Henry Berger

Henry Berger

Heinrich August Wilhelm Berger (* 4. August 1844 in Berlin; † 14. Oktober 1929 in Honolulu; auch Henry/Henri Berger) war ein deutscher Militärmusiker und langjähriger Kapellmeister der Königlich Hawaiischen Blaskapelle (Royal Hawaiian Band).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heinrich Berger wuchs in Coswig (Anhalt) auf und diente nach der Ausbildung zum Militärmusiker beim 2. Garderegiment zu Fuß in der Friedrichstraße 107 in Berlin.

Als Kamehameha V. den preußischen König um einen Kapellmeister bat, wurde Berger 1872 nach Hawaiʻi geschickt. Innerhalb kurzer Zeit formte er die 1836 gegründete Royal Hawaiian Band zu einem anerkannten und beliebten Ensemble. Einige der besten und bekanntesten Musiker Hawaiʻis wurden in der Kapelle ausgebildet und die Reisen zum Festland (1883, 1905, 1906) trugen zur Verbreitung hawaiischer Musik bei.[1] Berger blieb ihr Kapellmeister bis zum Jahre 1915.

Mit der königlichen Familie der Kalākaua-Dynastie war er freundschaftlich verbunden. Viele Kompositionen der musikalisch sehr begabten Königin Liliʻuokalani arrangierte er für die Royal Hawaiian Band. Am 4. August 1881 berichtete König Kalākaua während seiner Weltreise in einem Brief aus Berlin an seine Schwester, die Regentin Liliʻuokalani, daß er Mutter und Schwester von Henry Berger getroffen habe und kündigte die Übersendung eines Programms an, dessen Stücke Berger bei seiner Rückkehr mit der Royal Hawaiian Band spielen solle.

Die letzte Ruhestätte Heinrich Bergers befindet sich auf dem Friedhof der Kawaiahaʻo Church[2] in Honolulu. Der Dichter Robert Louis Stevenson hat ihm in seiner Novelle Der Flaschenkobold ebenfalls ein Denkmal gesetzt.[3]

Die Royal Hawaiian Band nach dem Sturz der Monarchie

Die Royal Hawaiian Band blieb nach dem Sturz der Königin bestehen, obwohl andere Symbole des Königreichs Hawaiʻi während der kurzen Phase der „Republik Hawaiʻi“ beseitigt wurden, wie zum Beispiel der Schellenbaum, den König David Kalākaua als Erinnerung an seinen Besuch in Berlin von Kaiser Wilhelm I. geschenkt bekommen hatte.

Die feierliche Annexion am 12. August 1898 war für die Hawaiier in der Kapelle ein besonders schwerer Moment. Mit Erlaubnis Heinrich Bergers verließen sie vorzeitig die Zeremonie.

Seit 1905 ist die Stadt Honolulu Träger der Royal Hawaiian Band.[1]

„Vater der hawaiischen Musik“

Der Kapellmeister, Komponist und Arrangeur Heinrich Berger wurde von Königin Liliʻuokalani „Vater der hawaiischen Musik“ genannt. Die von ihm ursprünglich als Hymn of Kamehameha I. (1874) komponierte Melodie wurde mit den Worten David Kalākauas als „Hawaiʻi Ponoʻi“ zur Hymne des Königreiches und ist heute State Song des Bundesstaates Hawaiʻi.

In seinen Kompositionen verband Berger preußische, österreichische und hawaiische Traditionen zu einem eigenen Stil, der viel zu seiner Beliebtheit beitrug. Die Aufzeichnung historischer Gesänge, seine Arrangements für hawaiische Musik und deren Veröffentlichung im Druck sind ein wichtiger Bestandteil der Musikgeschichte Hawaiʻis. Zu den zahlreichen Spuren seines Wirkens zählen unter anderem die Erweiterung der musikalischen Erziehung an den Kamehameha Schools (1893-1903) und die musikalische Leitung des Honolulu Amateur Dramatic Club, der sich um die Aufführung von Opern verdient machte.[4] Berger war auch Dirigent des späteren Symphonieorchesters von Honolulu.

Das Andenken an den Preußen ist in Hawaiʻi bis in die Gegenwart lebendig geblieben. So erschien zum 130. Jahrestag der Ankunft Bergers eine Serie von Briefmarken zu seinen Ehren.[5]

Werke

Zu Heinrich Bergers bekanntesten Kompositionen gehören:

  • Hawaiʻi ponoʻī
  • The Hula March
  • Hilo March
  • Kohala March
  • Nuʻuanu Valley Polka
  • Sweet Lei Lehua

Den Marsch Sweet Lei Lehua schrieb Berger für seine Tochter Leilehua Berger Billam Walker, die 2001 im Alter von 93 Jahren starb.

Literatur

  • Niklaus R. Schweizer: Hawaiʻi und die deutschsprachigen Völker. Lang: Bern, Frankfurt am Main, LasVegas 1982. ISBN 3-261-04848-4
  • S. E. Solberg: Hawaiian Music, Poetry and Dance: Reflections on Protection, Preservation and Pride. In: MELUS, Vol. 10, No. 1, Ethnic Literature and Music. (Spring, 1983), pp. 39-63.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b S. E. Solberg: Hawaiian Music, Poetry and Dance: Reflections on Protection, Preservation and Pride. In: MELUS, Vol. 10, No. 1, Ethnic Literature and Music. (Spring, 1983), pp. 39-63.
  2. Mission Houses Cemetery, Honolulu, Hawaiʻi, Grave memorial of Henri Berger
  3. vgl. The Bottle Imp: "Thither he went, because he feared to be alone; and there, among happy faces, walked to and fro, and heard the tunes go up and down, and saw Berger beat the measure, and all the while he heard the flames crackle, and saw the red fire burning in the bottomless pit."
  4. Janos Gereben: Hoʻokani hana keaka: a History of Opera in Hawaii
  5. 2002, June 2. 130th Anniversary of the Arrival of Captain Heinrich Berger in Hawaiʻi

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