IAEA

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Flagge der IAEO
IAEO-Hauptquartier in Wien, Österreich

Die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO, englisch: International Atomic Energy Agency, IAEA) ist eine autonome wissenschaftlich-technische Organisation, die innerhalb des Systems der Vereinten Nationen einen besonderen Status innehat. Die IAEO ist keine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, sondern mit diesen vielmehr durch ein separates Abkommen verbunden. Sie berichtet regelmäßig der Generalversammlung der Vereinten Nationen und darüber hinaus dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, wenn sie eine Gefährdung der internationalen Sicherheit feststellt[1]. Die IAEO soll die friedliche Nutzung der Kernenergie und der Anwendung radioaktiver Stoffe, sowie die internationale Zusammenarbeit hierbei, fördern und gleichzeitig die militärische Nutzung dieser Technologie (z. B. Proliferation von Kernwaffen) durch Überwachungsmaßnahmen („Safeguards“) verhindern. Für ihren Einsatz für diese Ziele wurde sie 2005 gemeinsam mit ihrem aktuellen Generaldirektor Mohammed el-Baradei mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Die IAEO wurde am 29. Juli 1957 im Rahmen des Programms „Atoms for Peace“ unter dem Dach der UN in New York gegründet und hat ihren Verwaltungssitz in der Wiener UNO-City (Österreich). Regionale Büros sind in Genf/Schweiz, New York/USA, Toronto/Kanada und Tokio/Japan angesiedelt.

Das kerntechnische Untersuchungslabor befindet sich im etwa 30 km von Wien entfernten Seibersdorf am Gelände des Austrian Research Centers. Außerdem betreibt und fördert die IAEO Kernforschungszentren in Monaco und Triest/Italien.

Die IAEO setzt sich aus der Generalkonferenz, dem Gouverneursrat (Board of Governors) und dem Sekretariat zusammen. Derzeitiger Generaldirektor ist Mohammed el-Baradei. 2004 verfügte die Organisation über etwa 2.200 Mitarbeiter (davon etwa 350 Inspektoren) aus über 90 Ländern.

Die sechs Hauptabteilungen, jeweils unter einem Vizedirektor, sind den Ressorts Technische Zusammenarbeit, Kernenergie, Nukleare Sicherheit, Verwaltung, Nuklearwissenschaften und Anwendungen sowie Kernmaterialüberwachung („Safeguards“) zugeordnet.

Die Programme und Gelder werden von dem 35-köpfigen Gouverneursrat und der Generalversammlung aller Mitgliedsstaaten festgelegt. Der Etat beinhaltet ein reguläres Budget sowie zusätzlich freiwillige Beiträge. Das reguläre Budget für 2004 belief sich auf rund 270 Millionen US-Dollar. An zusätzlichen Beiträgen werden rund 75 Millionen US-Dollar angestrebt. Die Ausgaben der IAEO werden jährlich extern geprüft (englisch: External Auditor). Der External Auditor wird von der Generalkonferenz gewählt. Zur Zeit ist der Vizepräsident des deutschen Bundesrechnungshofes, External Auditor der IAEO.

Berichte zu den Aktivitäten der IAEO werden regelmäßig und zusätzlich bei Bedarf dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und der UN-Generalversammlung vorgelegt.

Generaldirektoren der IAEO

IAEO-Generaldirektor Mohammed el-Baradei
  • 1957 bis 1961 William Sterling Cole, USA
  • 1961 bis 1981 Sigvard Arne Eklund, Schweden
  • 1981 bis 1997 Hans Blix, Schweden
  • seit 1997 Mohammed el-Baradei, Ägypten

Geschichte

  • Gründung der Organisation am 29. Juli 1957.
  • Am 30. März 1962 unterstellen die USA vier Kernkraftwerke unter die Kontrolle der IAEO. Der Generaldirektor Sigvard Arne Eklund nimmt 1962 an, dass bis 1980 die Hälfte des jährlichen Zuwaches der Stromerzeugung durch Kernkraftwerke produziert wird.
  • Auf der Generalkonferenz vom 18. bis 26. September 1962 wird Saudi-Arabien in die IAEO aufgenommen und das Budget für 1963 mit 7,4 Millionen US-Dollar bekanntgegeben.
  • 1962 wird im Rahmen eines australisch-japanischen Abkommens über die friedliche Nutzung der Kernenergie das Sicherheitssystem der IAEO unterstellt.
  • Ab März 1970 übernimmt die IAEO auch die Überwachung des Atomwaffensperrvertrages.

In jüngerer Zeit erregte die IAEO vor allem durch ihre Missionen im Irak vor Beginn des Krieges im Jahr 2003 sowie für ihre Arbeit in Nordkorea und dem Iran weltweite Aufmerksamkeit.

US-Lauschangriff auf die IAEO

Im Dezember 2004 wurde bekannt, dass Mohammed el-Baradei, seit 1997 Generalsekretär der Internationalen Atomenergiebehörde, von den USA systematisch belauscht wurde. El-Baradei zeigte sich empört, zumal er bislang zwar wusste, dass die USA gegen ihn arbeiteten, jedoch nicht, dass die Regierung der USA einen Eklat riskieren und ihn belauschen würde. Der Ägypter vermutet, dass die US-Regierung den illegalen Lauschangriff benutzen wollte, um belastendes Material zu finden, mit dem es möglich gewesen wäre, ihn zu erpressen und aus dem Amt zu drängen. -

Die IAEO und Tschernobyl

Die IAEO muss sich vorhalten lassen, dass sie vor dem Reaktorunfall in Tschernobyl aktiv an der Propagierung dieses RBMK-Reaktortyps mitwirkte. In einer heute auf ihrer Website abrufbaren Publikation (IAEA-Bulletin - Vol. 22, No. 2) spricht sie vom "ökonomisch vollumfänglich gerechtfertigten Bau" dieses Reaktortyps und davon, dass mit recht geringem Aufwand eine Leistungssteigerung von 1000 MW el. auf 1500 oder gar 2400 MW el. erzielbar sei (durch Erhöhung der Leistungsdichte im Kern). [2] 2400 MW gilt heute selbst für neue Reaktoren der 3. Generation als überhöht.

Arbeitsgebiete

Atomwaffensperrvertrag

Unter anderem ist die IAEO seit März 1970 auch zuständig für die Überwachung des Atomwaffensperrvertrages. Neben der Entsendung von Inspektoren, die weltweit etwa 2500 Überprüfungen vor Ort anstellen, bedient sich die IAEO mittlerweile auch der Satellitenüberwachung und ähnlicher Mittel, um die Einhaltung des Sperrvertrags zu kontrollieren. Ins internationale Interesse rückte sie 1991 nach Beendigung des zweiten Golfkriegs, als sie im Irak erstmals auch Untersuchungen außerhalb der vertraglichen Selbstverpflichtung eines Unterzeichnerstaates anstellen durfte und dabei ein geheimes Atomwaffenprogramm enthüllte.

Weitere Arbeitsgebiete

Hoheitsschild der IAEO im Forschungszentrum Seibersdorf

Außerdem engagiert sich die IAEO in der Anwendung und Entwicklung von friedlichen Möglichkeiten der Nukleartechnologie, z. B. in der Medizin, Landwirtschaft, Produktionsprozessen und natürlich der Stromerzeugung. Das IAEO-Forschungszentrum auf dem Gelände der Austrian Research Centers in Seibersdorf (Niederösterreich) beherbergt mehrere Abteilungen, die sich mit den verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten der Kernenergie befassen; im landwirtschaftlich-biotechnologischen Bereich gibt es eigene Abteilungen für Pflanzenzucht (Plant Breeding), Erdreich (Soil Science), Agrochemie, Entomologie (Insektenkunde, in deren Rahmen u. a. das unten genannte SIT-Programm erforscht wird), sowie veterinärmedizinische Anwendungen. Andere Abteilungen befassen sich mit Kernphysik, Dosimetrie, Chemie, instrumentaler Technik, u.ä. Die Safeguards-Laboratorien sind ebenfalls in Seibersdorf angesiedelt. Die Laboratorien beschäftigen ca. 180 Mitarbeiter (ca. 2.229 IAEO gesamt).

Zusammen mit der FAO betreibt die IAEO unter anderem ein Forschungsprogramm, das sich mit der Sterile Insect Technology (SIT) beschäftigt. Dabei werden männliche Insekten radioaktiv bestrahlt und auf diese Weise sterilisiert. Danach werden sie in freier Wildbahn ausgesetzt und können ihren sterilen Samen an Weibchen weitergeben. Die weiblichen Insekten vermeiden daraufhin Kontakt mit Männchen oder sie legen Eier, aus denen sich keine oder nur minderwertige Larven entwickeln. Langfristig sollen so Krankheiten wie Malaria oder die Schlafkrankheit ausgerottet werden.

Auszeichnungen und Preise

Die Internationale Atomenergieorganisation wurde für ihre Arbeit mit einer Reihe von internationalen Friedenspreisen ausgezeichnet.

Die Vergabe des Friedensnobelpreises wurde von der Anti-Atomkraft-Bewegung kritisch kommentiert, da die Behörde sich zwar gegen eine militärische Nutzung der Atomenergie ausspricht, die friedliche Nutzung jedoch unterstützt. [3]

Siehe auch

Weblinks

Quelle

  1. Das System der Vereinten Nationen. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen, 2008 (PDF)
  2. http://www.iaea.org/Publications/Magazines/Bulletin/Bull222/22204763445.pdf
  3. stern.de Lob und Tadel für Atomenergiebehörde

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