- Hyperboreer
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Hyperborea (griechisch: Ὑπερβορέα „jenseits des Nördlichen“ sc. Boreas) ist das nördlichste Land, das den antiken Griechen bekannt war. Bei seiner Beschreibung vermischen sich Mythologie und Historie. Es lag weit nördlich von Griechenland, weiter noch als das Land der Skythen. Die Sonne schien rund um die Uhr, Apollon verbrachte den Winter dort und Theseus und Perseus besuchten die Hyperboreer. Herakles holte die Ölbäume aus dem Land der Hyperboreer und brachte sie nach Olympia, somit führte er der Überlieferung (u. a. Pindar) nach die Sitte der Bekränzung des Siegers ein.
Mythologische Berühmtheit erlangte der Gesang und die Musikkunst der Hyperboreer. Alljährlich hätten die Hyperboreer Weihegeschenke nach Delos übersandt. Man versuchte Hyperborea mit Skandinavien und/oder Irland zu identifizieren, was aber schwer zu verifizieren ist (s. a. Lyra).
Dem Helden Perseus halfen die Hyperboreer, indem sie ihm Ausrüstung für den Kampf gegen die Gorgonen gaben. Da das Land der Hyperboreer normalerweise nicht zu erreichen ist, half Hermes Perseus und führte ihn in das Land des Volkes, das - so heißt es - jeden Tag ein Fest feiere. Drei Dinge wurden Perseus geschenkt: Ein Paar geflügelte Sandalen, ein Beutel, der so groß war wie das, was man hineinsteckte und einen Mantel, der unsichtbar machte (Tarnkappe).
Inhaltsverzeichnis
Herodot
Laut Herodot (4.13) lebten die Hyperboreer hinter den Arimaspen und wurden von Aristeas besucht, der ein verlorenes Hexameter-Gedicht über sie verfasst hat. Es gab große Mengen an Gold, die von Greifen bewacht wurden. Abaris und Ilithyia kamen angeblich aus Hyperborea.
Moderne Darstellungen
Nietzsche
Dem deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche galten die Hyperboreer als Symbol der Einsamkeit, der Erhabenheit und der geistigen Schöne. In der Schrift Der Antichrist benutzt Nietzsche die Hyperboreer als Identifikationsvorlage, um seinen Stand jenseits der modernen Gesellschaft als „Unzeitgemäßer“ zu unterstreichen und seine Einsiedelei auszudrücken:
„Wir sind Hyperboreer, – wir wissen gut genug, wie abseits wir leben. […] Jenseits des Nordens, des Eises, des Todes – unser Leben, unser Glück… Wir haben das Glück entdeckt, wir wissen den Weg, wir fanden den Ausgang aus ganzen Jahrtausenden des Labyrinths. Wer fand ihn sonst? – Der moderne Mensch etwa? „Ich weiss nicht aus, noch ein; ich bin Alles, was nicht aus noch ein weiss“ – seufzt der moderne Mensch… An dieser Modernität waren wir krank, – am faulen Frieden, am feigen Compromiss, an der ganzen tugendhaften Unsauberkeit des modernen Ja und Nein.“
Auf diese Weise unterstreicht Nietzsche, dass seine Philosophie eine Philosophie für Wenige ist.
Fantasy
Im Romanzyklus Conan der Barbar von Robert E. Howard, der in der verwandt klingenden fiktiven Hyborischen Welt spielt, gibt es ein nördliches, grausames und magisches Reich namens Hyperborea. In den phantastischen Werken von H. P. Lovecraft und anderen Autoren des Cthulhu-Mythos wird Hyperborea als vorzeitliche Zivilisation auf Grönland beschrieben, die vor 750.000 Jahren ihre Blütezeit hatte und über weite Teile Afrikas und Europas herrschte. Howard und Lovecraft standen in Korrespondenz, ihre Geschichten über untergegangene Kulturen sind voneinander inspiriert, was Übereinstimmungen erklärt.
Videospiele
Im Computerspiel Rome - Total War liegt hoch im Norden die Rebellen-Provinz Hyperborea mit der schon zu Anfang weit entwickelten Hauptstadt Themiskyra. Im Adventure Indiana Jones and the Fate of Atlantis trifft der Titelheld auf einer Ausgrabung auf Island einen Archäologen, der Island für das Hyperborea der griechischen Sagen hält. Zudem glaubt er, es sei ein Raumhafen für Außerirdische gewesen, Menschen habe ein Schutzschild ferngehalten.
Literatur
- Arn Strohmeyer, Von Hyperborea nach Auschwitz: Wege eines antiken Mythos. Köln, PapyRossa-Verlag 2005. 3-89438-328-3
Weblinks
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