Heiner Stuhlfauth

Heiner Stuhlfauth
Heinrich Stuhlfauth auf einer Fahne am Easycredit-Stadion zur Erinnerung an die Meisterschaft von 1927

Heinrich („Heiner“) Stuhlfauth (* 11. Januar 1896 in Nürnberg; † 12. September 1966 ebenda) war ein deutscher Fußballtorwart. Von 1916 bis 1933 spielte er beim 1. FC Nürnberg, für den er insgesamt 606 Einsätze in der ersten Mannschaft bestritt. Stuhlfauth absolvierte 21 Länderspiele für die Deutsche Fußballnationalmannschaft und war zeitweise deutscher Rekordnationalspieler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Laufbahn als Spieler

Stuhlfauths erste Station als Spieler war der FC Franken, für den er im Sturm spielte. Später wechselte er zum FC Pfeil Nürnberg, wo er zunächst als Halblinker spielte. Nach der Einberufung des Stammkeepers zum Militär spielte der 1,84 m große Spieler 1914 zum ersten Mal im Tor.

1916 wechselte Stuhlfauth zum 1. FC Nürnberg, da sich der FC Pfeil aufgelöst hatte. Kurz wurde er jedoch zu den Pionieren einberufen, wurde dort allerdings für Armee-Fußballspiele freigestellt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er beim „Club“ zu einem der ersten großen Stars des deutschen Fußballs. Während seiner Zeit beim 1. FC Nürnberg avancierte er zum deutschen Nationalspieler. Er gewann fünf deutsche Meistertitel (1920, 1921, 1924, 1925 und 1927) und nahm auch am „endlosen Meisterschaftsendspiel“ 1922 teil.

Stuhlfauth (1. v. r.) bei seinem 19. Länderspieleinsatz gegen Italien

Mit seinem 19. Länderspiel am 28. April 1929 löste er Eugen Kipp als Rekordnationalspieler des DFB ab. Als solcher durfte er sich aber nur bis zum 25. September 1932 bezeichnen, als Richard Hofmann sein 22. Länderspiel absolvierte. In 6 Spielen führte er die Nationalmannschaft als Spielführer auf's Feld.

Sein 21. und letztes Länderspiel fand im Frühjahr 1930 in Frankfurt am Main gegen Italien statt (0:2).

1933 beendete Stuhlfauth seine aktive Laufbahn. Bereits in der Vorsaison 1932/33 arbeitete er als Trainer bei Kickers Würzburg.

Leben nach der Karriere

Ab Mitte der 1930er Jahre gehörte er dem Ältestenrat des 1. FCN an.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieg wurde Stuhlfauth erneut eingezogen und nahm als Gefreiter am Polenfeldzug teil. Im Krieg wurde Stuhlfauths Sebaldusklause zerstört. Nach Kriegsende arbeitete er als Schulsportlehrer und führte für das Mineralölunternehmen Shell Fußball-Lehrfilme vor.

1953 nahm er als 57-Jähriger auf Einladung des Deutsch-Amerikanischen Fußball-Bundes an einer USA-Tournee des 1. FC Nürnberg teil. Dabei wurde er begeistert empfangen und bezeichnete selbst die Tournee als „die Krönung meiner Laufbahn“.

1956 wurde Stuhlfauth in einer Umfrage des Kicker zum populärsten deutschen Fußballspieler gewählt. Am 12. September 1966 starb Heiner Stuhlfauth an einem Herzschlag.

Stärken

Heiner Stuhlfauth galt neben dem Spanier Ricardo Zamora zu seiner Zeit als einer der besten Torhüter der Welt.

Vom 8. Juli 1918 bis zum 5. Februar 1922 verlor der Club mit ihm kein einziges von 104 Verbandsspielen. Das Torverhältnis betrug in diesen Spielen 480:47.

Eine seiner Spezialitäten war die Fußabwehr; er war er ein früher Vertreter des „mitspielenden Torwarts“ und wurde von zeitgenössischen Journalisten als „dritter Verteidiger“ bezeichnet. „Ich bin dem Ball oft zwanzig und dreißig Meter entgegengelaufen, indem ich den Ball weg geschlagen habe. Ich würde das jedem Torwächter empfehlen“, so Stuhlfauths Rat.

Sonstiges

Außerhalb des Spielfeldes betrieb Stuhlfauth die Gaststätte Sebaldusklause (ehem. Schulgäßchen) in Nürnberg.[1] Er war in den 1930er Jahren der letzte Wirt der im Krieg zerstörten Traditionsgaststätte. Dort traf man Fußballer, Schauspieler und Politiker – unter anderem den englischen Stürmer Dixie Dean und Kicker-Gründer Walther Bensemann.

Stuhlfauth sah eine Niederlage in Freundschaftsspielen als Schande für seine Heimatstadt und seinen Verein an. Er war ein großer Anhänger „seines“ Clubs. Von ihm stammt folgendes Zitat:

- „Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.

Möge all dies immer bewahrt werden und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.“

Dieses Zitat wird heute vor jedem Heimspiel an den Bildschirmen im Stadion angezeigt und viele Clubfans tragen es auf dem T-Shirt.

Markenzeichen Stuhlfauths waren sein grauer Pullover und seine markante Schiebermütze.

Stuhlfauth war ein sehr gemütlicher Typ. Er saß einmal eine halbe Stunde vor Spielbeginn noch in seiner Sebaldusklause. Dann setzte er sich auf sein Motorrad und brauste zum Spiel, wo er in allerletzter Minute ankam und in der Kabine mit den Worten „Dou bini!“ („Da bin ich!“) seine Vereinskameraden begrüßte.

Stuhlfauth war einer der Förderer des jungen Max Morlock. Über eine gemeinsame USA-Tournee erzählte Morlock: „Einmal spielten wir barfuß Fußball. Heiner Stuhlfauth stellte sich in ein gedachtes Tor und schloss mit uns Wetten ab, dass ihm keiner von uns einen Ball ins Tor jagen könnte. Die Wetten wurden getätigt, und zwar in Höhe von zwei bis zehn Dollar, aber hineingebracht haben wir dem Heiner wirklich nichts. Sobald ein für ihn unerreichbarer Ball kam, brüllte er ‚Aus‘ oder ‚Hoch‘. Auf unsere Beteuerungen, dass das Tor doch größer sein müsse, antwortete er, das könnten wir Lauser nicht verstehen, denn schließlich und endlich müsse er ja wissen, wie groß ein Tor sei.“

Ehrungen

1966 bekam Stuhlfauth die Ehrennadel des DFB und die Bürgermedaille der Stadt Nürnberg verliehen. Zusätzlich wurde er zum Ehrenspielführer beim 1. FC Nürnberg ernannt

2006 wurde der Block 18 im Nürnberger Easycredit-Stadion im Zuge der Blockumbenennung nach ihm benannt.[2]

2008 wurde Heinrich Stuhlfauth in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.

Das Vereinslokal des FCN am Vereinsgelände ist nach ihm benannt. In den Stuhlfauth-Stuben kann man vor und nach dem Training immer wieder Teile der Mannschaft antreffen. Weiterhin ist im Nürnberger Stadtteil Zerzabelshof, der Heimat des 1. FC Nürnberg eine Straße nach ihm benannt.

Quellen

  1. Die Sebaldusklause
  2. http://fcn.de/index.php?id=12195

Weblinks


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