Haïti

Haïti
République d'Haïti (frz.)

Repiblik d Ayiti (kreol.)
Republik Haiti

Flagge Haitis
Wappen Haitis
Flagge Wappen
Wahlspruch: L'Union Fait La Force [1]

(frz., „Stärke durch Einheit“)

Amtssprache Französisch, Créole (Haiti)
Hauptstadt Port-au-Prince
Staatsform Republik
Staatsoberhaupt Präsident René Préval
Regierungschef Premierministerin Michèle Pierre-Louis
Fläche 27.750 km²
Einwohnerzahl 8.924.553 [2]
Bevölkerungsdichte 299,4 Einwohner pro km²
BIP nominal (2007)[3] 5.435 Mio. US$ (134.)
BIP/Einwohner 630 US$ (152.)
HDI 0,529 (146.)
Währung 1 Gourde = 100 Centimes
Unabhängigkeit 1. Januar 1804 von Frankreich, 1825 anerkannt, 1863 von den USA
Nationalhymne La Dessalinienne
Zeitzone UTC −5 (Keine Sommerzeit)
Kfz-Kennzeichen RH
Internet-TLD .ht
Telefonvorwahl +509

Haiti (frz.: Haïti; haitianisches Kreol: Ayiti) ist ein den Großen Antillen zugehöriger Inselstaat. Er umfasst den westlichen Teil der Karibikinsel Hispaniola, deren Ostteil die Dominikanische Republik einnimmt.

Der Landesname kommt aus der Sprache der Taínos, der Ureinwohner Hispaniolas, und bedeutet „bergiges Land“. Die heutigen etwa 8,5 Mio. Einwohner Haitis sind größtenteils afrikanischer Abstammung. Hauptstadt des Landes ist Port-au-Prince.

Haiti ist das einzige Land des Amerikanischen Doppelkontinents, das zu den am wenigsten entwickelten Ländern gezählt wird. Zur schwachen Wirtschaft kommt eine instabile politischen Lage mit zahlreichen Unruhen, weshalb im letzten Jahrzehnt über drei Millionen Haitianer ausgewandert sind.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Staatsfläche hat die Form eines nach Westen geöffneten U, das durch zwei lange Halbinseln gebildet wird. Dazwischen liegt der Golfe de la Gonave mit der Hauptstadt Port-au-Prince.

Der höchste Berg, der Morne de la Selle (2.680 m über NN), liegt im Südosten des Landes in der Sierra de Bahuruco, unweit der Grenze zur noch gebirgigeren Dominikanischen Republik. In der Landesmitte erreichen die Berge 1500 bis 1800m Höhe, aber im Massif du Sud der weit gegen Jamaika vorragenden Halbinsel nochmals 2.400 m. Neben dem Westen Hispaniolas umfasst Haiti auch vorgelagerte Inseln wie die Île de la Tortue und die Île de la Gonâve.

Haiti liegt im Bereich tropischer Wirbelstürme. Zuletzt richtete der Hurrikan Jeanne im September 2004 erhebliche Schäden in der Gegend um die Stadt Gonaïves an. Es gab ca. 3.000 Todesopfer. Im September 2008 starben hunderte Menschen durch den Tropensturm „Hanna”, der zudem tausende Menschen tiefer ins Elend stürzte. Wenige Tage später starben mindestens 47 Menschen durch den Wirbelsturm „Ike”.

Bevölkerung

Demografie

In Haiti wird nur ein sehr kleiner Teil der Geburten und Todesfälle amtlich registriert. Daher beruhen alle Zahlen auf Schätzungen und Projektionen. Die unten stehenden Zahlen sind deshalb in höchstem Maße unsicher.

Die Lebenserwartung beträgt im Schnitt 50 Jahre (2006). Die Säuglingssterblichkeit lag im Jahre 1997 bei 9,2 %, die Kindersterblichkeit bei 13,2 %. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum betrug 1990–1997 1,9 %. 1995 waren 55 % der Bevölkerung Analphabeten.

Die haitianische Bevölkerung teilt sich in 95 % Schwarze, 4,9 % Mulatten und 0,1 % Weiße auf. Andere Zahlen geben 60–80 % Schwarze, 15–35 % Mulatten und bis zu max. 5 % Weiße an.

33 % der Haitianer leben in Städten. Die größten Städte sind (Berechnung für 2008): Port-au-Prince 1.368.075 Einwohner, Carrefour 503.954 Einwohner, Delmas 445.236 Einwohner, Cap-Haïtien 145.709 Einwohner und Pétionville 122.677 Einwohner. Das Ballungszentrum Port-au-Prince wird mit 2.411.407 Menschen im Jahr 2008 geschätzt.

Sprachen

Die beiden Hauptsprachen Haitis sind das Haitianische und die Französische Sprache. Letztere hat v. a. als Zweitsprache und Bildungssprache größere Bedeutung. Ausschließlich religiöse Bedeutung hat die Sprache Langaj (auch Langay oder Haitian Voodoo Culture Language). Die Sprachen der indigenen Indianer sind ausgestorben.

Religionen

Laut einer Zählung der Vereinten Nationen gehören 54,7 % der Einwohner Haitis der Römisch-katholischen Staatskirche an, 15,4 % sind Baptisten, 7,9 % Pfingstler, 3,0 % Adventisten, 1,5 % Methodisten, 0,7 % Anglikaner, 0,18 % Zeugen Jehovas[4] und 0,07 % Mormonen. 2,1 % der Bevölkerung gaben die Zugehörigkeit zur Voodoo-Religion an, doch praktizieren auch viele weitere, die sich offiziell zum Christentum bekennen, gleichzeitig Voodoo-Kulte. Eine kleine christliche Gemeinde bilden die rund 3.000 neuapostolischen Christen auf Haiti. Dem Voodoo-Kult hängen schätzungsweise etwa Dreiviertel der Bevölkerung an bzw. praktizieren diesem, zumeist sind es Schwarze. Dadurch, dass gerade Schwarze diesem Kult angehören und die Mulatten weniger, nahm es François Duvalier mit zum Anlass, gegen die Mulatten vorzugehen, die dem Voodoo-Kult meist nicht angehören.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Haitis

In den Jahrzehnten nach der Entdeckung der Insel Hispaniola durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492 wurde die indigene Urbevölkerung dieser Insel, die Arawaks (auch Taínos genannt), fast vollständig ausgerottet. Im späten 17. Jahrhundert schließlich wurde die Insel durch afrikanische Sklaven wiederbevölkert, die auf den Zuckerplantagen eingesetzt wurden.

1697 trat Spanien das westliche Drittel der Insel, welches von da an Saint-Domingue genannt wurde, an Frankreich ab. Dieses Gebiet wurde im 18. Jahrhundert zur reichsten Kolonie des französischen Kolonialreichs. Am 22. August 1791 kam es unter der Führung von Dutty Boukman und Georges Biassou zu einem Sklavenaufstand, der sich zu einem blutigen Krieg jeder gegen jeden entwickelte: Schwarze kämpften gegen Weiße, kreolische Pflanzer gegen königstreue Franzosen, republikanische französische Truppen gegen Engländer und Spanier, die intervenierten. Die Ex-Sklaven („Afrikaner”) setzten sich am Ende durch. Selbst eine von Napoleon nach Saint-Domingue gesandte Armee wurde unter Haitis Nationalheld Toussaint L’Ouverture geschlagen. Saint-Domingue erklärte am 1. Januar 1804 unter dem Namen Haiti seine Unabhängigkeit von Frankreich, sein Führer Dessalines erklärte sich nach dem Vorbild Napoleons zum Kaiser und regierte als solcher bis zu seinem gewaltsamen Tod 1806.

Haiti, die erste unabhängige Republik von Schwarzen und Mulatten, engagierte sich in der Abschaffung der Sklaverei und unterstützte auch Venezuela, Peru und Kolumbien bei ihrem Unabhängigkeitskampf unter Revolutionsführern wie Bolívar und Miranda. Haiti schaffte unter Präsident Boyer – der das seit 1806 in einen mulattischen Süden und schwarzen Norden geteilte Haiti 1820 wiedervereinte – nach der Besatzung des zu Spanien gehörenden östlichen Teils der Insel (der späteren Dominikanischen Republik) 1822 auch dort die Sklaverei ab. Frankreich verlangte als Gegenleistung für die Anerkennung der Unabhängigkeit Haitis im Jahr 1825 Entschädigungen für ehemalige Plantagenbesitzer.

Haiti zahlte jahrzehntelang an Frankreich, insgesamt 90 Millionen Francs d'Or (was nach Schätzungen in heutiger Währung 17 Milliarden Euro entsprechen soll). Bald nach der Unabhängigkeit wurden die Großplantagen unter der Bevölkerung aufgeteilt, wodurch der Export von Agrargütern zusammenbrach. Mehrere Versuche, die Produktivität der Landwirtschaft zu heben (beginnend mit dem Code Rural von 1826), sind an der aus kleinen und kleinsten Parzellen bestehenden Agrarstruktur gescheitert. Seitdem ist Haiti zum ärmsten Land der westlichen Hemisphäre geworden.

Haiti hatte während des größten Teils seiner Geschichte unter Gewaltherrschern und Kleptokraten zu leiden. Von 1915 bis 1934 war das Land von den USA besetzt. Doch wurden die US-Truppen in den folgenden Jahren im Rahmen der Good Neighbour Policy abgezogen. Es wurden Anstrengungen unternommen, die Infrastruktur – speziell das Bildungssystem – zu verbessern, aber diese Reformen, die die Bräuche und Traditionen Haitis nicht berücksichtigten, waren weder gern gesehen noch erfolgreich. Ab 1957 gelang es dem ehemaligen Landarzt Francois „Papa Doc“ Duvalier, die Macht an sich zu reißen. Er setzte sich 1964 zum Diktator ein und wurde durch die sogenannten Tontons Macoutes bekannt, einer Freiwilligentruppe, die Elemente einer Geheimpolizei und einer Schlägertruppe auf sich vereinte. Sein Sohn Jean-Claude „Baby Doc“ Duvalier folgte ihm 1971 im Alter von 19 Jahren in der Regierung. „Baby Doc“ wurde 1986 aus dem Land vertrieben.

Cap Haïtien

Nach der Verfassungsreform von 1987 putschte das Militär und regierte bis zu den Wahlen 1990, bei denen Jean-Bertrand Aristide, an den sich viele Hoffnungen knüpften, mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten gewählt wurde. Aber schon 1991 wurde Aristide von dem Brigadegeneral Raoul Cédras wieder aus dem Amt geputscht. 1994 konnte Aristide im Gefolge einer US-amerikanischen Intervention (Operation Uphold Democracy) in sein Amt zurückkehren, aber unter der Bedingung, dass er die Politik seines von Washington favorisierten Vorgängers übernehme, der in den Wahlen von 1990 nur 14 Prozent der Stimmen erhalten hatte. (Davor unterminierten die USA das von der OAS nach dem Militärputsch gegen Haiti beschlossene Embargo, und unterstützten so insgeheim die mordende und folternde Militärjunta.). 1996 übergab Aristide nach Ablauf seiner Amtszeit das Amt an seinen engen Weggefährten René Préval. Das UNO-Mandat, unter welchem Haiti seit 1995 stand, lief 1997 wieder aus.

2000 fanden umstrittene Parlamentswahlen statt, welche die Partei Aristides gewann. Als Aristide mit über 90 Prozent der Stimmen auch die Präsidentenwahl gewann, wurden Vorwürfe laut, dass die Wahlen manipuliert gewesen seien. Aristide, der einstige Hoffnungsträger, der sein Amt 2001 antrat, verließ 2004 das Land. Während die Opposition und auch die USA sowie Frankreich die Position vertraten, Aristide sei freiwillig ins Exil gegangen, spricht dieser von einem Putsch und betrachtet sich nach wie vor als legitimen Präsidenten des Landes.

Haiti gilt nach einer Einschätzung der „Süddeutschen Zeitung“ aus dem Jahr 2005 mittlerweile neben Kongo, Somalia und Tschad als zerfallener Staat. Es wurde bis Februar 2006 von einer Übergangsregierung unter Boniface Alexandre als Präsidenten und Gérard Latortue als Premierminister verwaltet, als die mehrfach verschobene Präsidentenwahl abgehalten wurde. Diese war höchst umstritten und brachte mit einem Wahlergebnis von 51,15 % der Stimmen Préval als Sieger hervor. Seit dem 14. Februar 2006 ist dieser wieder Präsident Haïtis. International gilt er als Realpolitiker und wird als Hoffnung für Haiti gesehen.

In der Hauptstadt Port-au-Prince herrscht der Ausnahmezustand. Entführungen, Schießereien, Raubüberfälle und Drogenhandel sind an der Tagesordnung. Die UNO hat in Haiti rund 10.000 Blauhelme stationiert; Anfang 2006 beging der kommandierende General der UN-Truppen Urano Teixeira da Matta Bacellar vermutlich Suizid.

Im Mai 2006 nominierte Präsident René Préval den Politiker Jacques-Édouard Alexis als Premierminister. Dessen Kabinett nahm Anfang Juni seinen Dienst auf.

Die hohe Inflation und die weltweit stark angestiegenen Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis oder Mais führten im Frühjahr 2008 zu Protesten der Bevölkerung, die in schweren Unruhen mit mehreren Todesopfern gipfelten.[5] Obwohl Präsident Préval eine Bekämpfung der gestiegenen Lebensmittelpreise angekündigt hatte, beruhigte sich die Lage nicht. Am 12. April 2008 beschloss der Senat die Entlassung von Premiermister Alexis.[6]

Politik

Die politische Situation in Haiti war in den letzten Jahrzehnten durch wiederholte Krisen wie Staatsstreiche, ausländische Interventionen und/oder Diktaturen mit Ausbrüchen von gewalttätigen Konflikten, Verletzungen der Menschenrechte und chronische Instabilität gekennzeichnet. Der am 29. Februar 2004 zurückgetretene Präsident Aristide hat Interims-Präsident Alexandre Latortue ein Land im Chaos hinterlassen. Rechtsstaatliche Ordnung, institutionelle Strukturen und kollektive Verhaltensregeln fehlen weitgehend. Hinzu kommt ein Panorama an Korruption, Straffreiheit, Wahlbetrug, Existenz kriminalisierter Banden, Drogenhandel und die Bereitschaft, Konflikte gewaltsam auszutragen.

Die entwicklungspolitische Zusammenarbeit zwischen Haiti und der Bundesrepublik reicht bis in die siebziger Jahre zurück, hat aber durch die innenpolitischen Auseinandersetzungen und die unzulänglichen strukturellen Rahmenbedingungen wiederholt Zäsuren erfahren. Im Jahr 2000 bildeten die Wahlmanipulationen erneut Anlass für die Bundesrepublik Deutschland im Verbund mit den anderen EU-Staaten das Engagement zu reduzieren: Die laufenden Projekte der Technischen Zusammenarbeit wurden weitergeführt, es wurden aber keine neuen Projekte vereinbart. Haiti ist potentielles Partnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, der Schwerpunkt der Technischen Zusammenarbeit liegt im ländlichen Raum (kommunale/lokale Entwicklung).

Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Von den rund acht Millionen Einwohnern leben über 65 Prozent der Gesamtbevölkerung unterhalb der absoluten Armutsgrenze. Rund 50 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sind arbeitslos, die Hälfte der Bevölkerung ist unterernährt.

Jared Diamond zählt in seinem Buch „Kollaps” Haiti (mit Somalia, Ruanda und Afghanistan) zu den politisch instabilsten und ökologisch am schwersten geschädigten (fast der ganze Wald wurde abgeholzt) Staaten der Welt. Seiner Ansicht nach besteht dazwischen ein Zusammenhang.

Vor dem Hintergrund der extrem schlechten sozioökonomischen Situation und der chronischen politischen Instabilität hat die haitianische Übergangsregierung im Juli 2004 mit Unterstützung der Gebergemeinschaft ein Rahmenabkommen für die Entwicklungszusammenarbeit (Cadre de Cooperation Intermediaire) für die zwei Jahre bis zu den Neuwahlen ausgearbeitet. Auch die deutsche Regierung beteiligt sich an diesem Programm. Damit ergeben sich in naher Zukunft neue Rahmenbedingungen für die deutsch-haitianische Zusammenarbeit.

Verwaltungsgliederung

Départements in Haiti
Port-au-Prince

Haiti gliedert sich in zehn Départements. Die Einwohnerzahlen in der folgenden Tabelle beziehen sich auf die Volkszählung vom 7. August 2003. Am 4. September 2003 wurde das Département Nippes durch Abspaltung von Grand'Anse gebildet.

Nr. Département Fläche in km² Einwohner insgesamt Einwohner je km²
1 Artibonite 4.983 1.070.397 215
2 Centre 3.675 565.043 154
3 Grand'Anse 3.310 337.516 182
4 Nippes k.A. 266.379 k.A.
5 Nord 2.106 773.546 367
6 Nord-Est 1.805 300.493 166
7 Nord-Ouest 2.176 445.080 205
8 Ouest 4.827 3.093.699 641
9 Sud-Est 2.023 449.585 222
10 Sud 2.794 627.311 225
Haiti Gesamt 27.700 7.929.048 286

Quelle: Institut Haïtien de Statistique et d'Informatique

Wirtschaft

In der Kolonialzeit galt Haiti als eines der reichsten Länder der Karibik. Um die Anerkennung der Unabhängigkeit durch die ehemalige Kolonialmacht Frankreich zu erreichen, musste sich jedoch Haiti durch hohe Zahlungsverpflichtungen „freikaufen“. Diese Zahlungen, die fast das ganze 19. Jahrhundert hindurch andauerten, überstiegen die Leistungskraft Haitis bei weitem. Zusammen mit politischer Instabilität und langjähriger Misswirtschaft führte dies dazu, dass sich Haiti zum Armenhaus Amerikas entwickelte.

Seit dem Sturz von Jean-Bertrand Aristide ist die Wirtschaft des Landes in einer schweren Krise. Doch erste Anzeichen der Normalisierung zeigten sich am 4. März 2004, denn in Port-au-Prince öffneten erstmals wieder die Banken. Der Industrieverband Haitis schätzt die entstandenen Schäden der Unruhen auf mehr als 100 Millionen Euro. Die deutsche Post hat die Zusage gegeben, Haiti beim Aufbau eines modernen Postleitzahlensystems zu unterstützen. Ein großes Problem des Staates ist der hohe Grad an Korruption. Er belegt einen der untersten Plätze in der Statistik der Transparency International.

Gegen Haiti wurde ein Erfüllungsverbot nach Totalembargo[7] verhängt.

Kultur

Die haitianische Kultur unterscheidet sich sehr stark von derjenigen den umgebenden Länder der Karibik und des amerikanischen Doppelkontinents. Gewisse Ähnlichkeiten gibt es lediglich zu afrikanischen Kulturen.

So stellt Samuel Huntington es in seinem Buch Kampf der Kulturen in die von ihm propagierte Kategorie der „einsamen Länder“ ohne Anschluss an einen größeren Kulturkreis und begründet das mit „kreolische[r] Sprache, Wodu-Religion, de[m] revolutionäre[n] Ursprung aus Sklavenaufständen und seine[r] brutale[n] Geschichte“.[8] Zur näheren Begründung verweist er darauf, dass die lateinamerikanischen Länder die Haitikrise 1994 nicht als lateinamerikanisches Problem angesehen und darum – sehr im Unterschied zu Kuba – keine Flüchtlinge ins Land gelassen hätten.[9] „‚In Lateinamerika‘, so der gewählte Präsident Panamas, ‚gilt Haiti nicht als lateinamerikanisches Land. Die Haitianer sprechen eine andere Sprache. Sie haben andere ethnische Wurzeln, eine andere Kultur. Sie sind überhaupt sehr anders.‘ Ebenso getrennt ist Haiti von den englischsprachigen Ländern der Karibik. ‚Haitianer‘, so ein Kommentator, ‚sind für Leute aus Grenada oder Jamaica genauso fremd, wie sie es für Leute aus Iowa oder Montana wären‘. Haiti, ‚der Nachbar, den keiner will‘, ist wahrhaftig ein Land ohne Verwandte.“[10]

Sport und Musik
  • Fußball: 1974 qualifizierte sich Haiti überraschend für die Fußball-WM in Deutschland. Sensationellerweise ging der ‚Fußball-Zwerg‘ im ersten Spiel gegen Vizeweltmeister Italien durch ein Tor von Emmanuel Sanon in Führung, unterlag jedoch am Ende und konnte die erste Runde nicht überstehen. Der Torhüter der Haitianer, Henri Francillon, wurde nach dem Turnier für die Saison 1974/75 vom TSV 1860 München für die 2. Bundesliga verpflichtet.
  • Musik: Der international bekannteste Haitianer ist wohl Wyclef Jean, der mit seinem Cousin Pras Michel (Prakazrel Michel) und mit Lauryn Hill als The Fugees Karriere machte, sowie auch als Solokünstler und in Zusammenarbeit mit Künstlern wie Santana („Maria Maria“ auf dem Album „Supernatural“, 1999), Sarah Connor („One Nite Stand“, 2002) oder Shakira („Hips don't lie“, 2006).
  • Der bekannteste Deutsche mit haitianischer Abstammung ist der Rapper Torch, Gründungsmitglied der Band Advanced Chemistry, der als Mitbegründer der deutschen Hip-Hop-Szene gilt und unter dem Pseudonym DJ Haitian Star weltweit gebucht ist.
  • Auch die familiären Wurzeln der Multi-Instrumentalistin Régine Chassagne (The Arcade Fire) reichen zurück bis nach Haiti. Sie floh mit ihren Eltern in den 70er Jahren nach Chicago, um dem Regime von Diktator Duvalier zu entfliehen. Zum Album „Funeral“ von Arcade Fire gehört ein Lied namens „Haiti“, das die Situation unter der Diktatur Duvaliers schildert.

Mediale Rezeption

Der britische Schriftsteller Graham Greene schrieb den 1966 erschienenen Roman The Comedians (deutscher Titel: Die Stunde der Komödianten), in welchem die Handlung im Haiti des Gewaltherrschers Francois „Papa Doc“ Duvalier spielt. Greene beschrieb darin das Terrorregime der Tontons Macoutes und wurde deswegen jahrelang von Duvalier mit Verleumdungen verfolgt. Zur gleichnamigen Verfilmung aus dem Jahr 1967 mit Richard Burton, Elizabeth Taylor, Alec Guinness und Peter Ustinov schrieb Greene auch das Drehbuch.

Literatur

  • Paul Farmer, The uses of Haiti, Common Courage Press 2003, ISBN 1-56751-242-9
  • C. L. R. James: The Black Jacobins: Toussaint L’Ouverture and the San Domingo Revolution (1938, Vintage, ISBN 0-679-72467-2), deutsch: Die schwarzen Jakobiner. Toussaint L’Ouverture und die San-Domingo-Revolution. Berlin 1984.
  • Martin Ros: Night of Fire – The Black Napoleon and the Battle for Haiti, DaCapo Press, New York 1993, ISBN 0-9627613-8-9
  • J.C. DORSAINVIL: Manuel d'Histoire d'Haïti, Port-au-Prince, 1929 – réédition 1957
  • Philippe R. Girard: Paradise Lost: Haiti's tumultuous journey from Pearl of the Caribbean to Third World hot spot, New York, 2005 – Palgrave Macmillan, ISBN 1-4039-6887-X
  • Graham Greene: Die Stunde der Komödianten, ISBN 978-3-552-02014-6
  • Nick Stone: Voodoo, ISBN 978-3-442-46336-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Den gleichen Wahlspruch führen Belgien und Bulgarien.
  2. Quelle: CIA World Factbook 2008
  3. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  4. Jahresbericht der Zeugen Jehovas 2007
  5. Die Zeit: Unruhen : Haiti steht vor dem Chaos vom 8. April 2008.
  6. Tagesschau: Haitis Regierung stürzt über Hungerrevolte vom 13. April 2008.
  7. Zoll: Liste aller derzeitigen Embargoländer
  8. Samuel P. Huntington, „Kampf der Kulturen“, Wien/Zürich 1996/1997, S. 213 f.
  9. Samuel P. Huntington, „Kampf der Kulturen“, Wien/Zürich 1996/1997, S. 213 f.
  10. Samuel P. Huntington, „Kampf der Kulturen“, Wien/Zürich 1996/1997, S. 213 f.

19.1-72.3333333333337Koordinaten: 19° N, 72° W


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