Hinschius

Hinschius

Paul Hinschius (* 25. Dezember 1835 in Berlin; † 13. Dezember 1898 ebenda) war ein Kirchenrechtslehrer.

Paul Hinschius studierte in Berlin und in Heidelberg und habilitierte sich. Als Assessor war er beim Kammergericht beschäftigt, 1859 gleichzeitig in der juristischen Fakultät seiner Vaterstadt, wo er sich im selben Jahr auch habilitierte. 1863 zum außerordentlichen Professor nach Halle berufen, kehrte er in gleicher Eigenschaft 1865 nach Berlin zurück, folgte aber 1868 einem Ruf als ordentlicher Professor an die Universität Kiel, die er 1871-72 im preußischen Herrenhaus vertrat.

Auf der evangelischen Provinzialsynode in Rendsburg (1871) war er als gewähltes Mitglied einer der Führer der kirchlich freisinnigen Partei. 1872 ging er als ordentlicher Professor des Kirchenrechts wieder nach Berlin, wo er seitdem Vorlesungen über Kirchenrecht, preußisches Zivilrecht und Zivilprozess hielt. Er nahm hier an den Konferenzen des preußischen Kultusministeriums zur Vorbereitung der Kirchengesetze teil. In demselben Jahr in den deutschen Reichstag gewählt, hielt er sich zur nationalliberalen Fraktion.

Auf einer größeren wissenschaftlichen Reise durch Italien, Spanien, Frankreich, England, Schottland, Irland, Holland und Belgien in den Jahren 1860 und 1861 sammelte er das Material zu seiner kritischen Ausgabe der pseudoisidorischen Dekretalen (Leipzig 1863). Sein umfassendstes Werk ist das in 6 Bänden erschienene Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten in Deutschland.

Auch seine übrigen Schriften betreffen vorwiegend kirchenrechtliche Fragen, wie:

  • Das landesherrliche Patronatrecht. Berlin 1856
  • Beiträge zur Lehre von der Eidesdelation mit besonderer Rücksicht auf das kanonische Recht. Berlin 1860
  • Die evangelische Landeskirche in Preußen und die Einverleibung der neuen Provinzen. Berlin 1867
  • Die Stellung der deutschen Staatsregierungen gegenüber den Beschlüssen des vatikanischen Konzils. Berlin 1871
  • Die preußischen Kirchengesetze des Jahrs 1873. Berlin 1873
  • Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche in Preußen. Berlin 1874
  • Das preußische Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Form der Eheschließung. Berlin 1874
  • Die preußischen Kirchengesetze der Jahre 1874 und 1875. Berlin 1875
  • Das preußische Kirchengesetz vom 14. Juli 1880. Berlin 1881
  • Das preußische Kirchengesetz vom 21. Mai 1886. Berlin 1886

Mit seinem Vater Franz Hinschius, Justizrat und Rechtsanwalt zu Berlin (* 28. März 1810; † 3. Dezember 1877), gab er 1862-66 die Preußische Anwaltszeitung und als Fortsetzung 1867-1868 die Zeitschrift für Gesetzgebung und Rechtspflege in Preußen heraus, welch letztere von Jakob Friedrich Behrend fortgeführt wurde.

Außerdem bearbeitete er in Franz von Holtzendorffs Encyklopädie der Rechtswissenschaft das Kirchenrecht und lieferte auch für dessen Rechtslexikon viele Artikel.

In Heinrich Marquardsens Handbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart schrieb er die Monographie Staat und Kirche (Freiburg i. Br. 1883).

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hinschĭus — Hinschĭus, Paul, Kirchenrechtslehrer, geb. 25. Dez. 1835 in Berlin, gest. daselbst 13. Dez. 1898. habilitierte sich 1859 in der juristischen Fakultät seiner Vaterstadt, ward 1863 als außerordentlicher Professor nach Halle berufen, kehrte in… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hinschius — Hinschĭus, Paul, Kirchenrechtslehrer, geb. 25. Dez. 1835 in Berlin, 1872 Prof. das., 1872 78 und 1880 81 Mitglied des Reichstags (nationalliberal), unter Falk beteiligt an der Ausarbeitung der Kirchengesetze, seit 1889 Herrenhausmitglied, gest.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Hinschius — Hịnschius,   Paul, evangelischer Theologe und Kirchenpolitiker, * Berlin 25. 12. 1835, ✝ ebenda 13. 12. 1898; Professor für Kirchenrecht in Halle/Saale (1863), Berlin (1865), Kiel (1868) und wieder in Berlin (1872); Mitglied des Reichstags… …   Universal-Lexikon

  • Paul Hinschius — (* 25. Dezember 1835 in Berlin; † 13. Dezember 1898 ebenda) war ein Kirchenrechtslehrer. Paul Hinschius studierte in Berlin und in Heidelberg und habilitierte sich. Als Assessor war er beim Kammergericht beschäftigt, 1859 gleichzeitig in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Hinschius — (December 25, 1835 December 13, 1898), German jurist, was the son of Franz Sales August Hinschius (1807 1877), and was born in Berlin.His father was not only a scientific jurist, but also a lawyer in large practice in Berlin. After working under… …   Wikipedia

  • Гиншиус Павел — (Hinschius) выдающийся нем. канонист (1835 98). Был профессором в Галле, Киле и Берлине. Принимал участие в работах по изданию прусских церковных законов в 1873 76 гг. В 1872 81 гг. член рейхстага (национал либерал). Главный труд Г.: Das… …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

  • Pseudo-Isidor — Pseudoisidor (oder pseudoisidorische Dekretalen – Decretales Pseudo Isidorianae) ist der übergreifende Name für die umfangreichste und einflussreichste kirchenrechtliche Fälschung des Mittelalters. Entstanden sind diese Fälschungen im 2. Viertel… …   Deutsch Wikipedia

  • Pseudoisidorische Dekretalen — Pseudoisidor (oder pseudoisidorische Dekretalen – Decretales Pseudo Isidorianae) ist der übergreifende Name für die umfangreichste und einflussreichste kirchenrechtliche Fälschung des Mittelalters. Entstanden sind diese Fälschungen im 2. Viertel… …   Deutsch Wikipedia

  • Pseudoisidorische Dekretalien — Pseudoisidor (oder pseudoisidorische Dekretalen – Decretales Pseudo Isidorianae) ist der übergreifende Name für die umfangreichste und einflussreichste kirchenrechtliche Fälschung des Mittelalters. Entstanden sind diese Fälschungen im 2. Viertel… …   Deutsch Wikipedia

  • False Decretals — • A name given to certain apocryphal papal letters contained in a collection of canon laws composed about the middle of the ninth century by an author who uses the pseudonym of Isidore Mercator, in the opening preface to the collection Catholic… …   Catholic encyclopedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”