Hypostyl

Hypostyl
Hypostyl in der Tempelanlage von Karnak

Hypostyl (auch: Hypostylon oder Hypostylos) ist die Bezeichnung für den Säulensaal eines ägyptischen Tempels.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Der Name Hypostyl stammt aus dem Griechischen und bedeutet „auf Säulen ruhend“. In Griechenland bezeichnet das Hypostyl lediglich eine große Halle, deren Decke wegen der Spannweite mit Säulen oder Pfeilern abgestützt werden muss.

In Ägypten wurde das Hypostyl als Bauelement ab dem Neuen Reich im Sakral-, vereinzelt auch im Profanbau, verwendet.

Aufbau

Das Hypostyl steht quer zur Längsachse des Tempels und besteht aus einem überhöhten Mittelschiff und zwei niedrigeren Seitenschiffen. Die Decke eines Hypostyls ist flach.

Das Mittelschiff bildet den Durchgang vom Vorhof ins Innere des Tempels, in vielen Tempeln folgt auf das Hypostyl jedoch zuvor eine zweite Säulenhalle. Dieser Durchgang wird beidseitig von jeweils einer Säulenreihe flankiert, deren Säulen höher sind und einen größeren Durchmesser aufweisen als die der Seitenschiffe. Im oberen Bereich der Wände des Mittelschiffs befinden sich große Gratfenster, die meist die einzige Lichtquelle des Hypostyls darstellen.

In den Seitenschiffen stehen mehrere Säulenreihen mit niedrigeren, schlankeren Säulen, die quer zur Längsachse des Tempels angeordnet sind. Durch den spärlichen Lichteinfall im Hypostyl wird vor allem bei größeren Tempelanlagen der Eindruck eines unbegrenzten allseitigen Säulenwaldes bewirkt.

Symbolik

In der Darstellung des Mikrokosmos der Schöpfung durch den ägyptischen Tempel selbst versinnbildlichte das Hypostyl den Schilfsumpf um den Urhügel. Durch die Verwendung von Papyruskapitellen wurde der Eindruck des Betrachters, sich in einem Wald von Pflanzen zu befinden, verstärkt. Im Amun-Tempel von Karnak wurde diese Symbolik noch weiter ausgebaut, indem man die 137 Säulen auf Basen erhob, die an die Erde um die Wurzeln von Papyruspflanzen erinnern. Die großen Säulen entlang der Mittelachse sind 23 m hoch und enden in weit geöffneten Papyruskapitellen, die übrigen Säulen in geschlossenen Papyruskapitellen. Auch im Chnum-Tempel von Esna wurde die Sumpfsymbolik verstärkt, indem man Insekten auf den Säulenkapitellen darstellte. Die Architrave auf den Säulen und die Decke stellten den Himmel dar.

Profanbau

Die höher gestellten Klassen in Ägypten verwendeten das Hypostyl auch in ihren Wohnhäusern. Ebenso wie im Tempel wurde auch hier auf eine durch die Tradition bestimmte Raumfolge geachtet. Über den Haupthof kam man in eine offene Säulenhalle, an die sich eine quergestellte Empfangshalle anschloss. Der darauf folgende Hauptraum wurde meist in Form eines viersäuligen Hypostylsaales errichtet.

Literatur

  • Werner Müller, Gunther Vogel - dtv-Atlas Baukunst Band 1 Allgemeiner Teil, ISBN 3-423-03020-8
  • Hosam Refai, Untersuchungen zum Bildprogramm der großen Säulensäle in den thebanischen Tempeln des Neuen Reiches, Beiträge zur Ägyptologie, Nr. 18, Wien 2000, ISBN 3-85043-091-X.

Weblinks

 Commons: Hypostyl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Hypostylon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary Wiktionary: Hypostylos – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

[1] Ägyptologie Forum

Sphinx-Suche.de Sphinx-Suche


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Karnak-Tempel — Tempelanlage von Karnak Der Eingangsbereich zum Karnak Tempel Die K …   Deutsch Wikipedia

  • Karnaktempel — Tempelanlage von Karnak Der Eingangsbereich zum Karnak Tempel Der Karnak Tempel liegt als größte Tempelanlage von Ägypten etwa 2,5 Kilometer nördlich von Luxor und d …   Deutsch Wikipedia

  • Tempel von Karnak — Tempelanlage von Karnak Der Eingangsbereich zum Karnak Tempel Der Karnak Tempel liegt als größte Tempelanlage von Ägypten etwa 2,5 Kilometer nördlich vo …   Deutsch Wikipedia

  • Tempel von Dendera — Der Tempel von Dendera ist eine altägyptische Tempelanlage in Dendera, 55 km nördlich von Luxor in Oberägypten. Sie ist eine der wichtigsten Tempelstätten Ägyptens und war der Göttin Hathor gewidmet. Die Anlage liegt im Bezirk der antiken… …   Deutsch Wikipedia

  • Neues Museum (Berlin) — Das Neue Museum ist Teil des Weltkulturerbes Berliner Museumsinsel. Das zwischen 1843 und 1855 errichtete Gebäude gilt als Hauptwerk des Architekten und Schinkel Schülers Friedrich August Stüler und bildet sowohl als Teil der Gesamtanlage der… …   Deutsch Wikipedia

  • Totentempel des Ramses III. — Totentempel des Ramses III. in Hieroglyphen …   Deutsch Wikipedia

  • Neues Museum Berlin — Westfassade des Neuen Museums, 2009 Der …   Deutsch Wikipedia

  • Tempel von el-Tod — Südseite des Month Tempels von el Tod Der Tempel von el Tod ist ein ehemaliger dem falkenköpfigen Kriegsgott Month geweihter altägyptischer Tempel in der zwanzig Kilometer südwestlich von Luxor gelegenen Stadt el Tod (auch el Tôd; arabisch ‏طود …   Deutsch Wikipedia

  • Al-Tod — DMS …   Deutsch Wikipedia

  • At-Tod — DMS …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”