- Alter Südlicher Friedhof München
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Der Alte Südfriedhof in München wurde 1563 als Pestfriedhof vor den Toren der Stadt durch Herzog Albrecht V. angelegt. Er liegt etwa einen halben Kilometer südlich des Sendlinger Tors zwischen Thalkirchner und Pestalozzistraße. Er war von 1788 - 1868, also 80 Jahre lang, die einzige und allgemeine Begräbnisstätte für die Toten aus dem gesamten Stadtgebiet, weshalb hier die Gräber einer ganzen Reihe prominenter Münchner zu finden sind.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Auf dem Friedhof wurden 1705/06 in mehreren Massengräbern 682 Leichen von Opfern der Sendlinger Mordweihnacht begraben. Zum Hauptfriedhof der Stadt wurde der außerhalb des Stadtgebietes gelegene Gottesacker mit dem 1788/89 erfolgten Verbot von Bestattungen „intra muros“, also innerhalb der Stadtmauern Münchens. Alle Grabstätten der alten Kirchhöfe innerhalb der Stadtmauern (wie z.B. an der Kreuzkirche, der Salvatorkirche und beim Franziskanerkloster am heutigen Max-Joseph-Platz) wurden auf ihn umgebettet, in den meisten Fällen allerdings wurden die Gebeine der Verstorbenen nur in Massengräbern wiederbestattet.
1819 wurden Leichenhaus und Gruftarkaden nach den Grundsätzen des Campo Santo in Bologna durch Gustav Vorherr angelegt, mit Reihengräbern in klar definierter, geometrischer Anordnung und Arkadengruften entlang der Außenmauer des Friedhofs. Bereits 1818 regte der Mundartforscher Johann Schmeller erstmals an, auf dem Südfriedhof ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Bauernaufstandes von 1705 zu errichten. Nahe der südlichen Umfassungsmauer befand sich ein großer, ungepflegter Grabhügel ohne Stein oder Kreuz, unter dem der Überlieferung nach mehr als 500 Tote der Bauernschlacht begraben sein sollen, dieser wurde als Standort für das Denkmal gewählt. 1818 wurde beschlossen ein Denkmal für die gefallenen Oberländer zu errichten. Von Leeb entwarf dazu einen verwundeten Löwen, dieser Entwurf von 1825 wurde nicht verwirklicht. Ein späterer Entwurf stammte von Franz Schwanthaler dem Älteren und wurde von Friedrich von Gärtner überarbeitet. König Ludwig I. spendete der Stadt für den Guss eine 234 kg schwere Kanone, welche eingeschmolzen und zu einer schlankfüßigen Brunnenwanne mit sechzehn Ecken umgearbeitet wurde. Das Denkmal wurde unter großem Andrang der Bevölkerung am 1. November 1831 feierlich enthüllt, es befindet sich heute noch im Originalzustand. 1844 wurde der Friedhof durch Friedrich von Gärtner um einen Südteil erweitert, der im italienischen Stil angelegt wurde.
Der Alte Südliche Friedhof blieb Zentralfriedhof bis zur Eröffnung des Alten Nördlichen Friedhofs an der Arcisstraße in Schwabing im Jahre 1868. Zum 1. Januar 1944 wurden die Bestattungen am Südfriedhof eingestellt. In den Jahren 1944 und 1945 erlitt das Gelände schwere Bombenschäden. 1954 - 1955 wurde der Friedhof nach Plänen von Hans Döllgast umgestaltet. Heute steht das gesamte Areal unter Denkmalschutz.
Gräber bekannter Persönlichkeiten
Zahlreiche namhafte Persönlichkeiten des 18. und 19. Jahrhunderts aus Wissenschaft, Politik, Kunst und Kultur fanden am Münchener Südfriedhof ihre letzte Ruhestätte, unter anderen:
- Max Emanuel Ainmiller - Maler, 1807 - 1870
- Franz Xaver von Baader - Philosoph, 1765 - 1841
- Jakob Bauer - 1. Bürgermeister, 1787 - 1854
- Theodor von Bischoff, Anatom und Physiologe, 1807 - 1882
- Roman Anton Boos - Bildhauer, 1730 - 1810
- Friedrich Bürklein - Architekt, 1813 - 1872
- Adolf Christen, Hofschauspieler und Theaterdirektor, 1811 - 1883
- Anna Dandler, Hofschauspielerin, 1862 - 1930
- Johann Georg von Dillis - Landschaftsmaler, 1759 - 1841
- Ignaz von Döllinger - Theologe, 1799 - 1890
- Johann Georg Edlinger - Maler, 1741 - 1819
- Alexander Eibner, Kunstmaler und Hochschullehrer für maltechnische Forschung und Lehre, 1862 - 1935
- Kaspar Ett - Komponist, 1788 - 1847
- Carl von Fischer - Architekt, 1782 - 1820
- Ludwig Foltz, Architekt, Bildhauer und Illustrator, 1809 - 1867
- Josef von Fraunhofer - Optiker und Erfinder, 1787 - 1868
- Franz Xaver Gabelsberger - Erfinder der Kurzschrift, 1789 - 1849
- Friedrich von Gärtner - Baumeister (Klassizismus), 1792 - 1847
- Sebastian Gaigl - Stifter des städtischen Waisenhauses, 1799 - 1871
- Joseph Görres - Publizist, 1776 - 1848
- Charlotte von Hagn - Schauspielerin, auch in der Schönheitengalerie, 1809 - 1891
- Johann von Halbig - Bildhauer, 1814 - 1882
- August von Hauner - Kinderarzt und Hochschullehrer, 1811 - 1884
- Peter von Hess - Maler, 1792 - 1871
- Wilhelm von Kaulbach - Historienmaler, 1805 - 1878
- Leo von Klenze - Baumeister (Klassizismus), 1784 - 1864
- Franz von Kobell, Mineraloge und Mundartdichter (bayerisch u. pfälzisch), 1803 - 1882
- Alexander von Kotzebue, deutsch-russischer Schlachtenmaler, 1815 - 1889
- Ludwig Lange, Architekt und Maler, 1808 - 1868
- Justus Freiherr von Liebig - Chemiker und Naturforscher, 1803 - 1873
- Jean Baptiste Métivier, französisch-deutscher Architekt, 1781 - 1853
- Ferdinand von Miller - Erzgießer und Abgeordneter im Dt. Reichstag, 1813 - 1887
- Carl Friedrich Neumann - Sinologe, 1793-1870
- Eugen Napoleon Neureuther - Maler, Zeichner und Radierer, 1806 - 1882
- Johann Nepomuk von Nussbaum - Chirurg, 1829 - 1890
- Georg Simon Ohm - Physiker, 1789 - 1854
- Max von Pettenkofer - Begründer der modernen Hygiene, 1818 - 1901
- Ludwig von der Pfordten - Bayr. Ministerpräsident, 1811 - 1899
- Christian Pram-Henningsen, dänischer Maler, 1846 - 1892
- Siegmund von Pranckh, General und Kriegsminister, 1821 - 1888
- Georg Friedrich von Reichenbach - Erfinder und Ingenieur, 1772 - 1826
- Josef Gabriel Rheinberger, Liechtensteiner Komponist und Musikpädagoge, 1839 - 1901
- Karl Rottmann - Landschaftsmaler, 1798 - 1830
- Eduard Schleich der Ältere - Maler, 1813 - 1874
- Friedrich Ludwig von Sckell - Landschaftsgärtner, 1750 - 1823
- Ludwig Schwanthaler - Bildhauer, 1802 - 1848
- Moritz von Schwind - Maler, 1804 - 1871
- Helene Sedlmayr aus der Schönheitengalerie, Symbol der Schönen Münchnerin, 1813 - 1898
- Franz von Seitz - Maler, Lithograf und Kostümbildner
- Otto Seitz - Maler und Hochschullehrer, 1846 - 1912
- Alois Senefelder - Erfinder des Steindrucks, 1771 - 1834
- Johann Nepomuk Sepp - Historiker und Politiker, 1816 - 1909
- Carl Spitzweg - Maler und Apotheker, 1824 - 1894
- Friedrich Wilhelm von Thiersch, „Praeceptor Bavariae“, 1784 - 1860
- Gustav Vorherr - Architekt, 1778 - 1847
- Klara Ziegler, Schauspielerin und Theatergründerin, 1844 - 1909
Heutige Nutzung
Heute ist der Friedhof aufgelassen und dient als öffentlicher Park. Da die Standsicherheit zahlreicher Grabmäler nicht mehr gewährleistet war, wurde der Friedhof von 2004 bis 2007 saniert und die Stephanskirche renoviert. Durch diese Maßnahmen konnte der Alte Südfriedhof als kunst- und kulturhistorisches Denkmal bis auf weiteres gesichert werden.
Siehe auch
Literatur
- Alexander Langheiter, Wolfgang Lauter: Alter Südfriedhof in München. MünchenVerlag, München 2008, ISBN 978-3-937090-34-4
- Franz Schiermeier, Florian Scheungraber: Alter Südlicher Friedhof in München. Geschichte und Berühmtheiten. Übersichtsplan der Grabmäler. Herausgegeben zum 850. Stadtgeburtstag Franz Schiermeier Verlag, München 2008, ISBN 978-3-9811425-6-3
- Erich Scheibmayr, Letzte Heimat, München 1985, Eigenverlag
- Erich Scheibmayr, Wer? Wann? Wo?, München, 3 Teile, 1989, 1997, 2002, Eigenverlag
- Margret Wanetschek: Grünanlagen in der Stadtplanung von München. 1790 – 1860. Neu herausgegeben von Klaus Bäumler und Franz Schiermeier Franz Schiermeier Verlag, München 2005, ISBN 978-3-9809147-4-1
Weblinks
- Alter Südfriedhof
- Geschichte des Friedhofs
- Mordweihnacht-Denkmal auf dem Südfriedhof
- Berühmte Verstorbene auf dem Alten Südfriedhof
48.12722222222211.565Koordinaten: 48° 7′ 38″ N, 11° 33′ 54″ O
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