Himmelfahrt Christi

Himmelfahrt Christi
Eine der ältesten Darstellungen der Himmelfahrt als Elfenbein-Relief, Mailand oder Rom um 400 (so genannte „Reidersche Tafel“, Bayerisches Nationalmuseum München)
Darstellung der Himmelfahrt im Rabbula-Evangeliar aus dem 6. Jh. (Folio 13v)
Himmelfahrtszene von Andrea Mantegna, Tempera auf Holz, um 1461
Himmelfahrtskapelle auf dem Ölberg in Jerusalem

Christi Himmelfahrt (in der Schweiz und Liechtenstein: Auffahrt) bezeichnet im Christentum den Glauben an die Rückkehr Jesu Christi als Sohn Gottes zu seinem Vater in den Himmel. Christi Himmelfahrt wird am 40. Tag des Osterfestkreises, also 39 Tage nach dem Ostersonntag gefeiert. Deshalb fällt das Fest immer auf einen Donnerstag. Der frühestmögliche Termin ist der 30. April; der spätestmögliche der 3. Juni.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Bedeutung

In den Schriften des Neuen Testamentes wird in Lukas 24,50-53 EU und Apostelgeschichte 1,1-11 EU dargestellt, dass der auferstandene Christus sich während vierzig Tagen nach seiner Auferstehung vor seinen Jüngern zeigte und dann in den Himmel auf den Platz zur Rechten Gottes erhoben wurde (der Platz rechts vom Hausherrn gebührte seit der Antike dem Thronfolger oder dem Ehrengast). Die Himmelfahrt findet ferner Erwähnung in Mk 16,19 EU, 1 Petr 3,22 EU, Heb 4,14 EU und 9,24 EU und – aus christlicher Perspektive – Ps 68,19 EU.

Die Himmelfahrt Christi hat große Bedeutung für die christliche Eschatologie. Ihn, der sich selbst erniedrigt hat und gehorsam geworden ist bis zum Tode am Kreuz, hat Gott über alle erhöht und ihm einen Namen gegeben, der größer ist als alle Namen (Phi 2,8-9 EU).

Der Glaube an die Himmelfahrt wird in frühchristlichen Texten und Glaubensbekenntnissen bezeugt, z. B. bei Polykarp von Smyrna, Justin und Irenäus von Lyon. Der Glaube an die Himmelfahrt wird auch ausgedrückt in dem alten römischen Glaubensbekenntnis des dritten Jahrhunderts, dem Vorläufer des Apostolischen Glaubensbekenntnisses von 325 und des nicänischen Bekenntnisses von 381:

„Er ist am dritten Tag auferstanden nach der Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit
zu Richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.“

Das liturgische Fest der Himmelfahrt Christi ist seit 383/384 bezeugt, und zwar durch den Pilgerbericht der Nonne Egeria in Jerusalem. Mit ihrem Bericht liegt das erste Zeugnis einer liturgischen Gestaltung des Himmelfahrtsfestes für den Jerusalemer Raum des 4. Jh. vor. Gemäß den lukanischen Texten ist der Termin vierzig Tage nach Ostern bzw. zehn Tage vor Pfingsten.

Die neun Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten sind die Zeit der Pfingstnovene, in der besonders um die Herabkunft des Heiligen Geistes gebetet wird.

Drei Tage vor Christi Himmelfahrt finden in katholischen Gegenden die Bitttage statt. An diesen Tagen finden die sogenannten Bittprozessionen statt. Diese Prozessionen um die Felder der Gemeinden oder von Ort zu Ort dienen der Fürbitte um eine gute Ernte.

Im katholischen Brauchtum aus dem Barock, das in einigen Gegenden (z. B. im bayerischen Mittenwald oder im Kloster Neustift in Südtirol) regional vorhanden ist, wird die Statue des Auferstandenen an Christi Himmelfahrt durch das „Heiliggeistloch“ auf den Kirchenspeicher gezogen.

Der früheste Termin für Christi Himmelfahrt ist der 30. April, der späteste Termin der 3. Juni. Im Jahre 2008 fiel Christi Himmelfahrt mit dem Feiertag „Tag der Arbeit“ (1. Mai) zusammen. Diese Konstellation tritt aber nur sehr selten ein, zuvor zuletzt im Jahr 1913 und nach 2008 erst wieder 2160.

Auferstehung und Himmelfahrt

Das Verhältnis von Auferstehung und Himmelfahrt Christi war und ist Gegenstand theologischer Debatte. In traditioneller Theologie gibt es eine deutliche Abgrenzung zum Osterfest, an dem die Auferstehung Jesu Christi am dritten Tag nach seinem Tode gefeiert wird. Jesus stieg nach seinem Kreuzestod zunächst in ein „in der Tiefe“ lokalisiertes Jenseits hinab („hinabgestiegen in das Reich der Toten“, siehe auch Höllenfahrt Jesu), aus dem er am dritten Tage wieder zu den Lebenden auferstand. Die Himmelfahrt Jesu bezeichnet dem gegenüber das später folgende Ereignis, dass Jesus leiblich ins Jenseits gelangte, ohne (nochmals) zu sterben und ohne einen Leichnam zurückzulassen. Bei dieser Himmelfahrt stieg er in ein „in der Höhe“ gelegenes Jenseits auf (siehe Himmel). Hält man sich an die einzige konkrete Zeitangabe in der Bibel, so vergingen zwischen Auferstehung und Himmelfahrt 40 Tage (Apg 1,3.9f LUT), wenngleich auch Lk 24,51 LUT eine Himmelfahrt am Ostertage nahezulegen scheint. Daher wird das Fest Christi Himmelfahrt 40 Tage nach Ostern gefeiert.

Viele Theologen betonen heute umgekehrt die Gemeinsamkeit von Auferstehung und Himmelfahrt. Nach Conzelmann/Lindemann besteht kein prinzipieller Unterschied zwischen Auferweckung und Erhöhung Jesu: „Generell gilt, daß Jesu Auferweckung niemals als bloße Wiederbelebung seines Leichnams […] verstanden worden ist; das Ostergeschehen bedeutet Jesu Einsetzung in eine einzigartige Würde (vgl. Röm 1,3f LUT), also im Grunde Auferweckung und Erhöhung zugleich. Das gilt auch dort, wo wie im Hymnus Phi 2,6-11 LUT nur von der Erhöhung, nicht aber von der Auferweckung die Rede ist, oder wo umgekehrt eine explizite Erhöhungsaussage fehlt (vgl. 1 Kor 15,4f. LUT). Zwar ist jeweils der Akzent verschieden gesetzt; aber ein prinzipieller Unterschied besteht nicht.“ [1]

„Erst später werden Auferweckung und Erhöhung (Himmelfahrt) bewusst voneinander getrennt, ohne dass es jedoch zu einer einheitlichen Sicht gekommen wäre (nach Lk 24,51 LUT erfolgte die Auffahrt in den Himmel am Ostertag, nach Apg 1,3.9f. LUT erst vierzig Tage danach). […] Später wird unterschieden zwischen den eigentlichen Ostererscheinungen auf Erden (Lk 24 LUT; Apg 1 LUT) und den anderen Erscheinungen Christi vom Himmel her (Apg 7,55f. LUT; Apg 9,3ff LUT).“ [1] Das Grundereignis ist der Sieg. Gott zieht seinen Sohn heraus und empor. Dies ist ein Triumph über alle Mächte dieser Welt; ein Triumph an dem alle Christen Anteil haben.

Feiertag

Das Fest Christi Himmelfahrt wird in der Liturgie der katholischen Kirche, der orthodoxen Kirche und der anglikanischen Kirche als Hochfest begangen. In Deutschland ist es seit 1936 auch gesetzlicher Feiertag.

Christi Himmelfahrt ist in Deutschland gesetzlicher Feiertag

Christi Himmelfahrt ist gesetzlicher Feiertag in Deutschland, der Schweiz, Österreich sowie Schweden, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Grönland, Haiti, Indonesien, Island, Kolumbien, Liechtenstein, Luxemburg, Madagaskar, Namibia, Niederlande und Norwegen. In Italien (Ascensione), Polen und Ungarn wurde das Fest als gesetzlicher Feiertag vor einigen Jahren abgeschafft und wird nun am darauffolgenden Sonntag kirchlich gefeiert. In Italien wird 2007 über eine Wiedereinführung nachgedacht, mehrere Gesetzesentwürfe liegen bereits im römischen Parlament auf.

Im weltlichen Bereich entwickelte sich in Deutschland der Feiertag zum Vatertag, auch als Männertag oder Herrentag bezeichnet. An diesem Tag gibt es Bräuche wie die Herrenpartie (eine Kutschfahrt oder Wanderung in die Natur mit Konsum von Alkohol) oder Tagesausflüge mit der ganzen Familie.

Außerdem wird jährlich zu Christi Himmelfahrt in Aachen der Karlspreis verliehen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Conzelmann, S. 49

Literatur

Neutestamentlich und theologisch

  • Alfons Weiser, Horst G. Pöhlmann: Art. Himmelfahrt Christi I. Neues Testament II. Kirchengeschichtlich/Systematisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie 15 (1986), S. 330-341 (mit weiterer Lit.)
  • A. W. Zwiep: The Ascension of the Messiah in Lukan Christology. Supplements to Novum Testamentum 87. Brill, Leiden u.a. 1997 ISBN 90-04-10897-1
  • Thomas Marschler: Auferstehung und Himmelfahrt Christi in der scholastischen Theologie bis zu Thomas von Aquin. Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters N.F. 64,1-2. Aschendorff, Münster 2003 ISBN 3-402-04017-4
  • Douglas Farrow: Ascension and Ecclesia. On the Significance of the Doctrine of the Ascension for Ecclesiology and Christian Cosmology. T. & T. Clark, Edinburgh 1999 ISBN 0-567-08676-3
  • Jens Herzer: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Weihnachten. Was wissen wir über die Ursprünge des Christentums? Brennpunkt: Die Bibel 4. Evang. Haupt-Bibelges. und von Cansteinsche Bibelanst., Berlin 2000 ISBN 3-7461-0144-1 (allgemeinverständlich und wissenschaftlich fundiert)
  • Rienecker (Hg): Lexikon zur Bibel. R. Brockhaus Verlag Wuppertal
  • Hans Conzelmann: Grundriß der Theologie des Neuen Testaments, 4. Aufl. / bearbeitet von Andreas Lindemann. Tübingen 1987. UTB 1446, ISBN 3-16-145161-9.

Christlicher Festkalender

  • Hans-Christoph Schmidt-Lauber: Art. Himmelfahrtsfest. In: Theologische Realenzyklopädie 15 (1986), S. 341-344 (mit weiterer Lit.)
  • Hans Jürgen Milchner (Hrsg.): Himmelfahrt - die Nähe Christi feiern. Predigten und liturgische Entwürfe. Dienst am Wort 72. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996 ISBN 3-525-59337-6
  • Hermann Ühlein: Kirchenlied und Textgeschichte. Literarische Traditionsbildung am Beispiel des deutschen Himmelfahrtsliedes von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Pietas liturgica, Studia 10. Königshausen & Neumann, Würzburg; EOS-Verl., St. Ottilien 1995 ISBN 3-8260-1081-7
  • Friedrich Benesch: Das Ereignis der Himmelfahrt Christi. Die vierzig Tage. Urachhaus, 1997, ISBN 3-87838-285-5
  • Hermann Kirchhoff: Christi Himmelfahrt bis Sankt Martin im christlichen Brauchtum. Kösel, München, 1986, ISBN 3-466-36256-3

Weblinks


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