Henslow

Henslow
John Stevens Henslow

John Stevens Henslow (* 6. Februar 1796 in Rochester; † 16. Mai 1861 in Hitcham, Suffolk) war ein englischer Botaniker und Geologe. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Hensl.“.

Henslow wurde in Rochester geboren, als Sohn des Anwalts John Prentis Henslow, der wiederum Sohn von Sir John Henslow war. Er studierte am St. John's College der Universität Cambridge und schloss das Studium als 16. „Wrangler“ [Link] im Jahr 1818 ab, als Adam Sedgwick Woodwardian Professor der Geologie wurde. Henslow heiratete im Jahr 1823 Harriet Jenyns (1797-1857), eine Tochter von George Leonard Jenyns und Schwester von Leonard Jenyns. Die Tochter aus dieser Ehe, Frances Harriet, heiratete Joseph Dalton Hooker.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Karriere

Abschluss seines Studiums 1818. Er hatte bereits seit seiner Kindheit geradezu eine Passion für die Naturgeschichte entwickelt (was seine Karriere nachhaltig beeinflusste) und begleitete 1819 Sedgwick auf einer Exkursion zur Isle of Wight, wo er seine ersten Kenntnisse in Geologie erhielt. Er studierte außerdem Chemie bei Prof. James Cumming und Mineralogie bei Prof. Edward Daniel Clarke. Im Herbst 1819 machte er sehr wertvolle Beobachtungen zur Geologie der Isle of Wight (Trans. Geol. Soc., 1821) und 1820 und 1821 untersuchte er die Geologie eines Teils der Insel Anglesey. Die Ergebnisse dieser Studien wurden im ersten Band der Transactions of the Cambridge Philosophical Society (1822) abgedruckt, deren Gründung auf Sedgwick and Henslow zurückging.

Henslow betrieb Mineralogie mit besonderer Begeisterung, so dass er beim Tode von Prof. Edward Daniel Clarke (1822) zum Professor für Mineralogie an der Universität Cambridge berufen wurde. Zwei Jahre später wurde er zum Pfarrer ordiniert. Die Botanik jedoch hatte seine Aufmerksamkeit erregt und er verfiel dieser Disziplin immer mehr, so dass er gern den Lehrstuhl für Mineralogie 1827 abgab und statt dessen Regius Professor für Botanik wurde (1825). Als Lehrer, im Hörsaal wie im Feld, war er besonders erfolgreich. Er unterhielt Briefkontakt zu John James Audubon, der 1829 den „Henslow's Sparrow“ nach ihm benannte. Charles Darwin verdankte Henslow viel von seiner Begeisterung für die Naturgeschichte, und auch die Bekanntschaft mit Kapitän Robert FitzRoy der HMS Beagle. Henslow gründete ferner den Botanischen Garten der Universität Cambridge im Jahre 1831.

Henslow war von 1822 bis 1827 ordentlicher Professor für Mineralogie an der Universität Cambridge und ab 1827 für Botanik an derselben Universität.

Der Landpfarrer

Henslow wurde im Jahr 1833 zum Vikar von Cholsey-cum-Moulsford in Berkshire (jetzt Oxfordshire) ernannt. Er lebte weiterhin in Cambridge, besuchte die Gemeinde nur während der Hochschulferien, und hatte zweifellos einen Vertreter ernannt, der den Gottesdienst und die übrigen Aufgaben während der Vorlesungszeit abhielt und erledigte.

Jedoch brachte seine Berufung zur Krone in Hitcham, Suffolk (lukrative Tätigkeit) einen Wendepunkt in seinem Leben. Diesmal, 1839, zog er zu seiner Gemeinde und als Pfarrer von Hitcham lebte er im Rectory. Er arbeitete dort bis zu seinem Tod und gewann die Zuneigung aller, die ihn kannten. Seine ganze Kraft widmete er dem Fortschritt seiner Gemeinde, sein Einfluss wurde jedoch weit und breit spürbar. Die Botanik in Cambridge litt, die Beteiligung an den Vorlesungen sank und es gibt Belege für Beschwerden innerhalb der Universität (vgl. Memorials, Journal and Correspondence of Charles Cardale Babbington 1897, p297). Henslow hatte seinen Lehrstuhl nicht aufgegeben, er hielt weiterhin Vorlesungen, beraumte Prüfungen an und beurteilte sie, nahm auch Teil an universitären Angelegenheiten. Dennoch war sein Einfluss an der Universität selbstverständlich sehr vermindert.

Henslows Arbeit in Hitcham kann wie folgt beschrieben werden (abgesehen von seinen normalen Aufgaben als Pfarrer, vgl. Russell-Gebbett J. 1977. Henslow of Hitcham: botanist, educationalist and clergyman. Dalton, Lavenham):

Die Gemeindeschule und andere Wohltätigkeiten: Hitcham war eine arme Gemeinde und die meisten Einwohner waren wohl Analphabeten. Für den Schulbesuch musste man zahlen; daher sammelte Henslow Geld und spendete auch sein eigenes Vermögen, um eine Schule zu unterstützen. Die Schule wurde 1841 gegründet und Henslow selbst hielt an Montagnachmittagen eine Reihe von freiwilligen Unterrichtsstunden für ältere Schüler. Botanik und allgemeines wissenschaftliches Denken waren Teil des Stoffes. Der botanische Lehrplan wurde gedruckt, überladen mit Morphologie und technischen Begriffen. Die Botanik, die an dieser Schule gelehrt wurde, hatte Auswirkungen auf ganz Britannien, da wichtige Personen an zentraler Stelle, wie z.B. Prinz Albert und Lyon Playfair, den Kontakt zu Henslow weiterhin unterhielten und ihn – zu Recht – als Autorität auf diesem Gebiet anerkannten. Die Erwachsenenschule in Hitcham: Der „Hitchams Arbeiter- und Mechaniker-Gartenbauverein“ (Hitcham Labourers' and Mechanics' Horticultural Society) war das Mittel, das Henslow benutzte, um die Situation der Arbeiter- und Mechaniker in Hitcham und Umgebung zu verbessern. Wettbewerbe, Gartenschauen und Exkursionen waren die Attraktionen, und das Ziel war rein pragmatisch: Förderung der Landwirtschaft durch Förderung der Gemeindemitglieder. Wiederum setzte Henslow Geschenke und die Ausstattung seiner Freunde ein, um sein Ziel zu erreichen. Einbindung der Bauern: Für uns heute verwunderlich, waren damals die Bauern eine Behinderung für den Fortschritt. Sie hatten noch nicht die Fortschritte übernommen, die in Deutschland durch Justus von Liebig entstanden waren, als er anfing die Chemie für die Bedürfnisse der Landwirtschaft anzuwenden. Dennoch trieb Henslow weiter seine Ideen zu Feldexperimenten voran, mit Versuchen zu verschiedenen Düngern und wertete die erzielten Erfolge aus. Fragen wie: „Sollte Gips dem Misthaufen beigegeben werden, um den Ammoniak zu binden?“ wurden gestellt, ohne Zweifel unter viel Gemurmel und Kopfschütteln der Bauern. Jedoch muss auch gesagt werden, dass Henslow zuweilen auch Hilfe und Zustimmung für seine Ideen bekommen hat. Museen: Ipswich ist ein große Stadt, zwölf Meilen von Hitcham entfernt. Geprägt durch seine Zeit in Cambridge, glaubte Henslow an den Wert von Museen als Zugpferde der Bildung. Das Museum in Ipswich, gegründet 1847, verdankt Henslow viel, der 1850 sein Präsident wurde. Das Museum war als naturhistorisches Museum, im weitesten Sinne konzipiert. Ein Streit zwischen dem Kurator Dr. Clark und dem „widerwärtigen und unordentlichen Pöbel, der den Raum an öffentlichen Nächten verunreinigt“ mit „obszönen Unterhaltungen und gefühllosen und blasphemischen Beleidigungen“ erinnert daran, dass die Vermittlung von Bildung an die Bevölkerung eine Herausforderung sein kann.

Neben dieser Arbeit blieb Henslow im Herzen ein fragender Wissenschaftler. Im Jahre 1843 entdeckte er Spuren von fossilen Exkrementen in der Red Crag (Epoche im Pliozän) in Felixstone in Suffolk und zwei Jahre später ebenso im Cambridge Greensand und bemerkte, dass sie auch von Nutzen in der Landwirtschaft sein könnten. Obwohl Henslow keinen Gewinn erzielen konnte, führten diese Entdeckungen zur Ansiedlung der Phosphatindustrie in Suffolk und Cambridgeshire, und die Industrien blieben lukrativ bis zur Einfuhr von ausländischen Phosphaten.

Henslow starb in Hitcham. Zu seinen Publikationen gehören ein Katalog der Britischen Pflanzen (A Catalogue of British Plants, 1829; 2. Auflage 1835), Prinzipien der Beschreibenden und Physiologischen Botanik (Principles of Descriptive and Physiological Botany, 1835), Flora von Suffolk (Flora of Suffolk zusammen mit E. Skepper, 1866).


Werke

  • Geological description of Anglesea. Cambridge: J. Smith, 1822
  • The principles of descriptive and physiological botany. London: Longman, 1835?
  • A Catalogue of British plants, arranged according to the natural system, with the synonyms of De Candolle … and Hooker. Second edition. Cambridge, 1835 (1st ed. 1827).
  • Dictionary of Botanical Terms (1857)

Literatur

  • Nora Barlow [Hrsg.]: Darwin and Henslow: the growth of an idea; letters 1831 - 1860. London 1967
  • S. M. Walters & E. A. Stow: Darwin's Mentor: John Stevens Henslow, 1796-1861. Cambridge: Cambridge University Press, 2001
  • Leonard Jenyns: Memoir of the Rev. John Stevens Henslow. John Van Voorst 1862 online
  • S. J. Plunkett, Ipswich Museum Moralities in the 1840s and 1850s, in C. Harper-Bill et al. (ed) East Anglia's History: studies in honour of Norman Scarfe (Boydell, Woodbridge 2002), 309-332. ISBN 0-85115-878-1
  • Jean Russell-Gebbett, Henslow of Hicham, botanist, educationalist and clergyman (Lavenham 1977).
  • Image source: Portraits of the Honorary Members of the Ipswich Museum (Portfolio of 60 lithographs by T.H. Maguire) (George Ransome, Ipswich, 1846-1852)

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