Harlessem-Haus

Harlessem-Haus
Das Tempelhaus im Jahre 2005.

Das Tempelhaus (vor allem in älterer Literatur auch als Tempelherrenhaus bezeichnet) in Hildesheim ist ein frühgotisches Patrizierhaus an der Südseite des Historischen Marktplatzes, das um 1350 von zwei Angehörigen einer Hildesheimer Bürgermeisterfamilie, Roleff und Eggert von Harlessem, erbaut wurde. [1] Es überstand als einziges Gebäude am Marktplatz der Altstadt den verheerenden Bombenangriff auf Hildesheim am 22. März 1945 weitgehend unbeschädigt, der außer ihm nur Teile des Rathauses und des Marktbrunnens übrig ließ, und wurde bereits 1952 wieder aufgebaut. Der 1591 geschaffene Renaissance-Erker, der in seinen Brüstungsfeldern neben dem Wappen der Familie von Harlessem unter anderem auch das Gleichnis vom verlorenen Sohn zeigt, gilt als Meisterwerk der Steinmetzkunst.

Unklar ist, woher der Name „Tempelhaus“ rührt. Populär ist die Herleitung, dass an dieser Stelle die erste Synagoge Hildesheims gestanden haben soll. Dafür lässt sich anführen, dass sich zwischen dem Tempelhaus und dem Wedekindhaus der Eingang in die Judenstraße befindet. Anderer Auffassung zufolge soll der Name auf eine aus dem 16. Jahrhundert stammende Bemalung der Giebelfront des bis dahin Harlessem-Haus genannten Gebäudes zurückgehen, die zwei aufeinander zu reitende Turnierritter zeigte, die die Bevölkerung mit dem Templerorden (Templer) assoziierte. [2] Der archäologische Befund ist in seiner Deutung ebenfalls umstritten, während einige Reste einer Mikwe unter dem Tempelhaus als nachgewiesen ansehen, [3] halten andere ein solches Bad im Keller des Gebäudes für „technisch nicht möglich“. [4]

Das Tempelhaus gehört der Familie Gerstenberg, die auch Herausgeber der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung ist. Im Erdgeschoss ist die Touristinformation und der Durchgang zur Stadtbibliothek. Im obersten Stockwerk ist eine Webcam mit Blick über den Marktplatz installiert.

Als geradezu sensationell galt die Entdeckung, dass es bereits vor dem Tempelhaus eine Bebauung gegeben hat. Auch wurde das Fundament eines Turmes oder einer Kemenate (Steinhaus) aus dem 12. Jahrhundert angeschnitten. Sie liegt außerhalb des heutigen Tempelhauses.

Einzelnachweise

  1. http://www.stadtarchiv-hildesheim.de/strassen/strassen_H.htm
  2. http://www.heikesschellerten.de/pages/wappen/tempelhaus.html abgerufen am 02. November 2007 um 08:55 Uhr
  3. so Nicolaus C. Heutger: 500 Jahre Hallenkirche St. Lamberti in der Hildesheimer Neustadt 1488-1988.Hildesheim 1988, S. 73 mit weiteren Nachweisen
  4. so der langjährige Stadtbaurat Bernhard Haagen: Tempel- oder Templerhaus: Das Ende einer wissenschaftlichen Legende in Hildesheim. in: Alt-Hildesheim: Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim Bernward, Hildesheim 1985 (zitiert nach: http://www.heikesschellerten.de/pages/wappen/tempelhaus.html abgerufen am 02. November 2007 um 08:55 Uhr

52.15259.95186111111117Koordinaten: 52° 9′ 9″ N, 9° 57′ 7″ O


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