Hetzendorfer Kirche

Hetzendorfer Kirche
Pfarrkirche Hetzendorf
Figurengruppe an der südlichen Fassade
Innenraum mit den Bildern von Ernst Fuchs

Die Pfarrkirche Hetzendorf (auch: Rosenkranzkirche) ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im Bezirksteil Hetzendorf im 12. Wiener Gemeindebezirk Meidling am Marschallplatz 6. Sie ist Maria, der Königin des hochheiligen Rosenkranzes geweiht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Ort Hetzendorf gehörte ursprünglich zur Pfarre Atzgersdorf. 1783 erhielt Hetzendorf die kirchliche Selbständigkeit, als Pfarrkirche diente die Kirche im Schloss Hetzendorf. Nachdem die Bevölkerung im Laufe des 19. Jahrhunderts stark angestiegen war, entschloss man sich zum Bau einer neuen Kirche, deren Kosten vom Allgemeinen und vom Hetzendorfer Kirchenbauverein getragen wurden. Diese wurde nach Plänen der Architekten Hubert Gangl und Eugen Ritter von Felgel in den Jahren 1908/09 errichtet. Die Innenausstattung stammte vom Holzbildhauer Franz Zelezny. 1909 übertrug man die Pfarrrechte von der Hetzendorfer Schlosskirche hierher, die Weihe erfolgte durch Weihbischof Godfried Marschall.

Während des Zweiten Weltkrieges suchten die Menschen zum Schutz vor Bombenangriffen in der Kirche Schutz. Am 17. Oktober 1944 wurde die Kirche aber schwer getroffen und beschädigt, 16 Schutzsuchende starben. 1949 erfolgte der teilweise Wiederaufbau.

Da die ursprüngliche Innenausstattung, die aus reichem historistischem Dekor und in den Gewölben aus Rosendarstellungen bestand, dadurch zerstört war, entspann sich nach dem Kriege eine heftige Debatte, in welcher Weise die Kirche wiederhergestellt werden sollte. Es kristallisierten sich schließlich zwei Hauptoptionen heraus: eine - von der Mehrheit der Kirchengemeinde gewünschte - Restaurierung im traditionellen Sinn, oder eine purifizierende Neuinterpretation, wie sie, mit Unterstützung von Monsignore Otto Mauer, von Pfarrer Joseph Ernst Mayer gefordert wurde. Mayer, der wie Mauer aus dem Bund Neuland kam und Anhänger der Liturgiereform war, schrieb rückblickend: „Aller unechte Zierat wurde entfernt, und der Raum auf große, einfache, feierliche Formen und Linien gebracht.“ Dieses Konzept begegnete allerdings erbittertem Widerstand, sowohl in der Pfarrgemeinde als auch auf der Ebene der Diözese. So wurde im Jahr 1954 der Diözesankunstrat mit der Kontroverse befasst, und im Dezember 1954 kam es zu einer Aussprache bei Kardinal Innitzer. In einem langen und heftig geführten Streit konnten sich schließlich die Anhänger der purifizierenden Neugestaltung durchsetzen. Diese erhielt im April 1957 die Bewilligung durch Innitzers Nachfolger, den Wiener Erzbischof Franz König und wurde im Jahr 1958 durch Johann Georg Gsteu, Friedrich Achleitner und Friedrich Kurrent durchgeführt.

1959 erhielt die Kirche als wesentliches Schmuckelement das Triptychon "Die Geheimnisse des hochheiligen Rosenkranzes" (drei frei hängende Gemälde auf Ziegenhäuten gemalt) des österreichischen Malers Ernst Fuchs. 1979 wurden diese durch einen Attentäter schwer beschädigt, nach einer Restaurierung 1989/90 durch den Restaurator Donald Corcoran und seiner Frau wieder in der Kirche aufgehängt.

1982 wurde die Krypta für Gottesdienste adaptiert. Pfarrer der Kirche ist seit 1979 Hans Bensdorp.

Baubeschreibung

Bei der Hetzendorfer Pfarrkirche handelt es sich um einen mächtigen, freistehenden Bau im neuromanischen Stil mit sezessionistischen Jugendstilelementen. Die Kirche ist nach Norden ausgerichtet, außen reich gegliedert, und besitzt neben einem Vierungsturm einen hohen, seitlich angebauten Turm. Sie ist durch Arkaden mit dem Pfarrhof verbunden, der Merkmale des Heimatstils aufweist.

Die südliche Giebelfassade besitzt zwei mit Spitzhelm bekrönte Polygonaltürmchen. Das Gewändeportal ist durch einen Wimperg und eine Figurengruppe der Madonna mit Kind neben den hll. Dominikus und Katharina bekrönt.

Das Innere der Kirche weist die Form einer dreischiffigen Basilika auf. Der Raum ist heute auf die kahle Raumstruktur reduziert, in der halbrunden Apsis wurden die Fenster vermauert.

Die Einrichtung besteht in der Hauptsache aus den 3 Gemälden von Ernst Fuchs, die die Geheimnisse des Freudenreichen, Schmerzhaften und Glorreichen Rosenkranzes darstellen. Die Bilder trennen optisch den Hauptraum der Kirche von der Apsis. Außerdem befindet sich in der Kirche ein großes Holzkruzifix von Peter Sellemond aus dem Jahr 1933, das ehemals in der Elisabethkirche im 4. Bezirk hing. Von der ursprünglichen Ausstattung ist noch eine Marienfigur auf der Weltkugel von Franz Zelezny übriggeblieben.

Literatur

  • Walter Löhnert: 40 Jahre Rosenkranzkirche. 1949
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien Bd. 3. Kremayr & Scheriau, Wien 1994
  • Dehio-Handbuch Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Verlag Anton Schroll, Wien 1996

Weblinks

48.16516.3044444444447Koordinaten: 48° 9′ 54″ N, 16° 18′ 16″ O


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