- Hochegg (Gemeinde Grimmenstein)
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Wappen Karte Basisdaten (Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria) Bundesland Niederösterreich Politischer Bezirk Neunkirchen (NK) Fläche 14,74 km² Koordinaten 47° 37′ N, 16° 8′ O47.61527777777816.126666666667405Koordinaten: 47° 36′ 55″ N, 16° 7′ 36″ O Höhe 405 m ü. A. Einwohner 1.356 (31. Dez. 2008) Bevölkerungsdichte 92 Einwohner je km² Postleitzahl 2840 Vorwahl 02644 Gemeindekennziffer 3 18 12 NUTS-Region AT122 Adresse der
GemeindeverwaltungRathausplatz 1
2840 GrimmensteinOffizielle Website Politik Bürgermeister Engelbert Pichler (ÖVP) Gemeinderat (2005)
(19 Mitglieder)Lage der Marktgemeinde Grimmenstein
Blick auf Grimmenstein vom Kulmriegel
Burg GrimmensteinGrimmenstein ist eine Marktgemeinde mit 1.347 Einwohnern im Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Grimmenstein liegt im Industrieviertel in Niederösterreich. Der Ort liegt in der Region Bucklige Welt im Tal der Pitten. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 14,74 Quadratkilometer. 54,42 Prozent der Fläche sind bewaldet.
Katastralgemeinden sind Grimmenstein und Hochegg
Einwohnerentwicklung
Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 1347 Einwohner. 1991 hatte die Marktgemeinde 1384 Einwohner, 1981 1347 und im Jahr 1971 1485 Einwohner.
Politik
Bürgermeister der Marktgemeinde ist Engelbert Pichler, Amtsleiter Josef Braunmüller.
Im Marktgemeinderat gibt es bei insgesamt 19 Sitzen nach der Gemeinderatswahl vom 6. März 2005 folgende Mandatsverteilung: Liste ÖVP 13, SPÖ 5, Liste Grüne 1, andere keine Sitze.
Partnergemeinde
- Szepetnek, Ungarn
Körperschaften und Vereine
- Freiwillige Feuerwehr Grimmenstein-Markt
- Freiwillige Feuerwehr Hochegg
- Freiwillige Feuerwehr Grimmenstein-Kirchau
- SV Grimmenstein
Wirtschaft und Infrastruktur
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 54, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 52. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 554. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 44,00 Prozent.[1]
Geschichte
Grimmenstein
Im Altertum lag Grimmenstein im Gebiet Teil der Provinz Noricum. Im österreichischen Kernland Niederösterreich liegend teilte der Ort die wechselvolle Geschichte Österreichs.
Noch bis zum Anfang des 20. Jahrhundert wurde das heutigen Grimmenstein „Am Treitl“ genannt. Dieser Name bezieht sich auf den Umstand, dass der Pittenfluss zum Warentransport verwendet wurde. „Treiteln“ bedeutet „ein Floß oder ein Schiff flußaufwärts ziehen“; der am Flussufer getretene Weg der ziehenden Menschen oder Tiere heißt „Treitelweg“.[2]
Der heutige Name des Ortes leitet sich vom Geschlecht der Grimmensteiner her. Diese bewohnten im 12. und 13. Jahrhundert drei Burganlagen auf dem Kulmriegel und wurden 1155 in einer Admonter Traditionsnotiz erstmals urkundlich erwähnt. Albero II. von Grimmenstein war 1201 Landrichter und 1203 pincerna Stiriae de Grymstaine (Mundschenk) des Babenberger Herzogs Leopold VI.
Nachdem die Revolution von 1848/49 die Bauernbefreiung und das Ende der Erbuntertänigkeit brachte, wurde 1850 der Grundbesitz rund um den Kulmriegel an die ortsansässigen Bauern aufgeteilt. Dies gilt als eigentliche Gründung der Gemeinde Grimmenstein. Ende des 19. Jahrhunderts brachten die Eröffnung der Aspangbahn und der Nestlé-Kindernahrungsmittelfabrik (die erste Filiale außerhalb der Schweiz) sowie die Errichtung des Post- und Telegraphenamtes wirtschaftlichen Aufschwung.
Autoritäres und Totalitäres Regime
Die Zeit von 1930 bis 1945 verlief wie in anderen österreichischen Gemeinden auch: Während der austrofaschistischen Diktatur unter Engelbert Dollfuß waren Grimmensteiner Mitglieder der „Heimwehr-Ortsgruppe Grimmenstein-Edlitz und Thomasberg“. Die Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei wurde 1934 verboten.
Der Österreichische Bürgerkrieg 1934 wurde in der Region nicht aktiv geführt. Für den ermordeten Diktator Dollfuß wurde am 4. Juli 1937 in Grimmenstein ein Denkmal enthüllt.
Am 10. April 1938 wurde über den „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich abgestimmt:
„In den Gemeinden Edlitz, Grimmenstein und Thomasberg wurde mit 100 %, in Lichtenegg und Hochegg mit 99 % für den Führer und die Vereinigung der Ostmark mit dem Altreich gestimmt. Die Bevölkerung Österreichs bekannte sich damit fast einstimmig zum Nationalsozialismus, weil sie der bisherigen unsicheren politischen und wirtschaftlichen, immer schlechter werdenden, Verhältnisse überdrüssig wurde.“
– Chronik des Gendarmeriepostens Edlitz
Im Jahr 1942 wurde auf Grimmensteiner Gemeindegebiet ein Kriegsgefangenenlager für französische Soldaten errichtet.
Am 31. März 1945 marschierten um 06:30 Uhr sowjetische Soldaten in Grimmenstein ein. Es gab keinen Widerstand.
Nach dem Krieg
Nach dem Ende der russischen Besatzung 1955 kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. In der Folge wurden die vierklassige Volksschule, das Gemeindezentrum mit Rathaus, Post, Bank und Veranstaltungssaal und der NÖ Landeskindergarten eröffnet. Anfang der 1960er-Jahre wurde auch die Kirche in Grimmenstein fertiggestellt. (Sie ist Joseph dem Arbeiter geweiht und gehört zur Pfarre Edlitz.)
Im Juli 1972 wurde Grimmenstein zur Marktgemeinde erhoben.
Hochegg
Der Ortsteil Hochegg war von 1931 bis 1967 eine selbstständige Gemeinde. Er liegt heilklimatisch besonders günstig, deswegen wurde dort bereits 1898 ein Privatsanatorium für Lungenkranke und 1918 eine Heilanstalt für lungenkranke Soldaten des 1. Weltkriegs (die spätere Volksheilstätte Grimmenstein) errichtet.
Das auf 706m Seehöhe gelegene Sanatorium am Hochegg gehörte zu den berühmten Lungenheilanstalten des östlichen Alpenvorlandes (wie auch das Sanatorium Wienerwald, das Henriette Weiss-Sanatorium in Breitenstein, oder das Sanatorium Strengberg) in der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts. In seiner Blütezeit war die Anlage, insbesondere das Haupthaus, ein Musterbeispiel der Architektur des Heimatstils. Mit seiner fachwerkgeschmückten Fassade, den Erkern und den Holzbalkonen im Laubsägestil, sowie der komplexen Dachlandschaft erinnerte das Ensamble stark an die Grand Hotels der Semmeringregion, die Ähnlichkeit vor allem mit dem Semmeringer Südbahnhotel ist frappant - und war wohl nicht ganz unbeabsichtigt. Auch im Inneren bot das Haus allen Komfort seiner Zeit. Den Patienten standen in den Salons und Aufenthaltsräumen die gleichen Annehmlichkeiten zur Verfügung, wie sie auch in den berühmten Hotels der Region usuell waren.
Der an Tuberkulose erkrankte Autor Franz Kafka erwähnt das feudale Sanatorium mehrmals in seinen Briefen. Etwa im September 1920 an Milena Jesenska´: "...Die Prospekte der zwei Sanatorien [Grimmenstein und Wienerwald] habe ich bekommen, Überraschungen konnten ja keine darin stehn, nur höchstens hinsichtlich der Preise und der Entfernungen von Wien. Darin sind beide Sanatorien etwa gleich. Unmäßig teuer, über 400 K täglich, wohl 500 K und dies auch noch unverbindlich. Von Wien etwa 3 Stunden Eisenbahnfahrt und eine halbe Stunde Wagenfahrt, also auch sehr weit, etwa so wie Gmünd, allerdings mit Personenzug. Übrigens scheint Grimmenstein doch um eine Kleinigkeit billiger zu sein und so würde es im Notfall, aber erst im Notfall gewählt." Obwohl dieser Notfall erst 1924 eintrat, fiel die Wahl dann doch auf das Sanatorium Wienerwald, nicht zuletzt deshalb, weil Kafkas Onkel Dr. Siegfried Löwy den Lungenspezialisten Hugo Kraus, einen der beiden Sanatoriumsleiter der Wienerwald, persönlich kannte.
Die Geschichte der Volksheilstätte verlief vorerst weit weniger prunkvoll. Bereits 1915 von der k.u.k. Militärbauabteilung geplant, wurde auf ca. 850m Seehöhe vorerst nur das Terrain für das groß angelegte Genesungsheim abgesteckt. Rund 300 im Krieg gefangengenommene Serben, Russen und Italiener mussten das Gelände urbar machen und begannen noch 1915 mit den ersten Fundierungs- und Maurerarbeiten.
Da das Baumaterial nur sehr mühsam, bzw. für die Militärbauleitung viel zu langsam, mit Ochsengespannen auf den Berg gebracht werden konnte, wurde von der Bahnstation eine ca. drei Kilometer lange Drahtseilbahn errichtet, die im Herbst 1916 ihren Dienst aufnahm. Gleichzeitig wurde mit dem Bau des Direktionsgebäudes, eines Ärztehauses, eines Schwesternhauses, diverser Verwaltungs- und Betriebsgebäude, einem Wasserhochreservoirs sowie einer biologischen Kläranlage(!) begonnen. Die Gesellschaft vom Weißen Kreuz errichtete darüber hinaus ein dreistöckiges Kurhaus, den auch architektonisch sehr interessanten "Isabella-Pavillon".
Um die im Kriegsdienst Erkrankten möglichst bald behandeln zu können, wurde ein Provisorium in Form von Holzbaracken errichtet. Auch dieses Provisorium, das im Mai 1918 zu bauen begonnen worden war, konnte bis Kriegsende nicht mehr fertig gestellt werden, während mit dem Bau der vier geplanten gemauerten Pavillons überhaupt nicht mehr angefangen werden konnte. Anfang November 1918 verließen die Bauarbeiter - allen voran die Kriegsgefangenen - fluchtartig das Gelände, die bereits halb vollendeten Gebäude wurden massiv devastiert und schienen dem Verfall preisgegeben.
Es wäre beinahe das Ende der Heilstätte gewesen, doch das Unerwartete geschah: Bereits im Frühjahr 1919 wurden die Arbeiten wieder in Angriff genommen, wenn vorerst auch nur an den Holzbaracken, um eine Heilstätte für lungenkranke Kriegsinvalide zu schaffen. Im Sommer 1919 begann dann das Volksgesundheitsamt auch die Massivbauten fertig zu stellen. Auf Initiative des engagierten Orthopäden Professor Dr. H. Spitzy wurde die Anlage als eine Heilanstalt für chirurgisch-tuberkulose Kinder ausgebaut. Mit der Behandlung der kleinen Patienten begann man bereits im Herbst 1919, was großes Aufsehen unter der Ärzteschaft hervorrief und die praktisch aus dem Boden gestampfte Volksheilstätte bis weit über die Grenzen des klein gewordenen Österreichs bekannt machte.
Ausländische Hilfsmissionen, allen voran die schwedische Hilfsaktion "Rädda barnen" (Rettet die Kinder) begannen reges Interesse an dem Projekt zu zeigen und unterstützten Spitzy mit groß angelegten Sammlungen. Das führte später zur Errichtung der sogenannten Schwedenabteilung bzw. der Schwedenpavillons.
Im Sommer 1920 wurde die Volksheilstätte der Abt. VII des Volksgesundheitsamtes unterstellt und der Spitzy-Schüler Dr. Sigfried Romich zum Primarius und Leiter der Anstalt bestellt. Am 23. Januar 1921 wurde der erste Schwedenpavillon im Beisein des schwedischen Ministers Ewerlöw und Bundespräsident Hainisch eröffnet und bereits im November desselben Jahres öfnete der zweite Schwedenpavillon seine Pforten. Die erfolgreiche Bekämpfung der Knochen- und Gelenkstuberkulose wurde fortan zum Aushängeschild der Volksheilstätte.
Das 1972 entstandene Rehabilitationszentrum der PVAng wurde im Mai 2000 nach einer Standardanhebung neu eröffnet. Seit 1998 ist das NÖ Landeskrankenhaus für Pulmologie und Neurologie in Betrieb – damals zusätzlich noch mit Orthopädie, die jedoch 2001 wieder aufgelassen wurde. Auch die seit 1960 bestehende „Waldpension“ der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs wurde 1998 als „Neue Waldpension“ wiedereröffnet.
Literatur
- Sigfried Romich: Volksheilstätte Grimmenstein für chirurgische Tuberkulose. Verlag der Volksheilstätte Grimmenstein, Wien 1922.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gemeindedaten auf http://www.noel.gv.at
- ↑ Bruno Schimetschek: Edlitz im Mittelalter. In: Edlitz – unsere Heimatgemeinde Bd.1, Edlitz 1992. S. 35-48
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