- Alternative Kraftstoffe
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Ein Kraftstoff (auch Treibstoff) ist ein Brennstoff, dessen chemische Energie durch Verbrennung in Verbrennungskraftmaschinen (Verbrennungsmotor, Gasturbine, …) und Raketentriebwerken in Antriebskraft umgewandelt wird.
Kraftstoffe werden überwiegend zum Antrieb von Fortbewegungsmitteln (Kraftfahrzeug, Flugzeug, Schiff, Rakete) verwendet. Da sie jeweils mittransportiert werden müssen, werden häufig Stoffe mit einer hohen Energiedichte eingesetzt. Aber auch stationäre Verbrennungsmotoren können mit ihnen betrieben werden.
Bei der Verbrennung wird als Oxidator meist der Luft-Sauerstoff verwendet, teils, vor allem bei Raketen, aber auch ein eigener Oxidator wie verflüssigter Sauerstoff, Lachgas oder Salpetersäure.
Inhaltsverzeichnis
Nomenklatur
Die Abgrenzung des Begriffes Kraftstoff zu dem Begriff Treibstoff ist nicht durchgängig einheitlich geregelt:
- Als Kraftstoff wird normalerweise ein Stoff bezeichnet, der zur direkten Verbrennung in einer Verbrennungskraftmaschine genutzt wird. Besonders gängig ist der Begriff im Bereich der Kraftfahrzeugtechnik.
- Als Treibstoff wird normalerweise ein Stoff bezeichnet, der zum Antrieb eines Fortbewegungsmittels, seltener auch einer stationären Maschine, verwendet wird. Somit schließt der Begriff die Kraftstoffe mit ein. Besonders gängig ist der Begriff Treibstoff im Bereich der Schifffahrt und der Luft- und Raumfahrt.
In den meisten anderen Sprachen gibt es die Unterscheidung so nicht. So bedeutet z.B. im Englischen der Begriff fuel allgemein Brennstoff. Dies schließt Kraftstoffe (manchmal motor fuel genannt) und Treibstoffe (manchmal propellant genannt) mit ein.
Nicht als Kraftstoff bezeichnet werden üblicherweise Stoffe, die zwar als Energieträger für einen Antrieb dienen, bei denen aber keine chemische Energie freigesetzt wird, z.B. Wasser für eine Wasserturbine oder Uran für den Kernreaktor eines Nuklearantriebs.
Arten von Kraftstoffen
Flüssige Kraftstoffe
- Kerosin bzw. Petroleum
- Benzin (Ottokraftstoff)
- Leichtbenzin
- Synthetisches Benzin (Ottokraftstoff)
- Zweitaktgemisch (Ottokraftstoff mit Ölzusatz)
- Dieselkraftstoff
- Alkylatbenzin
- Biodiesel
- Ethanol-Kraftstoff, darunter Bioethanol und Cellulose-Ethanol
- Flüssigerdgas (auch: LNG Liquified Natural Gas)
- Flüssiggas (Propan/Butan-Gemisch, auch: Autogas oder LPG bzw. Liquified Petroleum Gas)
- Methanol
- Pflanzenöl
- Emulsionskraftstoff (meist Wasser in Diesel, zur Schadstoffminderung durch Temperaturabsenkung)
- Schweröl
- Benzol
- Benzin-Benzol-Gemisch (Bibo) (Ottokraftstoff)
- Gasöl
- Motorpetroleum
Gasförmige Kraftstoffe
- Erdgas – auch: Methan, CNG (Compressed Natural Gas) oder LNG (Liquid Natural Gas)
- Kompogas
- Biogas
- Methan - auch: Erdgas
- Ethan
- Wasserstoff
- Holzgas
- Deponiegas
- Blaugas, ein nach dem Chemiker Hermann Blau benanntes Gas, das dem Flüssiggas ähnlich war (siehe Auftriebsausgleich für Luftschiffe) und heute keine Bedeutung mehr hat.
Feste Kraftstoffe
- Festbrennstoffe (zum Beispiel für Antriebe von Feststoffraketen)
Verfahren zur Herstellung oder Gewinnung von Kraftstoffen
- Kohlevergasung
- Holzvergasung
- Elektrolyse (für Wasserstoffherstellung)
- Steam-Reforming zur Herstellung von Wasserstoff aus Kohlenwasserstoffen, wie beispielsweise Biomasse
- Erdölraffinerie
- Kohleverflüssigung
- Gas-to-Liquids
- Alkoholische Gärung
- Ölmühle
- Methanolsynthese aus Erdgas bzw. Synthesegasen oder aus recycletem CO2 in Kombination mit Wasser, siehe Methanolwirtschaft
Vergleich von Kraftstoffen
Der physikalische Vergleich der Heizwerte (kWh pro m³) zeigt, dass die Vorteile bestimmter Treibstoffe im Kraftstoffverbrauch bei der Angabe in l pro 100 km auf ihrer höheren Dichte und dem entsprechend höheren Gewicht pro Liter beruhen und nicht auf ihrem Energiegehalt pro kg:
- Methanol: Dichte 787 kg/m³ flüssig, Heizwert 6,49 kWh/kg = 5,1 kWh/l
- Ethanol: Dichte 789 kg/m³ flüssig, Heizwert 7,44 kWh/kg = 5,9 kWh/l
- Autogas (LPG/GPL): Dichte 540 kg/m³ flüssig, Heizwert 12,8 kWh/kg = 6,9 kWh/l
- Superbenzin: Dichte 740 kg/m³ flüssig, Heizwert 12,0 kWh/kg = 8,9 kWh/l
- Pflanzenöl: Dichte 920 kg/m³ flüssig, Heizwert 10,0 kWh/kg = 9,2 kWh/l [1]
- Erdgas L-Gas (CNG/GNV): Dichte 0,82 kg/m³ (Normkubikmeter) gasförmig, Heizwert 11,3 kWh/kg = 9,3 kWh/m³
- Benzin-Benzol-Gemisch (Bibo): Dichte 796 kg/m³ flüssig, Heizwert 11,6 kWh/kg = 9,3 kWh/l
- Benzol: Dichte 880 kg/m³ flüssig[2], Heizwert 11,1 kWh/kg = 9,76 kWh/l
- Diesel: Dichte 830 kg/m³ flüssig, Heizwert 11,8 kWh/kg = 9,8 kWh/l
- Erdgas H-Gas (CNG/GNV): Dichte 0,81 kg/m³ (Normkubikmeter) gasförmig, Heizwert 13,0 kWh/kg = 10,5 kWh/m³
Die Möglichkeit, einen Treibstoff in einem Motor einzusetzen, hängt nicht nur von Brenneigenschaften ab, sondern auch von der Auslegung des Motors und seiner Treibstoffzufuhr für die jeweiligen chemischen Eigenschaften des Treibstoffes und der ihm beigemischten Additive. Z. B. können sich Ventile und Ventilsitze, die nur für die Additive von Benzin ausgelegt worden sind, bei Betrieb mit Erdgas oder Autogas (keine Beimischung von Additiven) schneller abnutzen, deshalb rüsten verschiedene Fahrzeughersteller ihre Erdgasfahrzeuge mit speziellen für Erdgasbetrieb ausgelegten Motoren aus.
Darüber hinaus muss nach dem Zündungsprinzip unterschieden werden, ob also Selbstzündung (Dieselmotor) oder Fremdzündung (Ottomotor) verwendet wird.
Alternative Kraftstoffe
Als Alternative Kraftstoffe werden Kraftstoffe bezeichnet, die herkömmliche aus Mineralöl hergestellte Kraftstoffe ersetzen können. Hierbei wird unterschieden zwischen Kraftstoffen aus fossilen Energieträgern und solchen, die aus biogenen Energieträgern hergestellt sind.
- Erdgas (CNG) ist seit den 90ern in Deutschland verfügbar. In Argentinien, Brasilien und Italien fahren bereits Millionen Automobile damit.
- Ethanol-Kraftstoff (Bio-Ethanol) wird aus Zuckerrüben, Zuckerrohr oder Weizen gewonnen. Seit 2005 wird es in Deutschland in geringen Mengen dem normalen Benzin beigemischt. In Brasilien fahren bereits viele Automobile damit, siehe Flexible Fuel Vehicle. Verfahren zur Gewinnung von Cellulose-Ethanol aus pflanzlicher Biomasse befinden sich in der Entwicklung.
- Biodiesel wird aus mit Methanol veresterten Pflanzenölen hergestellt. Basis der Pflanzenöle ist unter anderem der Samen der Rapspflanze. Er wird auch dem mineralischen Diesel aus Klimaschutzgründen beigemischt. Da die Eigenschaften von Biodiesel in vielen Punkten denen von mineralischem Diesel sehr ähnlich sind, können auch nicht umgerüstete Dieselmotoren mit diesem Kraftstoff betrieben werden. Da sich Biodiesel wie ein leichtes Lösungsmittel verhält, können unter Umständen Dichtungen und Schläuche im Kraftstoffsystem angegriffen werden, wenn diese nicht beständig gegen Biodiesel sind. Nachteilig ist der hohe Aufwand zur Herstellung und die geringe Dezentralität der in Deutschland betriebenen Biodieselanlagen. Zudem kann Biodiesel eine große Menge Wasser aufnehmen, was zu Korrosionsproblemen an der Einspritzausrüstung führen kann.
- Biogas kann für stationäre Motoren und zu Heizzwecken in der Nähe der Erzeugeranlagen eingesetzt werden, aber auch Erdgasfahrzeuge können damit betankt werden.
- BtL-Kraftstoff (Biomass to Liquid) wird auch unter dem Markennamen SunDiesel vertrieben. Er wird aus Biomasse, wie z. B. Holz oder Stroh gewonnen. BtL befindet sich noch in der Erprobungsphase und hat noch einen großen Forschungsbedarf. Bei ihm können alle Bestandteile der Pflanze genutzt werden und er besitzt eine hohe Energiedichte. Auch konventionelle Dieselfahrzeuge können damit fahren. Eine Gesamtenergiebilanz der BTL-Prozesse liegt derzeit noch nicht vor.
- Reine Pflanzenöle z. B. aus Raps, Sonnenblume oder Leindotter, auch „Pöl“ oder Naturdiesel genannt, können als Kraftstoff in Dieselmotoren eingesetzt werden. Insbesondere die höhere Viskosität gegenüber Dieselkraftstoff führt dazu, dass zum dauerhaften Betrieb von Dieselmotoren mit Pflanzenöl eine Anpassung des Kraftstoff- und Einspritzsystems notwendig wird. Die Vorteile von Pflanzenöl sind neben der CO2-Neutralität die Möglichkeit der dezentralen Herstellung, die hohe Energiedichte und das geringe Gefahrenpotential für Mensch und Umwelt (nicht wassergefährdend, kein Gefahrgut, ungiftig, hoher Flammpunkt).
- Wasserstoff kann aus Strom mittels Elektrolyse gewonnen werden. Kostengünstiger ist allerdings die Gewinnung durch direkte chemische Umwandlung von Erdgas (Steam-Reforming), wobei CO2 entsteht. Wasserstoff lässt sich mit Verbrennungsmotoren oder Brennstoffzellen nutzen.
- Holzgas war in den 1940er Jahren eine verbreitete Alternative unter dem Druck von akutem Kraftstoffmangel. In Finnland sind Fahrzeuge mit selbstgefertigten Holzvergasern auch heute noch anzutreffen. Bei dem Verfahren verschwelt normales Holz, oft Holzabfälle, unter Luftabschluss in einem Druckkessel oder zersetzt sich unter Luftmangelverbrennung. Die entstehenden brennbaren Gase (überwiegend Methan bei Luftabschluss, überwiegend Kohlenstoffmonoxid, Wasserstoff und Methan bei Luftmangelzersetzung) werden nach Kühlung und Reinigung einem Motor zugeführt. Stationäre Holzgasanlagen werden zu Heizzwecken und in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen eingesetzt.
Kraftstoffpreisentwicklung
Zu Benzinpreisen siehe auch: Motorenbenzin#Preise
Kraftstoffpreise weltweit (Auswahl) in Euro 2006:
Land 1 l Super (98) in Euro 1 l Diesel in Euro 1 kg CNG-Erdgas in Euro Argentinien 1,44 1,12 0,53 Bolivien 0,50 0,38 0,17 Brasilien 0,92 0,61 0,37 Chile 0,54 0,33 0,21 Deutschland 1,40 1,40 0,89 Frankreich 1,21 1,03 k.A. Italien 1,30 1,14 0,80 Kanada 0,380,290,19Kolumbien 0,50 0,25 0,21 Mexiko 0,46 0,33 0,19 Niederlande 1,42 1,03 k.A. Österreich 1,11 0,94 0,89 Portugal 1,28 1,00 k.A. Spanien 1,06 0,90 k.A. USA 0,57 0,58 0,43 Venezuela 0,09 0,05 0,002 1 kg Erdgas entspricht ca. 1,5 Liter Super, ca. 1,3 Liter Diesel
Quelle: www.iru.org (Datenstand: März 2007), www.ngvgroup.com (CNG-Preise, Datenstand Dezember 2006), Umrechnungskurs US-Dollar in Euro am 8. März 2007
Siehe auch
- Brennstoff
- Entwicklung der Ottokraftstoffe
- Verbrennungsluftverhältnis
- Kraftstofftank
- Kraftstoffverbrauch
- Pflanzenöl-Kraftstoff
- Nutzpflanze
- Stöchiometrisches Kraftstoffverhältnis
- Treibstoff (Schiff)
- Biokraftstoff
- Raketentreibstoff
- Luftfahrtbetriebsstoff
Quellen
- ↑ EE-Saarland „Vornorm DIN 51605 – Rapsölkraftstoff“
- ↑ Eintrag zu Benzol in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 13. April 2008 (JavaScript erforderlich)
Literatur
Sven Geitmann: Alternative Kraftstoffe – Womit fahre ich am besten? Hydrogeit Verlag, Oberkrämer, Oktober 2008, ISBN 9783937863122
Weblinks
- http://www.hydrogeit.de/alternativen.htm Informationen über alternative Kraftstoffe
- http://www.kraftstoffweb.de Eine Graphik, die die Kosten für Normal- / Superbenzin, Diesel und Autogas gegenüberstellt
- Sparsam und nachhaltig mit Kraftstoff umgehen
- International Fuel Prices 2007 Informationen zu Benzin- und Dieselpreisen in mehr als 170 Ländern sowie zu Prinzipien der Kraftstoffbesteuerung
- Mehr zum Thema alternative Kraftstoffe
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