- Harlequin
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Der Harlekin, von italienisch Arlecchino, der wiederum auf den noch älteren altfranzösischen ((H)arlekin, (H)erlekin, (H)ellequin, Harlequin u.ä.) aus dem 12. Jahrhundert zurückgeht, ist eine der Dienerfiguren aus der Commedia dell’arte der Renaissance. Er ist in ein buntes Flickengewand aus rautenförmigen Stoffteilen gekleidet und trägt eine Kappe mit Stoffhörnern und/oder Hahnenfeder oder Fuchsschwanz, manchmal eine Halbmaske.
Sein Name lässt sich über italienisch (H)ellechin(n)o ("kleiner Teufel") erklären (in(n)o ist die männliche Verkleinerungsform). Dante Alighieri erwähnt im 21. Gesang des Inferno seiner Göttlichen Komödie einen Dämon namens Alichino (Eistreter in der deutschen Übersetzung).
Die ursprüngliche französische Gestalt geht wahrscheinlich auf einen uralten mythischen Luftgeist zurück, der mitsamt seinem Gefolge (Herlekinsleute) ganz nach Art des auch hierzulande bekannten sagenhaften wilden Jägers Menschen erschreckte.
Die dämonischen, teuflischen Züge vererbten sich auch an den derben Spaßmacher und Possenreißer Harlekin, in Form der Hörnerkappe und der schwarzen Halbmaske oder fratzenhaften Mimik.
Ein Name für den Harlekin ist auch Truffaldino (etwa in Carlo Goldonis "Der Diener zweier Herren").
Inhaltsverzeichnis
Kritik
Der Harlekin ist der italienischen Tradition des Theaters angeschlossen, wurde aber in der Aufklärung verbannt. Vor allem Johann Christoph Gottsched sah in ihm ein Ärgernis, da seine Komik anarchistisch ist, also nur zum Selbstzweck besteht. Dies verstößt gegen Gottscheds Auffassung der Regelhaftigkeit der Komödie. Des Weiteren schreckt der Harlekin nicht vor Obszönitäten zurück und eignet sich somit nicht für eine moralische Darstellung nach Gottsched. Außerdem sind Narrenfiguren phantastische Figuren, also eine literarische Erfindung. Gottsched ist der Meinung, dass literarische Figuren Kontakt zur Realität haben sollten, um moralisch belehrend wirken zu können. 1737 wird eine Puppe des Harlekin symbolisch auf der Bühne unter der Leitung von Friederike Caroline Neuber, verbrannt, wodurch die Vertreibung des Narren aus der aufklärerischen Theaterwelt erfolgt. In der Romantik kehrt der Harlekin unter Brentano und Tieck zurück.
Diverses
- Eine Briefmarke der Wohlfahrtsmarken 1970 zeigt einen Harlekin aus der Puppentheatersammlung München
- Ein Sondermodell des VW Polo III trug wegen seiner bunten Bemalung den Namen „Harlekin“
- Der Harlekin ist das Logo des Musikprojekts Lacrimosa
- „Harlequins carneval“ ist ein Werk von Joan Miró aus dem Jahr 1924/1925
- Die größte Hertha BSC-Ultragruppierung nennt sich „Harlekins“
- Das Debütalbum des deutschen Rappers Favorite trägt den Namen „Harlekin“
- Eine schwere Erbkrankheit trägt den Namen Harlekin-Ichthyose (Ichthyosis gravis)
- „Harlekin“ und „Harlekins Rückkehr“ sind zwei Abenteuerbände des Rollenspiels Shadowrun
- „Harlequin“ ist eine Ouvertüre für Blasorchester von Franco Cesarini
- Eine Britische Rugbymannschaft nennt sich Harlequins
- Mit „Arlequin“ ist der 3. Satz aus dem „Carnaval op. 9“ für Klavier von Robert Schumann überschrieben
- Eine Sammlung von Kurzgeschichten von Agatha Christie trägt den Titel „The Mysterious Mr. Quin“ (deutsch: „Der seltsame Mr. Quin“); in diesen zwölf Kurzgeschichten (denen später noch zwei weitere folgten) trägt einer der Hauptcharaktere den Namen „Mr. Harley Quin“, an vielen Stellen wird auf die Figur des Harlekins in der Comedia dell'arte Bezug genommen
- In dem Buch Malfuria von Christoph Marzi,kämpfen die Protagonisten gegen finstere Gestalten, die als Schatten mit Harlekin Masken beschrieben werden.
Siehe auch
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