Hybride Teilnehmeranschlussleitung

Hybride Teilnehmeranschlussleitung
Glasfaser Leerverrohrung in Einblastechnologie

Als Glasfasernetz bezeichnet man eine Verbindung von mehreren Systemen zu einem Netzwerk über optische Übertragungsmedien (Lichtwellenleiter).

Inhaltsverzeichnis

Hintergründe

Bisher sind Glasfasernetze in den meisten Fällen nicht bis zum Verbraucher, also zu Privatkunden und Firmen, gelegt, sondern bilden quasi das Rückgrat der Kommunikationsnetze, deren "letzte Meile" dann oft Kupfer-Doppeladern oder Koaxialkabel sind. Dieses wird dadurch deutlich, dass die Netzebene 2, also das Netz, welches die einzelnen Hauptverteiler miteinander verbindet, praktisch schon komplett mit Glasfaserkabeln vernetzt ist (siehe auch Backbone (Telekommunikation)), während auf der letzten Meile fast immer noch eine Verkabelung über Kupferzweidrahtleitungen vorhanden ist. Beim Übergang von den Glasfaserkabeln in die Kupferleitungen wird das ankommende optische Signal in den entsprechenden Verteilerkästen durch Umwandler gewandelt und über elektrische Impulse bis in die jeweiligen Wohnungen weitergeleitet.

Im Zuge des erhöhten Bandbreitenbedarfs in den letzten Jahren verlegt man jedoch das Ende der optischen Übertragung immer näher zum Kunden. So wurden die weltweit ersten Glasfaser-Ortsnetze von der Deutschen Telekom unter der Bezeichnung OPAL (Opal '93) bereits Anfang der neunziger Jahre mit Betriebsbeginn im Jahr 1993 installiert.

Bei dem Netzausbau durch Glasfaserkabel werden grundsätzlich verschiedene Ausbaustufen abhängig von der Reichweite der Glasfaserkabel unterschieden:

Fibre To The Node

Als Fibre To The Node (FTTN; auch Fibre To The Neighborhood oder FTTC, Fibre to the Curb; zu deutsch: Verlegung in die Nähe des Teilnehmers) bezeichnet man das Verlegen von Glasfaserkabeln bis zum nächsten Verteiler, dem Kabelverzweiger. Hier werden also entsprechend die sogenannten Hauptkabel von Kupfer auf Glasfaser hochgerüstet bzw. durch Glasfaserkabel ergänzt.

So sind zum Beispiel die VDSL2-Angebote der Deutschen Telekom und der Swisscom als FTTN zu kategorisieren.

Die FTTN-Technik ist wie alle anderen FTTL-Techniken eine Glasfaseranschlusstechnik, bei der die Glasfaser im Anschlussbereich zwischen Ortsvermittlungsstelle und dem Schaltverteiler, geführt wird. Dort erfolgt über die Optical Network Unit (ONU) eine Signalumsetzung und die weitere Übertragung zum Teilnehmeranschluss über Kupferkabel. Die überbrückbare Entfernung liegt bei ca. 500 m; die Übertragungsgeschwindigkeit liegt im Upstream zwischen 2 Mbit/s und 12 Mbit/s und im Downstream zwischen 25 Mbit/s und 52 Mbit/s.

Ein derart aufgebautes Zugangsnetz nennt man hybrides Zugangsnetz, die Teilnehmeranschlussleitung ist eine hybride TAL. Eine veraltete Form eines FTTN-Netzes stellt HYTAS-Outdoor dar, welches keine breitbandige Nutzung ermöglicht.

Fibre To The Basement

Als Fibre To The Basement oder Fibre To The Building (FTTB) bezeichnet man das Verlegen von Glasfaserkabeln bis ins Gebäude. Dabei werden Glasfasern beispielsweise bis in die Hauskeller verlegt und die Signale dann über vorhandene Kupferleitungen und VDSL-Technik in die Wohnungen geführt. Dieses entspricht der Stufe der Verzweigungskabel.

Fibre To The Loop

Als Fibre To The Loop (FTTL) bezeichnet man das Verlegen bis zum Teilnehmer. Sie entsprechen daher bereits der sogenannten Netzebene 4. FTTL-Anbindungen verlegen vor allem die Unternehmen Siemens und Alcatel-Lucent.

Fibre To The Home

Als Fibre To The Home oder auch Fibre all the way To The Home (FTTH) bezeichnet man ebenfalls das Verlegen von Lichtwellenleitern direkt bis in die Wohnung des Teilnehmers. Dort wird es dann in elektrische Signale umgewandelt und über gängige Verkabelungen (z. B. LAN) weiter verteilt.

Situation in Europa

In Europa befindet sich FTTH noch in den Anfängen, es gibt aber bereits eine Zahl umgesetzter Projekte mit mehreren 100.000 angeschlossenen Endkunden. In Skandinavien und Italien sind die meisten Anschlüsse zu vermelden. In Zürich wurde per Volksabstimmung eine stadtweite FTTH-Verlegung beschlossen. Dort sind es überwiegend Versorgungsunternehmen und Gemeinden, die die Bedeutung einer guten Kommunikationsinfrastruktur erkannt haben und entsprechende Netze kommerziell erfolgreich aufgebaut haben.

Die internationale Initiative Euro-One[1], eine Kooperation verschiedener Betreiber von Glasfasernetzen, betreibt ein interkontinentales Glasfasernetz von mehr als 85.000 km Länge[2].

Deutschland

Die größten Eigentümer und Betreiber von Glasfasernetzen in Deutschland sind Unternehmen aus den Bereichen Telekommunikation, Kabelfernsehen und Energieversorgung. Letztere haben bereits sehr früh begonnen parallel zu Fernleitungen bzw. mit diesen zusammen Glasfaserkabel zu verlegen, da die überirdische Installation vergleichsweise wenig Kosten verursacht und bei der Erdverlegung neuer Stromleitungen sehr kostengünstig diese neben die Stromkabel gelegt werden kann. Diese werden von den Energieversorgern zum einen für den eigenen Datenverkehr beansprucht, zum anderen jedoch auch an Telekommunikations- und Kabelfernsehunternehmen vermietet.

Das deutsche Glasfasernetz hat derzeit eine Länge von etwa 340.000 km[3]. Von diesen liegen mit rund 200.000 km Glasfaserkabel rund 60% des deutschen Glasfasernetzes im Großraum Berlin[4]. Zu beachten ist, dass Glasfasernetze sowohl in Kabelkilometern als auch in Faserkilometern gemessen werden können. Da derzeit ein einziges Kabel oft bis zu 1000 Glasfasern enthält (im Mittel oft zumindest etwa 100) entstehen dementsprechend große quantitative Unterschiede der verschiedenen Längenangaben.

In Deutschland gaben sowohl die Deutsche Telekom als auch NetCologne bekannt, große Investitionen in Glasfasernetze tätigen zu wollen. Von namhaften Studien wird Glasfaser als die überlegene Zukunftstechnologie gesehen [5]. In München wollen die Stadtwerke München in Zukunft alle Stromzähler aus der Ferne auslesen können. Die dafür gelegten "Dark Fibers" soll M-Net auch für FTTB nutzen.

Größter Eigentümer von verlegten Glasfaserkabeln (Glasfaserstraßen-km, diese können jedoch durchaus eine Anzahl von einzelnen Glasfaseradern enthalten) in Deutschland ist mit rund 218.000 km die Deutsche Telekom[3]. Im Vergleich zur Telekom abgeschlagen jedoch ein mit rund 35.000 km ebenfalls sehr großer Eigentümer von Glasfasernetzen ist die Versatel AG[6] dicht gefolgt von Arcor mit etwa 32.400 km[7]. Daneben haben eine Vielzahl von regionalen Anbietern, die so genannten City-Carrier, bereits große Glasfasernetze in Deutschland aufgebaut[8]. Die COLT Telecom GmbH verfügt über ein über 3.700 km langes Netz (europaweit über 20.000 km)[9].

Österreich

Das Glasfasernetz im oberösterreichischen Ried im Innkreis ist derzeit das zweitgrößte Netz Österreichs. Mit 2.000 km wird fast ebenso viel Glas bespielt wie von den Wiener Stadtwerken.

Schweiz

Die Firma CATV Satellitentechnik AG in Basel hat Anfang 2007 in einer Basler Wohnbaugenossenschaft mit 190 Wohneinheiten die weltweit erste FTTH-Anlage in Betrieb genommen, welche das TV-Signal mit einer Bandbreite von 2600 Megahertz überträgt. Die Internetverbindung bietet eine Übertragungsgeschwindigkeit von 100 Mbit/s. Die Anlage bezieht ihre TV-Signale via Satellitenempfang. Die Bandbreite erlaubt den Empfang von beinahe unbegrenzt vielen Fernsehprogrammen, darunter mehrere Dutzend Programme in HDTV-Qualität. Die Basler Anlage führt in jede angeschlossene Wohneinheit vier Glasfasern, eine für den TV-Empfang, eine für Telefon und Internet, eine als Option für Facility-Management (Videoüberwachung oder Energiemanagement) und eine als Reserve. Die Basler FTTH-Anlage ist so konzipiert, dass sie kostengünstig beinahe beliebig mit anderen Gebäuden der ganzen Region verbunden werden kann. Dabei wird mit Kosten pro Endanschluss von rund 1000 CHF gerechnet. Große Kabelnetzbetreiber wie Cablecom (rund 1,6 Mio. Haushalte in der Schweiz) oder Swisscom, sind dabei ihre Netze zu FTTN-Netzen auszubauen. Vorderhand geht es, bedingt durch die bestehenden Kupferkabelanschlüsse um den Ausbau von ADSL auf VDSL-Standard. Im Bereich TV werden die Netze auf 862 Megahertz ausgebaut. In der Stadt Zürich steht das Breitbandnetz «ewz.zürinet» allen Anbietern von Online-Services (Telekomfirmen und Service Providern) diskriminierungsfrei zur Verfügung. Im Rahmen des jeweiligen Zellenausbaus realisiert ewz die Hausanschlüsse im Einverständnis mit den Hausbesitzern kostenlos. Ein ewz.zürinet-Breitbandanschluss umfasst die Leitungsverlegung bis zur Liegenschaft sowie die kostenlose Hausverkabelung bis zur Glasfaser-Steckdose in den Wohnungen und Büros. Für Privatkunden sind Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 100 Mbps möglich, für Geschäftskunden bis zu 1Gbps.

Situation in Japan

FTTH wurde in Japan bereits 1999 eingeführt, hatten ihren Durchbruch aber erst 2001 vor allem in den Ballungszentren Tokio und Osaka. Am 17. September 2008 gab das Ministerium für Innere Angelegenheiten und Kommunikation bekannt das zwischen März und Juni dieses Jahres erstmals Anzahl der Vertragsabschlüsse für FTTH mit 13,1 Millionen die der DSL-Verbindungen mit 12,3 Millionen überschreitet und mit 45% den höchsten Anteil an Breitbandverbindungen hat.[10]

Die durchschnittliche Geschwindigkeit beim Endkunden beträgt 66 MBit/s in ganz Japan und 78 MBit/s in Tokio. Die Geschwindigkeit betrug anfangs 10 MBit/s beim Endkunden mittels Passive Optical Network (PON) beim größten Telekommunikationsunternehmen des Landes NTT. 2006 setzte sich Gigabit Ethernet-PON (GEPON) bzw. Breitband-PON mit 100 MBit/s beim Endkunden durch. Einige Dienste bieten auch 1 GBit/s beim Endkunden mittels Single Star (SS) an.

Situation in den USA

In den USA bieten u. a. AT&T und Verizon FTTH an. Wie in Deutschland gibt es bis jetzt nur in wenigen Metropolenregionen Angebote, da die Kosten für die Installation sehr hoch sind. Vereinzelt kann man 50/5- bis 100/10-Mbps-Leitungen beziehen.

Situation in Brasilien

Seit Januar bietet die Telefónica in einigen Stadtteilen von São Paulo FTTH an, die Standardgeschwindigkeit beträgt dort 8 Mbps, allerdings können bis zu 100 Mbps geordert werden. FTTH kommt dort zusammen mit einem ADSL +2 WiFi-Modem. Die Preise sind, gemessen an europäischen Verhältnissen, sehr hoch, so kostet zum Beispiel eine 8 Mbps-Leitung R$ 240,00 (ca. 78 EUR) (Stand: 02/2008), bei einem monatlichen Mindestgehalt von R$ 380,00 (ca. 123 EUR) für viele nahezu unbezahlbar.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. www.euro-one.com
  2. http://www.eunetworks.com/uploadedfiles/euro-one%20press/euro-one_final_ger.pdf
  3. a b Stand: Ende 1. Quartal 2007
  4. http://www.an-morgen-denken.de/archiv/timekontor.pdf
  5. BMWi - Technologische und ökonomische Langfristperspektiven der Telekommunikation
  6. http://www.versatel.de/de/versatel-ag/investors/profil.html
  7. http://www.arcor.de/business/arcor.jsp
  8. City-Carrier im Überblick
  9. Zehn Jahre COLT in Deutschland
  10. ブロードバンドサービスの契約数等(平成20年6月末). Japanisches Ministerium für Innere Angelegenheiten und Kommunikation, 17. September 2008. Abgerufen am 26. Januar 2009. (Japanisch)

Weblinks

Fachverbände

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