr offensive Stellung ein. Die Erfahrung dieser Jahre erwies sich später im Palästinakrieg von 1947 bis 1949 für die jüdische Seite als nützlich.
Aus Unzufriedenheit mit der insgesamt eher moderaten Haltung der Hagana spalteten sich 1937 die meisten Mitglieder der rechten Flügel ab und bildeten den Irgun. Die Untergrundorganisation Irgun und deren Abspaltung Lechi wurden durch ihre geheimen, meist terroristischen Missionen bekannt.
Um die Lage zu beruhigen, wurde die jüdische Einwanderung nach Palästina 1939 von den Briten eingeschränkt, worauf die Hagana die illegale Einwanderung und Demonstrationen gegen die Briten organisierte. Sie gründete außerdem Alija Bet, die Organisation für illegale Einwanderung, die über Basen in der Schweiz und der Türkei operierte.
Die MS PATRIA wurde 1940 in der Bucht von Haifa von der Hagana gesprengt, um die Überführung der jüdischen Passagiere nach Mauritius zu sabotieren, mit dem Ergebnis von über 250 Toten. [1]
Im besetzten West-Deutschland unterhielt die Hagana nach 1945 zwei illegale Militärschulen u. a. im „Hochland“-Lager bei Königsdorf (Bayern) [2] – wo wenige Monate zuvor noch die Hitlerjugend militärisch ausgebildet wurde – und in Wildbad (Mittelfranken).
Teilnahme am Zweiten Weltkrieg
Trotz des Weißbuchs von 1939, das die Einwanderungsbeschränkungen für Juden festschrieb und damit die jüdische Führung in Palästina tief verärgerte, stellte sich David Ben-Gurion als Vorsitzender der Jewish Agency nach Kriegsausbruch an die Seite der Briten:
„Wir werden Hitler bekämpfen, als ob es kein Weißbuch gäbe, und wir werden das Weißbuch bekämpfen, als ob es keinen Krieg gäbe“
– David Ben-Gurion
Der Irgun nahm allerdings eine extremere Position ein und begann, britische Einrichtungen anzugreifen.
Im ersten Jahr des Zweiten Weltkriegs ersuchte die britische Armee die Hagana aus Angst vor einem deutschen Durchbruch in Nord-Afrika um Unterstützung. Nachdem Erwin Rommel allerdings 1942 in El Alamein besiegt worden war, beendeten die Briten ihre uneingeschränkte Unterstützung der Hagana. Nach langen Verhandlungen wurde 1944 eine Jüdische Brigade innerhalb der britischen Armee gegründet. Ihr Brigadeabzeichen ist ein Davidstern, ihre Einheit gehörte zur britischen 8. Armee. Zwar war den palästinensischen Juden schon seit 1940 der Eintritt in die britische Armee gestattet, die Jüdische Brigade war jedoch die erste ausschließlich jüdische Militäreinheit, die in einem Krieg diente; sie bestand aus 5.000 Soldaten und wurde im September 1944 in Italien eingesetzt. Die Auflösung erfolgte 1946.
Insgesamt dienten während des Krieges mehr als 30.000 palästinensische Juden in der britischen Armee.
Im Frühjahr 1941 gründete die Hagana die Palmach (Akronym für Plugot Mahatz— Einsatztruppen), eine militärartige Einrichtung, die sich auf das Training von Jugendlichen konzentrierte. Sie war vergleichsweise klein – bis 1947 umfasste sie nur fünf Bataillone (ca. 2.000 Mann) – spielte aber eine wichtige Rolle, da ihre Mitglieder grundlegende militärische Fähigkeiten und auch Führungsfähigkeiten erhalten hatten, die sie für Führungsfunktionen in der späteren israelischen Armee qualifizierten.
Nach dem Krieg
Nach dem Krieg führte die Hagana anti-britische Operationen in Palästina aus, z. B. die Befreiung internierter Immigranten aus dem Atlit Camp, Bombenanschläge auf das Eisenbahnnetz sowie Sabotageakte auf Radarstationen und Polizeistationen der Briten. Außerdem organisierte sie weiterhin die Einwanderung von Juden, wie beispielsweise die Fahrt von europäischen Überlebenden des Holocausts mit der Exodus, und weitere Formen der Beriha.
Am 28. Mai 1948, weniger als zwei Wochen nach der Gründung des Staates Israel am 15. Mai, gründete die provisorische israelische Regierung die neue israelische Armee. Zeitgleich wurden alle anderen bewaffneten Gruppen verboten. Der Irgun akzeptierte die Entscheidung nach einem kurzen Zusammenstoß zwischen Hagana und Irgun. Schließlich legte der Irgun die Waffen nieder, und Menachem Begin transformierte seine Miliz in eine politische Partei, die Cherut.
- Bekannte Mitglieder der Hagana
Literatur
- Jim G. Tobias, Peter Zinke: Nakam - Jüdische Rache an NS-Tätern. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2000. 173 Seiten, ISBN 3894581948 (Rezension von Julia Brauch bei der Süddeutschen Zeitung)
- Jim G. Tobias: Sie sind Bürger Israels: Die geheime Rekrutierung jüdischer Soldaten außerhalb von Palästina/Israel; unter besonderer Berücksichtigung der Mobilmachung im Nachkriegsdeutschland von 1946 bis 1948. Antogo-Verlag, Nürnberg 2007. ISBN 3-9806636-8-X
Weblinks
- Jüd./Jewish Brigade in der Britischen 8. Armee (Englischsprachige Wikipedia)
- Nürnberger Institut für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts e.V.: Projekt Hagana
- Jewish Virtual Library: The Haganah (englisch)
- (Israeli Ministry of Foreign Affairs: Lexicon of Zionism: Haganah (englisch)
- ZIIC: The Haganah: History of the Israeli Underground Defense force (englisch)
- Galili Center for Haganah Studies: What is the history of the Jewish Armed Forces in Mandate Palestine? (englisch)
Einzelnachweise
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