- Humoros scientificus
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Der wissenschaftliche Witz ist ein Witz mit Bezug zur Wissenschaft. Der Begriff ist nicht klar umgrenzt. Er umfasst zumindest eine Form des Insiderwitzes, die Fachwissen zum Verständnis der Pointe voraussetzt. Solche Witze tauchen häufig in wissenschaftlichen Publikationen auf. Das Vergnügen, den wissenschaftlichen Witz zu entschlüsseln, ist identitätsstiftend für die wissenschaftliche Gemeinschaft.[1] Für – bisweilen auch unfreiwillige – Meisterleistungen auf diesem Gebiet wird alljährlich der Ig-Nobelpreis verliehen. Eine wichtige internationale Fachzeitschrift sind die Annals of Improbable Research.
Bereits im 17. Jahrhundert wurden wissenschaftliche Witze in das didaktische Repertoire insbesondere von Jesuiten aufgenommen.[2]
Inhaltsverzeichnis
Beispiele
Literatur
Über die literarische Parodie[3] hinaus befassen sich Witze auch mit der Literaturwissenschaft, ihrer Fachsprache, ihren Ritualen und ihrer Rezeption.
Als besonders scharfsinniger (real existierender) Schöpfer von Witzen mit wissenschaftlichem Anspruch (und beißender wissenschaftlicher Satire) gilt der berühmte Göttinger Physiker Georg Christoph Lichtenberg (1742−1799).
Der Heimatdichter Otto Bögeholz (1805−1890) ist von den Schlaraffen in Celle entdeckt worden; über ihn gibt es nicht nur einige interessante Forschungsergebnisse, auch zwei Bücher mit gesammelten Werken[4] und eine Bronzebüste existieren. In Braunschweig wurde eine Straße im Ortsteil Watenbüttel nach Bögeholz benannt.
Die Monographie Die Wahrheit über Hänsel und Gretel von Hans Traxler[5] trägt auf dem Schutzumschlag (nicht auf dem Innentitel) den Zusatz „eine glaubwürdige Parodie“, wo es sich doch eigentlich um „Die Dokumentation des Märchens der Brüder Grimm“ handelt. Aber selbst mit dieser bedauerlichen Selbstanzeige hatte das Buch eine ansehnliche Wissenschaftskarriere.
Robert Gernhardt, FW Bernstein, Friedrich Karl Waechter veröffentlichten mit Die Wahrheit über Arnold Hau im Jahr 1966 eine fiktive Leben-Werk-Monographie. Die Autoren fingieren nur als „Herausgeber“.
Vladimir Nabokovs Roman Fahles Feuer erzählt vor allem in Fußnoten zu einem fiktiven Gedicht, ähnlich verfährt Matthias Polityckis Weiberroman. Auch in Flann O'Briens Arbeiten lassen sich wissenschaftliche Witze finden.
Mathematik
Auch in der Mathematik gibt es fiktive Personen. Beispiele dafür sind Alessandro Binomi, auch unter Francesco Binomi bekannt, der vermeintliche Entdecker der binomischen Formeln, und Julius Eigen (fiktiv) oder Manfred Eigen (echt) als angeblicher Erfinder des Eigenwerts (die englische Übersetzung für Eigenwert würde demnach Eigen value lauten, statt korrekt eigenvalue).[6] Nach einem Studentenscherz wählte eine Gruppe französischer Mathematiker Mitte der 1930er Jahre als gemeinschaftliches Pseudonym den Namen Nicolas Bourbaki.
(„Sei epsilon kleiner null“) gilt als der kürzeste Mathematikerwitz. Denn epsilon wird in der Mathematik regelmäßig als Platzhalter für eine beliebig kleine Zahl größer null verwendet. Viele mathematische Beweise enthalten daher den Satz „Sei epsilon größer null.“
Physik
Dem damals aufstrebenden Physik-Star Hans Bethe gelang es, mit seinen Kollegen Beck und Riezler 1931 eine Nonsens-Arbeit in den angesehenen Die Naturwissenschaften unterzubringen, in der sie vorgaben, den Wert der Feinstrukturkonstante abgeleitet zu haben. Sie parodierten damit die Zahlenspielereien des damals berühmten britischen Astrophysikers Arthur Stanley Eddington.[7] Der Herausgeber Arnold Berliner war gar nicht erfreut, den Karrieren der Beteiligten schadete das aber letztlich nicht. 1948 spielte George Gamow seinem Freund Bethe umgekehrt einen Streich, als er eine für die Theorie der Entstehung leichter Elemente im Universum fundamentale Arbeit, die er und sein Student Ralph Alpher ausführten, an die Physical Review schickten. Gamow hatte Bethe ohne dessen Wissen als Autor der Arbeit hinzugefügt, um die Anklänge an den Anfang des griechischen Alphabets zu vervollständigen. Sie wurde als „Alpha Beta Gamma“-Arbeit bekannt. Bethe war zufällig der Gutachter der Arbeit, erhob aber keine Einwände gegen den Scherz.[8]
Chemie
Dihydrogen-Monoxid ist nach Ansicht einiger „Wissenschaftler“ eine hochgefährliche Substanz. Es wurden sogar schon Verbote gefordert und hochwissenschaftlich begründet. Dabei handelt es sich nur um Wasser.
Im Römpp-Chemielexikon (ausschließlich 9. Auflage) gab es eine nicht ganz ernst gemeinte KKK-Regel.
Biologie
Der vielleicht bekannteste und ausgefeilteste wissenschaftliche Witz im Bereich der Biologie ist die imaginäre Säugetierordnung Rhinogradentia − ein Running Gag der Zoologie, der auch in anderen Wissenschaften (z. B. in der Medizin) zur Erheiterung auf wissenschaftlichen Kongressen Verwendung findet.[9] Die auf deutsch „Nasenschreitlinge“ genannten Tiere gehen auf das Buch Bau und Leben der Rhinogradentia zurück, das von Professor Gerolf Steiner, einem namhaften Zoologen, unter Wahrung aller formalen Aspekte einer wissenschaftlichen Publikation geschrieben und im G. Fischer Verlag (mittlerweile Elsevier Science) veröffentlicht wurde, der für zahlreiche Standard-Lehrbücher der Biologie bekannt ist. Inspiriert wurde Steiner von Christian Morgensterns Gedicht „Das Nasobem“. Die Rhinogradentia sind nach mehreren Übersetzungen auch weltweit bekannt und beliebt. Fragen aus diesem Bereich der Zoologie werden international in Klausuren verwendet, aber auch, um ernsthaft biologische Zusammenhänge mit humorvollem Einschlag in der Lehre darzustellen.
Altbekannt dagegen sind die Artikel über Quaderbaum und Quaderbambus aus der Naturwissenschaftlichen Rundschau von 1978 und 1979, die von vielen Lesern als wahre Meldungen empfunden wurden, weil Derartiges im deutschen wissenschaftlichen Schrifttum einfach zu selten ist − und weil sie so täuschend echt klangen:
- W. Selhus: Der „Quaderbaum“, Quercus quadrata van Hoosten, ein sensationeller Fund. In: Naturwiss. Rundschau 31, 1978, S. 139-142.
- W. Selhus: Der „Quaderbaum“, Quercus quadrata van Hoosten, ein sensationeller Fund, Mitteilung II. In: Naturwiss. Rundschau 32, 1979, S. 135−137.
- W. Liese: Chimonobambusa quadrangularis, der Quaderbambus. In: Naturwiss. Rundschau 32, 1979, S. 137−138.
Auf den Physiker Bobby Henderson geht die Theorie von der Erschaffung der Welt und ihrer Lebensformen durch das Fliegende Spaghettimonster zurück − als vierte Alternative zu Charles Darwins Evolutionstheorie, zum Lamarckismus und zum sogenannten Kreationismus. Henderson entwickelte seine Theorie als satirische Antwort auf die Diskussion um die Unterrichtung von Intelligent Design an US-amerikanischen Schulen.
Ein gewisser Prof. Dr. Hartmut Andryckzuck von der Humboldt-Universität stellte die These auf, dass deutsche Kühe nicht schwimmen können, da sie einen durch die Züchtung missgebildeten Schließmuskel hätten und so voll Wasser laufen würden. Auf diesen Scherz ist sogar die Sat.1-Sendung Genial daneben hereingefallen.[10]
Medizin
Im Pschyrembel, einem medizinischen Nachschlagewerk, findet man seit 1983 einen Eintrag zu der fiktiven Steinlaus, die einem Sketch von Loriot entstammt.[11]
Vom selben Verlag gibt es das Pschyrembel Wörterbuch Naturheilkunde und alternative Heilverfahren, in dem der Kurschatten erklärt wird.
Bei der Bundeswehr hält sich beharrlich das Gerücht, den Soldaten werde ein die Libido senkendes Mittel namens Hängolin in die Mahlzeiten gemischt; in der Schweizer Armee ist dieses Mittel als „Antibock“ bekannt, beim österreichischen Bundesheer „Brom“. In katholischen Priesterseminaren wird den Studenten dagegen angeblich „Zölibatol“ verabreicht.
Das McIlroy-Syndrom, heute „Münchhausen-Syndrom“ genannt, war lange Zeit in der angelsächsischen Medizin die Bezeichnung für Patienten, die ihre Krankheit vorschwindelten, benannt nach einem dafür in England notorisch bekannten irischen Patienten, der sich regelmäßig mit überzeugend dargebotenen Erkrankungen der unterschiedlichsten Art in Hospitäler aufnehmen ließ. Das Münchhausen-Syndrom ist allerdings eine anerkannte psychische Störung.
In älteren Versionen des Kataloges zur Verschlüsselung von Krankheiten, Behinderungen und Verletzungen ICD-10 (International Classification of Diseases) findet sich der Begriff „Abnorme Schwerkraft“. Man bezieht sich dabei genaugenommen auf das Kapitel XX (Äußere Ursachen von Morbidität und Mortalität) mit dem Code W49 „Exposition gegenüber sonstigen oder nicht näher bezeichneten unbelebten mechanischen Kräften, inkl.: Abnorme Schwerkraft“. Der physikalisch nicht korrekte Ausdruck „abnorme Schwerkraft“ wird gelegentlich scherzhaft verwendet, um den Detaillierungsgrad der ICD-10 zu kritisieren.
Pharmazie
In den neueren Auflagen von Max Wichtls „Teedrogen und Phytopharmaka“ gibt es auch eine Monographie namens Pasta Theobromae. Es handelt sich hierbei um den latinisierten Namen von Schokolade. Die Droge wird u. a. bei traumatischen Leiden durch Lackschäden am Auto empfohlen.
Psychologie
Der einstmals bekannte, inzwischen wieder fast vergessene (vielleicht auch absichtlich zur Unperson erklärte) fiktive Konstanzer Psychologieprofessor Ernst August Dölle hat die Theorie des binauralen Hörens im Spannungsfeld von Dichotomie und Duplizität entworfen.[12]
Pädagogik
Hilbert Meyer und Andreas Gruschka erfanden die sogenannten „Lolationsstrategien“, „permissiv-opake Handlungsmuster zur Instrumentierung schülerorientierter Alltagsinszenierungen des Unterrichts“[13] als nicht ernst gemeinten Beitrag zum Diskurs über Handeln im pädagogischen Praxisfeld Schule.
Technik
In der Technik tauchen non-existente Geräte oder Geräteteile verschiedenster Art auf. Beispiele sind die Kolbenrückziehfeder, eine angeblich in Zylindern verbaute Feder, die einen Kolben in seine Ursprungslage zurückstellen soll, und die Dunkelbirne, ein Gegenstück zur Glühbirne, das statt Helligkeit Dunkelheit verbreitet und dadurch das Abdunkeln von Räumen ermöglichen soll. Deren erstmalige Beschreibung erfolgte schon um 1910 durch den Dichter Christian Morgenstern mit dem Gedicht Die Tag-Nacht-Lampe, sie wird aber auch der Comicfigur Daniel Düsentrieb zugeschrieben.
In Deutschland ist auch der Lufthaken bekannt (teilweise auch als Siemens-Luftanker bezeichnet), den man an Stellen eindreht oder schlägt, an denen herkömmliche Haken, aufgrund fehlender fester Materie, keinen Halt finden. Der Lufthaken ist in der Regel mit dem vorangestellten Namen einer dort ansässigen großen Elektronikfirma verbunden. Auch in der Luftfahrt wird darauf gerne zurückgegriffen. In Österreich ist auch die Bezeichnung Siemens-Lufthaken (ugs. „Siemens-Lufthagl“) gebräuchlich, in der Schweiz Hilti-Luftanker.
Die Elektronik-Zeitschrift Elektor pflegt in ihren Halbleiterheften (Doppelausgabe für Sommermonate mit über 100 Schaltplänen) immer ein paar Scherzschaltungen unterzubringen, beispielsweise den Fuse-Destroyer (ein Kurzschluss), ein NEVER-Logikgatter (dito) usw.
Berühmt und ernsthaft in anderen Medien zitiert wurde die Anleitung der Computerzeitschrift c’t, bei einem 486SX-Prozessor (mit zwar vorhandenem, aber nicht funktionierenden/aktivierten mathematischen Coprozessor) durch Anbohren an einer bestimmten Gehäusestelle den Coprozessor doch wieder zu aktivieren. Eine Bohrschablone war im Artikel in aller Exaktheit angekündigt.
Auf den Chips von Integrierten Schaltungen sind mitunter noch irgendwelche Ecken frei. Konstrukteure füllen diese manchmal mit technisch funktionslosen, aber graphisch witzigen Strukturen, die nur ein Mikroskop sichtbar machen kann. Ein Chip beispielsweise mit einem Oberflächenwellenfilter, das wie ein Eisenbahnschienenstrang aussieht, bekam eine kleine Lokomotive auf dieses Gleis gesetzt.
Informatik
Write-Only-Memory ist eine Analogiebildung zu Read-Only-Memory (ROM). Ein Entwicklungsingenieur der Firma Signetics hat für einen solchen Schaltkreis sogar ein Datenblatt erstellt, um die mangelhaften Qualitätssicherungsmaßnahmen aufzudecken. Das Datenblatt wurde tatsächlich zur Veröffentlichung freigegeben, weil es vermutlich niemand gelesen oder überprüft hat − sozusagen das gelungene Papiermodell eines WOM. In der Folge wurde das Datenblatt von Signergetics in einer April-Ausgabe des ELECTRONICS Magazine veröffentlicht.[14]
Write-Only-Programmieren bezeichnet Programmcode, der zwar problemlos geschrieben werden konnte, aber nur sehr schwer wieder gelesen oder verstanden werden kann. Eine beliebte und sehr geeignete Programmiersprache für diesen Zweck ist Perl. Siehe auch Obfuscated Perl Contest. Auch Reguläre Ausdrücke sind hier häufig vertreten.
Ebenfalls von fundamentaler Bedeutung ist das GIGO-Prinzip (garbage in, garbage out): Wer sein Programm mit „Müll (garbage) füttert“, erhält als Ergebnis auch solchen.
Selten aufzutreiben sind Wireless-LAN-Kabel. Leider hat sich die führende IT-Industrie bisher auf keine europaweite Norm verständigen können. Dies erschwert, für die Installation eines eigenen WLAN-Netzwerkes die zugehörigen Verbindungskabel der elektronischen Komponenten mit passenden Steckern zu erwerben. Dessen ungeachtet wurden sie bereits auf Hotelrechnungen aufgelistet und abgerechnet. Obwohl der Begriff WLAN-Kabel einen scherzhaften Hintergrund besitzt, wird inzwischen umgangssprachlich dasjenige Kabel so bezeichnet, welches für den Anschluss von externen Antennen verwendet wird. Faktisch ist es auch möglich, die Signale von WLAN-Modulen über geeignete Koaxialkabel laufen zu lassen und damit eine tatsächliche Netzwerkverbindung herzustellen, wie ein Hobbytechniker in der Datenschleuder #84 beschreibt.
Bei Netzwerk-Problemen, die sich als nicht oder nicht vollständig eingesteckte Kabel entpuppen, spricht man auch vom packet-over-air Problem.
Eine beabsichtigte und eher dauerhaftere Unterbrechung des Netzwerkdatenverkehrs wird vorteilhafterweise durch SNIP (Sysadmin Network Interrupt Protocol) herbeigeführt. Eine Ähnlichkeit des Wortlautes mit dem Geräusch einer sich schließenden Schere kommt nicht von ungefähr.
Besonders im englischen Sprachraum sind bei Computer-Problemen sogenannte „ID10T“-Fehler bekannt, welche Kundendienst-Mitarbeiter regelmäßig bei hilfebedürftigen Benutzern diagnostizieren. Fragen diese, was „ID10T“ heißt, sagt man ihnen, sie sollen diese Zahlen- und Buchstabenkombination auf ein Blatt Papier schreiben, um sie zu verstehen – im englischen Sprachraum wird, anders als im deutschen, die Eins üblicherweise als einfacher Strich geschrieben. So wird schnell klar, dass es sich nicht um einen (wie auch immer gearteten) „ID-ten-T“-Fehler, sondern um einen „IDIOT“-Fehler handelt, was bedeutet, dass das Problem in der Unfähigkeit des Benutzers begründet liegt. Ausdrücke wie „ID10T“ sind außerdem Teil der Leetspeak-Kultur. Oder wie man auch sagt: Es gibt genau 10 Sorten von Leuten – nämlich diejenigen, die das binäre System verstehen, und diejenigen, die es nicht tun.
Eine andere Art, mitzuteilen, dass das Problem eher nicht am Rechner liegt, ist, das Problem als PEBKAC zu klassifizieren oder als OSI-Ebene-8-Problem (die Ebene 7 ist die höchste Schicht, die Anwendung, darüber kann nur noch der Anwender kommen). Üblicherweise wird im Fachjargon die englische Ausdrucksweise „Layer-8-Problem“ verwendet. Als „Layer-9“ wird scherzhaft die (nicht existierende) religiöse Schicht des OSI-Layers bezeichnet.
Weil die Zahl 31 im Oktalsystem mit der Zahl 25 im Dezimalsystem übereinstimmt, kurz Oct 31 = Dec 25, wird daraus gefolgert, dass Halloween und Weihnachten verwechselt werden dürfen.[15][16][17]
Manchmal wird die Wahrheit durch die Formel 2B || ¬2B (2B or not 2B) definiert. Dabei handelt es sich um ein Shakespeare -Zitat (to be or not to be).
Sogar Betriebssystemautoren können sich manchmal einen Gag nicht verkneifen. So ist in BeOS eine Funktion mit Namen is_computer_on() Teil des offiziellen APIs.[18] Sie prüft, wie schnell eine ganze Zahl ausgegeben wird. Im Gegensatz prüft is_computer_on_fire(), wie schnell eine Gleitkommazahl erzeugt wird.
Philosophie
In der Hochphase postmoderner Theorie veröffentlichte Alan Sokal 1996 in der Zeitschrift Social Text einen Aufsatz mit dem Titel „Transgressing the Boundaries: Towards a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity.“ Sein Anliegen war es, zu zeigen, ob ein führendes Wissenschaftsmagazin einen frei erfundenen Zusammenhang publiziert, solange er eindrucksvoll klingt und konform zur ideologischen Grundlinie der Zeitschrift ist. Die folgend so genannte Sokal-Affäre führte zu hitzigen Diskussionen über die Richtigkeit der dekonstruktivistischen Infragestellung der positivistischen Naturwissenschaft.
Theologie
Martin Luther oder Philipp Melanchthon sollen in der Form eines Trinkspruchs das ironische Beispiel eines (fehlerhaften) Kettenschlusses (soriticus Syllogismus) geprägt haben, der unterschiedlich überliefert wird. In Immanuel Kants aus dem Nachlass herausgegebener Logik-Vorlesung lautet der Spruch: „Qui bene bibit, bene dormit; qui bene dormit, non peccat; qui non peccat, salvatur; ergo qui bene bibit, salvatur“ („Wer gut trinkt, schläft gut, wer gut schläft, sündigt nicht, wer nicht sündigt, wird erlöst, also: Wer gut trinkt, wird erlöst werden“). Der Spruch wird unter anderem auch William Shakespeare zugeschrieben. Es dürfte sich aber um einen Ulk aus dem Studentenmillieu handeln.
Ein klassisches Beispiel einer Parodie des Wissenschaftsbetriebs (im Bereich der Theologie im 16. Jahrhundert) sind die Dunkelmännerbriefe, der aus Sicht der (humanistischen) Verfasser von geringem Niveau war. Eine ebenso klassische Satire für das 18. Jahrhundert, die diesmal auf das Niveau der Studenten der Theologie abzielt, ist die Jobsiade.
Rechtswissenschaften
Im juristischen Bereich spielte der fiktive Verfassungsrechtler Friedrich Gottlob Nagelmann eine ähnliche Rolle. Er war an der Universität Potsdam beheimatet, außerdem findet sich ein Eintrag über ihn in Meyers aktuellem Personenlexikon und die Festschrift zu seinen Ehren[19] ist in vielen Universitätsbibliotheken ausleihbar.
Auch in der Geschichte der USA findet sich eine entsprechende Persönlichkeit in Gestalt des Richters am Supreme Court I. M. Kidding (phonetisch: “I am kidding”, engl: „Ich scherze“).
Wirtschaftswissenschaften
Die Wirtschaftswissenschaften sehen sich gelegentlich dem Vorwurf ausgesetzt, sämtliche Lebenslagen rein wirtschaftlich zu bewerten. So hat beispielsweise Gary Becker die Grundlagen der Preistheorie u. a. auf Kriminalität und Familienverhältnisse angewandt (siehe auch Rotten Kid Theorem). Als Satire schrieb Alan Blinder daraufhin einen Artikel über das Zähneputzen aus ökonomischer Sicht („The economics of brushing teeth“), der sogar im angesehenen Journal of Political Economy (Vol. 82) veröffentlicht wurde.[20] Darin stellt Blinder ein (künstlich aufgeblähtes) mathematisches Modell vor, das sich mit der Optimierung der täglich auf das Zähneputzen verwendeten Zeit beschäftigt, ausgehend von der Annahme, dass das Einkommen einer Person eine von Arbeitszeit und Zahnhygiene abhängige Funktion ist. Aus dem Modell lassen sich nach Ansicht des Autors „viele empirisch überprüfbare Hypothesen ableiten.“
Der Gozintograph ist ein Funktionsgraph, der beschreibt, aus welchen Teilen sich verschiedene Produkte zusammensetzen. Der Name dieses Graphen ist eine scherzhafte Verballhornung: Der Mathematiker Andrew Vazsonyi gab als Urheber den (fiktiven) italienischen Mathematiker Zepartzat Gozinto an, was nichts anderes bedeutet als „the part that goes into“. Diese Bezeichnung ist mittlerweile allgemein akzeptiert.
Geschichte
Auf den Eintrag „Apopudobalia“ im ersten Band des „Neuen Pauly“ über eine antike Vorform des Fußballs fallen zumindest Studenten immer wieder herein.
Musikwissenschaft
In zahlreichen musikwissenschaftlichen Lexika taucht Otto Jägermeier auf, ein fiktiver Zeitgenosse von Richard Strauss und spätromantischer Komponist, besonders bekannt durch seine Forschungsarbeit auf Madagaskar und sein von madagassischen Einflüssen geprägtes Spätwerk. Im angelsächsischen Sprachgebiet ist hierzu P. D. Q. Bach und sein Werk zu nennen. Erwähnt wird dieser Komponist u. a. auch in Herbert Rosendorfers Roman Das Messingherz.
Show
Unter den zeitgenössischen Kabarettisten gibt es einzelne, die in ihren Shows fundierte wissenschaftliche Betrachtungen anstellen. Vince Ebert tut dies auf physikalischer Basis und Eckart von Hirschhausen auf medizinischer, beide basierend auf ihren einschlägigen Hochschulstudien. Der österreichische Kabarettist Günther Paal, genannt Gunkl, arbeitet ebenfalls mit wissenschaftlichen Thesen. So begann unter anderem eines seiner Programme, nämlich Wir, schwierig, mit einem Satz Wittgensteins.
Siehe auch
- Moderne Sage
- Hoax
- Fingierter Lexikonartikel
- Skurrile wissenschaftliche Namen
- Betrug und Fälschung in der Wissenschaft
- Kategorie:Fiktive Personen
- Kategorie:Fiktive Figuren, wie z. B. die Eierlegende Wollmilchsau
Literatur
- George H. Scherr (Hrsg.): Journal der unwiederholbaren Experimente. Krüger, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-8105-1713-5 (Übersetzung aus dem Englischen).
Weblinks
- Lichtenberg: Fragment von Schwänzen. Ein Beitrag zu den Physiognomischen Fragmenten.
- Dr. Kurt Gregor Schramm
- Support the ban of Dihydrogen Monoxide!
- Linkseite von Simanek, englisch
- Sammlung von Science Jokes von Verhagen, englisch
- Cherkaev, Sammlung mathematical Jokes, englisch
- Renteln, Dundes Fool Proof − a sampling of mathematical folk humor, Notices AMS 2005, PDF-Datei
- Ahrens „Scherz und Ernst in der Mathematik“, Teubner 1904
Einzelnachweise
- ↑ „Witz: Küchentest der Wissenschaften“ Beitrag in „Der Aufbau“, New York, 1940
- ↑ Findlen, Paula. 1990. „Jokes of Nature and Jokes of Knowledge: The Playfulness of Scientific Discourse in Early Modern Europe.“ Renaissance Quarterly 43(2): 292-331, S. 301
- ↑ „Komik bedeutet immer, wie die Komikforschung Bachtins, Plessners, Joachim Ritters, W. Preisendanz’ und vieler anderer herausgearbeitet hat, Brechung und Relativierung, Außerkraftsetzen und Infragestellen.“ Theodor Verweyen, Vorlesung Theorie und Geschichte der Parodie (2003)
- ↑ Otto Bögeholz: Alles ist Gefühl. ISBN 3-936469-09-1. Und: Otto Bögeholz: Gefühl ist Alles. ISBN 3-936469-29-6.
- ↑ Hans Traxler: Die Wahrheit über Hänsel und Gretel. pardon-Bibliothek Bärmeier & Nikel, 1963.
- ↑ Heinrich Zankl: Irrwitziges aus der Wissenschaft: Von Leuchtkaninchen und Dunkelbirnen. Weinheim: Wiley-VCH 2008. ISBN 3-527-32114-4, Seite 32-33
- ↑ G. Beck, H. Bethe, and W. Riezler, Die Naturwissenschaften 19, 39 (1931), Seite 38-39
- ↑ NN: A Gamov Joke, www.aip.org, letzter Abruf 10/2008
- ↑ Stümpke, Harald: Bau und Leben der Rhinogradentia. 1. Auflage, 83 S., Stuttgart: Gustav Fischer Verlag, 1961, ISBN 3-437-30083-0
- ↑ Christoph Drösser: Stimmt’s? – Kuh mit Leck. In: Die Zeit. Nr. 37, 4. September 2003 (Artikel bei Zeit online ; Stand: 28. Dezember 2008).
- ↑ Stefanie Schramm: Handbuch für Hypochonder, Die Zeit Nr. 39, 20. September 2007, www.zeit.de
- ↑ Herrmann, Theo W. (ed.) (1974). Dichotomie und Duplizität. Grundfragen psychologischer Erkenntnis. Ernst August Dölle zum Gedächtnis. Bern: Huber. ISBN 978-3-456-80013-4
- ↑ Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Hilbert Meyer, 30. August 2008
- ↑ Die Geschichte des Write-Only-Memory bei Signetics
- ↑ Verkauf des Slogans Oct 31 = Dec 25 auf Mousepads und T-Shirts
- ↑ Zitat von Oct 31 = Dec 25 in Blogs
- ↑ Slogan Oct 31 = Dec 25 bei wer-weiss-was
- ↑ Easter Egg Archive: is_computer_on() as part of BeOS API (engl.)
- ↑ Umbach, Dieter C. [Hrsg.]; Herzog, Roman; Benda, Ernst: Das wahre Verfassungsrecht - Zwischen Lust und Leistung [Gedächtnisschrift für F.G. Nagelmann]. ISBN 3-7890-1064-2.
- ↑ Blinder, Alan S.: The Economics of Brushing Teeth, The Journal of Political Economy, Vol. 82, No. 4 (Jul. - Aug., 1974), pp. 887-891
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