- Hedonistisch
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Hedonismus (gr. ἡδονισμός hēdonismós, von ἡδονή hēdonē „Lust” und -ismus), selten auch Hedonik, bezeichnet eine philosophische bzw. ethische Strömung, die Lust als höchstes Gut und Bedingung für Glückseligkeit und gutes Leben ansieht. Im Gegensatz zu der Lust, wie sie von Epikur gelehrt wird, versteht man unter dem Begriff Hedonismus auch allgemein eine nur an materiellen Genüssen orientierte egoistische Lebenseinstellung. In diesem Sinne wird der Begriff Hedonismus oft abwertend gebraucht (vgl. Spaßgesellschaft) und als Zeichen der Dekadenz interpretiert.
Inhaltsverzeichnis
Philosophischer Hedonismus
Aristippos von Kyrene, der von 435 v. Chr. bis ca. 355 v. Chr. lebte, ein Zeitgenosse des Sokrates und Begründer der kyrenaischen Schule, gilt als Begründer des Hedonismus. Aristippos unterscheidet zwei Zustände der menschlichen Seele, die Lust als sanfte und den Schmerz als raue, ungestüme Bewegung der Seele. Dabei gibt es jedoch keinen Unterschied zwischen verschiedenen Lüsten. Das heißt, dass jede Lust unabhängig von ihrer Natur die gleiche Qualität hat. Der Weg zum Glück ist es nach Aristippos, die Lust zu maximieren, dem Schmerz aber auszuweichen. Er behauptet gar, die körperliche Lust sei der eigentliche Sinn des Lebens.
Epikur beschreibt die Lust als Prinzip gelingenden Lebens. Diese Lust kann nach Epikur als ein Freisein von Unlust beschrieben werden. Ziel ist hier nicht Lust, sondern die Befreiung vom Leid: So geht es in der epikureischen Glücksphilosophie darum, durch Freisein von Unruhe (Ataraxie) und Freisein von Schmerz (Aponetos) Glück zu erlangen – dies aber nicht durch übermäßigen Genuss weltlicher Güter, sondern durch die Konzentration auf die wirklich notwendigen Bedürfnisse, zu denen Epikur auch die Freundschaft zählt.
Der Utilitarist Jeremy Bentham spricht von einem hedonistischen Kalkül.
Henry Sidgwick, der mit The Methods of Ethics zweifellos die umsichtigste und philosophisch anspruchsvollste Darstellung des Utilitarismus des 19. Jahrhunderts vorgelegt hat, unterscheidet zwischen ethischem und psychologischem Hedonismus. Psychologischer Hedonismus ist eine anthropologische Annahme, die besagt, dass Menschen immer versuchen ihre Lust/Freude zu maximieren, bzw. dass die Aussicht auf Lust (oder die auf Vermeidung von Unlust) das Einzige ist, was den Menschen zum Handeln motivieren kann. Ethischer Hedonismus hingegen ist eine normative Theorie oder Theoriengruppe, die besagt, dass Menschen versuchen sollen, die Lust zu maximieren. Entweder die eigene Lust (hedonistischer Egoismus) oder die Lust aller (universeller Hedonismus oder auch Utilitarismus). Henry Sidgwick selbst hat nur den universellen Hedonismus vertreten, während Jeremy Bentham sowohl psychologischer als auch universeller Hedonist war:
„Die Natur hat die Menschheit unter die Herrschaft zweier souveräner Gebieter – Leid und Freude – gestellt. Es ist an ihnen aufzuzeigen, was wir tun sollen, wie auch zu bestimmen, was wir tun werden. Sowohl der Maßstab für Richtig und Falsch als auch die Kette der Ursachen und Wirkungen sind an ihrem Thron festgemacht.“
– Jeremy Bentham: in Höffe 1992, p. 55
Vertreter
Wichtige klassische Vertreter des philosophischen Hedonismus sind Aristippos von Kyrene, Theodoros und Hegesias. Die hedonistische Position wurde später von Epikur aufgegriffen und weiterentwickelt. Im Zusammenhang mit dem Utilitarismus erhielt der Hedonismus eine Aktualisierung in der Neuzeit durch das Buch L'art de jouir von Julien Offray de La Mettrie, das auch Donatien Alphonse François de Sade stark beeinflusste.
Ein zeitgenössischer Verfechter der hedonistischen Position ist der französische Philosoph Michel Onfray. Das internationale Netzwerk Hedonistische Internationale tritt häufig mit linkspolitischem Hintergrund in Aktion um die Freude am aktionsorientierten Protest zu betonen.
Literatur
- Bettina Dessau, Bernulf Kanitscheider, Von Lust und Freude. Gedanken zu einer hedonistischen Lebensorientierung, Insel-Verlag, Frankfurt a.M., Leipzig, (2000).
- Otfried Höffe. Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte. 2., überarbeitete Auflage. Tübingen: Francke, 1992. ISBN 3-7720-1690-1
- Malte Hossenfelder, Antike Glückslehren, Stuttgart: Kröner 1996, ISBN 3-520-42401-0
- Malte Hossenfelder, Epikur, Münster: 1996 / Graz: 2005, ISBN 3-406-54122-4
- Henry Sidgwick, "The Methods of Ethics", Cambridge, 1981 [1907], ISBN 0-915145-28-6
- Michel Onfray: La puissance d'exister. Manifeste hédoniste. Grasset & Fasquelle 2006, ISBN 9782246716914.
Siehe auch
Weblinks
- Eintrag in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben)
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