- Himmerod
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Zisterzienserabtei Himmerod
Blick auf die Kirche durchs EingangstorLage Deutschland
Rheinland-PfalzBistum Trier Koordinaten: 50° 2′ N, 6° 45′ O50.0278626.756721Koordinaten: 50° 1′ 40″ N, 6° 45′ 24″ O Ordnungsnummer
nach Janauschek75 Gründungsjahr 1134 Jahr der Auflösung/
Aufhebung1802 Jahr der Wiederbesiedlung 1922 Mutterkloster Clairvaux Primarabtei Clairvaux Kongregation Mehrerauer Kongregation Tochterklöster Kloster Heisterbach (1189)
Kloster Itaporanga (1936)Kloster Himmerod (Lautschrift in Eifler Mundart: „Hammerd“) ist eine 1134/35 durch Bernhard von Clairvaux gegründete Zisterzienser-Abtei in der Eifel. Sie liegt zwischen Großlittgen und Eisenschmitt (Landkreis Bernkastel-Wittlich) im Tal der Salm. Heute leben dort 13 Mönche. Das Kloster besitzt ein Museum (in der alten Mühle) mit wechselnden Kunstausstellungen, eine Buch- und Kunsthandlung, eine Gaststätte, ein Gäste- und Exerzitienhaus sowie eine Fischerei. Das Gästehaus ist eine anerkannte Zivildienststelle im Bistum Trier.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nach der Berufung des Albero von Montreuil zum Erzbischof von Trier im Jahre 1131 setzte sich dieser bei Bernhard von Clairvaux für die Gründung eines Zisterzienserklosters auf trierischem Gebiet ein. Daraufhin entsandte Bernhard im Jahre 1134 von Clairvaux aus einen Gründerkonvent unter dem Abt Randulf. Zunächst ließ sich der Konvent bei Winterbach an der Kyll (Eifel) nieder. Bei einem Besuch Bernhards im Jahre 1135 bestimmte dieser Himmerod im Salmtal als neuen Standort. Himmerod war das 14. Zisterzienserkloster und das erste deutsche Kloster, das direkt von Bernhard von Clairvaux gegründet wurde. Zunächst wurde in Himmerod ein Behelfskloster errichtet, bevor Bernhard den Mönch Achard als Baumeister der Klosteranlage nach Himmerod entsandte. Im Jahre 1178 wurde die romanische Klosterkirche durch Erzbischof Arnold von Trier geweiht. 1179 starb der 1699 selig gesprochene Priestermönch David von Himmerod, der letzte Überlebende des Gründungskonvents. Kloster Himmerod selbst gründete 1189 die Abtei Heisterbach.
Bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts hatten die Grafen von Sponheim ihre Grablege im Kloster; die Grabsteine, u.a. der der Gräfin Loretta, waren noch im 18. Jahrhundert vorhanden.
Im Jahre 1224 bestimmte der Abt des Mutterklosters Clairvaux, dass die Anzahl der Mönche nicht mehr als 60 und die der Laienbrüder nicht mehr als 200 betragen durfte. Kloster Himmerod besaß inzwischen einen großen Grundbesitz, den es teilweise verpachtete.
Im Jahre 1519 erfuhr das Kloster eine erneute Aufwertung, indem Papst Leo X. den Äbten von Kloster Himmerod die Pontifikalien, also die bischöflichen Insignien wie Mitra und Krummstab verlieh. In den Jahren 1621–1630 wurde die romanische Klosterkirche restauriert. Im Dreißigjährigen Krieg hatte die Abtei schwer unter den plündernden Soldaten zu leiden.
Im Jahre 1641 legte der Abt Matthias Glabus aus Lieser trotz des andauernden Krieges den Grundstein für einen Klosterneubau, der 1688 unter Abt Robert Bootz vollendet wurde.
Unter Abt Leopold Kamp begann der Architekt Christian Kretzschmar im Jahre 1739 mit dem Neubau einer barocken Klosterkirche im Zisterzienserstil mit Dachreiter, ohne Kirchtürme. Die Kirche wurde 1751 fertiggestellt.
Am 26. Juli 1802 wurde das Kloster durch die französische Regierung unter Napoleon aufgehoben. Nach der Säkularisation verfielen Kloster und Kirche. Im Jahre 1803 wurde das Kloster an einen Hüttenbesitzer versteigert, der nach der Demontierung des kupfernen Kirchendaches verschwand. Danach wechselten die Besitzer, die das Kloster hauptsächlich als Steinbruch nutzten. Nur die Mühle und das Pförtnerhaus blieben verschont. Der letzte Besitzer, Reichsgraf Ottokar von Kesselstatt verkaufte das Gut 1919 an deutsche Trappisten aus Mariastern/Bosnien.[1]
Im Jahre 1922 wurde das Kloster durch deutsche Zisterzienser-Mönche aus der Abtei Marienstatt im Westerwald neu gegründet. Von Himmerod aus wurde 1936 die Abtei Heiligkreuz in Itaporanga bei São Paulo/Brasilien errichtet. Die Kirche wurde im zweiten Weltkrieg bis auf wenige Mauerreste zerstört. Unter Abt Vitus Recke (geb. in Bickenriede/Eichsfeld, Abt in Himmerod von 1937 bis 1959) wurde sie wieder aufgebaut und 1962 fertiggestellt.
Vom 5.–9. Oktober 1950 tagten in Himmerod ehemalige deutsche Wehrmachtsoffiziere, um im Auftrag der Bundesregierung um Kanzler Adenauer die deutsche Wiederbewaffnung vorzubereiten. Das Ergebnis der Tagung war die Himmeroder Denkschrift. Am 10. September 2008 legten erstmals Rekruten der Bundeswehr in Himmerod ihr feierliches Gelöbnis ab. Der Ort wurde hierfür aufgrund seiner historischen Bedeutung für die deutsche Geschichte ausgewählt.[2]
Die Orgel der Abteikirche
Besondere Berühmtheit erlangte die von der Orgelmanufaktur Klais im Jahr 1962 gebaute Orgel; sie wurde im Jahr 2007 grundlegend überholt und besitzt heute die folgende, gegenüber der ursprünglichen leicht veränderte Disposition:
I Rückpositiv
C–a3Prinzipal 8′ Spitzgedackt 8' Principal 4′ Rohrflöte 4' Quinte 22/3′ Schweizerpfeife 2′ Cornet 4f. (ab g0) 4′ Dulcian 16' Krummhorn 8' II Hauptwerk
C–a3Principal 16' Octav 8' Rohrgedackt 8′ Gemshorn 8' Superoctav 4' Blockflöte 4' Hohlflöte 4′ Sesquialter 2f. 22/3′ Mixtur 5f. 2' Cymbel 2f. 1/4′ Trompeta magna 16' Trompeta de battala 8' Trompete 8' (2006 hinzugefügt) III Schwellwerk C–a3 Gedacktpommer 16' Holzflöte 8' Viola di Gamba 8′ Schwebung (ab c0) 8′ Principal 4' Koppelflöte 4' Zartgeige 4′ Flachflöte 2′ Scharff 4f. 2/7′ Schalmey-Oboe 8' Clairon 4' IV Oberwerk
C–a3Holzgedackt 8' Quintadena 8′ Traversflöte 4' Rohrnasard 22/3′ Principal 2' Terz 13/5′ Larigot 11/3′ Octav 1' Acuta 3-4f. 2/3′ Corno di Bassetto 8' (2006 hinzugefügt) Trompete (aus HW) 8′ Pedal
C–g1Untersatz 32' Principal 16' Subbass 16′ Zartbass 16' Oktavbass 8′ 8' Choralbass 4′ Quintade 4' Nachthorn 2' Hintersatz 5f. 22/3′ Posaune 16' Trompetenbass 8' Trompete (aus HW) 8′ Trompete (aus HW) 4′ - Koppeln:
- Normalkoppeln: I - II, III - II, IV - II, III - I, IV - I, I - P, II - P, III - P, IV - P
- Subkoppeln (2006 hinzugefügt): Sub III – II, Sub III – III
Zusätzlich zu den durch die Firma Klais ursprünglich installierten drei freien Kombinationen hat der seit 1976 als Organist der Abtei wirkende Reverend John L. Birley eine eigene Registerschalttafel mit fünf weiteren freien Kombinationen konstruiert und installiert.
Alljährlich von Mitte Juni bis Mitte September finden im zweiwöchigen Rhythmus Orgelkonzerte in der Abtei statt.
Äbte
- Hermann II., 1196
- Matthias Glabus, 1631–1647
- Robert Bootz, 1685–1730
- Leopold Kamp, 1731–1750
- Karl Münz, 1925–1936
- Vitus Recke, 1937–1959
- Maurus Schmidt, 1959–1971
- Ambrosius Schneider, 1971 Administrator, 1972–1991 Abt
- Bruno Fromme, seit 1991 (Priesterweihe 1964, Abt seit 1991)
Mit dem Kloster verbundene Personen
- Der Selige David von Himmerod, Mönch und Mystiker, 1100 - 1179
Ort
Himmerod gehört zur Gemeinde Großlittgen in der Verbandsgemeinde Manderscheid. Außerhalb des Klosters befinden sich noch der Gasthof Graf-Zils in Privatbesitz, ein Laden in der Nähe der Himmeroder Fischteiche und einige Wohnhäuser.
Veröffentlichungen
Das Kloster besitzt einen eigenen Buchverlag (Himmerod Drucke), in dem verschiedene Autoren bisher über 50 Werke veröffentlicht haben, vor allem der Himmeroder Pater Stephan Reimund Senge. Vierteljährlich erscheint die Zeitschrift „Unsere Liebe Frau von Himmerod“, etwa zehnmal jährlich der „Himmeroder Rundbrief“ (Redaktion: Pater Stephan).
Anmerkungen
- ↑ So die offizielle Homepage von Kloster Himmerod, abweichend Ollig, a. a. O., danach schon im Oktober 1891
- ↑ http://rhein-zeitung.de/on/08/09/10/rlp/t/rzo473569.html
Literatur
- Abt Dr. Ambrosius Schneider, Himmerod 1922 – 1972, Selbstverlag der Abtei Himmerod 1972
- Abt Dr. Ambrosius Schneider, Die Cistercienserabtei Himmerod von der Renaissance bis zur Aufklärung 1511 – 1802, Wienand Verlag Köln 1976 ISBN 3-87909-068-8
- Abt Dr. Ambrosius Schneider, Himmerod Geschichte und Sendung, Selbstverlag Abtei Himmerod, Vierte Auflage 1991
- Rainer M. Schröder: Das Geheimnis der weißen Mönche. Arena, 2002. ISBN 3-401-02150-8 (ein Roman, der im frühneuzeitlichen Himmerod spielt)
- Schnell Kunstführer Nr. 1067, Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2001. ISBN 3-7954-4796-8
Siehe auch
Weblinks
- Koppeln:
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