Huatusco

Huatusco

Huatusco ist eine Ruinenstätte im mexikanischen Bundesstaat Veracruz, im Municipio Carrillo Puerto, nahe der kleinen, beinahe menschenleeren Ortschaft Santiago Huatusco, auf dem nördlichen Ufer des Río Atoyac im Gelände des Rancho El Fortín. Die Bedeutung der Ruinenstätte besteht in einer beinahe unbeschädigt erhaltenen Pyramide aus der Zeit des aztekischen Reiches, auf der auch der größte Teil des eigentlichen Tempelbaues noch aufrecht steht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der heute Santiago Huatusco genannte Ort war unter dem Namen Cuauhtochco in aztekischer Zeit Hauptort einer aztekisch-sprachigen Provinz, in der eine Garnison des aztekischen Dreibundes bestand. Im Zuge der spanischen Eroberung wurden diese Garnisonen erst im November 1521, nach dem Fall von Tenochtitlan von Gonzalo de Sandoval erobert. Nach einer kurzen Zeit unter dem Encomendero Francisco de Bonal wurde der Ort um 1535 in den Besitz der spanischen Krone überführt. Vor allem durch schwere Epidemien um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die zuvor dichte Bevölkerung im ganzen Küstenland beinahe ausgelöscht. Mit der Gründung der Stadt Córdoba im Jahre 1618 wurden die staatlichen und kirchlichen Institutionen von Santiago Huatusco dorthin verlegt. Der Name Huatusco ging auf den weiter westlich gelegenen Ort San Antonio Huatusco über.[1] Santiago Huatusco hat gegenwärtig um die 150 Einwohner. Vermutlich, weil wegen der schnellen Entvölkerung das Gebiet in der Kolonialzeit von geringem Interesse war, konnte hier eine kleine Zahl von Kultbauten der vorspanischen Zeit wohl unbemerkt und deshalb unzerstört bleiben. Während die postklassische Pyramide von Castillo de Teayo gut bekannt ist und häufig besucht wurde, ist jene von Huatusco kaum zur Kenntnis genommen worden. Dies mag an der Unklarheit ihres Standortes gelegen haben, denn die namengebende kleine Siedlung Santiago Huatusco ist mehr als 50 km von der gleichnamigen Provinzstadt Huatusco de Chicuellar entfernt und der Zugang war und ist eher beschwerlich.

Die Pyramide von „El Fortín“

Pyramide von Huatusco Viejo
Seitenansicht der Pyramide

Die Ruinen liegen auf einem nach Süden ausgreifenden Geländesporn mehr als 100m über dem Bett des Atoyac an seinem nördlichen Ufer. Der Zugang von Süden über einen Ausläufer des Sporns ist durch ein gut erhaltenes Befestigungswerk mit mindestens zwei Mauerzügen aus runden, unbearbeiteten Flusssteinen versperrt. Die Oberfläche des Geländesporns ist durch eine Einsenkung in zwei Teile gegliedert. Im nördlicheren, größeren befinden sich mehrere stark zerstörte Bauten sowie große Terrassen. Sie werden überragt von der zentralen Pyramide, einem vierstufigen Bauwerk auf niedriger Plattform, das nach Westen ausgerichtet ist. Bei diesem Bauwerk handelt es sich zweifellos um den am besten erhaltenen Tempelbau des späten Postklassikums im westlichen Mesoamerika. Eine breite, von Treppenwangen begleitete und leicht über den eigentlichen Pyramidenkörper heraus ragenden Treppe führt ohne Absatz zur obersten Plattform der Pyramide. Die Anzahl der Treppenstufen scheint ungefähr 52 betragen zu haben. Auffällig ist vor allem das bemerkenswert große, gut erhaltene Tempelgebäude, dessen Außenmauern in der vollen Höhe von 7-8 Metern erhalten sind, während die Wand mit dem nach Westen gelegenen breiten Eingang in ihrer oberen Hälfte völlig fehlt, vermutlich weil die sie tragenden hölzernen Türbalken fehlen. Die Fassade der Außenmauern ist dreifach horizontal gegliedert: Bis in eine Höhe von ca. 2,3 Meter sind die Wände senkrecht, dann, über einem kleinen vorkragenden Gesims weichen die Wände leicht nach Innen zurück. Über einem weiteren nur wenig vorstehenden Gesimsband folgt ein rechteckiges, fast das gesamte obere Drittel der Wand einnehmendes eingesenktes Feld, in das die das „Sternenhimmelfries“ bildenden Steinzapfen eingelassen sind. Ähnlich wie in Teayo war der Innenraum in Etagen gegliedert. In Huatusco lassen sich drei Deckenniveaus erkennen. Das unterste Niveau in ca. 2,50 Meter Höhe wurde von einer Decke aus Ost-West verlaufenden, engliegenden Holzbalken gebildet, die in allen Wänden in einer gemauerten Nut lagen. In der Mitte der Schmalseiten des Raumes waren sie auf einem hölzernen Tragebalken aufgelegt, der tief in den Seitenwänden verankert war, aber außerdem auf aus den Seitenwänden vorspringenden gemauerten Pfeilern auflag. Wegen der Länge des Raumes muss angenommen werden, dass der Balken mindestens zweimal durch hölzerne oder gemauerte Pfeiler unterstützt war. Das zweite Niveau wurde von ebenfalls parallel zur Schmalseite des Raumes, aber in Abständen von ungefähr 1 Meter gelegten Holzbalken gebildet, die in die Längswand eingelassen waren. Reste dieser Balken sind in den Maueröffnungen noch zahlreich erhalten. Auch hier gab es einen Querbalken, der von der Mitte der nördlichen zur südöstlichen Schmalseite verlief. Das dritte Niveau bestand wiederum aus einer Konstruktion aus vermutlich eng gelegten Holzbalken. Anzeichen von Querbalken sind nicht (mehr) vorhanden. Auch über diesem Niveau, das vermutlich das flache Dach aus Stuck trug, setzten sich die Seitenwände noch etwas fort, um der Dachkonstruktion seitlichen Halt zu geben. Die über dem ersten und zweiten Zwischenboden liegenden Räume hatten eine deutlich geringere Höhe als der unterste. Ob sie eine Nutzung hatten oder nur der Erreichung der für den optischen Eindruck wichtigen Höhe dienten, ist ungewiss.

Literatur

  • Alfonso Medellín Zenil: Exploraciones en Quauhtochco. Gobierno del Estado de Veracruz, Departamento de Antropología Jalapa 1952.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Peter Gerhard: Geografía histórica de la Nueva España, 1519-1821. Universidad Nacional Autónoma de México, México 1986. ISBN 968-36-0293-2
18.82325-96.560416666667

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