- Ifo-Geschäftsklimaindex
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Der ifo-Geschäftsklimaindex ist ein vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München erstellter, vielbeachteter Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Elemente
Die aus dem weiter unten beschriebenen Fragebogen erhaltenen Antworten werden nach einem nicht näher spezifizierten Verfahren bewertet und saisonal gewichtet. Ein Index-Wert von 100 entspricht dabei den Erhebungsdaten für den 1. Januar 2000. Seit Januar 1991 sind mehr als 200 Datensätze veröffentlicht worden.
Aus den Rohdaten werden drei Datenreihen gewonnen:
- Geschäftsklima
- Geschäftsbeurteilung
- Geschäftserwartungen
Diese werden in prozentualer Veränderung zum Vormonat und als absoluter Wert in Bezug auf den Indexstichtag 1. Januar 2000 = 100 veröffentlicht.
Manchmal wird die wirtschaftliche Lage auch in Form einer Konjunkturuhr dargestellt.
Verfahren
Monatlich werden circa 7.000 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Großhandels und des Einzelhandels gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen. Das ifo-Geschäftsklima wird seit 1972 regelmäßig vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung veröffentlicht.
Fragebogen
Die Unternehmen werden befragt zu
- ihrer gegenwärtigen Lage mit folgenden Auswahlmöglichkeiten
- gut
- befriedigend
- schlecht
- ihren Geschäftserwartungen für das kommende halbe Jahr mit folgenden Auswahlmöglichkeiten
- günstiger
- gleich bleibend
- ungünstiger
Bewertungsverfahren
Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten „gut“ und „schlecht“, der Saldowert der Erwartungen ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten „günstiger“ und „ungünstiger“. Das Geschäftsklima ist ein geometrischer Mittelwert aus den Salden der Geschäftslage und der Erwartungen. Zur Berechnung des Indexwerts wird das Geschäftsklima auf den Durchschnitt des Jahres 2000 normiert.
Interpretation
Der Index soll als Indikator für die konjunkturelle Entwicklung Daten aus der amtlichen Statistik ergänzen, denen gegenüber er den Vorteil hat, dass er häufiger erhoben wird und schneller verfügbar ist (das BIP beispielsweise wird nur quartalsweise erhoben und mit einer Verspätung von ca. zwei Quartalen unter Vorbehalt veröffentlicht).
Aufgrund der Qualität der erhobenen Daten (z. B. lag der Anteil der vom Ifo-Institut erfassten Branchen am BIP 1998 nur bei etwa 35%) erkauft er sich seine Vorteile allerdings durch eine im Vergleich zu Daten wie etwa dem BIP geringere Zuverlässigkeit.
Besondere Bedeutung hat er bei der Prognose von Trendwenden im Wirtschaftswachstum. Eine Trendwende bei der Konjunkturentwicklung ist mit hoher Sicherheit gemäß der so genannten Dreimal-Regel erst nach einem dreimaligen Ausschlagen des Geschäftsklima-Indikators in die betreffende Richtung zu erwarten (vgl.: MCD-Maß / months of cyclical dominance).[1]
Bei einem Vergleich zwischen den Indizes und dem BIP werden hier die Veränderungsraten der Indizes gegenüber dem Vorjahr herangezogen. Der Korrelationskoeffizient zwischen ermitteltem Geschäftsklima und Veränderungsraten des BIP liegt dann bei etwa 0,7.[1] Ein Wert von 0,7 besagt, dass 49% der Veränderungen im BIP durch den Geschäftsklimaindex bestimmt werden können.
Bei den Geschäftserwartungen ergibt sich im direkten Vergleich mit dem BIP ein Koeffizient von 0,6. Wenn man die Werte des Index um eine Periode in die Vergangenheit verschiebt, um seine Prognosefähigkeit zu bewerten, steigt der Koeffizient auf 0,65. Die Angaben der Unternehmen haben also erwartungsgemäß einen Vorlauf gegenüber der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung.[1]
Die Geschäftsbeurteilung hat von den veröffentlichten Indizes die geringste Korrelation zur Entwicklung des BIP: erst wenn man die Werte des Index ein Quartal in die Zukunft verschiebt, liegt die Korrelation auf einer akzeptablen Höhe bei 0,66. Dies bedeutet, dass dieser Index einen Nachlauf von etwa sechs Monaten hat.[1]
Höchst- und Tiefstwerte
Seinen tiefsten Wert im vereinigten Deutschland erreichte der Index mit 82,6 Punkten im Februar 2009. Im Dezember 2008 wurde im Teilindikator Geschäftserwartungen mit 76,9 Punkten ein Allzeittief erreicht. Der zweite Teilindikator Geschäftslage verzeichnete im Februar 1993 mit 84,8 Punkten den bis dahin niedrigsten Stand.
Das Allzeithoch des ifo-Index wurde im Dezember 2006 mit 108,8 Indexpunkten erreicht und übertraf damit leicht den vorherigen Höchstwert aus dem Januar 1991 (108,2 Punkte), in dem jedoch beim Teilindikator Geschäftsbeurteilung der historische Höchstwert gemessen wurde. Im März 2006 beurteilten die Unternehmen ihre zukünftige Geschäftslage (Teilindikator Geschäftserwartungen) bei einem Indexwert von 105,3 so gut wie nie zuvor.
Quellen
- ↑ a b c d Kunkel, André (2003): Zur Prognosefähigkeit des ifo-Geschäftsklimas und seiner Komponenten sowie die Überprüfung der „Dreimal-Regel“, ifo-Diskussionsbeiträge, Nr.80
Siehe auch
Weblinks
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