Harran-Inschrift Nabonaid

Harran-Inschrift Nabonaid

Die Harran-Inschrift (H2 A sowie das zugehörige Duplikat H2 B) stammt von Nabonid, dem letzten König des neubabylonischen Reichs,[1] und wurde nach 542 v. Chr. verfasst. Die Inschrift wurde 1956 in Harran entdeckt und zwischenzeitlich mehrfach übersetzt. Nachfolgend werden die wichtigsten Auszüge aus dem Bericht des Nabonid aufgeführt.

Inhaltsverzeichnis

Harran-Inschrift H2

Kapitel I

„Ich bin Nabonid, der die Götter als einziger Sohn nicht um das Königtum bat...In der Nacht schickte mir Sin einen Traum...Von Sin wurde mir befohlen: "Baue den Tempel Sins Ehulhul eiligst auf. Alle Länder werde ich dir nach Fertigstellung übergeben"...Zu dieser Zeit sündigten die Priester und Bewohner von Borsippa, Larsa, Nippur, Ur, Uruk, Babylon und vom restlichen Land Akkad gegen den großen Gott Sin...Unkenntnis über die Macht und den Zorn Nannars[2] führten zu Hungersnot und Krankheit im Land...Diese, von Sin veranlassten Zustände, führten zu einem Sterben von Teilen der Bewohner des Landes...Auch ich musste deshalb das Land verlassen und mich von Babylon nach Tema, Dadanu, Padakku, Hibra, Jadihu und Jathribu begeben...Die Gebiete zwischen diesen Orten durchzog ich zehn Jahre, ohne Babylon zwischenzeitlich zu betreten...Aber das Land Ägypten, die Stadt der Meder und die Araber, die mir feindlich gesinnt waren...Ihre Boten überbrachten friedenbringende Nachrichten zu mir...Keine Plünderungen und Angriffe, die beendet werden mussten, da Frieden geschlossen wurde.“

Nabu-na'id

Kapitel II

Šamaš-Zylinder (Louvre A09132).

„Da ihre Waffen vorher von Nergal zerbrochen wurden, kamen sie alle und verneigten sich vor meinen Füßen...Šamaš, Herr des Orakels, ohne den keine Worte gesprochen werden oder Schweigen eintritt, der den Befehl seines Vaters Nannar ausführte, ließ die Bevölkerung von Akkad und Hattu in Treue zu mir sprechen...Die Bewohner hielten Wache als meine Stellvertreter...Die Bewohner zeigten ein treues Herz und führten meine Befehle aus...In der Zeit der Treue durchzog ich entfernteste Bergländer...Nach zehn Jahren wurden meine Tage zu dem Zeitpunkt beendet, den Nannar vorher bestimmt hatte...Sin, der Herr der Götter, hatte seine Offenbarung im Monat Tašritu ausgesprochen...Sein Wort wird befolgt und nicht bezweifelt...Wer gegen dich ist und dir keine Wohnstätte gewährt, ist dem Untergang geweiht...Kein Licht wird es für ein solches Land geben und wie die Annunaki, alte Berggottheiten von jeher, werden die Reaktionen des Himmels folgen...Eine vernichtende Tat gegen die, die dich nicht lieben.“

Nabu-na'id

Kapitel III

„Die Götter und Göttinnen kehrten zurück und sprachen gute Dinge über mich...Ich lebte im Überfluss während der zehn Jahre und brachte den Bewohnern meiner Aufenthaltsorte Hülle und Fülle des täglichen Lebens...In Wohlbefinden trat ich nun den Rückweg nach Babylon an...Ich befolgte die Worte des großen Gottes...Alle Bewohner von Akkad und Hattu sowie die von der Grenze Ägyptens bis zum unteren Meer halfen beim Aufbau des Tempels Ehulhul...Ich baute den Tempel neu auf und vollendete bald die Arbeit...Die Hände von Sin, Ningal, Nusku und Sadarnunna ergriff ich und brachte sie unter freudigem Jauchzen von Babylon nach Ehulhul in ihre neue ewige Wohnstätte...Die anderen Götter folgen den Anweisungen Nannars...Der Sohn, der von Sin zum Königtum berufen wird, soll ihn ehren und nicht von seinen Worten abfallen.“

Nabu-na'id

Siehe auch

Literatur

  • Hanspeter Schaudig: Die Inschriften Nabonids von Babylon und Kyros' des Großen, samt den in ihrem Umfeld entstandenen Tendenzschriften. Ugarit-Verlag, Münster 2001, ISBN 3-927120-75-8. 
  • Otto Kaiser: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Band 1 - Alte Folge -. Gütersloh 1984, ISBN 3-579-00063-2. 
  • Reinhard-Gregor Kratz: Das Judentum im Zeitalter des Zweiten Tempels (Studienausgabe aus der Schriftenreihe: Forschungen zum Alten Testament, Nr. 42). Mohr-Siebeck, Tübingen 2006, ISBN 3-16-148835-0. 
  • Paul-Alain Beaulieu: The reign of Nabonidus, King of Babylon, 556-539 B.C.. Yale University Press, New Haven 1989, ISBN 0-300-04314-7. 

Weblinks

Anmerkungen und Belege

  1. Unter Dareios I. folgten 522 v. Chr. Nebukadnezar III. und 521 v. Chr. Nebukadnezar IV. als Usurpatoren.
  2. Nannar ist die altbabylonische Gleichsetzung der sumerischen Bezeichnung Sin/Suen für den Mondgott.

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