Igor Kurchatov

Igor Kurchatov

Igor Wassiljewitsch Kurtschatow (russisch Игорь Васильевич Курчатов; * 12. Januar 1903 in Simski Sawod (damals Gouvernement Ufa, heute Stadt Sim, Oblast Tscheljabinsk; † 7. Februar 1960 in Moskau) war ein sowjetischer Physiker und der Leiter des sowjetischen Atombombenprojekts. Er gilt seither als „Vater der sowjetischen Atombombe“.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Der junge Igor Kurtschatow

Igor Kurtschatow studierte Physik an der staatlichen Universität auf der Krim sowie Schiffbau am polytechnischen Institut in Petrograd. Im Jahre 1925 wechselte er an das physio-technische Institut, wo er unter Abram Fjodorowitsch Joffe an verschiedenen Problemen der Radioaktivität forschte. Ab 1932 erhielt er Geldmittel, mit denen er ein Team von Nuklearforschern finanzieren konnte. Kurtschatow und seine Mitarbeiter bauten das erste sowjetische Zyklotron.

Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion 1941 war Kurtschatow in der Rüstungsindustrie tätig. Zuerst konstruierte er eine Schutzvorrichtung für Schiffe gegen Minen. Später arbeitet er an der Verbesserung des Panzerschutzes der sowjetischen Panzer.

Im Jahre 1943 erhielt der sowjetische Geheimdienst NKWD eine Kopie eines britischen Geheimreports über die Möglichkeiten von Atomwaffen (den Bericht der so genannten MAUD-Kommission), was Stalin trotz der knappen Ressourcen während des Krieges dazu veranlasste, ein sowjetisches Atomwaffenprogramm zu initiieren. Stalin empfahl dem damaligen Außenminister Molotow daraufhin die Mitarbeit von Kurtschatow. Kurtschatow wurde schließlich zum Direktor des Programms ernannt. Das sowjetische Atombomben-Projekt erhielt zuerst nur eine relativ geringe Priorität, bis die Informationen des Spions Klaus Fuchs und die atomare Zerstörung von Hiroshima und Nagasaki die Aufmerksamkeit von Stalin auf die Atombombe lenkten. Stalin befahl Kurtschatow die Produktion einer Bombe bis 1948 und setzte den Geheimdienstchef Lawrenti Berija als direkten Leiter des Projekts ein. Das gesamte Projekt wurde dann in die Stadt Sarow in der Oblast Gorki (heute Oblast Nischni Nowgorod) verlegt, und in Arsamas-16 umbenannt. Die Arbeit des Teams (in dem auch andere prominente sowjetische Nuklearforscher wie Juli Borissowitsch Chariton, dem wissenschaftlichen Leiter von Arsamas, Jakow Borissowitsch Seldowitsch und Andrei Sacharow arbeiteten) wurde durch wissenschaftliche Publikationen in den USA sowie die Informationen von Klaus Fuchs unterstützt. Kurtschatow und Berija (der die Informationen als gezielte Falschauskünfte bezweifelte) bestanden auf eigenen wissenschaftlichen Untersuchungen.

Am 29. August 1949 wurde die erste sowjetische Atombombe gezündet. Kurtschatow bemerkte später dazu, dass sein hauptsächliches Gefühl in diesem Moment die Erleichterung war, da er sicher war, im Falle eines Fehlschlags erschossen zu werden.

Kurtschatow arbeitete anschließend am sowjetischen Wasserstoffbomben-Programm (1953). Später forderte er eine friedliche Nutzung der Nukleartechnologie und trat verstärkt gegen weitere Nuklearbomben-Tests ein. Er leistete viele wichtige Beiträge zur Theorie der Atomkerne, thermonuklearen Reaktionen und zur Plasmaphysik. Kurtschatow starb 1960 in Moskau während er sich mit seinem Freund Chariton auf einer Parkbank unterhielt. Seine Urne wurde an der Kremlmauer beigesetzt.

Sein ehemaliges Institut ist nach ihm benannt (Kurtschatow-Institut). Auch das Kernkraftwerk Belojarsk sowie ein Teil des Atomwaffentestgeländes Semipalatinsk[1] erhielt seinen Namen.

Trivia

  • Als 1964 in der Kernforschungsanlage bei Dubna das chemische Element mit der Ordnungszahl 104 entdeckt wurde, sollte es nach Vorschlägen sowjetischer Wissenschaftler ursprünglich Kurtschatowium benannt werden. Nach einer langjährigen Elementnamensgebungskontroverse setzte sich jedoch 1997 die Bezeichnung Rutherfordium durch.
  • Während des Atombomben-Programms schwor Kurtschatow, dass er seinen Bart nicht stutzen wolle, bis das Programm erfolgreich abgeschlossen sei. Er trug den Bart für den Rest seines Lebens, wodurch er den Spitznamen "Der Bart" erhielt.

Quellen

  1. Karte des Atomwaffentestgeländes Semipalatinsk

Weblinks


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