Hochstatter Hof

Hochstatter Hof
Hochstatt

Hochstatt (auch Hochstatter Hof) liegt 100 m über dem Tal der Egau zwischen Dischingen und der Abtei Neresheim. Es gehört zu Dischingen im Landkreis Heidenheim, welcher sich in Baden-Württemberg an der Grenze zu Bayern befindet. Die Postleitzahl von Hochstatt lautet 73450.

Geschichte

Bereits in vorchristlicher Zeit haben die Kelten und später die Merowinger ihre Spuren auf diesem Hochplateau hinterlassen. [1] Der erste schriftliche Nachweis erfolgt im Codex Eberhardi. Dabei handelt es sich um das zwischen 1150 und 1165 im Auftrag von Abt Marquard I. verfasste Güterverzeichnis der benediktinischen Reichs-Abtei Fulda.

Schriftzug aus dem Codex Eberhardi

Demzufolge war ein Adeliger namens Wolfolt erster Besitzer von Hochstatt. Er schenkte Hochstatt samt Leibeigenen dem 744 gegründeten Kloster Fulda, vermutlich für sein Seelenheil. An Hand der Fakten aus dem Codex Eberhardi liegt der Schenkungszeitpunkt zwischen dem 8. und 9. Jahrhundert.[2]

Für den Übergang des Hochstatter Grundbesitzes von der Benediktiner-Abtei Fulda an das 1106 gegründete Benediktiner-Kloster Neresheim existiert weder ein Beleg noch ein Datum. Es gibt nur den Beweis, dass das Anwesen spätestens zum Ende des 13. Jahrhunderts der Abtei Neresheim, als dem 3. Besitzer gehörte. Dies ist durch die Bestätigungsbulle des Heiligen Stuhls von Papst Bonifaz VIII. mit Datum 13. Januar 1298 belegt.

Schriftzug aus der Papsturkunde von 1298

Auf dem ausgedehnten Hochplateau gab es zeitweise Lehens- oder Pachtverhältnisse. Vereinzelt vorhandenes Privateigentum kam im Laufe der Zeit ebenfalls zum Kloster, was auch aus den Grenzmarkierungen hervorgeht. Seine nachhaltigste Aufwertung erfährt Hochstatt 1684 durch den bedeutenden Neresheimer Barockabt Simpert Niggl (*1654, Abt von 1682-1706 und †1711). Bereits 1684 ließ der regierende Abt S. Niggl das schlossartige Barockgebäude außerhalb der Klostermauern auf dem gegenüber liegenden Hochplateau errichten. Mit dem Neubau der heutigen Klostergebäude begann er erst 10 Jahre später. Die Abtei-Domäne Hochstatt diente den „Conventualen“ insbesondere während der Bautätigkeiten am Kloster zur Erholung im Sommer als Residenz. Die heutige Neresheimer Klosterkirche stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und so ist nur der Turm von der alten Abteikirche älter als das herrschaftliche Bauwerk auf Hochstatt.

Hochstatt im 17. Jahrhundert

Abt Niggl begleitete nach dem großen Türkenkrieg und dem Friede von Karlowitz (26. Januar 1699) den kaiserlichen Großbotschafter und die 279-köpfige Delegation bei ihrer diplomatischen Reise nach Konstantinopel. Simpert Niggl erstellte über diese Friedensmission, bei der auch 920 Kriegsgefangene ausgetauscht wurden, einen detaillierten Bericht von 359 Seiten. Er erhielt für das wichtige Diarium am 31. Mai 1701 den Titel „Kaiserlicher Rat und Erbkaplan“.[3]

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 wurde die reichsunmittelbare Abtei und ihr gesamter Besitz säkularisiert. Damit kam Hochstatt in den Besitz der Fürsten von Thurn und Taxis unter Fürst Carl Anselm (*1733, 1773-1805†) als 4. Eigentümer. Die fürstliche Domäne Hochstatt diente nun ausschließlich der Land- und Forstwirtschaft. Das Barockgebäude erfuhr im Innern diverse Umbauten, wodurch auch die Hauskapelle verschwand. Die Kreuze auf dem fast 17 Meter hohen barocken Ostgiebel blieben jedoch und erinnern bis heute an den ehemals klösterlichen Status.

Hochstatt war ein Weiler und hatte 1872 in den verschiedenen Gebäuden 32 Einwohner.[4] Mit Eröffnung der Härtsfeldbahn im Jahre 1901 und dem an der Zufahrt gelegenem Bahnhof Sägmühle an der Egau hatte man dann für über 70 Jahre eine unmittelbare Anbindung an das Schienennetz. 1928 kam das ehemalige Kloster Neresheim per Schenkung als „Mitgift“ des regierenden Fürsten Albert I. (*1867, 1885-1952†) für seinen Sohn, Pater Emmeram von Thurn & Taxis (*1902, †1994) wieder in den Besitz des Benediktinerordens. Die fürstliche Domäne Hochstatt war in der Schenkung jedoch nicht enthalten und verblieb im Eigentum des Fürstenhauses. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Hochstatt am 16. April 1945 bombardiert und sechs Tage später von den Amerikanern besetzt. Verletzte gab es nicht, aber an den Gebäuden entstanden sehr schwere Schäden. Die Großviehhaltung existierte bis 1962 und die nachfolgende Legehühnerhaltung wurde 1974 eingestellt.

Neuere Entwicklungen

Hochstatter Wappenplatte von 1684
Golfplatzeinweihung 1984

Auf Grund der strukturellen Umwälzungen in allen Bereichen der Landwirtschaft verpachtete das fürstliche Haus 1982 einen Teil des Hochplateaus an den 1981 in Bopfingen gegründeten Golfclub.

1984, also 300 Jahre nach der Vollendung des Barockbaus erfolgte die Einweihung der Golfanlage mit einer ökumenischen Feldmesse im Beisein des ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel. 1994 wurde die Anlage zur bislang einzigen 18-Loch-Meisterschaftsanlage der Region Ostwürttemberg erweitert.

Im Jahre 2004 erwarb der Golfclub dann das gesamte Hochplateau mit ca. 100 Hektar sowie allen Gebäuden und Wegen von Fürst Albert II. von Thurn & Taxis. Der Golfclub HOCHSTATT Härtsfeld-Ries e.V. ist somit der fünfte Besitzer in über 1100 Jahren.

Das ca. 100 ha große Hochplateau auf über 630 m über NN hieß ursprünglich „Hohenstat“ und bedeutete soviel wie „Siedlung auf der hochgelegenen Stelle.“ Auf die Schreibweise Hochstadt folgt um 1430 Hochstatt.[5] Es ist davon auszugehen, dass der in der Gegend häufige Familienname „Hochstatter“ von dort stammt. Abweichend davon gibt es auch die Bezeichnung Hochstatter Hof, welche im Postleitzahlenbuch der Deutschen Post steht. Der Tradition der Ursprünge folgend verwenden die heutigen Besitzer jedoch den Begriff Hochstatt ohne Sekundärbegriff.

Nach Jahrhunderten der Landwirtschaft hat das Hochplateau mit der ausbaufähigen 18-Loch-Anlage seit den 1980er-Jahren wieder eine verlässliche Perspektive und stellt eine Bereicherung für das Härtsfeld dar.

Die Region Ostwürttemberg schmückt sich mit dem renovierten Barockhaus als Kleinod und dem Meisterschaftsplatz als Attraktion.[6]

Hochstatter Restaurant-Terrasse

Einzelnachweise

  1. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg / Bodendenkmalpflege.
  2. Hessisches Staatsarchiv Marburg und Landesarchiv Baden-Württemberg.
  3. Simpert Niggl / Reisebeschreibung von Wien nach Konstantinopel – Herausgegeben von Dr. Inga Pohlmann.
  4. Beschreibung des Oberamts Neresheim von 1872.
  5. Reichsstift Neresheim – Eine kurze Geschichte dieser Benediktinerabtey in Schwaben, Beschreibung ihrer im Jahre 1792 eingeweihten neuen Kirche, herausgegeben bey Gelegenheit dieser Einweihung.
  6. Dr. Konrad Scheuermann: Die lange Geschichte der Hochstatter Zeit. Benediktiner, Thurn & Taxis und die Golfer. ISBN 978-3-00-020691-7

48.72583333333310.3480555555567Koordinaten: 48° 43′ 33″ N, 10° 20′ 53″ O


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