Halbes Anführungszeichen

Halbes Anführungszeichen
Satzzeichen
-, , , ―
 . ,  , ,  ; ,  : ,  … ,  · 
¿, ?, !, ¡, , ؟
„…“, »…« …,  ’ 
/, \
(…), […], {…}, 〈…〉
Sonstige Zeichen
 • 
@, &
|, ¦
°, ′, ″, ‴
*, , †, ‡
#, №, ª, º
§,
©, ℗, ®, ™, ℠
_
~, ˜
Rechenzeichen
+, , ×, ∙, :, ∕, ÷, ±, ∓
=, ≈, ≠ …, ~, ∝ …, <, >
,
%,

Anführungszeichen sind Satzzeichen, die am Anfang und Ende der direkten Rede, eines wörtlichen Zitats oder des zitierten Titels oder Namens eines Werkes stehen. Im letzteren Fall können sie entfallen, wenn der Titel oder Name zum Beispiel aufgrund der Bekanntheit des Werkes auch ohne sie als Titel erkannt werden kann (z. B. bei Bundesgesetzblatt, Strafgesetzbuch, Meyers Konversations-Lexikon).

Anführungszeichen können außerdem verwendet werden, um Wörter, Wortgruppen und Teile eines Textes oder Wortes hervorzuheben, zu denen man Stellung nehmen möchte, über die man eine Aussage machen will oder von deren Verwendung man sich – etwa ironisch oder durch die Unterlegung eines anderen Sinns – distanzieren möchte.

Inhaltsverzeichnis

Bezeichnung

Vermutlich weil das öffnende Anführungszeichen das Zitat einleitet („anführt“), werden schließende Anführungszeichen manchmal fälschlicherweise als Abführungszeichen bezeichnet.[1] Die namensgebende Anführung ist aber die des Textes zwischen den Zeichen durch den Autor („Anführenden“). Die durch die Vorsilbe an- bezeichnete Richtung ist also die des Zitats in den Argumentationskontext und nicht die des Leseflusses ins Zitat.

Geschichte

Der früheste nachweisbare Gebrauch von Anführungszeichen wird dem Mailänder Renaissance-Humanisten Francesco Filelfo zugeschrieben, in dessen 1483 oder 1484 erschienener Ausgabe der Schriften des Aristoteles Zitate mit schräggestellten Doppelstrichen am linken Rand jeder Zeile kenntlich gemacht werden. Vor Erscheinen der Orationes et opuscula wurden wörtliche Zitate nach Belieben des Autors hervorgehoben oder auch nicht; nicht-wörtliche Entlehnungen wurden am Rand gekennzeichnet. Die Anführungszeichen setzten sich im Anschluss durch; bereits Filelfo hatte sie in seiner posthum veröffentlichten Ausgabe auch für die Kennzeichnung wörtlicher Rede verwendet.[2]

Das Anführungszeichen gilt als aufgelöster Nachfahre der Diple, eines Zeichens ähnlich dem >, mit dem zum Teil in der griechischen Antike am Rand eines Textes auf Anmerkungen verwiesen wurde. Im Mittelalter wurden damit auch Bibelstellen kenntlich gemacht; ob die Humanisten diesen Gebrauch weiterführten oder sich direkt an die griechischen Handschriften anlehnten, ist nicht gewiss.

Anführungszeichen gemäß dem amtlichen Regelwerk

Die Verwendung von Anführungszeichen wird insbesondere in § 89 und § 94 des überarbeiteten amtlichen Regelwerkes der deutschen Rechtschreibung von 2006 geregelt.

Mit Anführungszeichen schließt man etwas wörtlich Wiedergegebenes ein (§ 89). Dies betrifft

  1. wörtlich wiedergegebene Äußerungen (direkte Rede):
    „Immer muss ich arbeiten!“, seufzte sie.
  2. wörtlich wiedergegebene Textstellen (Zitate).

Mit Anführungszeichen kann man Wörter oder Teile innerhalb eines Textes hervorheben und in bestimmten Fällen deutlich machen, dass man zu ihrer Verwendung Stellung nimmt oder sich auf sie bezieht (§ 94). Dies betrifft

  1. Überschriften, Werktitel (etwa von Büchern und Theaterstücken), Namen von Zeitungen und dergleichen:
    Sie las den Artikel „Chance für eine diplomatische Lösung“ in der „Wochenpost“. Sie liest Thomas Manns Roman „Tod in Venedig“. Kennst du Fontanes Roman „Effi Briest“? Wir lesen gerade „Unterm Rad“ von Hesse.
    Zur Groß- und Kleinschreibung siehe § 53 E1.
  2. Sprichwörter, Äußerungen und dergleichen, zu denen kommentierend Stellung genommen wird:
    Das Sprichwort „Eile mit Weile“ hört man oft. „Aller Anfang ist schwer“ ist nicht immer ein hilfreicher Spruch. Sein kritisches „Der Wein schmeckt nach Essig“ ärgerte den Kellner. Ihr bittendes „Kommst du morgen?“ stimmte mich um. Seine ständige Entschuldigung „Ich habe keine Zeit!“ ist wenig glaubhaft. Mich nervt sein dauerndes „Ich kann nicht mehr!“.
    Textteile dieser Art werden nicht mit Komma abgegrenzt.
    Im Übrigen gilt § 90 bis § 92.
  3. Wörter oder Wortgruppen, über die man eine Aussage machen will:
    Das Wort „fälisch“ ist gebildet in Anlehnung an West„falen“. Der Begriff „Existenzialismus“ wird heute vielfältig verwendet. Alle seine Freunde nannten ihn „Dickerchen“. Die Präposition „ohne“ verlangt den Akkusativ.
  4. Wörter oder Wortgruppen, die man anders als sonst – etwa ironisch oder übertragen – verstanden wissen will:
    Und du willst ein „treuer Freund“ sein? Für diesen „Liebesdienst“ bedanke ich mich. Er bekam wieder einmal seine „Grippe“. Sie sprang diesmal „nur“ 6,60 Meter.

Zur Verwendung des Anführungszeichens zur Vermeidung sich wiederholender Wörter siehe Unterführungszeichen.

Anführungszeichen in der Wissenschaft

In den Philologien, deren Texte sowohl Zitate als auch viel zu besprechendes objektsprachliches Material und die ggf. hinzugefügten Bedeutungen dieses Materials enthalten, würde die Verwendung ein und derselben Anführungszeichen in all diesen Fällen zu Verwirrung führen. Daher wird unterschieden:

  • Nur Zitate aus anderer wissenschaftlicher Literatur oder aus der Belletristik werden gemäß dem amtlichen Regelwerk in doppelte, Zitate im Zitat in einfache Anführungszeichen gesetzt.
  • Einzelne Wörter, Syntagmen und Sätze, die Gegenstand linguistischer Beschreibung und Analyse sind, stehen niemals in Anführungszeichen, sondern werden kursiv gesetzt. (Beispiel: Das Wort Demokratur ist ein bekanntes Kofferwort.)
  • Insbesondere fremdsprachigen Ausdrücken kann eine Bedeutungsangabe folgen; diese steht – ohne Klammern, Komma oder sonstige Absetzung – in einfachen Anführungszeichen. (Beispiel: Der Ausdruck Smog setzt sich aus den englischen Wörtern smoke ‚Rauch‘ und fog ‚Nebel‘ zusammen.)[3]. Viele deutsche Universitäten verwenden auch die einfachen (englischen) Anführungszeichen oben (’ ‘).[4]

Bei der bibliographischen Angabe von Literatur ist die Verwendung von Anführungszeichen und Kursivsatz klar geregelt. Meist werden nur die Titel von Artikeln in Büchern und Zeitschriften in Anführungszeichen gesetzt, während die Titel selbständiger Werke kursiv und ohne Anführungszeichen stehen.

In der Biologie verwendet man die englischen Anführungszeichen, wenn Zuchtformen und Sorten von Pflanzen angegeben werden. Zum Beispiel bei einer Zuchtform der Sawara-Scheinzypresse: Chamaecyparis pisifera ‘Squarrosa’ (Schema: Gattung Art ‘Zuchtform’/‘Sorte’).[5]

Typografische Anführungszeichen

Im Deutschen

'
"

Im Schreibmaschinensatz gibt es für öffnendes und schließendes Anführungszeichen nur ein Zeichen ("), das hier gleichzeitig als Ersatzzeichen für Zoll, Sekunden oder Bogensekunden dient.

Werden innerhalb von Anführungszeichen weitere Anführungszeichen gebraucht, so verwendet man meist sogenannte halbe oder einfache Anführungszeichen. Bei Schreibmaschinen gibt es ebenfalls nur ein Zeichen ('), das hier auch Apostroph, Fuß- und Minutenzeichen ersetzt.

Es werden jedoch typografische Anführungszeichen bevorzugt, die sich von Sprache zu Sprache und teilweise von Land zu Land unterscheiden. Nur in Bereichen, wo dies nicht möglich ist, beispielsweise an der Schreibmaschine, ist auch das Zeichen " erlaubt.

Deutschland und Österreich

» «
„ “

Im deutschen Schriftsatz werden in allen Ländern außer der Schweiz und Liechtenstein als Anführungszeichen entweder die deutschen Anführungszeichen („…“; Merkhilfe: 99-66) oder die französischen Anführungszeichen (»…«; Guillemets [gijˈmɛ]) mit den Spitzen nach innen verwendet. Letzteren verdanken die Anführungszeichen auch den Namen Gänsefüßchen, da ihre Form an den Abdruck eines Gänsefußes erinnert. Die französischen Anführungszeichen mit der Spitze nach außen – wie in den romanischen Sprachen üblich – sind im deutschen Satz nur in der Schweiz und Liechtenstein üblich.

› ‹
‚ ‘

Die halben Anführungszeichen sind einfache Versionen der doppelten deutschen (‚…‘) bzw. französischen (›…‹).

Es gibt unterschiedliche Auffassungen dazu, ob Anführungszeichen mit einem anderen Typ von halben Anführungszeichen kombiniert werden können (»… ‚…‘ …«, „… ›…‹ …“). Dafür spricht der klarere Kontrast vor allem dort, wo Anführungszeichen und halbe Anführungszeichen aufeinandertreffen (»›…‹«, „‚…‘“ gegenüber »‚…‘«, „›…‹“), dagegen spricht das weniger einheitliche Schriftbild.

‘ ’
‚ ‘

Die oben angesprochenen Anführungszeichen für Bedeutungsangaben in sprachwissenschaftlichen Texten sind stets die typographischen ‚halben‘ Anführungszeichen, nach deutscher Typografie unten und oben, nach englischer oben, unabhängig von den ansonsten im Text verwendeten Anführungszeichen für Zitate.

In handschriftlichen Texten werden normalerweise „…“ verwendet, ebenso in Zeitungen. Guillemets überwiegen hingegen im Buchdruck.

Der im Deutschen vorherrschende Stil ist auch in einigen anderen germanischen sowie slawischen Sprachen verbreitet.

Schweiz, Liechtenstein

‹ ›

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