Historische Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin

Historische Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin

Die historische Kommission zu Berlin ist eine wissenschaftliche Organisation zur Erforschung der Geschichte Berlins. Sie steht in der Tradition der Historische Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin. Neben der Untersuchung der Stadtgeschichte hinaus spielte sie eine bedeutende Rolle zur Erforschung der brandenburgisch-preußischen Geschichte und zur allgemeinen politischen Geschichte und zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte.

Inhaltsverzeichnis

Vorgängerorganisationen

Eine Vorgängerorganisation war der „Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg“ gegründet 1837 und unter dem Einfluss von Gustav Schmoller 1899 mit erneuerten Statuten versehen. Im Jahr 1925 haben der Provinzialverband der Provinz Brandenburg und der Magistrat der Stadt Berlin die „Historische Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin“ ins Leben gerufen. Ziel war die Erschließung neuer Quellen und die Herausgabe von geschichtswissenschaftlichen Darstellungen. Vorsitzender der Organisation war Ulrich Stutz, während die eigentliche wissenschaftliche Arbeit von Johannes Schulze vom Geheimen Staatsarchiv übernommen wurde. In den ersten Jahren wurde ein „Historischer Atlas“ der Provinz Brandenburg, die Acta Brandenburgica sowie das Landbuch der Mark herausgegeben.

Im Jahr 1939 verließen die Vertreter der Stadt Berlin die Kommission. Dafür wurden 1942 zwei historische Kommissionen gegründet. Die eine war zuständig für die Provinz Brandenburg und die andere für Berlin. Diese firmierte zunächst unter dem Titel „Landesstelle der Reichshauptstadt für Geschichte, Heimatforschung und Volkskunde.“ Auch diese hatte die Erschließung von neuen Quellen zur Hauptaufgabe. Deren Verwirklichung scheiterte durch die Kriegsereignisse und den Folgen des Krieges.

Gründungsphase

Erst 1958 gründete sich eine Berliner historische Kommission als Verein aber angelehnt an das Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin neu. Erster Vorsitzender wurde Hans Herzfeld. Wie schon zuvor ging es um die Erforschung der Stadt Berlin und seiner Umgebung. Das Spektrum war schon damals breit gefächert und umfasste Geistes-, Sozial-, Wirtschafts- und Parteiengeschichte. Hinzu kam die Untersuchung des Verhältnisses von Deutschen und Slawen. Das Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands wurde auch das Organ der historischen Kommission. Im Jahr 1960 kam unter Leitung von Henryk Skrzypczak eine Sektion zur Geschichte der Arbeiterbewegung hinzu. Dies betreute das August-Bebel-Institut. Im selben Jahr erschienen im Verlag Walter de Gruyter die ersten Veröffentlichungen der historischen Kommission. In dieser Zeit begannen die Vorarbeiten für die Erarbeitung des Historischen Handatlas für die Mark Brandenburg und Berlin. Die ersten Lieferungen erschienen 1961. Im selben Jahr stellte der Wirtschaftshistoriker Otto Büsch Kontakt zum Archiv des Siemens Konzerns her. Seit 1962 erhielt die Kommission Etatmittel der Stadt Berlin und konnte daraufhin ihre Arbeit intensivieren.

Im Jahr 1963 wurde die Berliner Historische Kommission in die Historische Kommission zu Berlin umbenannt. Damit verbunden war der Ausbau der Arbeitsbereichs der Organisation. Seit 1964 intensivierte sich die Zusammenarbeit mit ausländischen insbesondere amerikanischen Wissenschaftlern. In diesem Jahr wurde auch die Erforschung der Geschichte der Juden in Berlin verstärkt. Im Jahr 1965 wurde neben der „Arbeitsgemeinschaft Historischer Handatlas“ und der „Sektion für die Geschichte der Arbeiterbewegung“ ein „Arbeitsausschuß für die Briefausgabe Felix Mendelssohn Bartholdy“ und der „Arbeitskreis für Industrialisierungsgeschichte“ gegründet. Im selben Jahr erschien die erste Ausgabe der Internationalen Wissenschaftlichen Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (IWK). Eine neue Schriftenreihe begann 1968 unter dem Obertitel „Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin“ zu erscheinen. Mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Volkswagenwerk konnte die Zusammenarbeit mit ausländischen Historikern ausgebaut werden.

Konsolidierung und Ausbau

Seit 1970 trat an die Stelle einer alleinigen Bindung an das Friedrich-Meinecke-Institut die Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen in Berlin. Die Organisation wurde in einen eingetragenen Verein umgewandelt. Gleichzeitig wurde die Zusammenarbeit mit der Stanford University etwa mit Gordon A. Craig verstärkt. Im selben Jahr wurde ein Band der Acta Borussica herausgegeben. In den folgenden Jahren wurden die internationalen Kontakte weiter ausgebaut.

Im Jahr 1973 wurde als weitere Gliederung die „Abteilung für Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen“ gegründet. Finanziell unterstützt durch die Volkswagenstiftung erfolgte 1976 der Kauf des „Mittelhofes“ als Sitz der Organisation.

Seit 1977 wurde die Erforschung der Geschichte Preußens zu einem weiteren Schwerpunkt der Kommission. Im Jahr 1978 wurde Otto Büsch Vorsitzender der Kommission. Die Kommission übernahm 1979 die Koordination des Langzeitprojektes zur Erforschung von „Inflation und Wiederaufbau 1914 bis 1924.“

Im Jahr 1981 intensivierte der Senat von Berlin die Aufnahme der Kommission in die gemeinsame Bund-Länder-Förderung. Gleichzeitig wurde der Etat aufgestockt. An die Stelle der fünf Forschungsabteilungen traten acht Sektionen und zwei Beiräte zur übergreifenden Koordinierung. Wilhelm Treue wurde neuer Vorsitzender der Kommission.

In den folgenden Jahren veranstaltete die Kommission zahlreiche wissenschaftliche Tagungen zu verschiedensten zeitgeschichtlichen bis hin zur Themen der frühen Neuzeit. Im Jahr 1986 wurde Klaus Zernack Vorsitzender der Organisation. Auch am Berliner Stadtjubiläum 1987 beteiligte sich die Kommission mit Veranstaltungen und Veröffentlichungen. Darunter waren die Sammelbände „Berliner Demokratie“ und „Kleine Berliner Geschichte.“

Neuausrichtung und Krise

Die Kommission baute ihre internationalen Kontakte in den folgenden Jahren weiter aus. Nach dem Ende der DDR begann die Auseinandersetzung mit der Geschichtswissenschaft der DDR. Im Jahr 1990 wurde Wolfram Fischer zum Vorsitzenden gewählt.

Seit 1991 begann vor dem Hintergrund der Wiedervereinigung eine grundlegende Neuausrichtung der Kommission. Inhaltlich etwa beschäftigte man sich mit der Neugestaltung der Mitte Berlins. Konzeptionell schlug eine Kommission 1992 vor die Arbeit auf zwei Schwerpunkte zu konzentrieren. Der eine war die Stadt- und Landesgeschichte, der andere die Erforschung Preußens. Schwerpunktmäßig wurde vor allem die Erforschung der Bestände in den Archiven der ehemaligen DDR verstärkt. Ein erster Ergebnis der Ausdehnung des Forschungsbereichs über die Grenzen Berlins hinaus war die Herausgabe der „Brandenburgische Geschichte“ 1994.

Auf Grund der geplanten Neuausrichtung wurde bisherige Arbeitsgebiete ausgegliedert und an andere wissenschaftliche Institutionen angeschlossen. Dazu gehörte unter anderem der Bereich der Germania Slavica, die Geschichte der Deutsch-Jüdische Beziehungen und die Herausgabe der IWK.

Wegen fehlender finanzieller Mittel wurde 1996 allen Mitarbeitern der Kommission gekündigt. Publikationen wie das Jahrbuch für die Geschichte von Mittel- und Ostdeutschland wurden eingestellt. Wolfgang Ribbe wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt. Gleichzeitig beschloss der Verein offiziell die Aufgaben auf die Erforschung der historischen Landeskunde Berlin-Brandenburgs bzw. Brandenburg-Preußens auszudehnen.

In den folgenden Jahren wurden eine Reihe von Tagungen veranstaltet und verschiedene Schriften herausgegeben. Seit 1999 begann eine verstärkte Suche nach Sponsoren und eine Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit. Die Organisation begann mit der Herausgabe der „Kleinen Schriftenreihe der Historischen Kommission zu Berlin.“ Das Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands wurde mit dem Untertitel Jahrbuch für vergleichende und preußische Landesgeschichte fortgesetzt. Ein weiterer Teil des Handbuchs der preußischen Geschichte erschien 2000. In einem Gedenktafelprogramm wurden etwa 300 Tafeln angebracht.

Neben zahlreichen weiteren Veröffentlichungen begann 2001 die Herausgabe einer mehrbändigen „Brandenburgischen Geschichte in Einzeldarstellungen.“ Im Jahr 2006 wurden die Sektionen für die Bereich Berlin, Brandenburg und Preußen neu gegründet.

Publikationsreihen

  • Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin
  • Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin
  • Schriften der Historischen Kommission zu Berlin
  • Publikationen der Historischen Kommission zu Berlin
  • Bibliothek der Brandenburgischen und Preußischen Geschichte
  • Kleine Schriftenreihe der Historischen Kommission zu Berlin
  • Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands

Weblinks


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