- Hawass
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Zahi A. Hawass (arabisch زاهى حواس Zāhī Ḥawwās) (* 28. Mai 1947 in Damiette / Dumyāt, Ägypten) ist ein prominenter ägyptischer Ägyptologe. Er ist Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung (Supreme Council of Antiquities, SCA) und gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten, aber auch umstrittensten Ägyptologen der Gegenwart.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Zahi Hawass ursprüngliches Berufsziel war Rechtsanwalt. Er entschied sich jedoch anders und studierte griechische und römische Archäologie in Alexandria, wo er 1967 mit einem Bachelor abschloss. Sein Diplom in Ägyptologie erhielt er 1980 an der Universität Kairo. Mit Hilfe eines Fulbright-Stipendiums studierte er in Philadelphia, USA weiter Ägyptologie und syrisch-palästinensische Archäologie. Hier wurde er 1987 auch promoviert.
Seit 1988 unterrichtete er ägyptische Archäologie, Geschichte und Kultur, meist an der American University in Cairo und an der University of California in Los Angeles. 1998 ernannte man ihn zum Unterstaatssekretär für die Baudenkmäler in Gizeh. 2002 wurde er Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung. Neben seinen zahlreichen Projekten in der praktischen Archäologie schreibt Zahi Hawass auch Skripte für Dokumentationsfilme, die sich mit der Ägyptologie und ägyptischen Studien befassen. Oft tritt er dabei auch als Sprecher oder Kommentator in den Filmen auf.
Zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung ist Hawass derzeit unter anderem der Grabungsdirektor für folgende Projekte:
- Dritte Pyramide in Gizeh (Mykerinos-Pyramide),
- Taltempel des Chephren in Gizeh,
- Gräber der Aufseher südöstlich der Sphinx,
- Teti-Pyramide (Teti II.) in Sakkara,
- Nazlet-el-Batran und
- Beni Youssef.
Darüber hinaus ist er auch Direktor der Sphinx-Restaurierung, Manager des Gizeh-Plateaus und der Grabungsstätten in Memphis. In den letzten Jahren beschäftigt sich Hawass unter anderem auch intensiv mit dem Pharao Tutanchamun. Zur Bestimmung seiner Todesursache ließ er am 6. Januar 2005 dessen Mumie computertomografisch untersuchen und anschließend über die Ergebnisse im selben Jahr neue Publikationen veröffentlichen.[1]
Bedeutung
Die Ägyptologie verdankt Hawass insgesamt eine höhere Beachtung von Seiten der internationalen Medien und der Weltöffentlichkeit. Für die Zukunft plant er 14 neue Museen, darunter das Große Ägyptische Museum in Gizeh, das allein eine halbe Milliarde US-$ kosten soll. Das Ägyptische Museum in Kairo wurde dank seiner Initiative renoviert. Hawass führte auch eine Bezahlung der heimischen Grabungsinspektoren durch die ausländischen Archäologen ein, sowie eine Publikation ihrer wissenschaftliche Berichte auf Arabisch.
Für die Direktoren der archäologischen Museen in aller Welt ist Hawass im Laufe der Zeit zu einer der gefürchtetsten Personen geworden, da er im Gegensatz zu seinen Amtsvorgängern offensiv auf eine Rückgabe aller illegal in Ägypten ausgegrabenen und ausgeführten Altertümer besteht. In Pressemitteilungen werden in diesem Zusammenhang verstärkt die Nofretete-Büste und der Stein von Rosette genannt.
Kritik
Von Fachkollegen wird die Arbeit von Zahi Hawass ambivalent beurteilt. Zwar wird seine fachliche Qualität hoch geschätzt und sein Einsatz zur Popularisierung der Ägyptologie gewürdigt, aber auch kritisiert, dass Hawass' Öffentlichkeitsarbeit zu einer nach Aufmerksamkeit heischenden Sensationsmache geworden sei. Besonders in der Kritik stand die Live-Übertragung der Erforschung des Belüftungsganges in der Cheops-Pyramide am 17. September 2002 [2] und die gleichzeitige Öffnung eines Grabes. Hier wurde nicht nur die Übertragung kritisiert, sondern auch die Wissenschaftlichkeit der Arbeit. So wurde unter anderem von Dietrich Wildung, dem Direktor des Ägyptischen Museums in Berlin, angezweifelt,[3] dass es sich wirklich um eine live-Übertragung bei der Sarkophagöffnung handelte,[4] und bemängelt, dass Hawass die Ergebnisse zu positiv dargestellt habe.
Auszeichnungen
- 1998 First Class Award of Art & Science, eine der höchsten ägyptischen Auszeichnungen
- 2000 erhielt Hawass die Ehrung eines Distinguished Scholar von der Association of Egyptian American Scholars; er ist eine von bisher 30 internationalen Persönlichkeiten, die mit dem Golden Plate Award von der American Academy of Achievement ausgezeichnet wurden.
- Preisträger 2006 des "Paestum Archeologia" auf der "Borsa mediterranea del turismo archeologico" (Messe der Mittelmeerländer für Archäologie und Tourismus) in Poseidonia/Paestum
Schriften
Deutsch
- Bilder der Unsterblichkeit. Die Totenbücher aus den Königsgräbern in Theben. Zabern, Mainz 2006, 316 S., 300 farb. Abb., 15 Klapptafeln, Gebunden, ISBN 978-3-8053-3650-5, Rezension der SZ
- Götterwelt und Pharaonenreich. White Star Verlag, Wiesbaden 2006, 432 S., zahlr. farbige Fotos, Gebunden in Schuber, ISBN 978-3-939128-40-3
- Das Tal der goldenen Mumien, Scherz, 2000
Englisch
- The Golden Age of Tutankhamun: Divine Might and Splendor in the New Kingdom, The American University in Cairo Press, 2004, ISBN 977-424-836-8
- Curse of the Pharaohs: My Adventures with Mummies, National Geographic Society, 2004, ISBN 0-7922-6665-X
- Hidden Treasures of Ancient Egypt: Unearthing the Masterpieces of the Egyptian History, National Geographic Society, 2004, ISBN 0-7922-6319-7
- David Fromkin, Zahi A. Hawass, Milton Viorst, Cradle & Crucible: History and Faith in the Middle East, National Geographic Society, 2004, ISBN 0-7922-6597-1
- Egyptology at the Dawn of the Twenty-First Century, Vol. 1 - 3, The American University in Cairo Press, 2003, ISBN 977-424-674-8, ISBN 977-424-714-0, ISBN 977-424-715-9
- Secret from the Sand: My Search for Egypt's Past, Harry N. Abrams, 2003, ISBN 0-8109-4542-8
- Bibliotheca Alexandrina: The Archaeology Museum, The American University in Cairo Press, 2003, ISBN 977-305-326-1
- The Treasures of the Pyramids, White Star Editions, 2003, ISBN 88-8095-233-1
- The Mysteries of Abu Simbel: Ramesses II and the Temples of the Rising Sun, The American University in Cairo Press, 2001, ISBN 977-424-623-3
- The Secrets of the Sphinx: Restoration Past and Present, The American University in Cairo Press, 2000, ISBN 977-424-492-3
- Silent Images: Women in Pharaonic Egypt, Harry N. Abrams, 2000, ISBN 0-8109-4478-2
- Valley of the Golden Mummies: The Greatest Egyptian Discovery Since Tutankhamun, Virgin Books, 2000, ISBN 1-85227-849-8
Weblinks
- Literatur von und über Zahi Hawass im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Seite von Dr. Zahi Hawass (engl.)
- Der Pyramiden-Show-Master, Süddeutsche Zeitung, 21. Juli 2005
- Reportage, National Geographic, 10. Juli 2001
Einzelnachweise
- ↑ Vollständige, offizielle Presseverlautbarung der CT-Untersuchung (englisch)
- ↑ „Die Nacht der Pyramiden“, ZDF, 6. Februar 2006
- ↑ „Roboter findet kleinen Raum in Cheops-Pyramide“, Netzeitung, 17. September 2002
- ↑ „Livespektakel im Pharaonengrab“, ZDF, 6. Februar 2006
Personendaten NAME Hawass, Zahi KURZBESCHREIBUNG ägyptischer Archäologe GEBURTSDATUM 28. Mai 1947 GEBURTSORT Damiette, Ägypten
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