Idunna

Idunna
Idun wird von Thiazi auf diesem Bild davon getragen, gezeichnet von H. Theaker, 1920

Idun oder auch lateinisch Iduna (altnord. Iðunn die Erneuernde, die Verjüngende) ist in der nordischen Mythologie die Göttin der Jugend und der Unsterblichkeit.

Sie ist die jüngste Tochter der älteren Kinder des Zwergs Ivaldi (Hrafnagaldr Odins 5) und die Gemahlin des göttlichen Sängers Bragi, der sie mit einem Lied für sich gewann. Idun ist die Hüterin der goldenen Äpfel, die den Göttern die ewige Jugend und damit auch die Unsterblichkeit verleihen (Gylfaginning 26).[1] Als Hüterin der goldenen Äpfel ist ihr Baum der Apfelbaum.

Als Loki von dem Riesen Thiazi[2] geraubt wurde, wollte dieser ihn nur freilassen, wenn er ihm Idun zusammen mit ihren goldenen Äpfeln ausliefere. Als das geschah, begannen die Götter sogleich zu altern und zwangen Loki, die Geraubte aus der Gewalt des Riesen zu befreien. Loki, in das Falkengewand Freyas[3] gekleidet, verwandelte die Gefangene in eine Nuss und brachte sie nach Asgard zurück, verfolgt von dem Riesen, dem die Flüchtenden nur um Haaresbreite entkamen. Thiazi wurde von den Asen durch das Verbrennen seiner Flügel getötet. (Überlieferung durch den Skalden Thjodolf von Hwin, 9. Jh, in seiner Dichtung Herbst-Lange)

Loki beschimpft Idun als mannstoll, da sie ihre weißen Arme um den Mörder ihres Bruders lege (Lokasenna 17). Von diesem Mythos ist ansonsten nichts in der nordischen Mythologie überliefert. Der besagte Brudermörder kann nach unserem Verständnis nur ihr Gemahl Bragi sein.

Als sich das Ende der Welt durch bedrohliche Vorzeichen ankündigt, sinkt Iduna von der Weltesche Yggdrasil in die Unterwelt (Hrafnagaldr Odins 6-7), wohin ihr Bragi folgt.[4]

Die Göttin der goldenen Äpfel der Unsterblichkeit erinnert an den griechischen Mythos von den goldenen Äpfeln des Baums der Hesperiden und ist vielleicht auch aus der griechischen Sagenwelt entlehnt worden, da der Apfelbaum auf Island und in Norwegen nicht in der Natur vorkommt. Auch eine Entlehnung aus der Bibel, die Äpfel vom Baum des Lebens im Garten Eden, wurde vertreten. Die Mythe vom Raub der Idun durch einen Riesen hat einige Parallelen mit dem Verhältnis der Riesen zu Freya. Aus Irland ist eine keltische Sage überliefert, in der drei Brüder im Falkengewand die Wunderäpfel Hisbernas rauben. Sie werden dabei von den Töchtern eines Königs in Adlergestalt verfolgt und entkommen nur knapp. Auch hier scheint eine Entlehnung von den Hesperiden erfolgt zu sein. Demnach handelt es sich bei Idun nicht um eine originäre Göttin der germanischen Mythologie, sondern nur um eine spätnordische, dichterische Erfindung. Nach anderer Ansicht aber beweist nichts, dass sie nicht unter einem anderen Namen seit alters her der germanischen Götterwelt angehörte.

Einzelnachweise

  1. U.Diedrichs:Germanische Götterlehre- Die Prosa-Edda in der Übertragung von Gustav Neckel:Gylfis Betörung; S.144 „Bragis Frau ist Idun. Sie verwahrt in ihrer Truhe die Äpfel, welche die Götter verzehren werden, wenn sie altern, dann werden sie alle wieder jung und bleiben es bis zum Ragnarök.“
  2. U.Diedrichs,Mythologisches Wörterbuch:„..der Mythos von der Entführung und der damit verbundenen Vergreisung der Götter, ist als Thjazi-Mythos (die Form Thiassi oder Thiazi ist gebräuchlicher) überliefert..“
  3. HERDER'S:Lexikon der keltisch-germanischen Mythologie, S.97 Stichwort → Idun
  4. Dr.Vollmer's: Wörterbuch der Mythologie aller Völker, inhaltliche Abhandlung S.270 - U.Diedrichs, Prosa-Edda -Der Skaldenmet- S.179, 180

Literatur

  • HERDER - Lexikon der germanischen und keltischen Mythologie ISBN 3-451-04250-9
  • Dr.Vollmer's: Wörterbuch der Mythologie aller Völker - Hoffmann'sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1874, REPRINT-VERLAG-LEIPZIG 2002
  • R.L.M. Derolez: Götter und Mythen der Germanen. Wiesbaden 1974, S. 184
  • U.Diedrichs: Germanische Götterlehre mit mythologischen Wörterbuch - Eugen Diedrichs Verlag, München 1983 5. Auflage 1993 ISBN 3-424-00746-3
  • Wolfgang Golther: Handbuch der germanischen Mythologie. Leipzig 1875, neu aufgelegt Marix Verlag, 2004, S. 537-540

Weblinks


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