Hôtel de Cluny

Hôtel de Cluny
Hôtel de Cluny

Das Museum Musée national du Moyen Âge (bis zum Jahr 1980: Musée de Cluny) gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Paris. Es befindet sich im Quartier Latin im 5. Arrondissement.

Inhaltsverzeichnis

Die Gebäude

Um das Jahr 200 wurden die heute als Thermes de Cluny bekannten Thermen gebaut, um das Jahr 380 wurden sie weitgehend zerstört. Lediglich das Frigidarium (Kaltwasserbad) ist zum großen Teil erhaltengeblieben und in das Museum integriert. Es gilt mit einer Länge von über 20 m als einst größtes Frigidarium in der Provinz Gallien.

Im Jahre 1330 hat ein Abt der Abtei Cluny die Überreste der Anlage erworben, um zukünftig eine eigene Unterkunft im Besitz der Abtei bei Besuchen am königlichen Hof in Paris zu haben. Von 1485 bis 1490 wurde auf dem Grundstück der Palast Hôtel de Cluny gebaut. Er verbindet einige Stilelemente der Spätgotik und der Renaissance. Im Jahre 1842 wurde das Ensemble zum Staatsbesitz, im Jahre 1844 wurde das Museum eröffnet.

Im September 2000 wurde neben dem Hôtel de Cluny der Mittelalterliche Garten (fr. Le jardin médiéval) mit einer Fläche von ca. 5.000 m² angelegt.

Die Sammlung

Einer der Bewohner des Hôtel de Cluny war Alexandre Du Sommerard (1779–1842), ein Kunstsammler und Archäologe. Er trug im Hôtel eine große Sammlung mittelalterlicher Gerätschaften und Kunstgegenstände zusammen, die der französische Staat nach seinem Tode kaufte und Anlass für die Gründung des Museums waren.

Dame mit dem Einhorn

Dame mit Einhorn

Als die Hauptattraktion des Museums gilt der sechsteilige Millefleurs-Wandbehang Dame mit dem Einhorn (fr. La Dame à la licorne). Die Bildwirkereien sind am Ende des 15. Jahrhunderts in den Niederlanden entstanden. Fünf der Werke zeigen symbolisch die fünf Sinne, das sechste wird als "Mein einziger Wunsch" (fr. A mon seul désir) bezeichnet.

Die Bildwirkereien befinden sich in einem umgebauten, runden, fensterlosen Raum, in dem die Beleuchtung mit der Stärke von 50 Lux herrscht. Dies soll die Teppiche vor der Lichteinwirkung schützen und gleichzeitig ihre Farben besser zur Geltung bringen.

Die Entstehung dieser Gobelins wird auch in dem Roman „The Lady and the Unicorn“ von Tracy Chevalier (deutsche Übersetzung: „Der Kuss des Einhorns“, List-Taschenbuch, Berlin 2005, ISBN 3-548-60536-2) thematisiert. In diesem Buch finden sich auch Abbildungen aller sechs Wandteppiche.

Basler Antependium

Als besonders bedeutend gilt das Basler Antependium aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts. Es wurde aus Gold gefertigt und ist ca. 180 cm breit und ca. 120 cm hoch. Das Basler Antependium wurde nach der überwiegenden Meinung der Historiker in Fulda gefertigt, es gibt aber auch Hypothesen, der Ursprungsort sei Bamberg. Nach einigen Hypothesen befand sich das Antependium ursprünglich in einem Bamberger Benediktinerkloster.

Unklar ist, wie das Basler Antependium nach Frankreich gelangt ist. Nach einer der Hypothesen war es im Jahre 1023 eines der Geschenke des Kaisers Heinrich II. an den König Robert II. Das Basler Antependium gehört dem Museum seit dem Jahr 1854.

Pilier des nautes

Der pilier des nautes

Im früheren Frigidarium befinden sich 5 der vermutlich einst 8 Steine, die die Säule Pilier des nautes gebildet haben. Sie wurden im Jahre 1711 unter dem Chor der Kathedrale Notre Dame gefunden. Die Säule wurde unter der Herrschaft (14 - 37 n. Chr.) des Kaisers Tiberius zu Ehren des Gottes Jupiter aufgestellt und zeigt u.a. die antiken Seine-Schiffer, die Nautes. Ein Modell zeigt das vermutete ursprüngliche Aussehen der Säule, die als die älteste zumindest teilweise erhaltene Pariser Skulptur gilt.

Sonstige Exponate

Gotenkrone aus dem 7. Jahrhundert

Es werden zahlreiche gotische Skulpturen ausgestellt, vorwiegend aus dem 12. Jahrhundert und dem 13. Jahrhundert. Darunter befinden sich die um das Jahr 1220 erschaffenen, im Jahre 1977 gefundenen 21 Abbildungen der Köpfe der judäischen Könige. Sie wurden dem Museum im Jahre 1980 übergeben.

Im selben Raum wie die Köpfe der Könige befindet sich die aus Kalkstein gefertigte Statue des Adam, die um das Jahr 1260 entstanden ist. Sie befand sich ursprünglich auf der Kathedrale Notre Dame und wird wegen des im 13. Jahrhundert ungewöhnlichen Realismus gerühmt.

Als bedeutend gelten auch die ausgestellten Glasmalereien aus dem 12. bis 13. Jahrhundert. Sie waren einst in diversen Kirchen in Nordfrankreich eingebaut; u.a. in Sainte-Chapelle und in der Basilika Saint-Denis. Die älteste Glasmalerei entstammt dem Jahr 1144.

Literatur

  • Chris Boicos: Paris. RV Reise- und Verkehrsverlag, Berlin 1994, S. 154-157, ISBN 3-89480-901-9
  • Julia Droste-Hennings, Thorsten Droste: Paris. Eine Stadt und ihr Mythos. DuMont, Köln 2003, S. 124-130, ISBN 3-7701-6090-8
  • Heinfried Wischermann: Architekturführer Paris. Gerd Hatje, Ostfildern 1997, S. 24,37, ISBN 3-7757-0606-2
  • Tracy Chevalier: Der Kuss des Einhorns. List-Taschenbuch, Berlin 2005, ISBN 3-548-60536-2

Weblinks

48.8505555555562.34333333333337Koordinaten: 48° 51′ 2″ N, 2° 20′ 36″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hotel Christian Cluny — (Лурд,Франция) Категория отеля: 2 звездочный отель Адрес: 24 Avenue Bernadette Soubi …   Каталог отелей

  • Hôtel de Cluny — Musée national du Moyen Âge Musée national du Moyen Âge Le musée national du Moyen Âge, de son nom officiel Musée national du Moyen Âge Thermes et hôtel de Cluny[1], est situé dans le Ve arrond …   Wikipédia en Français

  • Cluny Square Hotel Paris (Paris) — Cluny Square Hotel Paris country: France, city: Paris (Notre Dame Latin Quarter) Cluny Square Hotel Paris Conveniently located at the crossroads of the two famous boulevards, Saint Michel and Saint Germain, Cluny Square Hotel Paris offers its… …   International hotels

  • Cluny Abbey — in 2004 Cluny Abbey (or Cluni, or Clugny, French pronunciation: [klyˈni]) is a Benedictine monastery in Cluny, Saône et Loire, France. It was built in the Romanesque style, with three churches built in succession from the 10th to the early… …   Wikipedia

  • Cluny (Begriffsklärung) — Cluny steht für Cluny, eine Stadt im Departement Saône et Loire Cluny (Abtei), ein französisches Kloster Cluny ist der Familienname von Geneviève Cluny (* 1928), französische Schauspielerin Cluny ist ein Familienname des Macpherson Clans (auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Hôtel particulier in Paris — Paris heute, Marais ist Teil der Arrondissements 3. Temple und 4. l’Hôtel de Ville, Faubourg Saint Honoré im 8. l’Elysée, Faubourg Saint Germain im 7. Palais Bourbon, das Quartier Latin im 5. Panthéon und 6. Luxembourg …   Deutsch Wikipedia

  • Cluny - La Sorbonne (Paris Métro) — Infobox Paris metro Name=Cluny La Sorbonne Pic= Day=February 15th Year=1930 Access= Municipality=the 5th arrondissement of Paris Zone=1 Next= X=143 Y=91Cluny La Sorbonne is a station of the Paris Métro. The station is named after the Hôtel de… …   Wikipedia

  • Hôtel particulier — In French contexts an hôtel particulier is an urban private house of a grand sort. Whereas an ordinary maison was built as part of a row, sharing party walls with the houses on either side and directly fronting on a street, an hôtel particulier… …   Wikipedia

  • Cluny — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Cluny peut faire référence à : Toponymes Cluny, une commune française de Saône et Loire, Vitry lès Cluny, une commune française de Saône et Loire, L… …   Wikipédia en Français

  • Cluny (desambiguación) — El término Cluny puede hacer referencia a: Cluny, una comuna francesa del departamento de Saona y Loira la abadía de Cluny, edificio del siglo X, monumento histórico, desde donde se propagó la orden religiosa homónima. una parte específica de esa …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”