Alpaslan Türkes

Alpaslan Türkes

Alparslan Türkeş (* 1917 in Nikosia, Zypern; † 4. April 1997 in Ankara) war ein rechtsextremer türkischer Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Alparslan Türkeş wurde in Nikosia auf Zypern geboren. Sein Großvater war ein Einwander aus Kayseri in Zentralanatolien. Sein tatsächlicher Name ist strittig. Sicher ist lediglich, dass er später das Pseudonym "Alparslan" offiziell an Namens statt annahm. Der Name ist eine Anspielung auf den seldschukischen Herrscher Alp Arslan.

Im Jahre 1936 schloss Alparslan Türkeş - von seinen Anhängern später ehrenvoll başbuğ (Führer) genannt - die militärische Ausbildung an der Kadettenschule in Istanbul mit dem Rang eines Oberfähnrichs ab. 1940 heiratete Türkeş. Aus dieser Ehe sollten fünf Kinder hervorgehen. 1944 wurde er als Hauptmann im sogenannten Türkismus-Turanismus-Verfahren wegen Vaterlandverrats - ein Vorwurf, den er heftig abstritt - zu mehr als 9 Monaten Haft verurteilt, durfte aber anschließend in die Armee zurückkehren. 1949 schloss er die sogenannte "Kriegsakademie" ab. Seine Beförderung zum Oberst erfolgte 1959. Ein Jahr später gehörte er zu den 38 Offizieren, die Adnan Menderes stürzten, der später zum Tode verurteilt werden sollte. Türkeş überwarf sich aber mit dem Komitee der Nationalen Einheit und wurde mit 13 weiteren Offizieren aus diesem Kreis ausgeschlossen. Anschließend wurde Türkeş nach Indien ins Exil geschickt. Im Jahre 1963 kehrte er in die Türkei zurück und trat der "Republikanischen Bauern-Volkspartei" (CKMP) bei, deren Vorsitz er 1965 übernahm. Im selben Jahr errang er sein erstes Abgeordnetenmandat. 1969 ließ er die CKMP in Partei der Nationalistischen Bewegung umbenennen. 1974 starb seine erste Frau, 1976 heiratete er ein zweites Mal. Aus dieser Ehe sollten zwei weitere Kinder hervorgehen. Türkeş war von 1975 bis 1978 an drei Koalitionsregierungen der Türkei beteiligt. Er war unter Süleyman Demirel und Bülent Ecevit dreimal Staatsminister und stellvertretender Ministerpräsident der Türkei (39.-41. Regierung).

Zur gleichen Zeit gründete er eine paramilitärische Organisation, die Grauen Wölfe. Die Grauen Wölfe waren in der Folge verantwortlich für zahlreiche Morde an linksgerichteten Politikern und Intellektuellen. Bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen destabilisierten die politische Lage in der Türkei stark. Als Folge putschte das Militär und Türkeş erhielt 4,5 Jahre Haft, von der er die meiste Zeit im Militärhospital verbrachte. Über ihn und zahlreiche andere Politiker wurde ein Politikverbot verhängt und die jeweiligen Parteien wurden verboten. Nach der Aufhebung des Verbots ging Türkeş 1991 ein Wahlbündnis mit der Wohlfahrtspartei von Necmettin Erbakan ein und errang mit der "Partei der Nationalistischen Arbeit" erneut ein Abgeordnetenmandat. Ein Jahr später durfte die Partei ihren alten Namen wieder führen. 1995 scheiterte die MHP an der 10-Prozent-Hürde. Türkeş starb 1997 an den Folgen eines Herzinfarkts.

Ideologie

In der Zeit von 1930 bis 1945 propagierte er den Panturkismus, zusammen mit den „Dış Türkler“, einer Gruppe türkischer Flüchtlinge aus Turkestan. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er die rechtsextreme Partei der Nationalistischen Bewegung, die bis heute besteht. Deren Ziel war es, die Türkvölker zu vereinigen, um unabhängig von Europa und den USA zu werden. Ihm wurde vorgeworfen, faschistische Politik betrieben und den Nationalsozialismus in Deutschland als Vorbild genommen zu haben. In Deutschland wurde Türkeş durch sein Treffen mit dem CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß bekannt.

Ideologisches Selbstverständnis

Inspiriert durch das Konzept des „aktuellen Idealismus“ des italienischen Philosophen und Politikers Giovanni Gentile machte Alparslan Türkeş den Idealismus (Türkisch: ülkücülük) zum zentralen Begriff seines Denkens. Die "Idealisten" betrachten sich in erster Linie als Nationalisten. Dieser Nationalismus gründet sich nicht auf den Begriff der Rasse, sondern ist - wie bei Ziya Gökalp - kulturell untermauert. Türkeş definiert den Nationalismus in seinem Buch Millî Doktrin (Istanbul 1973, S. 42) folgendermaßen:

"Unser Verständnis von Nationalismus hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit anthropologischem Rassismus und einem aggressiven Rassenbegriff, der andere Völker herabsetzt. [...] Jeder, der sich selbst von Herzen als Türke fühlt und sich dem Türkentum verschreibt, ist ein Türke."

Türkeş schreibt in seinem Buch Milli Doktrin den Türken "unbegrenzte wissenschaftliche, kulturelle, technische sowie organisatorische und staatsgründerische Fähigkeiten" zu. Die Türken seien derart hochstehend, dass sie mit keiner anderen Nation zu vergleichen seien.[1]

Die Neun-Strahlen-Doktrin

Türkeş fasste seine Ideologie in dem Buch Dokuz Işık (Istanbul 1965) zu "neun Strahlen" zusammen. Die neun Strahlen heißen: Idealismus (ülkücülük), Moralismus (ahlakçılık), Wissenschaftlichkeit (ilimcilik), Soziabilität (toplumculuk), Förderung der Landwirtschaft (köycülük), Liberalismus (hürriyetçilik), Individualismus (şahsiyetçilik), Entwicklungsorientiertheit (gelişmecilik), Populismus (halkçılık) und Förderung von Industrie und Technik (endüstri ve teknikçilik).

Der "dritte Weg"

Türkeş lehnte Kapitalismus und Kommunismus ab und befürwortete einen sogenannten "dritten", nationalistischen Weg, das gesellschaftliche Leben zu organisieren.

Die Kurdenfrage

Alparslan Türkeş betrachtete die Kurdenfrage als Ergebnis eines Komplotts ausländischer Feinde. Diese benutzten die PKK, um die Einheit des türkischen Staates zu zerstören. Die meisten Kurden seien Türken und der kurdische Nationalismus sei in erster Linie eine griechische Verschwörung, Anatolien mit armenischer und westlicher Unterstützung zu unterwandern.[2]

Zitate

  • Der Islam ist unsere Seele, das Türkentum unser Körper. Ein Körper ohne Seele ist eine Leiche. (Quelle Originalzitat: Homepage der MHP)
  • Befehle erfordern unbedingten Gehorsam. Mit respektlosen, weichen, undisziplinierten und unstrukturierten Personen kommt unsere Sache nicht voran. Man muss in allem beispielhaft sein. (ebd.)
  • Die angesehenste Familie der Menschheit ist die türkische Nation. Die Neun Strahlen bedeuten das türkische Ideal. (ebd.)
  • Ein Mensch ohne Ideal ist ein Wesen, das sich nicht von Schlamm unterscheidet. (ebd.)
  • Den Islam zu nehmen und das Türkentum zu leugnen, ist Verrat. Das Gegenteil ist gleichermaßen Unachtsamkeit und Verrat. (ebd.)

Einzelnachweise

  1. Alparslan Türkeş: Milli Doktrin. Istanbul o.J., S. 42
  2. Turkish Daily News 31. Oktober 1991

Literatur

  • Alparslan Türkeş: Die 9 Lichter Unrast Verlag, Münster 2000, ISBN 3897710048
  • Jürgen Roth/Kamil Taylan: Die Türkei, Republik unter Wölfen. Lamuv Verlag, Bornheim 1981

Weblinks


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