- Huskarl
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Huscarls (auch Huskarl), englisch Housecarls, waren Krieger der persönlichen Leibgarde von skandinavischen Adligen und Königen. Der Name leitet sich aus dem Altnorwegischen her und bedeutet soviel wie „Bewaffneter im Dienste eines bestimmten Hauses“. Teilweise wurden sie auch mit „Hirth“ (Haushalt) bezeichnet. In späteren Zeiten wurden damit sämtliche Truppen eines Adelshauses bezeichnet, die teilweise die einzigen Berufssoldaten des Königreichs waren. Der Rest der Armeen bestand meistens nur aus Milizen, die „Fyrd“ genannt wurden, zwangsverpflichteten Bauern und gelegentlich Söldnern. Die Anzahl der Huscarls lag meistens unter 2000 Soldaten im Königreich.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Knut der Große führte den Begriff in England ein, als er das angelsächsische England besetzte. In England gab es etwa 3000 Huscarls, für deren Bezahlung eigens eine spezielle Steuer eingeführt wurde. Der König sorgte für Unterkunft und Verpflegung und hatte so im Gegensatz zu den „Fyrd“ eine ständig zur Verfügung stehende Berufsarmee, die in Friedenszeiten auch zu Repräsentationszwecken eingesetzt wurde.
Die Armee der Huscarls war bekannt für ihr professionelles Training und ihre gute Ausrüstung. Die Kampffähigkeiten der Soldaten wurden ständig genau überprüft. Ein Adliger forderte zum Beispiel, dass jeder der sich um Aufnahme als Huscarl bewarb, ein Schwert mit Goldeinlegearbeiten besitzen musste. Dadurch stellte er sicher, dass Bewerber wirtschaftlich derart gut gestellt waren, dass sie sich eine Ausrüstung von guter Qualität kaufen konnten.
Obwohl Huscarls im Gebrauch einer Vielzahl von Waffen geübt waren, wie dem einhändigen Schwert und der Wurfaxt, waren sie besonders gefürchtet für die einzigartige Handhabung der Bartaxt, der „Skeggox“ oder auch „Dänischen Axt“. Darstellungen darüber findet man auch auf dem Teppich von Bayeux.
Obwohl der Teppich von Bayeux nur eine statische Abbildung der Schlacht von Hastings ist, kann man auf ihm viel über den Kampfstil der Huscarls erfahren. Auf einer Abbildung sieht man sie in der taktischen Formation des „Schildwalls“. Bei dieser Formation bildeten die Huscarls eine Reihe aus Schilden, ähnlich der griechischen Phalanx. Diese Taktik entsprach eigentlich überhaupt nicht der üblichen sächsischen Kampftechnik, die eigentlich eher aggressives Angreifen vorsah, so dass vermutet wird, dass dieser „Schildwall“ wohl eher defensiv zur Abwehr von zahlenmäßig überlegenen Angreifern benutzt wurde, besonders wenn Reiter und Bogenschützen angriffen, wie die Normannen in der Schlacht bei Hastings.
Eine weitere Kampftechnik der Huscarls findet sich auf dem Teppich von Bayeux. Dort ist deutlich zu sehen, dass sie ihre Äxte in der linken Hand hielten, während es ansonsten üblich war, die Axt mit der rechten Hand zu benutzen. Dadurch griffen sie bei ihrem Gegenüber die vom Schild nicht geschützte rechte Seite an und zwangen ihn, den Schild hochzunehmen und eine defensive Haltung einzunehmen.
Beim Kampf gegen Berittene zertrümmerten sie die Pferdebeine mit der Axt und zwangen die Ritter so zum Absteigen. In Berichten über die Schlacht von Hastings wird davon gesprochen, dass einige Pferde fast zerteilt wurden durch die Axthiebe. Diese Kampfart führte allerdings auch dazu, dass die Huscarls sich ihre Ziele nicht genau aussuchen konnten und die Axthiebe manchmal dazu führten, dass die Axt stecken blieb.
Es gibt Theorien, dass in den Reihen der Huscarlaxtkämpfer auch Bogenschützen der Huscarls mitkämpften. Diese Theorie wird immer wieder angeführt, weil in der Schlacht von Stamford Bridge Harald III. (Norwegen) im Kampf mit den Huscarls von einem Pfeil im Nacken getroffen wurde und starb. In der Schlacht von Hastings scheinen jedenfalls keine Bogenschützen dort gekämpft haben, da berichtet wird, dass die angreifenden normannischen Bogenschützen fast keine Pfeile mehr zur Verfügung hatten. Wäre es zuvor zum gegenseitigen Abschießen von Pfeilhageln gekommen, hätten die Normannen die gegnerischen Pfeile benutzen können.
Die Schlacht von Hastings
Die bekannteste Huscarlarmee ist ohne Zweifel diejenige von Harold Godwinson in der Schlacht von Hastings. Die Niederlage kann auf verschiedene Gründe zurückgeführt werden, aber ein Hauptgrund dürfte die Kampftechnik der Sachsen gewesen sein, die fest in ihren Kampftraditionen verwurzelt und der modernen Armee von Wilhelm dem Eroberer nicht gewachsen waren. Während Wilhelms Ritter zu Fuß zur Schlacht marschierten, um ihre Pferde auszuruhen, ritten die Huscarls zum Schlachtfeld, um zu Fuß zu kämpfen. So fehlte ihnen völlig die Reiterei in der Schlacht. Außerdem waren Harolds Truppen deswegen nicht sehr ausgeruht, weil sie einen Gewaltmarsch hinter sich hatten. Sie hatten zuvor eine norwegische Wikingerarmee unter Harold Hadrada und Haralds Bruder Tostig Godwinson in der Schlacht von Stamford Bridge geschlagen und waren danach eilig Richtung Süden marschiert.
Wilhelm hatte Reiter und eine große Zahl von Bogenschützen zur Verfügung, die zunächst nicht effizient kämpfen konnten. Weil Harolds Armee auf einem Hügel stand, kamen die Bogenschützen zunächst wenig zur Geltung, und die Angriffe der Reiter, die bergauf angreifen mussten, wurden vom undurchdringlichen „Schildwall“ zurückgeschlagen. Nachdem Wilhelm den „Schildwall“ mit Infanterie angegriffen hatte und auch diese Soldaten den Rückzug antraten, missachteten die Sachsen den Befehl Harolds, auf keinen Fall den Feind zu verfolgen, und dünnten den Schildwall aus. Ohne ihren Geländevorteil auf dem Hügel wurden die Sachsen von den normannischen Reitern am Fuß des Hügels niedergemacht. Dies war der Anfang der sächsischen Niederlage.
Mit der Schlacht von Hastings begann der Niedergang der Huscarls und des gesamten sächsischen Reichs. Die Überlebenden der Schlacht überquerten den Ärmelkanal auf den europäischen Kontinent und verdingten sich dort als Söldner. Einige von ihnen erreichten sogar Byzanz und schlossen sich dort der Warägergarde an. Im 12. Jahrhundert dienten so viele Sachsen in der Garde, dass sie manchmal die „Englische Garde“ genannt wurde.
Andere Bedeutungen
Kampfstil
Bei Darstellungen von Schaukampf auf Living-History-Veranstaltungen wird heutzutage ein bestimmter Kampfstil „Huscarl“ genannt. Dieser Stil wurde auf Initiative des Engländers Alban Depper im Jahre 1999 angeregt. Ziel sollte sein, sich unter Verwendung von Schaukampfwaffen, also stumpfen Repliken frühmittelalterlicher Waffen, einer möglichst realistischen Form des Freikampfes anzunähern. Mittlerweile versteht sich Huscarl auch als ein sich stetig entwickelnder, praxisbezogener Ansatz zur Rekonstruktion historischer europäischer Kampfkünste und Kriegstechniken. Sowohl moderne effiziente Kampfkünste, wie auch die überlieferten Codices und Fechtbücher des späten Mittelalters, insbesondere die Grundprinzipien von Johannes Liechtenauer, üben spürbaren Einfluss auf diese Kampfform aus.
Online-Magazin
Huscarl ist der Name eines unabhängigen Online-Magazins, das über die österreichische Mittelalterszene berichtet. Das Magazin veröffentlicht neben wichtigen Terminen aus Österreich und grenznahen Gebieten Artikel über Mittelaltermärkte, die Musikszene, Handwerker und Schausteller.
Weblinks
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