Heliotherapie

Heliotherapie
Sonnenbadende Frau
Sonnenbadende Eidechse, vormittags

Ein Sonnenbad bezeichnet das bewusste Liegen im Sonnenlicht zum Zweck der Aufwärmung des Körpers oder der Bräunung der Haut. Die Bezeichnung Sonnenbad assoziiert dieses Liegen im Licht mit einem Bad in warmem Wasser. Viele wechselwarme Tiere, z. B. Schlangen, benutzen Sonnenbäder, um ihre Körpertemperatur zu erhöhen.

Inhaltsverzeichnis

Bräunung der Haut

Die Bräunung der Haut entsteht hauptsächlich durch die im (Sonnen-)Licht enthaltende UV-B-Strahlung. Dabei wird von in der Oberhaut befindlichen Zellen (Melanozyten) Melanin gebildet, das die Haut zum Schutz des Zellkerns vor Schäden an der DNA bildet. Sonnenbaden mit ungebräunter Haut ist gefährlich für diese; es entsteht sehr leicht ein Sonnenbrand und die Hautkrebsgefahr wird dadurch erhöht. Um den Sonnenbrand zu verhindern, werden von der Industrie Sonnenschutzmittel angeboten, die einen Lichtschutzfaktor enthalten. Diese sollten gegen UV-A und UV-B schützen, mindestens einen Faktor von 15 aufweisen und regelmäßig und rechtzeitig aufgetragen werden. Höhere Faktoren bieten keinen wesentlichen zusätzlichen Schutz.[1] Im Bild sieht man, dass das Intensitätsmaximum des Streulichtes (blaue Kurve) im UV-Bereich liegt.

Leistungsverteilung von direktem und gestreutem Sonnenlicht

Mit der Kontrolle durch die Uhr ist ein objektiver Schutz möglich. Bereits Sonnenbäder von kurzer Dauer lösen eine medizinisch wirksame Reaktion im Körper aus. Kurze häufige Intervalle sind wirksamer und ungefährlicher, als seltene lange Bestrahlungen. Dabei ist auch die Bewölkung, die Luftverschmutzung, die geografische Breite und die Höhe über dem Meeresspiegel zu beachten. Je weniger Bewölkung, je reiner die Luft, je näher am Äquator und je höher über dem Meeresspiegel nimmt die Intensität der Strahlung zu - die Sonnenbadezeit ist also zu verkürzen. Zwischen 11 Uhr und 15 Uhr sollte man die Sonne meiden. Sonnenbäder nach 15 Uhr bei geringerer Strahlungsintensität führen zu weniger Gesundheitsschäden und einer länger anhaltenden Bräune. In südlichen Ländern wurde aus gutem Grund eine Siesta abgehalten in der man nicht in die Sonne ging.

Das Sonnenbad zur Bräunung kam erst im 20. Jahrhundert in der westlichen Welt in Mode, als eine gebräunte Haut gegenüber einer blassen als attraktiv angesehen wurde. Bis dahin galt gebräunte Haut als Zeichen niederen Standes, da Arbeiter und Bauern durch ihre Arbeit im Freien meist gebräunt waren, während der Adel das direkte Sonnenlicht mied, um seine „vornehme“ Blässe zu behalten. Dementsprechend hoch war damals das Auftreten von Krankheiten wie z. B. Rachitis und Osteoporose.

Verfahren beim Sonnenbad

oben ohne sonnenbadende Frau, Ukraine

Menschen aus westlichen Kulturen nehmen Sonnenbäder bevorzugt im eigenen Garten, auf einem Balkon, einer Terrasse, im Park, am Strand, Erholungsflächen oder an einem Badesee. Hierbei tragen sie meistens so wenig Kleidung wie möglich, um möglichst viel Haut dem Sonnenlicht auszusetzen, z. B. Badebekleidung (Badehose, Badeanzug, Bikini). Wenn Frauen mit unbedecktem Oberkörper sonnenbaden, nennt man dies „oben ohne“. Das nackte Sonnenbaden ermöglicht eine „nahtlose Bräune“ und ist in vielen Ländern Europas an FKK-Stränden, FKK-Campingplätzen oder FKK-Badeseen erlaubt.

Daneben ist das Sonnenbaden auch in den Bergen (z. B. während Pausen beim Wandern oder Skifahren) beliebt, hier wird meist jedoch nur das Gesicht gebräunt.

Medizinisches Sonnenbaden

Als Heliotherapie bezeichnet man die Sonnenlichtbestrahlung zu Heilzwecken. (siehe auch: Physikalische Therapie) Die vorhandenen infraroten Strahlen entfalten eine Wärmewirkung und die besonders im Hochgebirge und am Meer vorhandenen blauen bis ultravioletten Strahlen haben eine chemisch-biologische Wirkung. Die Anwendung von Heliotherapie ist insbesondere angezeigt bei tuberkulösen Hauterkrankungen und Knochentuberkulose. Als Allgemeinwirkung sollte sich bei maßvoller Anwendung ein gesteigerter Appetit, eine bessere Durchblutung, vermehrte Blutneubildung und eine Erhöhung der Widerstandskraft einstellen. Diesem Credo folgend, eröffneten die Pioniere der Heliotherapie (siehe auch: Arnold Rikli) im 19. Jahrhundert eigens für die Lichttherapie ausgelegte Kuranstalten. Der dänische Arzt Niels Ryberg Finsen bekam 1903 den Nobelpreis für Medizin für die Behandlung von Krankheiten durch Lichtstrahlen. Dabei fügte er seinen Patienten unter anderem schwere Sonnenbrände zu.

Alternative

Eine beliebte Alternative zu Natursonnenbädern ist das Solarium. Hier wird die Körperhaut mit künstlich hergestellten UV-Licht gebräunt. Wie in der Natursonne auch, sollte hier beachtet werden, dass die Erythemschwellendosis nicht überschritten wird. Bei gewissenhaft und fachgeschult geführten Sonnenstudios, kann diese für jeden Hauttyp auf einem bestimmten Solarium in Minuten berechnet werden. Im Solarium wird sowohl UVA-Strahlung (verantwortlich für die Dunkelung vorhandener Pigmente in der Haut) als auch UVB-Strahlung (verantwortlich für die Pigmentneubildung) verwendet. Um eine Hautbräunung herbeizuführen, kann auch Bräunungscreme verwendet werden.

Sonnenbad als Suchtgefahr

Psychologen der University of Texas (USA) haben durch eine Umfrage mit 150 „Sonnenbadern“ auffällige Verhaltensweisen festgestellt und diese mit denen von Alkohol- und Drogenabhängigen verglichen. Nach verschiedenen psychologischen Kriterien bewertet zeigten ein Viertel bis die Hälfte der Sonnenbadenden Abhängigkeitssymptome. Dieses suchtähnliche Verhalten des exzessiven Sonnenbadens wird Tanorexie genannt. Als Ursache wird spekuliert, dass das Hormon Endorphin für den ungesunden intensiven Sonnenlichtkonsum verantwortlich ist.

Literatur

  • Simone Tavenrath: So wundervoll sonnengebräunt. Kleine Kulturgeschichte des Sonnenbadens, Marburg 2000.

Einzelnachweise

  1. P. Elsner et al: Täglicher Lichtschutz in der Prävention chronischer UV-Schäden der Haut. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie, 2005. (PDF, 260 KB)

Siehe auch

Weblinks


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