Hermannus lantgravius de Hassia

Hermannus lantgravius de Hassia
Erzbischof Hermann IV. von Köln auf einem Tafelbild des Kölner Meisters des Marienlebens, bald nach 1500.

Hermann von Hessen, (* um 1450; † 19. Oktober 1508 in Poppelsdorf bei Bonn, auch Hermannus lantgravius de Hassia) war von 1480 bis 1508 als Hermann IV. („der Friedsame“/„pacificus“) Erzbischof von Köln, ab 1498 auch als Hermann I. Fürstbischof des Fürstbistums Paderborn.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Geburt und erste Jahre

Die Belagerung von Neuss 1474-1475. Hier eine Abbildung aus der „Geschichte Peter Hagenbachs und der Burgunderkriege“, gedruckt 1477.
Erzbischof Hermann von Köln, Porträt nach einem Gemälde aus dem 17. Jahrhundert

Hermann war der dritte Sohn des Landgrafen Ludwig I. von Hessen, des Friedsamen, und dessen Ehefrau Anna von Sachsen, einer Tochter des Kurfürsten Friedrich I. von Sachsen. Als nachgeborener Sohn, der für die direkte Erbfolge nicht unbedingt in Frage kam, wurde er bereits sehr früh für eine geistliche Laufbahn ausgewählt und erhielt bereits früh eine, seiner Herkunft angemessene, beachtliche Zahl von Pfründen: die Propsteien am Marienmünster zu Aachen und am Petersstift zu Fritzlar, das Dechantenamt an St. Gereon in Köln und Kanonikate an den Domen von Mainz und Köln. 1461 wurde er in das Kölner Domkapitel gewählt. 1463 war er auch Domkapitular in Mainz. Zum Domscholasten von Worms wurde er 1465 gewählt.

Er ließ sich 1462 in die Matrikel der Universität zu Köln eintragen. Auch an der Karls-Universität Prag war er als Student eingeschrieben.

1471 stellte er sich zur Hildesheimer Bischofswahl, zog sich aber 1472 auf Grund von Schwierigkeiten bei der päpstlichen Anerkennung zurück. 1473 wurde er vom Kölner Domkapitel zum Administrator und wenig später auch zum Stiftsverweser gewählt.

Die Verteidigung der Stadt Neuss 1474/1475

In seiner Funktion als Administrator des Erzbistums Köln organisierte er 1474 persönlich und erfolgreich die Verteidigung von Neuss während der fast einjährigen Belagerung durch Karl den Kühnen, Herzog von Burgund.[1] Kaiser Friedrich III. ernannte ihn im November 1475 zum Stiftsgubernator.

Erzbischof von Köln

Nachdem der Kölner Erzbischof Ruprecht von der Pfalz mit hessischer und Stadtkölner Hilfe 1478 gefangen gesetzt worden war, verzichtete er auf den Kölner Erzstuhl. Hermann wurde jedoch erst nach Ruprechts Tod am 11. August 1480 zum neuen Erzbischof von Köln gewählt. Die päpstliche Bestätigung der Wahl folgte noch im November 1480. Die Regalien erhielt er jedoch erst im November 1485.

Nach den vielen turbulenten Jahren der Behauptung widmete sich Hermann nun der administrativen und finanziellen Wiederherstellung seiner Erzdiözese. Die relative Ruhe und Stabilität in seinen 28 Regierungsjahren brachte ihm auch seinen Beinamen „der Friedsame“ ein.

Fürstbischof von Paderborn

Im Jahr 1495 wurde er Koadjutor des Fürstbistums Paderborn. Am 7. März 1498 wurde er auch Administrator und Fürstbischof von Paderborn und setze sich damit gegen den Straßburger Dompropst Philipp von Kleve durch. Für Philip, war sein Bruder, Johann II., Herzog von Kleve eingetreten, konnte sich aber letztlich nicht durchsetzen. Diesmal erhielt er die Unterstützung des Kaisers Maximilians I. und Papst Alexanders VI.

Dank des 1500 von Kaiser eingerichteten Reichskammergerichts als übergeordnete Schlichtungsinstanz blieben dem Paderborner Land in der Amtszeit Hermanns von Hessen größere kriegerische Wirren ersparrt. Hermann hielt am 1. Oktober 1500 in Paderborn einen großen Lehenstag ab. 40 gräfliche und freiherrliche Vasallen huldigten hier ihrem Landesherrn.[2] Es gelang Hermann von Hessen seine landesherrlichen Rechte in Helmarshausen, in Marsberg und in Delbrück wiederherzustellen.

Im Fürstbistum Paderborn nahm er insbesondere seine Funktion als geistlicher Oberhirte ernst und intensivierte die Aufsicht über die Klöster. Er las regelmäßig die heilige Messe, betete das Brevier und vollzog die bischöflichen liturgischen Amtshandlungen nach Möglichkeit selbst, was für diese Zeit keineswegs selbstverständlich war.[3] 1501 errichtete Hermann die Pfarrei Bevern östlich der Weser und konsekrierte die Kirche 1506 selbst. Das Zisterienserinnenkloster an der Gaukirche zum hl. Ulrich in Paderborn wandelte er 1506 in ein Benediktinerinnenkloster nach der strengen Regel der Bursfelder Kongregation um. Zwei Benediktinerinnen aus Willebadessen waren mit der Umsetzung des Reformprogramms betraut. Die geistliche Oberaufsicht lag beim Abt des Klosters Abdinghof. Auch die Abtei Corvey war bereits 1501 an die Bursfelder Kongregation angeschlossen worden. Biefeld erhielt in der Zeit Hermanns von Hessen zwei neue klösterliche Niederlassungen. Das Jodokuskloster der Franziskaner entstand zwischen 1501 und 1507 und der Konvent der Süstern nach der Regel des heiligen Augustinus wurde 1503 in der Stadt errichtet. Bei seiner Arbeit wurde Hermann von Hessen durch die Kleriker Johannes Loss und Konrad Wippermann als ständige Generalvikare unterstützt. Johannes Schneider (Sartor) aus Dortmund wirkte unter Hermann von Hessen im Fürstbistum Paderborn als Weihbischof. Weihbischof Schneider konsekrierte unter anderem 1502 in Kirchborchen die Altäre.

Der Ausbruch der Pest in Paderborn 1503 und ein großer Stadtbrand 1506, bei dem gut 300 Häuser völlig zerstört wurden, lähmte allerdings das religiöse und wirtschaftliche Leben in der Stadt nachhaltig, dass unter Hermann von Hessen aufgeblüht war.

Tod

Als Hermann von Hessen 66jährig am 19. Oktober 1508[4] in Poppelsdorf starb, hielten die Franziskaner von Brühl die Totenwache. Wie er es gewünscht hatte, fand er seine letzte Ruhe im Kölner Dom in einem schlichten Grab, ein Flachgrab anstelle eines Hochgrabs. Sein Herz wurde in der Brühler Schlosskirche St. Maria von den Engeln vor dem Hochaltar beigesetzt.[5]

Bewertung

Aus dem lebenslustigen und ehrgeizigen jungen Mann war ein friedfertiger Bischof geworden, der häufigen Umgang mit den Patres des von ihm gegründeten Franziskanerklosters in Brühl pflegte. Den Chronisten der damaligen Zeit fiel auf, dass der fromme Erzbischof für einen Kirchenfürsten seiner Zeit die Messe sehr oft selbst zu zelebrieren pflegte und auch das Sakrament der Firmung spendete er persönlich.

Von den Zeitgenossen wurde Hermann von Hessen der Friedfertige (pacificus) genannt. Maria Fuhs bezeichnet Hermann von Hessen als den „großen ,Arbeiter' auf dem Kölner Erzstuhl“.[6]

Trivia

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Als junger Mann wurde Hermann von Hessen Vater von zwei Söhnen, von denen einer noch zu seinen Lebzeiten Stiftsdechant an St. Maria ad Gradus in Köln wurde.

Erinnerung

Der Brunnen auf dem Neusser Marktplatz mit der Hermann von Hessen-Statue

1925 erinnerten die Neusser während der belgischen Besatzung mit einem Schauspiel an die Belagerung der Stadt durch Karl den Kühnen und ehrten so Hermann von Hessen als Retter der Stadt. Das Spiel hatte offen politische Implikationen.

An Hermann von Hessen wird heute in Neuss an mehreren Orten erinnert. Im alten Ratssaal des Neusser Rathauses befindet sich ein monumentales Gemälde, dass die Belagerung der Stadt Neuss zeigt. Seit 1984 befindet sich auf dem Neusser Marktplatz ein Brunnen, der mit Reliefplatten verkleidet ist. Die Reliefplatten zeigen wichtige Phasen bzw. Ereignisse der Neusser Stadtgeschichte. Oben auf dem Marktbrunnen steht eine Statue, die Hermann von Hessen als Verteidiger von Neuss zeigt.

Der Hermann-von-Hessen Preis

Seit 1989 gibt es den Hermann-von-Hessen Preis als höchste Auszeichnung der Heimatfreunde Neuss. Der Preis, der auf eine Initiative von Heinz Günther Hüsch zurückgeht, wird seit 1990 alljährlich an Frauen und Männer oder Vereinigungen vergeben, „die sich durch uneigennützige, verdienstvolle, langjährige und mit hohem persönlichen Einsatz ausgeübte Tätigkeit um Stadt und Landschaft Neuss verdient gemacht haben“[7] Die Auszeichnung besteht aus einer von Professor Elmar Hillebrand geschaffenen Bronzestatuette Hermanns von Hessen und einer die Verleihung dokumentierenden Urkunde. Der Hermann-von-Hessen Preis wird im Rahmen einer Feierstunde im Clemens-Sels-Museum an den Preistäger überreischt.[8] Zu den Preisträgern gehörten unter anderem Karl-Heinz Wollenhaupt (1994), Hermann-Josef Dusend (1996), das Erzbischöfliche Gymnasium Marienberg (2004) sowie Franz Josef Schmitt (2007) und Dr. Max Tauch (2008).[9]

Quellen und Darstellungen

Quellen[10]

  • A V Fondo Consistoriale, Acta Cameralia 1 fol. 69 r. (Fürstbistum Paderborn)
  • SAM FP Urk. 2158a, 2178, 2191, 2195, 2208-2211, 2214 und 2215.
  • Christian Wierstraet: Die Geschichte der Belagerung von Neuss. Faksimile der Erstausgabe bei Arnold ther Hoernen, Köln 1476. Übertragung und Einleitung von Herbert Kolb. Neuss 1974.

Darstellungen

  • Hans Jürgen Brandt: Die Bischöfe und Erzbischöfe von Paderborn. Paderborn 1984, S. 188–191. ISBN 3-87088-381-2
  • Werner Beutler: Hermann IV. der Friedsame von Hessen, Erzbischof von Köln (1480-1508). In: Rheinische Lebensbilder 13 (1993), S. 51-71.
  • Leonard EnnenHermann IV., Landgraf von Hessen. Erzbischof von Köln. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 131–135.
  • Maria Fuhs: Hermann IV. von Hessen. Erzbischof von Köln 1480–1508. Köln, Weimar 1995 (Kölner Historische Abhandlungen 40). ISBN 3-412-03295-6
  • Jens Metzdorf: »Bedrängnis, Angst und große Mühsal«. Die Belagerung von Neuss durch Karl den Kühnen 1474/75. In: ...wurfen hin in steine /grôze und niht kleine... Belagerungen und Belagerungsanlagen im Mittelalter. Hrsg. von Olaf Wagener und Heiko Laß. Frankfurt a. M. u. a. 2006 (Beihefte zur Mediaevistik 7), S. 167–188. PDF
  • Gabriel Zeilinger: Hermann von Hessen. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 23, Nordhausen 2004, ISBN 3-88309-155-3, Sp. 656–658.

Zeitungsartikel

  • Simon Hopf: Kriegsheld und Kirchenfürst. Vor 500 Jahren starb Hermann von Hessen, der Verteidiger von Neuss (Serie: Heimatland). In: Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 25. Oktober 2008, S. E1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Metzdorf 2006, S. 174.
  2. Brandt 1984, S. 190.
  3. Brandt 1984, S. 190. „Seit mehr als hundert Jahren wußte das Bistum wieder einen Oberhirten an der Spitze, der regelmäßig die hl. Messe feierte und das Brevier betete sowie die bischöflichen liturgischen Amtshandlungen nach Möglichkeit selbst vollzog.“ Ebd.
  4. Brandt 1984, S. 190, gibt das Todesdatum abweichend mit dem 27. September 1508 an.
  5. Simon Hopf: „Kriegsheld und Kirchenfürst. Vor 500 Jahren starb Hermann von Hessen, der Verteidiger von Neuss“. In: Neuß-Grevenbroicher Zeitung, 25. Oktober 2008, S. E1.
  6. Fuhs, 1995, S. 457.
  7. Website der Heimatfreunde Neuss (19.12.2008).
  8. Website der Heimatfreunde Neuss (19.12.2008).
  9. Übersicht der Preisträger auf der Website der Heimatfreunde Neuss (19.12.2008).
  10. Nach Brandt 1984, S. 190.



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