Heqa Chasut

Heqa Chasut
Hyksos in mitteläg. Hieroglyphen
S38 N29 N25
X1 Z1

Heka-chasut
ḥq3-ḫ3s.wt
Herrscher der Fremdländer

Die Hyksos (griech. für altägypt. Heka-chasut = „Herrscher der Fremdländer“) waren eine Gruppe von Einwanderern aus dem Norden, die zwischen 1719 v. Chr. und 1692 v. Chr. Ägypten eroberten. Sie führten Pferd, Streitwagen und Bogen als neue Kriegswaffen in Ägypten ein[1].

Inhaltsverzeichnis

Chronologie und Herkunft

Der Zeitpunkt des Einzugs der Hyksos ist glücklicherweise genau bestimmbar: In die Regierungszeit des Haremhab fiel der 400. Jahrestag des Wiederaufbaus des Seth-Tempels in Avaris, dessen Datum 28. Juli auf der 400-Jahresstele genannt wird.[2] Ramses II. ließ später diese Stele zur Erinnerung an diesen Tag in Avaris aufstellen. Unter Berücksichtigung einer 27-jährigen Herrschaftsdauer von Haremhab muss der Einzug im Zeitraum zwischen 1719 v. Chr. und 1692 v. Chr. stattgefunden haben. Die 108-jährige Dynastie endete mit dem Auszug, der zwischen 1611 v. Chr. und 1584 v. Chr. erfolgte.[3] Das Auszugsdatum auf Grundlage der 400-Jahresstele steht jedoch im Widerspruch zur bisherigen allgemeinen Ansetzung für 1533/1532 v. Chr., das 18./19. Regierungsjahr von Ahmose I..

Die Herkunft der Hyksos ist umstritten. Als relativ sicher gilt, dass sie aus dem vorderen Asien stammen. Vermutlich waren es zum großen Teil Amurriter sowie weitere Stämme aus Kanaan und den syrisch-libanesischen Küstengebieten. Nach archäologischen Befunden wanderten sie allmählich im 17. Jahrhundert v. Chr. in das Nildelta ein und gründeten dort ihre Hauptstadt Avaris. Sie übernahmen in einer Periode der Schwäche des ägyptischen Reiches (Zweite Zwischenzeit) die Königsherrschaft und sahen sich als Nachfolger der 13. Dynastie. Manetho ordnet sie der 15. Dynastie zu.

Die Hyksos werden von dem jüdischen Historiker des 1. Jahrhunderts Flavius Josephus in der Schrift Gegen Apion erwähnt. [4] Josephus gibt dort an, ein Werk des ägyptischen Geschichtsschreibers Manetho (3. Jahrhundert v. Chr.) zu zitieren, der die Hyksos mit den Stämmen Israels in Verbindung bringt.

Nach dieser Darstellung hätten die Hyksos Ägypten ohne einen Schwertstreich unterworfen und erst nach der Eroberung Städte und Tempel zerstört. Viele Jahre später sollen die Ägypter einen langjährigen Krieg gegen die Hyksos geführt haben. Schließlich habe eine ägyptische Armee die Hyksos bei ihrer Hauptstadt Avaris besiegt. Merkwürdigerweise sei dann den Hyksos aufgrund eines Vertrages gestattet worden, das Land samt ihren Familien und ihrer Habe zu verlassen. Daraufhin seien sie nach Judäa gezogen und hätten Jerusalem erbaut. [4]

Bedeutung

Nach Manfred Bietak, dem Leiter der Ausgrabung von Avaris, steigerten die Hyksos ihre Zahl und Macht über die Häfen von Ugarit in Syrien, Phönizien, Zypern und Kanaan.

Ihre Hauptstadt war Avaris, auch Auaris genannt, eine Hafenstadt an einem Arm des Nils. Sie verehrten den syrisch/kanaanitischen Gott Baal-Zephon/Baal-Hadad, der dem ägyptischen Gott Seth angeglichen wurde. Im Zuge der ihrer Herrschaft führten die Hyksos nicht nur die Streitwagen-Kampftechnik ein, sondern die die Ägypter übernahmen die Terminologie rund um das Pferd, z.B. sesemet (Pferd), und fügten dem ägyptischen Götterkreis unter anderem Reschef und Astarte hinzu - beides Schutzgottheiten der Pferde.

Um 1532 v. Chr.[5] wurden die Hyksos durch Pharao Ahmose aus Ägypten vertrieben, als der Hyksosherrscher ein Bündnis mit Kerma in Nubien zu schließen drohte. Ein Bote wurde auf seiner Reise über die Oasen der libyschen Wüste von den Ägyptern abgefangen. Danach gelang Ahmose der Überraschungsangriff auf das Delta. Die Beschreibung der Schlacht ist auf zwei Stelen erhalten, von denen eine einen nahezu vollständigen Text aufweist. Sie ist gleichzeitig eines der frühesten Zeugnisse mit Erwähnung des Pferdes in Ägypten.

Die Ägypter haben die Herrschaft der Hyksos in ihren Aufzeichnungen völlig außen vorgelassen und so schließen die Könige der 18. Dynastie direkt an die Herrscher der 12. Dynastie an.[6]

Archäologie

Seit mehreren Jahrzehnten untersuchen österreichische Archäologen auf dem Tell el-Daba die Stadt Avaris. 1988/89 kamen dort die ältesten Pferdeskelette auf ägyptischem Boden zum Vorschein. Sie werden der zweiten Hälfte der Hyksoszeit, etwa 1575-1520 v. Chr. zugerechnet.

Rezeption

Es gibt vielfache Spekulationen darüber, dass die Erinnerung an die Vertreibung der Hyksos aus Ägypten nach Kanaan den biblischen Mythos vom Auszug aus Ägypten beeinflusst hat. Auch scheint die Erzählung Joseph und seine Brüder (Genesis 37-50) einen Bezug zur Hyksosgeschichte zu haben. Der letzte Hyksoskönig soll den Namen Joseph getragen haben.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Albrecht Alt: Die Herkunft der Hyksos in neuer Sicht. Akademie-Verl., Berlin 1961.
  • Manfred Bietak: Avaris. The capital of the Hyksos, recent excavations at Tell el-Dab ʿa. British Museum Press, London 1996. ISBN 0-7141-0968-1
  • Charlotte Booth: The Hyksos period in Egypt. Princes Risborough, Shire 2005. ISBN 0-7478-0638-1
  • Eliezer D. Oren (Hrsg.): The Hyksos, new historical and archaeological perspectives. Kongressbericht. University Museum Philadelphia. University of Pennsylvania, Philadelphia 1997. ISBN 0-924171-46-4
  • Joachim Willeitner: Ross und Reiter. in: Abenteuer Archäologie. Spektrum, Heidelberg 2007,3, 48ff. ISSN 1612-9954

Einzelnachweise

  1. dtv-Atlas Weltgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Dtv; 2006
  2. 4.Tag im 4.Monat der Jahreszeit Schemu.
  3. Jean Vercoutter in Die Altorientalischen Reiche I Bd. 2, Frankfurt 1965, S. 351f.
  4. a b c. Ap. I, XIV (engl.)
  5. Zum Problem des tatsächlichen Auszugs siehe Kapitel Chronologie und Herkunft.
  6. Hermann A. Schlögl: Das Alte Ägypten.S.175
  7. z.B. I. Finkelstein, N. A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. C. H. Beck, München 2003,S.78-82. ISBN 3-406-49321-1 und D. B. Redford: Egypt. Canaan and Israel in Ancient Times. Princeton 1992, S.408–469. ISBN 0-691-03606-3

Weblinks


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