Henri von Luxemburg

Henri von Luxemburg
Großherzog Henri bei der Hochzeit seines Sohnes Prinz Louis (2006)

Henri von Luxemburg (* 16. April 1955 in Betzdorf) ist der Großherzog von Luxemburg (und wird im deutschen Sprachraum auch als Heinrich I. bezeichnet). Er ist der sechste luxemburgische Herrscher der Dynastie von Nassau-Weilburg. Er führt als vollständigen Titel "S. K. H. Großherzog von Luxemburg, Herzog von Nassau, Prinz von Bourbon-Parma, Graf von Sayn, Königstein, Katzenelnbogen und Diez, Burggraf von Hammerstein, Herr von Mahlberg, Wiesbaden, Idstein, Merenberg, Limburg und Eppstein".

Inhaltsverzeichnis

Linie

Nach dem Tod von Wilhelm IV. von Luxemburg stirbt die Linie der Nassau-Weilburg strenggenommen aus. Durch die weibliche Thronfolge von Maria-Adelheid und Charlotte lebt sie allerdings weiter. Durch die Heirat von Charlotte mit dem Prinzen Felix von Bourbon-Parma geht die Dynastie der Nassauer in jene der Bourbon-Parma auf. Aus politischen Gründen nennt sich die Großherzogliche Familie allerdings immer noch "de Nassau" (In Artikel 3 der Verfassung ist das Haus Nassau als Herrscherhaus festgelegt). Dieser dynastische Sachverhalt wird aus dem großen Wappenschild Henris deutlich. Es beinhaltet sowohl die Wappen Luxemburgs und Nassaus als auch jenes von Bourbon-Parma (Drei Lilien der Könige von Frankreich, roter Rand der Herzöge von Anjou). Aus diesem Symbolismus liest sich sein Titel als "Großherzog von Luxemburg aus dem Hause Nassau, herausgegangen aus dem Hause Bourbon-Parma" ab.

Leben

Henri wurde auf Schloss Betzdorf als ältester Sohn des großherzoglichen Paares Jean und Joséphine Charlotte geboren. Er hat vier Geschwister: Prinzessin Marie Astrid, heute Erzherzogin von Österreich (* 1954), sowie Prinz Jean von Luxemburg (* 1957) Prinzessin Margaretha von Liechtenstein (* 1957) und Prinz Guillaume von Luxemburg (* 1963). Er besuchte Schulen in Luxemburg und Frankreich. Im Jahr 1973, dem Jahr seiner Volljährigkeit, bekam er den Titel Erbgroßherzog zugesprochen und übernahm ab dann repräsentative Rollen. Bis zum Oktober 1980 studierte Henri an der Universität Genf Politikwissenschaften. Während seines Studiums lernte er auch seine jetzige Frau Maria Teresa Mestre kennen, die er am 14. Februar 1981 heiratete. Zusammen haben sie fünf Kinder, die Söhne Guillaume, Félix, Louis und Sébastien sowie eine Tochter, Alexandra.

Henri wurde am 7. Oktober 2000 nach der freiwilligen Abdankung seines Vaters Jean als Großherzog von Luxemburg vereidigt.

Zur militärischen Ausbildung war er an der Königlichen Akademie von Sandhurst in England.

Am 17. und 18. März 2006 weilte Großherzog Henri zusammen mit seinem Sohn, dem Erbgroßherzog, und seiner Frau anlässlich der Feierlichkeiten zum 200. Jahrestag der Einrichtung des Herzogtums Nassau in Wiesbaden, ehemals Residenzstadt der nassauischen Herzöge, heute Landeshauptstadt des deutschen Bundeslandes Hessen.

Er spricht Luxemburgisch, Englisch, Französisch und Deutsch. Er ist Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli des Malteserorden.

Institutionelle Staatskrise 2. Dezember 2008

Wie am 2. Dezember 2008 bekannt wurde, teilte Henri dem luxemburgischen Premierminister Jean-Claude Juncker mit, dass er die Unterschrift unter das geplante und kurz vor der zweiten Abstimmung stehende Euthanasie-Gesetz aus Gewissensgründen verweigern werde. Die Unterzeichnung durch den Monarchen ist eine laut Verfassung notwendige Voraussetzung, damit ein luxemburgisches Gesetz Gültigkeit erlangt. Dies wäre seit 1912 das erste Mal, dass der regierende Großherzog die Unterschrift unter ein vom Parlament verabschiedetes Gesetz verweigert.

Jean-Claude Juncker teilte mit, dass, auch wenn er die Bedenken des Großherzoges teile, ein vom Parlament beschlossenes Gesetz auch in Kraft treten müsse. Die Regierung und die Fraktionspräsidenten von vier der fünf im Parlament vertretenen Parteien verständigten sich darauf hin auf eine Änderung der Verfassung (Art. 34: „Der Großherzog bestätigt und verkündigt die Gesetze. Er gibt seine Entschließung binnen drei Monaten nach dem Beschluss der Abgeordnetenkammer bekannt.“)[1] Nach der Weigerung Henris verständigten sich Jean-Claude Juncker und alle Fraktionen des Parlaments auf eine Verfassungsänderung, die den Großherzog quasi entmachtet und ihm zukünftig nur noch das Recht zugesteht, Gesetze verkünden zu dürfen – das Wort „billigt“ in Artikel 34 der Verfassung wird gestrichen.[2] Das Parlament hat in erster Lesung dieser Änderung mit 56 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung am 11. Dezember 2008 zugestimmt.[3] Ein Volksbegehren gegen die Verfassungsänderung ist am 11. Februar 2009 mit nur 796 statt der erforderlichen 25.000 Unterschriften gescheitert,[4] so dass am 12. März 2009 alle 52 anwesenden Abgeordneten in zweiter Lesung das Gesetz zur Verfassungsänderung verabschiedeten.[5] Auch der Großherzog, der zum letzten Mal ein Gesetz billigen musste, stimmte zu. So konnte das Sterbehilfegesetz mit den Unterschriften von Großherzog Henri und Gesundheitsminister Mars Di Bartolomeo im Amtsblatt veröffentlicht werden.[6]

Vermögen

Henri auf einer luxemburgischen 50-Cent-Münze

Laut dem amerikanischen Wirtschaftsmagazin Forbes ist Großherzog Henri der meistunterschätzte Monarch der Welt, was das Vermögen anbelangt. So wird das Privatvermögen auf 4,6 Milliarden Euro geschätzt (2006). Die belgische Zeitung Het Laatste Nieuws veröffentlichte im September 2007 eine Liste der reichsten Monarchen Europas, auf der Großherzog Henri mit einem Vermögen von 1,2 Milliarden Euro "lediglich" auf dem vierten Platz unter den europäischen Monarchen geführt wird. Hinter Fürst Hans-Adam von Liechtenstein (3 Milliarden Euro), der britischen Königin Elisabeth II. (1,8 Milliarden Euro) und dem Spanischen König Juan-Carlos (1,7 Milliarden Euro). [7]

Trivia

Das Porträt von Großherzog Henri prangt auf insgesamt 15 verschiedenen Euromünzen (Stand: 2007). Zu sehen ist es auf allen acht luxemburgischen Euromünzen sowie auf sieben 2-Euro-Gedenkmünzen (6 luxemburgische, 1 belgische). Keine andere Person ist häufiger als er auf Euro-Münzen abgebildet.

Vorfahren

Ahnentafel Großherzog Henri von Luxemburg
Ururgroßeltern

Herzog
Karl III. (Parma) (1823–1854)
∞ 1845
Prinzessin
Louise Marie Thérèse von Frankreich (1819–1864)

König
Michael I. (Portugal) (1802–1866)
∞ 1851
Prinzessin
Adelheid von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1831–1909)

Großherzog
Adolf I. (Luxemburg)
(1817–1905)
∞ 1851
Prinzessin
Adelheid Marie von Anhalt-Dessau
(1833–1916)

König
Michael I. (Portugal) (1802–1866)
∞ 1851
Prinzessin
Adelheid von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1831–1909)

Prinz
Philippe von Belgien,
Graf von Flandern (1837–1905)
∞ 1867
Prinzessin
Maria Luise von Hohenzollern-Sigmaringen (1845–1912)

Herzog
Carl Theodor in Bayern (1839–1909)
∞ 1874
Prinzessin
Maria Josepha von Portugal (1857–1943)

König
Oskar II. (Schweden) (1829–1907)
∞ 1857
Prinzessin
Sophia von Nassau (1836–1913)

König
Friedrich VIII. (Dänemark) (1843–1912)
∞ 1869
Prinzessin
Louise von Schweden (1851–1926)

Urgroßeltern

Herzog
Robert I. (Parma)
(1848–1907)
∞ 1884
Prinzessin
Maria Antonia von Portugal
(1862–1959)

Großherzog
Wilhelm IV. (Luxemburg) (1852–1912)
∞ 1893
Prinzessin
Maria Anna von Portugal (1861–1942)

König Albert I. (Belgien) (1875–1934)
∞ 1900
Herzogin Elisabeth Gabriele in Bayern (1876–1965)

Prinz Carl von Schweden, Herzog von Westgotland (1861–1951)
∞ 1897
Prinzessin Ingeborg Charlotte von Dänemark (1878–1958)

Großeltern

Prinz Felix von Bourbon-Parma (1893–1970)
∞ 1919
Großherzogin
Charlotte (Luxemburg) (1896–1985)

König Leopold III. (Belgien) (1901–1983)
∞ 1926
Prinzessin Astrid von Schweden (1905–1935)

Eltern

Großherzog Jean (Luxemburg) (* 1921)
∞ 1953
Prinzessin Joséphine Charlotte von Belgien (1927–2005)

Großherzog Henri von Luxemburg (* 1955)

Nachkommen

Enkelkinder

  • Gabriel Michael Louis Ronny de Nassau (* 12. März 2006), Sohn von Prinz Louis und Tessy Antony
  • Noah Guillaume (* 21. September 2007), Sohn von Prinz Louis und Tessy de Nassau

Einzelnachweise

  1. Artikel in Sueddeutsche vom 4. Dezember 2008
  2. Marcus Stölb: Ein Großherzog wird entmachtet. Das Parlament Nr. 50/51 vom 8. Dezember 2008
  3. Marcus Stölb: Künftig ohne Vetorecht. Das Parlament Nr. 52 vom 22. Dezember 2008
  4. Initiative gegen Verfassungsänderung in Luxemburg gescheitert. aerzteblatt.de vom 20. Februar 2009
  5. Verfassungsänderung in zweiter Lesung verabschiedet. Luxemburger Wort vom 13. März 2009
  6. Luxemburg setzt Sterbehilfe-Gesetz in Kraft. aerzteblatt.de vom 17. März 2009
  7. Rangliste: Wo der reichste Monarch Europas residiert - NachrichtenWirtschaft - WELT ONLINE

Quellen



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