Hallo, Dienstmann

Hallo, Dienstmann
Filmdaten
Deutscher Titel: Hallo Dienstmann
Produktionsland: Österreich
Erscheinungsjahr: 1951
Länge: 101 Minuten
Originalsprache: deutsch
Altersfreigabe: FSK ursprgl. 12, heute 6
Stab
Regie: Franz Antel
Drehbuch: Franz Antel, Lilian Belmont und Rudolf Österreicher nach einer Idee von Paul Hörbiger
Produktion: Schönbrunn-Film, Wien
Musik: Hans Lang
Kamera: Hans Heinz Theyer
Schnitt: Arnfried Heyne
Besetzung

Hallo Dienstmann ist eine Verwechslungskomödie des Wiener Films mit Hans Moser und Paul Hörbiger rund um einen echten und einen falschen Dienstmann.


Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Musikprofessor Ferdinand Godai geht als Dienstmann Nr. 106 auf einen Maskenball, auf dem er seine geschiedene Frau Susi trifft, die ihn zurückhaben will. Auf dem gleichen Ball flirtet der Pianist Alexander Lischka mit Hansi Scheidl und stellt sich ihr als Sohn eines angesehenen und einflussreichen Diplomaten vor. Am nächsten Morgen holt Lischka Gaby Brandstätter vom Südbahnhof ab. Da das Gepäck Gabys zuviel für Lischka ist, engagiert dieser kurzerhand den bereits stark angeheiterten Godai, der sich in einem nahegelegenen Wirtshaus zum Frühschoppen befindet, und gemeinsam transportieren sie die Koffer und Kisten nach Hause. Dort kämpfen beide mit einer großen Holzkiste (eine der berühmtesten Szenen der österreichischen Filmgeschichte). Godai wird in Gabys Wohnung vom Schlaf übermannt und verliert seine Zigarettendose. Am nächsten Tag tritt Gaby Brandstätter ihre Stelle im Konservatorium als Assistentin Godais an, erkennt ihn ihm aber zunächst nicht den falschen Dienstmann. Daraufhin entspinnt sich um die verlorene Zigarettendose ein amüsantes Katz-und-Maus-Spiel, in dessen Rahmen Lischka bemerkt, dass er einem falschen Dienstmann aufgesessen ist. Er schwört furchtbare Rache. Susanne Godai sieht die Romanze zwischen Godai und Gaby mit Sorge und beginnt eine Intrige, an deren Ende sie selbst als Verliererin dasteht. Bei der Semesterschlussaufführung - das Singspiel „Hallo Dienstmann“ steht auf dem Programm - kann der „Dienstmann“ vor Lampenfieber nicht auftreten und Godai muss seine Rolle übernehmen. Lischka, der der Hauptdarstellerin Hansi Blumen überreichen soll, stürmt auf die Bühne, um den falschen Dienstmann dingfest zu machen. Nachdem der Irrtum aufgeklärt wurde, singen beide das berühmte Schlusslied „Hallo Dienstmann“.

Der Dienstmann - Hans Mosers Lebensrolle

Der Film „Hallo Dienstmann“ ist eine Reminiszenz auf Hans Mosers berühmten Sketch „Der Dienstmann“ aus den 20er Jahren. Paul Hörbiger, der schon als junger, unbekannter Schauspieler, Hans Moser in Heinrich Eisenbachs „Budapester Orpheum“ bewunderte, hatte die Idee zu einem Lustspiel, das Moser noch einmal die Gelegenheit bot, in seine populärste Rolle zu schlüpfen.

Nachdem er Anfang der 20er Jahre auf diversen Cabaret- und Varietébühnen mit Solonummern wie „Ich bin der Hausmeister vom Siebenerhaus“ oder „Der Patient“ (aus der Feder Fritz Löhner-Bedas) erste Erfolge als Charakterkomiker verzeichnen konnte, schrieb sich Hans Moser mit dem Sketch „Der Dienstmann“ nicht nur seine Lebensrolle, sondern schuf damit einige längst in den österreichischen Sprachgebrauch übergegangene Redewendungen:

  • "Auf gebaut kommt´s net an."
  • "Wie nehmen mir ihm denn?"
  • "Mit´n Untergriff"

Die eigentliche Verwechslungskomödie: Keines dieser Zitate wurde später in den Film "Hallo Dienstmann" übernommen, wiewohl dies fälschlicherweise immer wieder verbreitet wird.

Hans Mosers Sketch „Der Dienstmann“ wurde zweimal verfilmt. Erstmals 1928 im Tri-Ergon-Verfahren in Berlin (verschollen), ein zweiter Kurzfilm entstand 1932 unter der Regie Adolf Rosens in Wien. Einen weitere Filmauftritt als Dienstmann hatte Hans Moser in dem Stummfilm „Die Familie ohne Moral“ (1927). Doch schon 1906 spielte er seine erste Dienstmann-Rolle in Bernhard Buchbinders Posse „Der Schusterbub“.

Die Kofferszene - eine Anekdote

Große Popularität erlangte der Film „Hallo Dienstmann“ auch über den Umweg der Anekdote, vor allem durch die freie Nacherzählung der sogenannten „Kofferszene“. Im Jahre 1979 schrieb der österreichische Autor Georg Markus in der von ihm verfassten Paul Hörbiger-Autobiographie „Ich hab für euch gespielt“:

Da gibt es eine, heute schon klassische Szene, in der Moser und ich den verzweifelten Versuch unternehmen, einen scheinbar tonnenschweren Koffer die Stiegen hinaufzuschleppen. Ich sage laut Drehbuch: »Geh, sag, wo is denn a so a schwerer Koffer besser zum Tragen – vorn oder hinten?« Darauf Fachmann Moser, in gewohnt grantigem Tonfall: »Na, hinten natürlich, da is er ja leichter.« Und während die Kamera läuft, fällt mir das Extempore ein: »Na, weißt was, Kollege, dann nehm ma ihn doch beide hinten.« Der Hans hat daraufhin furchtbar lachen müssen, und wenn man den Film heute anschaut, sieht man noch genau, wie er an dieser Stelle das Lachen erfolglos zu unterdrücken versucht.

Der Treppenwitz dieser Filmgeschichte: der schwere Koffer, den die beiden Dienstmänner transportieren möchten, ist in Wahrheit eine große Holzkiste, auf der (jedoch schon gestürzt) »Vorsicht Glas« zu lesen ist. Dieses scheinbar unmögliche Unterfangen wird mit folgendem Dialog begleitet:

Moser: Geh i als Vordermann?
Hörbiger: Jo.
M: Geh i als Vordermann . . .
H: Is des leichter?
M: Leichter is es . . . insofern . . . es is logisch richtig, ned wahr? Dass er bei über die Stiegn . . . über die Stiegn hinauf . . . dass bei . . . der Vordermann kleiner is.
H: Aha.
M: Figür . . . figürlich is es natürlich vurteilhafter . . . für mich . . .
H: . . .
M: Wos?
H: Waun i als Vordermann geh is vielleicht besser, ned?
M: Besser is es nicht . . . aber waunst wüst . . . geh du . . . geh du als Vordermann.
H: Oder geh ma alle zwa als Vordermann?
M: Des is bled . . . mach kane . . . des is lächerlich . . . Gemma! Der mocht no seine Gsp . . . der derf nix trink´n . . . Gemma!

Aber die falsche "Kofferszene" ging ihren Weg, und hinterliess ihre Spuren in zahlreichen Werken, z.B.:

  • Georg Markus - Hans Moser, Ich trag im Herzen drin ein Stück vom alten Wien, 1980
  • Franz Antel, Christian F. Winkler – Hollywood an der Donau, 1991
  • Georg Markus - Wiener G´schichten, 1992
  • Franz Antel, Peter Orthofer – Verdreht, verliebt, mein Leben, 2001
  • Georg Markus – Das heitere Lexikon der Österreicher, 2003
  • Ulrike Dembski, Christiane Mühlegger-Henhapel (Hg.) – Hans Moser 1880 - 1964, 2004
  • Georg Markus – Die Hörbigers, 2006
  • Franz Antel – Servus Franz, grüß dich, 2006

- und findet sich nun auch auf dem Cover der Edition Der Standard - DVD »Hallo Dienstmann«, 2008

Kritiken

  • „Hallo, Dienstmann“, ein österreichisches Lustspiel, will nichts als zwei Stunden lang anspruchslos unterhalten, und dieser Zweck wird vollkommen erreicht, ohne daß sich selbst der künstlerisch anspruchsvollere Kinobesucher ärgern muß.Filme der Woche. Arbeiter-Zeitung vom 10. Februar 1952, S. 6 (online)
  • „Anspruchsloses Verwechslungslustspiel, dessen Reiz allein in der für Paul Hörbiger und Hans Moser typischen Komik liegt.“Lexikon des internationalen Films
  • "Lustspiel in bekannt weinseligem Wiener Stil. Leichtfertige Eheauffassung."6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 3. Auflage, Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 175

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