- Herold of Free Enterprise
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Die Herald of Free Enterprise (deutsch: „Herold des freien Unternehmertums“) war eine 1980 auf der Schichau Unterweser AG in Bremerhaven gebaute RoRo-Fähre mit Klappen knapp über der Wasserlinie an Bug und Heck, die das schnelle Be- und Entladen des Schiffes im Hafen ermöglichten. Die Herald of Free Enterprise war im Liniendienst der Reederei Townsend Thoresen, heute P&O, eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Untergang
Um die Stillstandszeiten im Hafen und damit Kosten zu minimieren, war es gängige Praxis, die Bugklappen erst nach dem Ablegen auf dem Weg zur Hafenausfahrt zu schließen. Da die Bugklappen von der Brücke aus nicht zu sehen waren und es auch keine Kontrolleuchten gab, die den Verantwortlichen auf der Brücke die Schließung der Klappen hätten bestätigen können, war es Aufgabe des Oberbootsmannes, dies zu kontrollieren. Der Oberbootsmann hatte sich laut Vorschrift aber während des Auslaufens auch auf der Brücke aufzuhalten, weshalb er die Kontrolle der Bugklappen einem Matrosen übertrug.
Als das Schiff nun am 6. März 1987 gegen 19 Uhr mit 543 Passagieren und 80 Besatzungsmitgliedern an Bord den Hafen von Brügge-Zeebrügge in Richtung Dover verließ, schlief dieser Matrose allerdings in seiner Kabine. Nach der Hafenausfahrt wurde das Schiff beschleunigt. Bei leichtem Seegang drang schnell eine große Menge Wasser durch die offenen Bugklappen in das Schiff ein. Durch die Wassermenge und die verrutschende Ladung neigte das Schiff sich nach Backbord, bis die Herald of Free Enterprise innerhalb von zwei Minuten kenterte.
Glück im Unglück war die Tatsache, dass die Herald of Free Enterprise nicht komplett unterging, sondern auf eine Sandbank in etwa neun Meter Tiefe auflief und auf der Backbord-Seite liegenblieb. Mit Hilfe der schnell eintreffenden Rettungsmannschaften – innerhalb von 19 Minuten befand sich der erste Rettungshubschrauber über dem Schiff, nur wenig später traf das erste Schiff an der Unglücksstelle ein –, einer besonnen agierenden Besatzung und einigen tapferen Passagieren konnten mehr als 400 Menschen aus dem Schiff gerettet werden. Für 193 Menschen – unterschiedliche Quellen geben bis heute leicht abweichende Opferzahlen an – kam jedoch jede Hilfe zu spät.
Für seine umsichtige und zugleich mutige Leistung wurde Wolfgang Schröder, der Kapitän des ersten am Unglücksort eintreffenden Schiffes, von Margaret Thatcher mit einem Dankesschreiben bedacht und vom belgischen König mit einem Heldenorden geehrt. [1]
Den letzten Untersuchungsergebnissen nach kenterte das Schiff durch eine tragische Verkettung mehrerer Faktoren. Das offene Bugtor allein hätte auch bei voller Fahrt das Schiff mit anzunehmender Sicherheit nicht zum Kentern gebracht, da die Bugwelle nicht an die Unterkante des Autodecks heranreichte. In der Vergangenheit fuhren Schiffe der Reederei auch mit offenen Bugtoren, ohne dass dies zu Unfällen führte. Um im Hafen von Zeebrügge mit seinen niedrig liegenden Laderampen festmachen zu können, hatte das Schiff die Ballasttanks geflutet, um es auf die Höhe der Hafenanlagen abzusenken. Durch die niedrige Wassertiefe in Hafennähe entstand während der Fahrt zudem eine Sogwirkung (Flachwasser-Effekt), die das Schiff nach unten zog und erst so den Wassereintritt im Autodeck ermöglichte.
Im Oktober 1987 sollte das Schiff schließlich nach Taiwan zum Abwracken geschleppt werden. Im Golf von Biskaya, nördlich von La Coruña, brachen in einem Sturm die Stahltrossen, mit denen die Herald of Free Enterprise sowie eine weitere zu verschrottende Fähre an einem Schleppschiff befestigt waren. Dadurch trieb die Unglücksfähre führerlos im Meer, was in dem Gebiet zur Beeinträchtigung der Schifffahrt führte.
Sonstiges
Nach dem Unglück nahm eine Gruppe britischer Musiker unter dem Namen Ferry Aid eine neue Version des Beatles-Hits Let It Be auf, der Erlös kam den Hinterbliebenen der Opfer zugute.
Weblinks
Quellenangaben
- ↑ http://www.mastermariner.org/sidelights/winter06.pdf Zitat: "Captain Schröder was a hero of the MV Herald of Free Enterprise Disaster some years back, when he and his ship saved a large number of the passengers. For his heroic actions, he received a letter of commendation from the Prime Minister of the United Kingdom (Margaret Thatcher) and a medal from the King of Belguim. "
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