IT-Portfolio

IT-Portfolio

Der Begriff Portfolio (lat. portare „tragen“ und folium „Blatt“), selten Portefeuille, bezeichnet eine Sammlung von Objekten eines bestimmten Typs. Im übertragenen Sinne kann es auch eine Sammlung von hilfreichen Methoden, Verfahren oder Handlungsoptionen bedeuten. Ursprünglich bezeichnete es eine Brieftasche oder Sammelmappe. Im Bildungsbereich steht Portfolio für eine Mappe, in der Blätter zusammengetragen und aufbewahrt werden können. Der Begriff wird in ganz unterschiedlichen Bedeutungsbereichen verwendet

Inhaltsverzeichnis

Finanzwelt

Die Finanzwelt versteht unter Portfolio ein Bündel von Investitionen, das im Besitz einer Institution oder eines Individuums ist. Dem Aufbau eines Portfolios geht in der Regel eine umfangreiche Analyse voraus. Ein Portfolio zu besitzen ist in der Regel Teil einer Strategie, die Risiken finanzieller Investitionen durch Streuung zu senken.

Siehe auch: Portfoliotheorie, Portfolio Selection, Bank, Risikomanagement, Portfoliomanagement

Management, Marketing

Im Management und Marketing bezeichnet Portfolio eine Kollektion von Produkten, Dienstleistungen, Projekten oder Marken, die ein Unternehmen anbietet. Für den Aufbau eines entsprechenden Portfolios werden verschiedene Analysetechniken genutzt: B.C.G. Analysis, McKinsey-Portfolio, ADL-Portfolio, Deckungsbeitragsanalyse, Multifaktorenanalyse und Quality Function Deployment. In der Regel versuchen Firmen, sowohl eine Diversifikation als auch ein ausgewogenes Verhältnis von Angeboten in ihrem Portfolio zu erreichen.

Die verschiedenen Produkte eines Unternehmens werden im Boston Consulting Group-Portfolio hierbei in Abhängigkeit vom relativen Marktanteil und Marktwachstum, je nach Stand im Produktlebenszyklus, in vier Kategorien eingeteilt: Question Marks, Stars, Cash Cows und Poor Dogs. Das Produktportfolio ist eine Untermenge des Unternehmensportfolios, die sich bis auf die Ebene des einzelnen Produktes (Anteil am Umsatz, Gewinn, Zuwachsraten usw.) definieren lässt.

Siehe auch: Produktpolitik, Strategisches Management, Marketing, Kundenwert

Bildung

Portfolios im Bildungsbereich kann man in verschiedene Arten einteilen:

  • Kurs-Portfolio: dient dazu, Produkte und Leistungsbelege aus einem einzelnen Kurs (z. B. Unterrichtsfach Politik, Biologie etc.) zu sammeln.
  • Portfolio im Sinne einer Leistungsmappe: sammelt und ordnet bestimmte Produkte, die eine Lernbiographie des Lernenden kennzeichnen, bzw. die Entwicklung des Lernenden sichtbar machen oder seine Arbeit an einem Projekt dokumentieren. Es kann als Vorzeigeportfolio, Prüfungsportfolio oder auch als Bewerbungsportfolio verwendet werden.
  • Ein Portfolio kann auch Zeugnisse, Stellenbeschreibungen, Auszeichnungen, Zertifikate, Teilnahmebescheinungen oder auch Lernerfahrungen und -erfolge systematisch erfassen; persönliche Lernstrategien planen; die eigene Stellensuche optimieren etc. (siehe auch E-Portfolio).

Besonderes Merkmal eines Portfolios: es ermöglicht, sich eine systematische Lernstrategie zu erarbeiten. Die Reflexion und Evaluation der eigenen Person, der Lerninhalte sowie der Lernerfahrungen kennzeichnen ein Portfolio (vgl. Arbeitsjournal).

Pädagogische Portfolios haben ihren Ursprung in der Alternative Assessment-Bewegung. Bei der Übernahme des Portfoliobegriffes in den Bildungsbereich, war die inhaltliche Nähe zu Portfolios im künstlerischen und im wirtschaftlichen Bereich beabsichtigt. Das Portfolio im schulischen Bereich zeigt ebenso das Können, die Arbeitsweise und die Entwicklung des Lernenden auf, wie das im künstlerischen Umfeld. Es ist einerseits mit der Darstellung und Einschätzung von Kompetenzen verbunden. Andererseits steht die Weiterentwicklung dieser Kompetenzen im Mittelpunkt. Auch die bereits erwähnte Transportierbarkeit des Portfolios wirkte bei der Begriffswahl verstärkend. Aus der wirtschaftlichen Verwendung lassen sich Analogien in Bezug auf die Risikominimierung bei der Beurteilung ziehen. Hierbei werden von den Portfolioautoren und –autorinnen selbst ausgewählte Leistungsnachweise in das Portfolio eingelegt und einer Beurteilungsprozedur unterzogen. Damit bekommen die AutorInnen die Möglichkeit ihre besten Leistungen auszuwählen. Dadurch minimieren sie das Risiko den gestellten Anforderungen nicht zu genügen. Sie bekommen die Möglichkeit, diese besten Leistungen entsprechend ihren Zielen einzusetzen. Bezogen auf die Leistungsbeurteilung bringen sie die Lernenden aus einer reaktiven Rolle des „überprüft werden“ in eine aktive Rolle der „Kompetenzen Darstellenden“.[1]

Portfolioarbeit vollzieht sich anhand mehrerer Prozessschritte, die beginnend bei der Definition des Kontextes, über das Sammeln von Dokumenten (Lernprozessbeschreibungen und Lernprodukte), das Auswählen dieser Dokumente in das Portfolio, der Reflexion (als Kernelement der Portfolioarbeit) und Portfolioberatung und den daraus resultierenden Projektionen auf neue Lernziele bis zur schließenden Präsentation des fertig gestellten Portfolios reichen.[2]

Die Portfolioarbeit wird durch folgende Aspekte charakterisiert:

1991 wurde das Europäische Sprachenportfolio als Projekt des Europarates initiiert. Ziel des Europäischen Sprachenportfolios ist es den Spracherwerbsprozess von Lernenden zu begleiten, Mehrsprachigkeit zu fördern und so zu einer größeren sprachlichen und kulturellen Vielfalt Europas beizutragen.

Design/Kunst

Für Berufskreative ist das Portfolio eine Zusammenstellung der besten und wichtigsten Arbeiten und Projekte, an denen man beteiligt war. Es dient zu Bewerbungs- oder Selbstvermarktungszwecken. Ein Portfolio ist üblich in Form einer Mappe, als analoger oder digitaler Datenträger (VHS-Band, CD-ROM, DVD usw.), oder auch als Website im Internet. Modelle oder Schauspieler verwenden eine Auswahl ihrer wichtigsten Arbeiten für die Sedcard, welche eine Kombination von Portfolio und Visitenkarte zwecks Übergabe an potentielle Kunden darstellt. Im Bereich des Films und animierten Designs finden Showreels Verwendung.

„Schon in der Renaissance haben Künstler und Architekten ein Portfolio mit sich geführt, wenn sie sich um Plätze an Akademien oder um Bauaufträge bewarben. Mit Hilfe der darin enthaltenen Dokumente konnten sie nicht nur die Qualität ihrer Arbeit zeigen, sondern zugleich auch, wie sie ihr Können im Laufe der Zeit weiter entwickelt haben. Darüber hinaus konnten anhand von Skizzen und Entwürfen die persönlichen Arbeitstechniken bzw. der eigene Arbeitsstil dargestellt werden.“

Häcker 2006, S. 27f.

Informationstechnik

Für große Industrieunternehmen und Banken ist das IT-Portfolio eine Gesamtübersicht aller IT-Anwendungen, IT-Projekte und IT-Mitarbeiterkompetenzen. Dabei beinhaltete das IT-Anwendungsportfolio bestehende Systeme, das IT-Projektportfolio die Neu-Entwicklung bzw. Weiter-Entwicklung von Anwendungen (inkl. der zugehörigen Infrastruktur) und das IT-Mitarbeiterportfolio die Steuerung der Mitarbeiterkompetenzen. Für die systematische Verwaltung und Weiterentwicklung eines IT-Portfolios ist eine eigene Arbeitsdisziplin entstanden: IT-Portfoliomanagement.

Das Konzept des IT-Portfolios ist vergleichbar mit dem des Finanzportfolios (IT-Finanzmanagement), mit einem signifikanten Unterschied: IT-Investitionen sind nicht problemlos in Bargeld umzuwandeln (z.B. im Gegensatz zu Aktien an einer Wertpapierbörse). Daher sind die verwendeten Berurteilungsmaßstäbe sowohl wirtschaftlicher als auch strategischer Natur (z.B. zur Sicherung eines Wettbewerbvorteils) und werden in systematischen Wertungslisten, den "Scorecards", erfasst (z.B. mit einer Balanced Scorecard).

Erstmalig wurde der Gedanke des IT-Portfolios von McFarlan auf IT-Investitionen und IT-Anlagen angewendet.

Einzelnachweise

  1. vgl. Häcker, T. [2007], S. 86
  2. vgl. Häcker, T. [2007], S. 245ff.
  3. vgl. Brunner/Schmiedinger [2000], S.17
  4. vgl. Reich, K. [2006], S. 19
  5. vgl. Häcker, T. [2007], S. 109
  6. Brunner, I. [2007], S. 73

Literatur

  • Brunner, I., Häcker, T., & Winter, F. (Hrsg.), (2006). Das Handbuch Portfolioarbeit. Konzepte, Anregungen, Erfahrungen aus Schule und Lehrerbildung. Seelze: Kallmeyer.
  • Gläser-Zikuda, M. & Hascher, T. (Hrsg.), (2007). Lernprozesse dokumentieren, reflektieren und beurteilen. Lerntagebuch und Portfolio in Bildungsforschung und Bildungspraxis. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
  • Gläser-Zikuda, M., Lindacher, T., & Fuß, S. (2006). Wirksamkeit eines Portfolios im Unterricht zur Förderung von Lernleistungen und Lernstrategien. Eine quasi experimentelle Studie. Empirische Pädagogik, 20 (3), 229-244.
  • Häcker, T. (2005). Mit der Portfoliomethode den Unterricht verändern. Pädagogik, 57 (3), 13-18.
  • Häcker, T. (2006). Wurzeln der Portfolioarbeit. Woraus das Konzept erwachsen ist. In Ilse Brunner, Thomas Häcker, & Felix Winter (Hrsg.), Das Handbuch Portfolioarbeit. Konzepte, Anregungen, Erfahrungen aus Schule und Lehrerbildung. (S.27-32). Seelze: Kallmeyer.
  • Häcker, T. (2007). Portfolio: ein Entwicklungsinstrument für selbstbestimmtes Lernen. Eine explorative Studie zur Arbeit mit Portfolios in der Sekundarstufe 1. (2., überarb. Aufl.). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
  • Hebert, E. A. (2001). The Power of Portfolios: What Children Can Teach Us About Learning and Assessment. San Francisco: Jossey-Bass.
  • Lissmann, U. (2004). Beurteilung und Beurteilungsprobleme bei Portfolios. In Reinhold S. Jäger (Hrsg.), Von der Beobachtung zur Notengebung. Ein Lehrbuch. (4. überarb. u. erg. Aufl.). (S.211-241). Landau: Verlag Empirische Pädagogik.
  • Jäger, R.S. (2007). Beobachten, beurteilen und fördern! Lehrbuch für die Aus-, Fort- und Weiterbildung. Landau: Verlag Empirische Pädagogik.
  • Lissmann, U. (2006). Schülerportfolios. Werkzeuge zur Beurteilung anspruchsvollen Lernens. Pädagogische Führung, 17 (4), 198-203.
  • McFarlan, F. W. (1981). “Portfolio approach to information systems.” Harvard Business Review (September-October 1981): 142-150
  • Paulson, F. L., Paulson, P. R., & Meyer, C. A. (1991). What Makes a Portfolio a Portfolio? Eight thoughtful guidelines will help educators encourage self-directed learning. Educational Leadership, 48 (5), 60-63.
  • Vierlinger, Rupert (1999). Leistung spricht für sich selbst. Heinsberg
  • Winter, F. (2004). Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen anderen Umgang mit den Schülerleistungen. Baltmannsweiler: Bernd- Schuster Verlag

Weblinks


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