All Terrain Vehicle

All Terrain Vehicle
50-cm³-Quad
Daumengashebel
Lauf zur Deutschen Quad-Meisterschaft in Radevormwald, September 2005
Quads bei einem Supermoto-Rennen in Biebertal 2005
ATVs als Freizeitspaß im Gelände
ATVs beim Furten
Quads im Schnee
Eine Honda FourTrax Rancher beim US-Militär, Dezember 2003
Yamaha Grizzly ATV
Quads im Polizeieinsatz (Valencia)
Yamaha Raptor nach einem Rennen

Ein Quad (zu lat. quadri- „vier-“) oder ATV (kurz für All Terrain Vehicle, deutsch etwa: „All-Gelände-Fahrzeug“) ist ein kleines Kraftfahrzeug für ein bis zwei Personen mit vier Rädern oder seltener mit vier Gleisketten, häufig mit dicken Ballonreifen als Geländefahrzeug. In Deutschland werden Sport- und Freizeitfahrzeuge häufig als Quad bezeichnet, Arbeitsfahrzeuge für den Geländeeinsatz, beispielsweise Bergrettungsfahrzeuge mit Allradantrieb eher als ATV. In Kanada oder USA gibt es diese Unterscheidung nicht.

Inhaltsverzeichnis

Bauformen

Der Fahrersitz besitzt beim Quad und bei den meisten ATVs Sattelform, wie beim Motorrad, die Lenkung wird über eine Lenkstange betätigt. Bei den bisher noch selteneren Side-by-Side-Fahrzeugen, die aus den ATVs abgeleitet sind, werden Sitze ähnlich dem Autositz verbaut, die Lenkung wird über ein Lenkrad bedient. Man kann aber auch mit dem ATV und dem Side-by-Side-Fahrzeug durchaus sportlich fahren. ATV und Side-by-Side-Fahrzeuge werden auch beim Militär, für das diese Fahrzeuge ursprünglich entwickelt wurden, zur Personenbeförderung eingesetzt.

Geschichte

Als „Ur-Quad“ wird meist der Kraka (Kurzwort für Kraftkarren) genannt, der 1962 in Deutschland von der Firma Faun für die Bundeswehr entworfen wurde. Dieses Fahrzeug verwendeten die Luftlandetruppen als luftverlastbaren Waffenträger. Das Nachfolgemodell war kein Quad mehr sondern der gepanzerte Waffenträger Wiesel.

Die Vorläufer der Quads aus der jüngeren Vergangenheit waren ursprünglich von Honda entwickelte dreirädrige All-terrain (Motor)cycles (ATC). Auch Yamaha (u. a. "Tri-Z") und Kawasaki (u. a. "Tecate") machten sich in diesem Bereich einen Namen. Absatzmarkt waren die USA, hier tauchten die Fahrzeuge als erstes auf. Die Dreiräder waren zunächst nur als Freizeitfahrzeuge für die südkalifornischen Wüsten gedacht.

Die Fahrwerksgeometrie dieser Dreiräder ist eher auf Spaß als auf Sicherheit ausgelegt. Die Motorkraft wird auf eine starre Hinterachse ohne Schwinge übertragen, auf der zugleich das meiste Gewicht des Fahrers lagert. Beim Beschleunigen wird das Vorderrad so stark entlastet, dass Lenkbewegungen nicht auf den Untergrund übertragen werden. Eine Fahrwerksfederung wurde anfangs nicht verbaut. Diese Aufgabe mussten ausschließlich Ballonreifen übernehmen. Die Folgen dieser sehr einfachen Konstruktion waren zahlreiche schwere Unfälle in den USA. Die Verbraucherschützer setzten schließlich ein Vertriebsverbot durch. Da der Markt jedoch zu lukrativ schien, entwickelte die Firma Suzuki das erste vierrädrige „Quad“, die Suzuki LT 125. Mit der Zeit wurde der Aufbau der Fahrzeuge, zum Beispiel die Federung oder die Motoren, immer weiter verbessert. Sie wurden zunächst von Landwirten für die Arbeit auf ihren großen Weiden, dann als Transportfahrzeug und später auch als Sportgerät eingesetzt. Im Sportbereich setzt sich das Quad immer weiter durch, inzwischen werden in vielen Ländern offizielle Quad-Meisterschaften ausgetragen.

Technik

Quads haben in der Regel eine starre, zum Rahmen verwindungssteife, an einer Schwinge geführte Hinterachse. Diese Art der Konstruktion hat sich über die Jahre bewährt. Sie sorgt zum einen für eine gewisse Kurvenstabilität, verhindert jedoch andererseits den Einsatz eines Differenzialgetriebes, da das kurveninnere Hinterrad Haftreibung mit der Fahrbahn verliert. Das kann sogar bis zum Verlust des Kontakts zwischen Fahrbahn und Reifen führen, mit einem freien Differenzialgetriebe ginge damit die Traktion verloren, der Antrieb würde nur noch auf den freien Reifen wirken. Schlupf auf einem Hinterrad ist bei dieser Konstruktion aber notwendig, er ermöglicht erst die Kurvenfahrt der kleinen Vierradfahrzeuge.

Die Vorderräder werden sowohl beim Quad als auch beim ATV an Doppelquerlenkern geführt, im Fachjargon A-Arms genannt. Bei den allradgetrieben ATV wird zusätzlich ein sperrbares Differenzialgetriebe eingebaut. Beim ATV setzt sich inzwischen eine Einzelradaufhängung mit Doppelquerlenkern an der Hinterachse durch, wobei Sperrdifferentialgetriebe an der Hinterachse noch die Ausnahmen sind. Es findet sich bis jetzt nur bei Modellen von Polaris oder Cectek. Diese Art des Differenzials wird bei Polaris unter dem Markennamen Versa Trac vertrieben.

Bei ATVs mit groß dimensionierten Ballonreifen mit geringem Reifenfülldruck ist der Druck des Reifens auf den Untergrund geringer als beim typischen Quad. Das hält den Reifenabrieb bei Kurvenfahrten in Grenzen. Die Einzelradaufhängung ermöglicht eine stärkere Verschränkung der einzelnen Achsen, was beim Arbeitseinsatz im schweren Gelände oder auf einem Endurotrail wesentliche Vorteile gegenüber einer Starrachse bringt. Im Motocross-Sport bringt diese Bauweise (bis jetzt) keine erfahrbaren Vorteile. Zudem ist eine Einzelradaufhängung schwerer und wartungsintensiver als die Schwingenkonstruktion.

Zur Fahrwerksdämpfung werden in modernen Sportquads Stoßdämpfer an Vorder- und Hinterachse verbaut, welche in der Zug- und Druckstufe voll einstellbar sind. Viele Dämpfer haben einen separaten Druckausgleichsbehälter, welcher, neben der Aufnahme des verdrängten Öls beim Einfedern, auch zur Kühlung des Dämpferöls dient. Die Fahrwerksfedern sind im oberen Bereich enger als im unteren Bereich gewickelt. Dadurch nimmt die Federhärte beim Einfedern progressiv zu. Leichte Bodenwellen z. B. erfordern nur ein geringes Einfedern und eine geringe Kraftaufnahme. Diese Kraft wird von dem unteren, durch die weitere Wicklung, weicheren Teil der Feder absorbiert. Mit einer durchgehend harten Feder würde der Fahrer schon von einer kleinen Welle einen Schlag am Lenker bekommen oder das Quad sich an der hinteren Schwinge aufschaukeln. Weite Sprünge hingegen erfordern ein starkes Einfedern und eine große Kraftaufnahme. Diese Kraft wird von der oberen, durch die enge Wicklung, stärkeren Teil der Feder aufgenommen. Mit einer durchgehend weichen Feder würde das Fahrwerk durchschlagen und die Kräfte würden auf den Fahrer übertragen. Mit dieser Technik werden die Vorteile einer weichen Feder mit der einer harten Feder kombiniert ohne dabei die Nachteile einzubauen. Natürlich trägt auch der Aufbau des inneren Dämperelements entscheidend dazu bei, das das Gesamtsystem funtkioniert.
Der Zubehörhersteller Fox hat als erster ein Luftfahrwerk auf den Markt gebracht. Bei diesem Konzept konnte auf eine Feder ganz verzichtet werden. Das System ist dadurch um bis zu 3,5kg leichter als vergleichbare Dämpfer bei min. gleicher, oftmals aber besseren Performance als die vorher beschriebenen Feder/Dämpfer Systeme.
Die meisten Sportquads der Premiummarken haben eine hintere Schwinge aus Aluminiumdruckguss. Diese ist leichter als geschmiedete oder geschweißte Schwingen aus Stahl. Zusammen mit Aluminiumfelgen wird dadurch eine wesentliche Reduzierung der ungefederten Masse an der Hinterachse erzielt. Der hintere Dämpfer ist oftmals nicht direkt oben auf der Schwinge angebunden, sondern stützt sich auf ein Umlenksystem. Dieses soll die vorher beschriebene Progression des einzelnen hinteren Dämpfers noch zusätzlich unterstützen.
Das Fahrwerk ist die wichtigste Systemgruppe am Quad, weit vor der Motorleistung. Denn wenn das Fahrwerk nicht richtig funktioniert kann die Motorleistung nicht vollständig genutzt werden. Zudem wird die Kondition des Fahrers stark beansprucht.


Yamaha bietet in seinem Modell Grizzly 700 als erster OEM (Original Equipment Manufacturer) eine Servolenkung an. Die Vorteile der elektronischen Servolenkung sind bei diesem schweren ATV schon im normalen Betrieb spürbar. Wenn das ATV mit einem Raupenfahrwerk ausgestattet wird ist der Vorteil sehr groß, da ohne die Lenkhilfe durch den hohen Rollwiderstand der Raupen hohe Lenkkräfte vom Fahrer aufzubringen sind.

Gestoppt werden Quads mit Scheibenbremsen an der Vorder- und Hinterachse, welche hydraulisch (über Mehrkolbenbremszangen) oder mechanisch (über Bowdenzug) betätigt werden. Hochwertige Maschinen haben zudem Stahlflex-Bremsleitungen. Die Trommelbremse ist nicht mehr zeitgemäß und wird nur noch an einfachen Maschinen verbaut. Der Hersteller Kawasaki geht mit einer gekapselten Ölbad-Mehrscheibenbremse an der Hinterachse seiner ATVs und der KFX700 einen Sonderweg.

Die Rahmen der höherwertigen Sportquads sind in der Regel Hybridrahmen aus Stahl und Aluminium mit einer hohen Verwindungssteiffigkeit. Kawasaki bietet in seiner KFX450R einen Komplettrahmen in Aluminium an. Die DS450 EFI von CAN-AM (neuer Markenname für Bombardier ATVs und Quads) hat ebenfalls einen Aluminiumrahmen, der im innovativen Pyramidendesign gestaltet ist. Der komplette Rahmen kommt ohne Schweißnähte aus und wird mit Aluminiumbolzen und Schrauben zusammengehalten, so dass das Skelett mit weniger Teilen stabiler aufgebaut werden konnte als konventionelle Rahmen. Das Gesamtgewicht des Rahmens beträgt lediglich 16,7 kg.
Der Rahmen von ATV ist auf eine möglchst große Gesamtstabilität ausgerichtet, welche sich im Gewicht niederschlägt. Dies ist aber für den harten Arbeitseinsatz wie beispielsweise zum Holzrücken unerlässlich und somit kein Nachteil im gedachten Haupteinsatzgebiet.

Für Rennzwecke können zusätzlich Nerv Bars (Schutzbügel), Lenkungsdämpfer, eine verstärkte Lenksäule und Lenker, ein „Kill-Switch“, also eine Abreißleine zu einem Notausschalter, allerlei Motortuning-Teile sowie verbreiterte A-Arms und Hinterachsen verbaut werden.

Straßen-Quads

Durch Spurverbreiterung, Tieferlegung und Straßenreifen kann das Quad auch zu einem guten Straßenfahrzeug umgebaut werden. Über die letzten Jahre hat sich ein gutes Händlernetz in Deutschland entwickelt, so dass der Erwerb von guten Bauteilen, im Vergleich zum Anfang des Quadbooms, kein Problem mehr ist.

Der kostenintensive Umbau zu einem Streetfighter (Straßenquad) könnte in den nächsten Jahren vielleicht überflüssig werden, da sich im Moment der Trend entwickelt Quads zu bauen welche ab Werk für den reinen Straßenbetrieb ausgelegt sind. Sie haben im allgemeinen eine breite Spur, Straßenreifen, einen niedrigen Schwerpunkt und Sitzposition für Fahrer und Socius. Dieses Thema ist für die Hersteller aber nur in Europa interessant, da es z. B. in den USA (den bei weiten größten Markt für diese Fahrzeugklassen) und vielen anderen Ländern nicht möglich ist ein Quad zuzulassen. Somit sind die zu erreichenden Stückzahlen in diesem Segment etwas eingeschränkt.

Motorisierung

Die Motorisierung der Fahrzeuge liegt zurzeit zwischen 50 cm³ und 1000 cm³ (und etwa 50 kW). Es gibt auch einige „extreme“ Sonderanfertigungen mit bis zu 1150 cm³ Hubraum oder einem Turbolader. Die Motoren sind in der Regel Viertakt-Einzylinder. Es gibt aber auch Modelle mit Viertakt-Zweizylinder oder Zweitaktmotoren. Das wohl bekannteste Quad mit Zweitaktmotor ist die Yamaha YFZ-350 Banshee, welche von ihren Fans aber nur Shee genannt wird. Es wurde über 18 Jahre produziert und hat über lange Zeit die Sportszene in den USA und Europa dominiert. Dieser Erfolg lag zum einen an dem, für damalige Verhältnisse, leistungsstarken Zweizylinder Zweitakt Motor, der einzige der je in Großserie in ein Quad eingebaut wurde, sowie dem sehr großen Zubehörmarkt. Für kein anderes Quad gibt es bis heute soviel Tuning- und Anbauteile wie für die Banshee
Im Jahr 2007 hat der Hersteller Arctic Cat ein ATV mit Dieselmotor auf den Markt gebracht. Da Polaris vor einigen Jahren mit dem Versuch gescheitert ist, ein Diesel ATV im Markt zu etablieren, ist Arctic Cat im Moment der einzige ATV OEM mit einem Dieselaggregat.

Im Bereich der Gemischaufbereitung zeichnet sich der Umstieg von den klassischen Vergasern zu elektronischen Einspritzanlagen ab. Dies geschieht hauptsächlich um die Leistung und Laufkultur der Motoren zu verbessern, aber auch um die Schadstoffemissionen der Fahrzeuge zu reduzieren.

Die Kraftübertragung zur Antriebsachse erfolgt beim Quad in der Regel durch eine Kette, während insbesondere bei den mit zuschaltbarem Allradantrieb ausgestatteten ATVs überwiegend ein wartungs- und verschleißarmer Kardanantrieb eingesetzt wird. Die Änderung der Übersetzung ist beim Kardanantrieb nur mit sehr hohen Aufwand machbar. Beim Kettenantrieb lässt sich die Übersetzung sehr leicht durch das Austauschen der Ritzel ändern. Dies ist ein wichtiger Aspekt für Sportfahrer, welche ihr Quad bestmöglich an die jeweilige Rennstrecke anpassen wollen.

Klassisch werden Quads über eine manuelle Fußschaltung, vergleichbar mit der eines Motorrades, geschaltet. Ein Rückwärtsgang ist in den meisten Maschinen vorhanden. Bei Sportquads die für den Renneinsatz auf der Motocross Strecke gedacht sind, wird aus Gewichtsgründen darauf verzichtet. Kawasaki bildet hier mit der KFX450R die einzige Ausnahme. Für das Einlegen des Rückwärtsganges gibt es verschiedene Systeme. Allen gemein ist, das durch sie ein versehentliches Einlegen des Rückwärtsganges sicher vermieden wird.
Im Einsteigersegement setzt sich in den letzten Jahren immer mehr die automatische Schaltung durch eine Riemen-Variomatik (CVT) durch. Diese ist bei ATVs schon seit Jahren Standard. In der Regel gibt es eine Low und High Fahrstufe sowie einen neutralen Gang und eine Parkstellung. Wie beim Automobil sind Sportfahrer sehr skeptisch zur Automatikschaltung eingestellt, weshalb die Zahl der Sportquads mit CVT-Getriebe klein ist.

Aus Sicherheitsgründen wird an den Fahrzeugen wie auch an Jet-Skis oder Motorschlitten ein Daumengashebel verbaut. Ein Gasdrehgriff ist nachrüstbar, dieser erschwert aber eine genaue Gasdosierung wegen der relativ hohen Lenkkräfte. Bei der Gewichtsverlagerung des Fahrers steigt die Gefahr des versehentlichen Gasgebens erheblich. Ein Drehgasgriff bringt also - abgesehen von der höheren Bequemlichkeit bei längeren Straßenfahrten - gegenüber dem Daumengashebel keine Vorteile. Der Zubehörhandel hält mittlerweile verschiedene in einem Bauteil kombinierten Dreh/Daumengasgriffe bereit. Damit kann der Fahrer auf das für Ihn passende Konzept für Gelände und Straße umschalten.

Straßenzulassung

Die Fahrzeuge werden in der Regel als reines Geländefahrzeug nach Europa importiert und müssen für die Straßenzulassung aufwändig von den Importeuren bzw. Händlern umgerüstet werden. Bei der Umrüstung werden Scheinwerfer, Blinker, Bremslichter, Standlicht und Tacho nach EC-Norm angebaut.

Hauptsächlich betroffen von diesen Umbaumaßnahmen sind die hubraumstarken Maschinen der Premiummarken wie z. B. Yamaha, Kawasaki, Polaris oder CAN-AM, die nach geltendem deutschen Recht nur mit einer Zulassung als landwirtschaftliche Zugmaschinen legal auf die Straße gebracht werden können. So muss, zusätzlich zu den oben beschriebenen Maßnahmen, an diese Sportgeräte eine zweite Hauptbeleuchtungsanlage sowie eine Anhängerkupplung mit Steckdose montiert werden. Diese Art der Zulassung hat aber einen Vorteil. Da Quads in der Regel Benzinmotoren haben (mit Ausnahme einer Maschine von Arctic Cat), muss keine Abgasuntersuchung gemacht werden, da es für Benziner in dieser Zulassungskategorie keine Grenzwerte gibt. Probleme bei der LoF-Zugmaschinenzulassung neuerer Modelle zeigen allerdings, dass die Behörden in Deutschland nicht mehr bereit sind, typische Straßenfahrzeuge mit eingeschränkter Geländeeignung als Zugmaschinen zuzulassen. Zur Zeit zeichnet sich die Tendenz ab, dass die LoF-Zulassung bei Neuzulassungen nur noch für typische ATVs zur Verfügung steht. Für leistungsfähige Quads (und deren Importeure) ist die Lage zur Zeit prekär, da oft nur noch die VKP-Zulassung zur Verfügung steht (siehe Abschnitt Deutschland).

Sehr viele Maschinen der Einsteigerklasse bis 300 ccm, gerade die der taiwanesischen und chinesischen Hersteller wie Kymco, Dinli oder SMC, werden serienmäßig mit COC-Papieren (EU-Homologation) geliefert und der EU-Norm entsprechenden Anbauteilen. So ist eine problemlose Zulassung als VKP möglich. Die COP-Papiere sind EU-weit gültig, so dass z. B. eine Maschine mit erster Zulassung in Deutschland nach einem Verkauf in ein anderes EU-Land auch dort zugelassen werden kann. Dies ist mit einer Zugmaschinenzulassung nicht möglich.

Deutschland

Quads sind per Definition keine „Zweiräder“, somit ist in Deutschland die Fahrerlaubnis Klasse B (bis 1998: Klasse 3) wie für PKW erforderlich. Das Mindestalter zum Erwerb und Fahren auf öffentlichen Straßen beträgt 18 Jahre, gleich, welchen Hubraum oder welche Leistung die Fahrzeuge haben. Aufgrund der stark gestiegenen Zulassungszahlen wurde am 1. Februar 2005 die nationale EU-Führerscheinklasse S eingeführt, die 16-Jährigen auch das Fahren von Quads mit einem Hubraum bis 50 cm³ (Versicherungskennzeichen) erlaubt.

Bei der Zulassung, abhängig vom Importeur oder Kundenwunsch beim Händler, unterscheidet man in Deutschland:

  • Zugmaschine.(ZM) Der Vorteil der Zugmaschinenzulassung liegt in der eingetragenen vollen Leistung der Maschine. Diese wird meistens für PS und Hubraumstarke Maschinen gemacht.
  • 4-rädriges Kfz zur Personenbeförderung (VKP). Hierbei ist eine maximale eingetragene Leistung von 20 PS (15 KW) möglich. Eine Abgasuntersuchung muss zur HU durchgeführt werden.

Für die Abnahme nach § 21 StVZO ist nur die technische Prüfstelle zuständig. Grundsätzlich dürfen Quads nur auf öffentlichen Straßen fahren. Das Befahren forstwirtschaftlicher Wege erfordert die vorherige Zustimmung. Ein Befahren der freien Natur mit motorisierten Fahrzeugen ist unzulässig (§ 56 BNatSchG, Artikel 21, Absatz 2, Artikel 23 BayNatSchG).

Die Zugmaschinenzulassung spielt aber bei der Kfz-Steuer keine Rolle. Die Einteilung der Steuer scheint hier vom zuständigen Finanzamt abzuhängen. Meistens wird eine hubraumabhängige Versteuerung für PKW angesetzt.

Nach dem Wortlaut des Anhang 3, zu den Verkehrsverboten nach § 40 Abs. 1 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes[1], sind Zugmaschinen (ZM) von der Kennzeichnungspflicht in Umweltzonen ausgenommen.

Versicherung

Quads und ATVs mit einem Hubraum über 50 ccm werden in der Versicherung meist als PKW, also nicht wie irrtümlich von vielen angenommen als Kraftrad, eingestuft. Die niedrigste Versicherungsstufe ist 100%.

Es gibt jedoch einige Versicherer, die eine spezielle (günstige) Versicherungsklasse für Quads anbieten. Ein Preisvergleich ist daher angeraten.

Österreich

In Österreich und Deutschland können Quads mit bis zu 50 cm³ Hubraum als Moped mit rotem Kennzeichen ab 16 Jahren und mit Mopedausweis gefahren werden, für alle größeren muss man in Österreich einen Motorrad- oder Pkw-Führerschein besitzen. Daher kann man sie auch nach Art des zugelassenen Kennzeichens (ein- oder zweizeilig) mit Motorrad oder Auto auf Wechselkennzeichen anmelden. Handelt es sich um eines, das noch als Zugmaschine zugelassen wurde, genügt auch ein Führerschein der Klasse „F“ und es ist ab 16 zu fahren, es darf dann nicht schneller als 50 km/h sein.

Schweiz

Die Quads sind unabhängig von der Hubraumgröße als Kleinmotorfahrzeuge der Klasse A2 zugelassen. Daher dürfen Inhaber eines Führerausweises der Kategorie B (Auto) wie auch der Kategorien A (Motorräder über 11 kW Leistung) oder A1 (Motorräder bis und mit 125 cm³ und 11 kW Leistung) Quads fahren.

Abweichend von den anderen Kleinmotorfahrzeugen der Klasse A2 besteht seit dem 1. Februar 2006 eine Helmtragepflicht.

Der Bremshebel am Lenker wird für die Schweizer Zulassung so umgebaut, dass er auf alle vier Räder wirkt, mit einer Bremskraftverteilung von 60% auf vorne und 40% auf hinten.

Spanien

In Spanien dürfen Quads bis 50 cm³ ab 14 Jahren mit einem Mopedführerschein gefahren werden. Für alle höher motorisierten Quads reicht auch hier ein Führerschein Klasse B. Dafür gilt hier absolute Helmpflicht. Das geltende EU-Recht (Helmpflicht nur, wenn sie im Fahrzeugschein eingetragen ist) interessiert hier nicht. Die Strafe für das Quadfahren ohne Helm beträgt 63 Euro.

Auf Mallorca steigen die Zulassungszahlen von Quads rapide an. Alle Hersteller sind vertreten, wobei auffällt, dass gerade stark motorisierte Maschinen (400–750 cm³) auf dem Vormarsch sind. Das Quad ist auf Mallorca ein sehr taugliches Verkehrsmittel bei etwa 300 Sonnentagen im Jahr.

Helmpflicht

Seit dem 21. Dezember 2005 gibt es durch den kurzfristigen Beschluss des Bundesrates in Deutschland eine gesetzliche Helmpflicht. "Wer Krafträder oder offene drei- oder mehrrädrige Kraftfahrzeuge mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von über 20 km/h führt sowie auf oder in ihnen mitfährt, muss während der Fahrt einen geeigneten Schutzhelm tragen.“ So weit die 40. Verordnung zur Änderung der straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften vom 21. Dezember 2005, die ab sofort in Kraft tritt. Damit sind die Fahrer von Quads und ATV den Roller- und Motorradfahrern gleichgestellt.

In Österreich besteht seit Oktober 2002 für alle vierrädrigen Kraftfahrzeuge mit einer Bauartgeschwindigkeit von mehr als 25 km/h, die insbesondere durch Lenkstange, Bedienungs- und Anzeigeelemente sowie Sitzbank Charakterzüge eines Kraftrades aufweisen, also auch für alle Quads und ATVs unabhängig vom Hubraum Helmpflicht, analog zu Trikes und Beiwagengespannen.

Ab dem 1. Januar 2006 gilt in Deutschland, ab dem 1. Februar 2006 in der Schweiz eine allgemeine Helmpflicht für Quads und ATVs. Jeder muss bei einer Fahrt einen Helm tragen, egal, ob es im Fahrzeugbrief steht oder nicht.

Neben der Helmpflicht muss auch ein zugelassener Verbandkasten sowie ein Warndreieck mitgeführt werden.Da ATV / Quads meistens als VKP bzw. Zugmaschine zugelassen werden und so einem PKW gleichgestellt sind, reicht hier ein "Motorradverbandkasten" nicht aus. Der Verbandkasten muss dem im Gesetzestext entsprechen.[2] Diese sind mittlerweile bei den großen Versandhändlern problemlos zu bekommen, meist auf die besonderen Platzverhältnisse bei Quads und ATVs angepasst. Das Nicht-Mitführen führt genauso wie das Nichttragen eines Helmes bei Kontrollen zu einer kostenpflichtigen Verwarnung.

Fahrverhalten

Quads und insbesondere ATVs sind in der Regel als Offroadfahrzeuge konzipiert und haben bedingt durch die für Geländefahrten benötigte Bodenfreiheit einen recht hohen Schwerpunkt. Dieser hohe Schwerpunkt kann, zusammen mit einer falschen Körperhaltung des Fahrers, dazu führen, dass das Fahrzeug bei rascher Kurvenfahrt oder einer Hangquerfahrt kippt. Mittlerweile werden Quads jedoch „straßentauglicher“ entwickelt, um derlei Risiko zu reduzieren. Auf ATVs als Arbeitsmaschinen nimmt diese Entwicklung naturgemäß weniger Einfluss. Nach wie vor wird bei plötzlicher starker Beschleunigung die Vorderachse teilweise bis zum Verlust des Kontakts mit dem Untergrund entlastet, das Fahrzeug ist dann vorübergehend nicht mehr lenkbar. Durch dosiertes Gasgeben lässt sich dies vermeiden.

Quads und ATVs haben ein ganz eigenes Fahrverhalten. Es ist nicht mit dem eines Autos oder eines Motorrads zu vergleichen. Viele Unfälle sind auf Selbstüberschätzung und mangelndes Wissen über die Fahreigenschaften von Quads und ATVs zurückzuführen. Da - wie bei den meisten Krafträdern auch - die schützende Karosserie fehlt, sind die Unfallfolgen ähnlich schwer. Außer einem guten Schutzhelm ist daher das Tragen weiterer persönlicher Schutzausrüstung unerlässlich: Körperschutz (entsprechend Motorradkleidung), Schutzhandschuhe, die beim Schleifen auf der Straße nicht durchscheuern oder gar schmelzen und stabiles Schuhwerk. Inzwischen gibt es aber auch für ATVs nachrüstbare Hardtops. Seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gibt es alternativ die sogenannten Side-by-Side-Fahrzeuge wie das Tomcar oder das Yamaha Rhino. Diese UTV (Utility Terrain Vehicle)-Familie besitzt meistens ein Dach oder einen Überrollbügel.

Wegen des speziellen Fahrverhaltens von ATVs und Quads ist die Teilnahme an einem Fahrertraining zu empfehlen. In diesen Trainings werden dem Fahrer u. a. die richtigen Körpergrundhaltungen für verschiedene Fahrsituationen wie z. B. Anfahren, Kurvenfahrt, Bergauf-Bergabfahrt oder für eine Hangquerung gezeigt. Eine der Fahrsituation angepasste Körperhaltung ist sehr wichtig. Quads haben ein Eigengewicht zwischen 142 und 330 Kilo. Ein durchschnittlicher Fahrer mit einem Körpergewicht von 85 Kilo macht ca. ein Drittel des Fahrzeuggesamtgewichtes aus und kann mit seiner Körperhaltung einen erheblichen Einfluss auf den Fahrzeugschwerpunkt und somit das Fahrververhalten des Quads nehmen.

Diese Trainings gibt es von verschiedenen Veranstaltern in unterschiedlichen Aufbaustufen. In den Kategorien Anfänger, Fortgeschrittener etc. sowie bei den Specials wie Enduro- oder Sprungtraining findet jeder Quadpilot das für sich Passende um sein Fahrkönnen auf- oder auszubauen.

Wettbewerbe und Veranstaltungen

In Deutschland hat sich eine sehr aktive Gemeinschaft von Quadfahrern entwickelt, welche zu verschiedenen Ereignissen und Motorsportveranstaltungen zusammenkommt. Im Motorsport gibt es folgende Kategorien und Serien:

  • Motocross
    • Deutscher Quad Cup
    • Motocross Serie Nord
    • Motocross Serie Süd
    • Hessen Cup
  • Enduro
    • Bergland-Enduro-Cross Pokal
  • ATV-Trail
    • Deutsche Meisterschaft im Quadtrail
  • Supermoto
    • IQC - International Quad Challenge
  • Shorttrack
    • MEFO Sport Shorttrack Quad Cup
  • Lizenzfreie Rennen
    • BQC - Bavarien Quad Challenge
    • XCC - Cross Country Championship
    • Int. Quad & ATV Schnee Speedway
    • Kymco Cup
  • Jährliche Events
    • Die Yeti Trophy
    • Jag den Wolf ( Rumänien)
    • Das Quadtreffen der Quad-Freunde-Harz; Es ist z.Z. das größte Quadtreffen Deutschlands
    • Das Bayernpark Treffen
    • Das Hausler Hof
    • Endurance Day - 12 Std Quad Rennen
    • Quadevent Baden

Siehe auch

  • Themenliste Straßenverkehr

Einzelnachweise

  1. Deutsches Bundes-Immissionsschutzgesetzes - Anhang 3 Ausnahmen von der Kennzeichnungspflicht nach § 2 Abs. 1 (zu § 2 Abs. 3)
  2. §35h StVZO

Weblinks


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