- Hürnen Seyfrit
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Der Hürnen Seyfrit (Das Lied von Siegfried mit der Hornhaut) ist ein Werk der Siegfriedsage. Der früheste bislang bekannte Druck stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.[1]
Der Hürnen Seyfrit (oder Hürnen Seyfrid) zeigt, dass es unterschiedliche Überlieferungen zu Siegfrieds Jugend gegeben hat. In ihm wird über Siegfrieds Jugend gleich zweimal berichtet, einmal als Königssohn, einmal als Knecht bei einem Schmied, als würden einander widersprechende Parallellieder einfach aneinandergereiht. Dadurch entsteht zwar ein, als Ganzes betrachtet, indiskutabel heterogenes und widersprüchliches Werk, für die Kenntnis von Parallelüberlieferungen ist es aber wertvoll. Das Werk ist in gedruckten Fassungen (und in einem neuentdeckten handschriftlichen Fragment) ab dem 16. Jahrhundert erhalten; doch zeigen ähnliche Sagendetails in der Thidrekssaga und in spätmittelalterlichen Bearbeitungen des Nibelungenliedes, dass Vorstufen davon schon ab dem 13. Jahrhundert existierten.
In einer 1726 erschienenen Ausgabe wird das Lied vom Hürnen Seyfried als „Eine wunderschöne Historie Von dem gehörnten Siegfried“ in Prosa nacherzählt. Nach dem Titel des Buches wurde die Sage „Aus dem Frantzösischen ins Teutsche übersetzt, und von neuen wieder aufgelegt“.[2][3].
Inhaltsverzeichnis
Textausgaben
- Wolfgang Golther (Hrsg.): Das Lied vom Hürnen Seyfrid nach der Druckredaktion des 16. Jahrhunderts. Mit einem Anhange Das Volksbuch vom gehörnten Siegfried nach der ältesten Ausgabe (1726). (Reihe: Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts). Halle: Niemeyer 1889 bzw. 1911.
- Kenneth Charles King (Hrsg.): Das Lied vom Hürnen Seyfrid. Manchester: University Press, 1958. Edition und gute Einleitung.
- Peter Suchsland (Hrsg.): Deutsche Volksbücher in drei Bänden. Erster Band: Historie von dem gehörnten Siegfried. Berlin & Weimar: Aufbau 1975.
- Siegfried Holzbauer (Hrsg.): Das Lied vom Hürnen Seyfrid. Neu ill. von Siegfried Holzbauer. Mit Beitr. von Ralph Breyer. Klagenfurt, Wien u.a.: Wieser 2001. ISBN 3-85129-348-7
Faksimile-Drucke
- Otto Clemen( Hrsg.): Das Lied vom Hürnen Sewfried. Zwickau, F. Ullmann, 1911. Zwickauer Facsimiledrucke Nr. 6.
Literatur
- Theodor Lindemann: Versuch einer Formenlehre des Hürnen Seyfrid. Mit d. 24 Holzschnitten d. neuentdeckten Strassburger Druckes v. 1563 als Anhang. Halle: Niemeyer 1913.
- Roswitha Wisniewski: Das Heldenleben-Schema im Hürnen Seyfrid, in: Festschrift O. Höfler 1976, S. 704-720.
- Volker-Jeske Kreyher: Der Hürnen Seyfrid: die Deutung der Siegfriedgestalt im Spätmittelalter. Frankfurt am Main u.a.: Lang 1986. ISBN 3-8204-8245-8
- Claude Lecouteux: La légende de Siegfried d'après La chanson de Seyfried à la Peau de Corne et La saga de Þiðrekr de Vérone. Textes présentés et trad. par Claude Lecouteux. Paris, Ed. du Porte-Glaive, 1995. ISBN 2-906468-33-9.
- Jürgen Beyer; John L. Flood: Siegfried in Livland? Ein handschriftliches Fragment des Liedes vom Hürnen Seyfrid aus dem Baltikum, in: Lied und populäre Kultur / Song and Popular Culture. Jahrbuch des Deutschen Volksliedarchivs 45 (2000), S. 35-71. ISSN 1619-0548
- Ralph Breyer: Der Hürnen Seyfrid : ein Forschungsbericht. In: Sagen- und Märchenmotive im Nibelungenlied, (2002), S. 97-120. ISBN 3-9806754-8-3
- Verio Santoro: La ricezione della materia Nibelungica tra Medioevo ed Età moderna: Der hürnen Seyfrid. Salerno, Laveglia, 2003. ISBN 88-88773-04-5
Weblinks
- Text der Ausgabe von Kenneth Charles King 1958 in der Bibliotheca Augustana
- Text der Nürnberger Ausgabe von Georg Wachter, um 1540, mit Holzschnitten eines Druckes des 16. Jahrhunderts
- Text der Nürnberger Ausgabe von Georg Wachter, um 1540, mit Übertragung in die französische Sprache
Einzelnachweise
- ↑ Suchsland, a. a. O., S. 300.
- ↑ Suchsland, a. a. O., S. 241.
- ↑ Eine wunderschöne Historie von dem gehörnten Siegfried: was wunderlicher Abentheuer dieser theure Ritter ausgestanden, denckwürdig u. mit Lust zu lesen; aus d. Franz. ins Teutsche übersetzet, u. jetzt wieder übersehen u. verb. Ausgabe der Bibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zahlreiche Neuauflagen bzw. Nachdrucke, zuletzt 1979.
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