Henry Louis Mencken

Henry Louis Mencken
H. L. Mencken

Henry Louis Mencken (* 12. September 1880 in Baltimore, Maryland; † 29. Januar 1956 ebenda) war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Journalist, Literaturkritiker, Kolumnist und Satiriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mencken war der Sohn des deutschstämmigen US-amerikanischen Zigarrenfabrikanten August Mencken. Er entwickelte als Autodidakt außerordentliche schriftstellerische Fähigkeiten und gehörte, neben Ernest Hemingway, Dorothy Parker und Walter Lippmann, zu den bedeutendsten Journalisten der USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bereits in den 1920er Jahren galt er als einer der einflussreichsten Literaturkritiker in den USA.[1]

Er arbeitete zunächst widerwillig im väterlichen Betrieb und begann 1899, sofort nach dem Tod seines Vaters, eine Laufbahn als Journalist und Schriftsteller. 1906 ging er als politischer Kolumnist zur Baltimore Sun. 1908 war er Mitherausgeber und Autor der Zeitschrift The Smart Set, die bis 1923 erschien. 1924 gründete er mit George Jean Nathan das Magazin The American Mercury, das bald bundesweite Bedeutung erlangte. Mencken verleugnete nie seine deutsche Abkunft und wurde wegen seiner Sympathien, die er in beiden Weltkriegen für Deutschland äußerte, heftig angegriffen.

1948 erlitt er einen Schlaganfall, der ihn bis zu seinem Tod 1956 verstummen ließ. Am bekanntesten sind heute das Werk Die amerikanische Sprache und seine satirischen Reportagen vom Affenprozess, der 1925 in Dayton/Tennessee stattfand.

Werk

Mencken war vehementer Verteidiger der Freiheit und der Bürgerrechte und ein heftiger Gegner des angelsächsischem Puritanismus. Seine Grundansichten – von u.a Friedrich Nietzsche beeinflusst, dessen Buch Der Antichrist er übersetzte – galten als libertär, bisweilen auch als elitär.

Aufgrund der auf den Hurra-Patriotismus des Ersten Weltkrieges und die ausgeweiteten staatlichen Repressionen (Palmer Raids) folgenden Proteste in den USA, erlangte seine Satire in den 1920er Jahren ihren publizistischen Höhepunkt. Der kritische Blick, mit dem Mencken die amerikanischen Lebensumstände betrachtete, war stark durch seine familiären deutschen Wurzeln beeinflusst.

Mencken kritisierte in seinen in die Tausende gehenden Zeitungskolumnen und in zahlreichen Büchern mit scharfer Zunge die Wertvorstellungen der US-amerikanischen Bourgeoisie (die er booboisie nannte), die Kirchen und die staatlichen Einrichtungen und war dennoch über Jahrzehnte einer der meistgelesenen Autoren der USA. Die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts gaben ihm nach eigenem Bekunden einzig zwischen 1925 und 1940 relativ unbehinderte Publikationsmöglichkeiten[2].

Mit seinem Werk The American Language hat er für das Amerikanische eine Leistung vollbracht, die der von Samuel Johnson für das Englische nicht nachsteht – er hat es als eigenständige Sprache fixiert. 1936 prognostizierte er, dass man das Englische bald als einen Dialekt des Amerikanischen ansehen würde, so wie dieses einst als englischer Dialekt galt.

Schriften

Englisch
  • The Philosophy of Friedrich Nietzsche (1907)
  • In Defense of Women (1917)
  • Prejudices, in six series (1919–1927)
  • The American Language (1919)
  • Notes on Democracy (1926)
  • Autobiographical:
    • Happy Days 1880–1892 (1940)
    • Newspaper Days 1899–1906 (1941)
    • Heathen Days 1890–1936 (1943)
Deutsch
  • Die Verteidigung der Frau, übertr. v. Franz Blei, Georg Müller, München 1923
  • Die amerikanische Sprache, B. G. Teubner, Leipzig 1927
  • Demokratenspiegel, Widerstandsverlag, Berlin 1930
  • Gesammelte Vorurteile, Insel Verlag, Frankfurt am Main 2000
  • Ausgewählte Werke in 3 Bänden, hrsg. v. Helmut Winter, Manuscriptum, Waltrop 1999–2002
    • Band 1: Kulturkritische Schriften 1918–1926 (Die Verteidigung der Frau/Das amerikanische Credo (Vorrede)/Demokratenspiegel)
    • Band 2: Autobiographisches 1930–1948 (Autobiographisches Erzählen/Tagebuch 1930-1948/Deutschland 1938. Ein Reisebericht)
    • Band 3: Kommentare und Kolumnen 1909–1935 (Was es heißt, Amerikaner zu sein/Wie eine amerikanische Nationalliteratur aussehen könnte/Wie man Vorurteile plausibel macht/„Unheilbar deutsch“/Irritationen)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Encyclopedia Britannica
  2. Tagebucheintrag 1. April 1945

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Henry Louis Mencken — H. L. Mencken H. L. Mencken Henry Louis Mencken Activité(s) Écrivain, Naissance 12 septembre 1880 Décès …   Wikipédia en Français

  • Henry louis mencken — H. L. Mencken H. L. Mencken Henry Louis Mencken Activité(s) Écrivain, Naissance 12 septembre 1880 Décès …   Wikipédia en Français

  • Henry Louis Mencken — Este artículo o sección necesita referencias que aparezcan en una publicación acreditada, como revistas especializadas, monografías, prensa diaria o páginas de Internet fidedignas. Puedes añadirlas así o avisar …   Wikipedia Español

  • Henry Louis Mencken — noun United States journalist and literary critic (1880 1956) • Syn: ↑Mencken, ↑H. L. Mencken • Instance Hypernyms: ↑journalist, ↑literary critic …   Useful english dictionary

  • Henry-Louis Mencken — Arte Nadie ha caído en la bancarrota por subvalorar el gusto del público americano. Edad Cuanto más viejo me hago, más desconfío de la creencia general de que la vejez trae sabiduría. Fama Una celebridad es una persona que es conocida de muchas… …   Diccionario de citas

  • MENCKEN (H. L.) — MENCKEN HENRY LOUIS (1880 1956) L’écrivain germano américain Henry Louis Mencken vécut toute son existence à Baltimore, où il se tailla rapidement une réputation d’humoriste iconoclaste grâce à ses articles des Sunpapers entre 1906 et 1948. Il… …   Encyclopédie Universelle

  • Mencken — H. L. Mencken H. L. Mencken Henry Louis Mencken Activité(s) Écrivain, Naissance 12 septembre 1880 Décès …   Wikipédia en Français

  • Mencken, H.L. — ▪ American writer in full  Henry Louis Mencken   born Sept. 12, 1880, Baltimore, Md., U.S. died Jan. 29, 1956, Baltimore  controversialist, humorous journalist, and pungent critic of American life who powerfully influenced U.S. fiction through… …   Universalium

  • Mencken, H. L. — (1880 1956)    Henry Louis Mencken was born in Baltimore, son of a cigar manufacturer. Remembered as a journalist whose cynical style epitomized intellectual attitudes of the first quarter of the 20th century, Mencken and his friend, dramatic… …   The Historical Dictionary of the American Theater

  • Mencken — noun United States journalist and literary critic (1880 1956) • Syn: ↑H. L. Mencken, ↑Henry Louis Mencken • Instance Hypernyms: ↑journalist, ↑literary critic …   Useful english dictionary

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”