Hans Dominik (Kamerun)

Hans Dominik (Kamerun)
Hans Dominik (Kamerun)

Hans Dominik (* 7. Mai 1870 in Kulm; † 16. Dezember 1910 auf See) war Offizier der Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun und langjähriger Leiter der Station Jaunde.

Inhaltsverzeichnis

Laufbahn

Aufgewachsen in Schwedt bei einem Vormund, besuchte Dominik das dortige Gymnasium und trat 1889 als Fahnenjunker in das Grenadier-Regiment Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburgisches) Nr. 12 in Frankfurt (Oder) ein. 1890 wurde er zum Sekonde-Lieutenant, 1897 zum Premierlieutenant, 1904 zum Hauptmann befördert.

Dominik stand unter der Protektion des dem gleichen Regiment entstammenden Hauptmanns Curt Morgen, der 1889 und 1890-91 zwei größere Forschungsreisen durch Zentralkamerun unternommen hatte. Als Morgen 1894 mit der Formierung der Kameruner Schutztruppe beauftragt wurde, wurde Dominik zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt kommandiert und Morgen als Adjutant beigegeben. Er übernahm in Kairo die Anwerbung von sudanesischen Söldnern für die neuzubildende Streitmacht der deutschen Kolonie und nahm an den ersten Militäraktion gegen die Abo nordwestlich der Hafenstadt Douala teil. Im März und April 1895 folgte eine weitere Expedition gegen die Kpe bei Buea am Kamerunberg. 1896 bis 1898 war Dominik Leiter der Militärstation Jaunde. Erst 1897 allerdings trat er als Offizier formell zur Schutztruppe über und nahm 1898/99 als Kompanieführer am Wute-Adamaua-Feldzug unter der Führung des Kommandeurs der Schutztruppe, Oltwig von Kamptz teil.

1900/01 vorübergehend wieder in der Heimat beschäftigt, reiste er 1901 als Sonderbeauftragter des Gouvernements erneut nach Kamerun aus. Seine Aufgabe bestand in einer politischen Mission zu Emir Djubayru von Adamawa, unter dessen Hoheit weite Teile der vom Deutschen Reich beanspruchten, von Fulbe dominierten Gebiete zwischen Sanaga und Tschadsee standen. Pläne zu einer friedlichen Erschließung wurden allerdings zur Makulatur, als einige Subalternoffiziere, namentlich der Stationsleiter von Joko, Hauptmann Rudolf Cramer von Clausbruch, gegen die Anweisung des Gouverneurs Jesko von Puttkamer die militärische Besetzung Adamawas einleiteten. Cramer von Clausbruch eroberte 1901 Ngaoundéré und schlug bei Garoua die Truppen des Emirs Djubayru. Dominik übernahm den Oberbefehl über die in Adamawa stehenden deutschen Truppen und erfocht bei Miskin-Maroua einen weiteren Sieg über die Reitertruppen der Fulbe, der ganz Adamwa unter die deutsche Oberhoheit brachte.

Dominik war zunächst als Resident für Nordkamerun vorgesehen, wurde aber wegen verschiedener gegen ihn erhobener Vorwürfe, vorläufig abberufen. 1903 kehrte er nach Kamerun zurück und wurde wieder als Stationsleiter von Jaunde eingesetzt. In dieser Funktion verblieb er bis zu seinem Tod. Dominik zeichnete maßgeblich für den Ausbau der Station verantwortlich. Seine Stellung blieb aber nicht unangefochten und seine Person war vielfach Anfeindungen von Zivilbeamten und Kaufleuten, aber auch anderen Offizieren ausgesetzt. In seine Amtszeit als Verwaltungschef für den Jaunde-Bezirk fiel 1909 der Aufstand der Makaa am oberen Nyong, den er in Verbindung mit dem Hauptmann Marschner niederwarf. Kritik brachte ihm hier insbesondere die Praxis ein, gefangene Frauen der unterworfenen Ethnien als Beute an loyale Hilfsvölker zu "verschenken". Geschwächt von den Strapazen des Feldzuges verstarb Hans Dominik kurz nach seiner Beförderung zum Major auf der Reise nach Europa.

Wertung und Rezeption

Seine Bedeutung für die Pazifizierung der Kolonie, der Umstand, dass er der am längsten in Kamerun dienende Offizier war, nicht zuletzt aber auch seine Fähigkeit zur Selbstdarstellung - er veröffentlichte über seine Tätigkeit in Kamerun zwei Bücher, die weite Verbreitung fanden - ließen nach seinem frühen Tod eine Art Dominik-Mythos entstehen. In Kribi wurde ihm zu Ehren ein Denkmal errichtet, das später von den Franzosen abgetragen und nach Deutschland geschafft wurde.

Seine Veröffentlichungen sind trotz ihres apologetischen Charakters bis heute eine wertvolle Quelle für die Geschichte und Ethnologie Kameruns.

Veröffentlichungen

  • Die Zustände auf der Station Yaúnde und im Gebiet des oberen Sannaga, Deutsches Kolonialblatt 6 (1895), S. 651-655
  • Bericht des Oberleutnants Dominik über das Wutegebiet, Deutsches Kolonialblatt 8 (1897), S. 414-418
  • Bericht des Premierlieutenants Dominik über seinen Zug gegen den Häuptling Ngila, Deutsches Kolonialblatt 9 (1898), S. 622-623
  • Bericht des Premierlieutenants Dominik von der Station Yaúnde, Deutsches Kolonialblatt 9 (1898), S. 651f.
  • Bericht des Premierlieutenants Dominik über eine Strafexpedition gegen den Batschengastamm, Deutsches Kolonialblatt 14 (1899), S. 14f.
  • Die Lage in Kamerun, Deutsche Kolonialzeitung 7 (1900), S. 153f.
  • Kamerun. Sechs Kriegs- und Friedensjahre in deutschen Tropen, Berlin 1901
  • Die Bapea-Expedition, Deutsches Kolonialblatt 16 (1905), S. 526-533
  • Vom Atlantik zum Tsadsee. Kriegs- und Forschungsfahrten in Kamerun, Berlin 1908.

Literatur

  • Nachruf von Hans Ramsay in: Deutsche Kolonialzeitung 27 (1910), S. 896-898
  • Hans v. Chamier-Glisczinski: Leben und Sterben um Afrika, Leipzig 1938, S. 1-48
  • Florian Hoffmann: Okkupation und Militärverwaltung in Kamerun. Etablierung und Institutionalisierung des kolonialen Gewaltmonopols 1891–1914, Göttingen 2007
  • Erich R. Petersen: Hans Dominik. Kameruns großer Soldat, Berlin 1941 (belletristische Darstellung)

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