- All-Star Cast
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Unter einem All-Star-Cast (englisch: all-star cast; Übersetzung etwa: „Besetzung ganz aus Stars“) versteht man im englischen Sprachraum die Schauspielerbesetzung eines bestimmten Films (engl. cast), in dem – über die eigentlichen Hauptrollen hinaus – mitunter auch alle größeren Nebenrollen von Stars dargestellt werden.
Besonderheiten und Geschichte
Meist spielen solche Filme während eines eng begrenzten zeitlichen Rahmens und in der Regel auf wenige Schauplätze beschränkt, wie Hotels, Züge oder Flughäfen, um die dramatische Möglichkeiten auszuschöpfen und alle Beteiligten mehr oder weniger häufig in gemeinsamen Szenen zu präsentieren.
Als erstes vollausgeprägtes Beispiel für eine All-Star-Cast gilt Menschen im Hotel von 1932 von MGM. Der ausführende Produzent Irving Thalberg sah in dem Stoff, der die verwobenen Schicksale verschiedener Charaktere in einem Zeitraum von 24 Stunden in einem Berliner Hotel schilderte, die ideale Möglichkeit, fünf seiner Topstars gemeinsam auf die Leinwand zu bringen. Angesichts der sich dramatisch verschärfenden Weltwirtschaftskrise, die zu massiven Zuschauereinbrüchen führte, musste die Filmindustrie neue Wege beschreiten, um die zahlenden Zuschauer in die Kinos zu locken. Eine Möglichkeit war für Thalberg, die Anziehungskraft von mehreren Stars zu kombinieren und so auch zu potenzieren. So versammelte er mit Greta Garbo und Joan Crawford nicht nur zwei Schauspieler aus der Liste der zehn kassenträchtigsten Stars, sondern gab weitere Hauptrollen noch an John Barrymore, Lionel Barrymore und Wallace Beery. Selbst die wichtigsten Nebenrollen sind mit bekannten Namen wie Lewis Stone hochkarätig besetzt. Eines der Probleme bei All Star Filmen war mitunter die Reihenfolge, in der die Schauspieler genannt werden mussten. Die Streitereien um dieses order of billing waren mitunter lebhafter als die dramatischen Geschichten auf der Leinwand.
Menschen Hotel war sehr erfolgreich und die Idee wurde im Folgenden von allen Filmstudios nachgeahmt. MGM produzierte in den nächsten Jahren Dinner at Eight mit Marie Dressler, Jean Harlow, Wallace Beery und John Barrymore, oder Night Flight, der Clark Gable, die Barrymore-Brüder und Helen Hayes vor der Leinwand versammelte. Fox konterte mit State Fair, der unter anderem Janet Gaynor und Will Rogers präsentierte. Paramount Pictures boten mit If I Had a Million eine gewisse Variation des Themas, indem die Produzenten verschiedene, in sich abgeschlossene Episoden präsentierten, die durch eine Rahmengeschichte lose zusammengehalten wurden. Vorliegend vermachte ein exzentrischer Millionär wahllos Leuten, die er aus dem Telefonbuch herausgriff, eine Millionen Dollar. Paramount lieferte 1933 auch einen der größten finanziellen Reinfälle unter den All Star Streifen mit der Adaption von Alice im Wunderland. Zwar waren alle Rollen aus der Geschichte mit Topstars wie Gary Cooper oder Cary Grant besetzt, doch konnte das Publikum die Schauspieler aufgrund der teilweise extrem aufwändigen Masken, mittels derer sie wie die Figuren aus der Geschichte zurecht gemacht wurden, nicht erkennen und mied deshalb den Film.
In abgewandelter, etwas vereinfachter Form wurde das System durch Filme weiterentwickelt, bei denen die männliche und die weibliche Hauptrolle mit etablierten Stars, sogenannte Co-Stars, besetzt wurden. Solche Paarungen konnten teilweise etliche Filme über lang erfolgreich sein. So drehten William Powell und Myrna Loy zusammen 14 Filme, Janet Gaynor und Charles Farrell waren 12 Mal nebeneinander zu sehen. Bei besonders großen weiblichen Stars wurden mitunter sogar zwei männliche Stars aufgeboten, um eine romantische Dreiecksgeschichte noch interessanter für die Fans zu machen, so Forsaking All Others von 1934, in dem Joan Crawford sich zwischen Clark Gable und Robert Montgomery entscheiden muss oder Libeled Lady von 1936, der mit William Powell, Jean Harlow, Myrna Loy und Spencer Tracy sogar vier Stars in einem doppelten Beziehungsdreieck präsentierte. Auch die umgekehrte Kombination war möglich, wenn ein männlicher Topstar zwischen zwei Frauen stand, wie Clark Gable in Wife Vs. Secretary, wo Jean Harlow und Myrna Loy sich um Gable stritten oder Wife, Doctor and Nurse, der im Titel schon die gesamte Story erzählte, in der Warner Baxter sich nicht zwischen Loretta Young und Virginia Bruce entscheiden kann.
Damit nicht zu verwechseln sind die während der frühen Tonfilmzeit populären Revuefilmen, in denen die Studios ihre gesamten Starmannschaft in mehr oder weniger locker miteinander verbundenen Revueszenen präsentierte. Beispiele dafür sind Paramount on Parade, The Show of Shows und The Hollywood Revue of 1929
Die Idee wurde erneut sehr populär, als die Filmindustrie durch internationale Koproduktionen erneut große, teilweise sehr kostenintensive Filme auf den Markt brachte, deren wirtschaftlicher Erfolg durch den Einsatz vieler prominenter Schauspieler abgesichert werden sollte.
Quellen und weiterführende Literatur
- Ronald Haver: David O. Selznick’s Hollywood -Random House Value Publishing – ISBN 978-0517476659
- Paul McDonald: The Star System: Hollywood’s Production of Popular Identities – Wallflower Press – ISBN 978-1903364024
- Jeanine Basinger: The Star Machine – Knopf – ISBN 978-1400041305
- Jeanine Basinger: A Woman’s View: How Hollywood Spoke to Women 1930–1960 – Wesleyan – ISBN 978-0819562913
- ausführliches Essay mit Aspekten zu dem Thema
Siehe auch
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