- Hirtenstab
-
Der Krummstab (auch: Abtsstab, Baculus pastoralis, Bischofsstab, Hirtenstab, Pastoralstab und Pedum oder Virga) gehört zu den Pontifikalien und besteht aus einem Schaft und der an seinem oberen Ende anschließenden Krümme. Die Krümme besteht aus vergoldetem Silber oder Kupfer und ist oft künstlerisch gestaltet; der etwa 1,5 Meter lange Schaft besteht meist aus Holz.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft und Geschichte
Ein ähnlicher Stab zählte bereits zu den Insignien der Pharaonen und römischen Auguren, die u. a. das Geschick aus dem Vogelflug deuteten. Älteste Darstellungen zeigen den ägyptischen Gott Osiris, der als Hirte der Seelenherden mit dem Hirtenstab abgebildet wurde. Der Stab gilt als Zeichen der Autorität.
Seine Herkunft wird von dem italisch-etruskischen Hirtenstab abgeleitet. Kaiser Konstantin erteilte im 4. Jahrhundert den Bischöfen durch das privilegium fori die Erlaubnis als Zeichen geistlicher und weltlicher Rechtsprechung einen dem Augurenstab ähnlichen Stab zu tragen.
Zu den ersten Erwähnungen zählt der Hirtenstab, den der Erzbischof von Canterbury dem Abt Theodor von Canterbury verlieh. Erstmals bezeugt wurde der Amtsstab um das Jahr 600 bei der Weihe des Heiligen Kolumban. Der eigentliche Krummstab verbreitete sich in seinem Gebrauch vor allem bei kirchlichen Würdenträgern im 7. Jahrhundert in Spanien und Frankreich, außerhalb der Liturgie als Symbol der Gerichtsbarkeit.
Ring und Stab - Investiturstreit
Die Frage, wem das Recht zustand, Prälaten Ring und Stab zu verleihen, prägte den Investiturstreit. Im Wormser Konkordat akzeptierte Kaiser Heinrich V. den Anspruch des Papstes auf das Recht der Investitur und verzichtete auf die Investitur mit Ring und Stab. Im Gegenzug räumte Papst Kalixt II. ein, dass die Wahl der deutschen Bischöfe und Äbte in Gegenwart kaiserlicher Abgeordneter verhandelt, der Gewählte aber mit den Regalien, die mit seinem geistlichen Amt verbunden waren, vom Kaiser durch das Zepter belehnt werden solle. Während im deutschen Teil des Kaiserreichs die Verleihung der Regalien durch den Kaiser vor der Weihe vorgesehen war, erfolgte in Italien und Burgund zunächst die Verleihung von Ring und Stab, wodurch der Einfluss des Kaisers auf die Einsetzung von Bischöfen praktisch verloren ging.
Heutiger Gebrauch
Heute ist er in der katholischen Kirche Würdenträgern mit eigenem Jurisdiktionsbereich vorbehalten. Dazu gehören insbesondere Bischöfe und Äbte, seltener auch andere Prälaten. Früher galt, dass der Inhaber im eigenen Territorium den Stab so hält, dass die Krümmung nach außen zeigt, so dass sie wie eine Peitsche ausschlagen kann. Auf "fremdem" Gebiet so, dass die Krümmung zu ihm hinzeigt. Weihbischöfe verwendeten den Stab mangels eigener Leitungsgewalt stets in der letztgenannten Weise. Dies wird mancherorts - etwa im Erzbistum Paderborn oder im Bistum Eichstätt - weiterhin praktiziert, widerspricht jedoch dem erneuerten Zeremoniale für die Bischöfe, welches die erstgenannte Form der Verwendung für sämtliche Bischöfe (unabhängig von ihrer Jurisdiktion am Ort der Pontifikalhandlung) vorsieht.
Der Papst trägt keinen Krummstab, sondern einen Kreuzstab, die Ferula.
Auch die Bischöfe der altkatholischen und anglikanischen Kirchen sowie einiger lutherischer Kirchen außerhalb Deutschlands gebrauchen einen Bischofsstab.
Heraldik
In der Heraldik findet der Krummstab in zweierlei Weise Verwendung:
- Der Stab kann auf dem Wappenschild selbst als Gemeine Figur verwendet werden; hier bezeichnet er dann oft den (ehemaligen) Herrschaftsbereich eines Bischofs oder Prälaten, z.B. ein Hochstift. Bekanntes Beispiel ist der Baselstab.
- Traditionell schmückten Mitra und Krummstab (bei Fürstbischöfen auch das Schwert) als Schildzier das Wappen von Bischöfen und Äbten. Diese Verwendung wurde 1969 von Papst Paul VI. abgeschafft.
- Anhand der Stellung der Schnecke des Stabes auf Bildnissen lässt sich die Funktion des Trägers erkennen. zeigt die Schnecke nach außen (siehe Bild) handelt es sich um einen Bischof, zeigt sie nach innen handelt es sich um einen Abt. Dieses rührt daher, dass der Bischof nach außen in die Welt und der Abt nach innen in die Kirche wirkt.
- Am Pedum kann ein breites Band mit einem Ring befestigt sein. Diese lange Schleife, mit kirchlichen Symbolen bestickt und häufig auch mit Fransen, wird Sudarium genannt.
Der Krummstab in der deutschen Heraldik Krummstab, Mitra und Schwert als Schildzier des Wappens der Hochmeister des Deutschen Ordens
Wappen der Stadt Bützow
Wappen von Bodolz mit Pedum und Sudarium
Wappen des Landkreises Ostallgäu
Unterm Krummstab ist gut leben
Das Sprichwort Unterm Krummstab ist gut leben entstand, weil in den geistlichen Territorien die bäuerlichen Untertanen in der Regel mehr Rechtssicherheit und bessere Lebensbedingungen hatten; so gab es hier keine Großgrundbesitzer und keine Leibeigenschaft.
Sonstiges
Nach der älteren französischen Bezeichnung für den Bischofsstab ("La Crosse") wurde im 17. Jahrhundert das indianische Spiel "Baggataway" (oder auch "Tewaraathon") bezeichnet und ist seitdem unter diesem Namen bekannt: Lacrosse.
Siehe auch
Literatur
- F. Focke: Szepter und Krummstab. Festschrift für A. Fuchs. Paderborn 1950.
- R. Bauerreis: Abtstab und Bischofsstab. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 68, 1957.
Weblinks
Wikimedia Foundation.