Habsburger Lippe

Habsburger Lippe
Auf diesem Porträt des Kaisers Maximilian (links) und seiner Familie ist seine Habsburger Unterlippe deutlich zu sehen (Gemälde von Bernhard Strigel, 1. Viertel 16. Jh.)
Königin Marie Antoinette auf dem Weg zu ihrer Hinrichtung 1793. Prominent ist ihre Habsburger Unterlippe zu erkennen. (Zeichnung von Jacques-Louis David der Augenzeuge war.)

Als Habsburger Unterlippe (oder Habsburger Lippe) bezeichnet man die stark ausgeprägte erbliche Unterlippe (der Habsburger). Sie ist eine Überentwicklung des Unterkiefers ("echte" Progenie) und ein Teil des Habsburger Gesichtes.

Die Unterlippe in der Genealogie der Habsburger

Zwei Drittel der Mitglieder der Habsburger besaßen über sechs Jahrhunderte lang eine sogenannte "Habsburger Unterlippe". Über den Ursprung gibt es mehrere Theorien. Einige sehen bereits bei Rudolf von Habsburg (1218–1291) eine schwach ausgeprägte Habsburger Unterlippe. Andere führen die Unterlippe ins 15. Jahrhundert mit Albrecht II. (1391–1439) zurück. Rudolf von Habsburg ist sein Ur-Ur-Ur-Großvater. Die dritte Theorie besagt, dass Cimburgis von Masowien, die Mutter Kaiser Friedrichs III., die Habsburger Lippe eingeerbt hat.

Nach einer weiteren Theorie stammt die stark ausgeprägte Unterlippe von Johanna von Pfirt (1300–1351), der Gattin von Albrecht II. von Österreich (1298–1358). Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor: Rudolf IV., Margarete, Albrecht III. und Leopold III. Der Schädel von Rudolf IV. zeigt Züge des Habsburger Gesichtes (besonders am Kinn) auf. Seine Ehe blieb jedoch kinderlos, ebenso wie die von Margarete. Zu den Nachfahren von Albrecht III. gehört auch König Albrecht II., dessen einziger Sohn jedoch früh starb. Die leopoldinische Linie (die Nachkommen von Leopold III.) setzte sich dagegen fort und brachte u.a. Maximilian I., Philipp I., Karl V., Ferdinand I., Leopold I. oder Philipp IV. hervor.

Karl II. von Spanien, deutlich erkennbar ist die stark ausgeprägte Unterlippe

Die Ehefrauen von Ludwig XIII. (Anna von Österreich) und Napoléon Bonaparte (Marie-Louise von Österreich) sowie die Ahnin der Ernestiner und Albertiner stammen ebenfalls aus dem Hause Habsburg. Ihre Nachkommen besitzen jedoch keine oder nur eine schwach ausgeprägte Habsburger Unterlippe.

Ein extremes Beispiel der Unterlippe beziehungsweise einer akuten Progenie war der letzte spanische Habsburgerherrscher Karl II.. Dieses Merkmal war bereits bei seinem Vater und Großvater zu erkennen; das Merkmal machte sich so stark bemerkbar, dass Karl II. Schwierigkeiten beim Kauen hatte.

Bis ins 18. Jahrhundert war die Habsburger Unterlippe in der Familie stark verbreitet und auch heute besitzen noch viele Nachkommen der Habsburger eine Habsburgerlippe.

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