- Harold Innis
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Harold Adams Innis (* 5. November 1894 in der Nähe von Hamilton, Ontario; † 8. November 1952) war ein kanadischer Wirtschaftswissenschaftler und Medientheoretiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Innis diente im Ersten Weltkrieg als Soldat an der Front in Frankreich und studierte nach Kriegsende an der kanadischen McMaster-Universität. Er promovierte in Wirtschaftsgeschichte an der Universität von Chicago.
Innis veröffentlichte detaillierte und einflussreiche Studien zur ökonomischen Geschichte Kanadas wie beispielsweise A history of the Canadian Pacific Railway und The fur trade in Canada: An introduction to Canadian economic history (beide 1923). Später wurde er Professor und Dekan an der Universität Toronto, wo er auch McLuhan begegnete.
Nach der Anerkennung in der Wissenschaftswelt widmete sich Innis in seinen letzten Lebensjahren vor allem Untersuchungen zur Medientheorie und Mediengenealogie.
Werk
Innis wird dem Vorfeld der so genannten „kanadischen Schule“ zugerechnet, die später mit Marshall McLuhan begründet wurde.
Die Wirkungsmacht von Innis' Schriften zeigt sich, wenn man einer Anmerkung in McLuhans The Gutenberg Galaxy von 1962 folgt: Dort bezeichnet er sein Werk als Fußnote zu Innis' Empire and Communications von 1950 und hebt Innis' Leistung hervor:
- "The first person in the Western World to make an exclusive study of the effects of technological innovation and the related disequilibrium in man and society" (Marshall McLuhan über Innis).
Innis konzipierte in den 40er Jahren eine universalgeschichtliche Untersuchung der Einflüsse und Effekte von Kommunikationsmedien auf die Formen sozialer Organisation. Er betrachtet dabei insbesondere die Entstehung von Wissensmonopolen (monopolies of knowledge) und ihre Institutionalisierung (vgl. auch Diskursanalyse).
Er führte die Vorstellung, Medien seien historisch und systematisch aufeinander bezogen, in die Medientheorie ein. Diesen Ansatz führte später ein anderer kanadischer Medientheoretiker, Marshall McLuhan, weiter.
Innis unterteilte die menschheitsgeschichtlichen Epochen nach der Art ihrer Kommunikationsmittel ein; man könnte hier auch von einer Art "Leitmedium" der jeweiligen Epochen sprechen.
- ab den Anfängen der mesopotamischen Zivilisation → Ton, Meißel und Keilschrift
- bis zur griechisch-römischen Zivilisation → Papyrus, Pinsel, Hieroglyphen und Hieratisch
- bis zur Abspaltung der östlichen Reichshälfte → Schilfrohr und Alphabet
- frühes Mittelalter bis Beginn des 10. Jahrhunderts → Pergament und Schreibfeder
- in China → Papier und Pinsel
- in Europa bis zur Entstehung der Buchdruckerkunst bzw. der Renaissance → Papier und Feder
- bis Beginn des 19. Jahrhunderts → handwerklich hergestelltes Papier und Druckerpresse
- seit Beginn des 19. Jahrhunderts → maschinell produziertes Papier und elektrisch betriebene Druckerpresse
- ab Mitte des 19. Jahrhunderts → aus Holz gewonnenes Papier
- ab Anfang des 20. Jahrhunderts → Rolle des Zelluloidfilms und Radio
Siehe auch
- Mediengenealogie und Medientheorie
- Marshall McLuhan
- Eric A Havelock
- Jack Goody und Ian Watt
- Walter J. Ong
Publikationen
- 1951: The bias of communication. Toronto
- 1950: Empire and communications. Oxford
- 1932: A history of the Canadian Pacifix Railway. London
- 1932: The fur trade in Canada: An introduction to Canadian economic history. London
Literatur
- Karlheinz Barck (Hrsg.): Harold A Innis – Kreuzwege der Kommunikation. Ausgewählte Texte. Wien, New York: Springer 1997. ISBN 3-211-82847-8
Weblinks
- Literatur von und über Harold Adams Innis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://homepage.univie.ac.at/Frank.Hartmann/docs/innis.pdf - Vom Transport zur Transformation Harold A. Innis und die Medientheorie der Zivilisation (von Frank Hartmann; PDF-Datei)
Personendaten NAME Innis, Harold Adams KURZBESCHREIBUNG kanadischer Wirtschaftswissenschaftler und Medientheoretiker GEBURTSDATUM 5. November 1894 GEBURTSORT bei Hamilton, Ontario STERBEDATUM 8. November 1952
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