Il-78

Il-78
Iljuschin Il-76
Iljuschin Il-76TD „Candid“
Iljuschin Il-76TD „Candid“
Typ: Transportflugzeug
Entwurfsland: UdSSR UdSSR
Hersteller: Iljuschin
Erstflug: 25. März 1971
Indienststellung: Juni 1974
Produktionszeit:
  • 1974 bis 1997
  • Seit 2005 wieder in Serienproduktion
Stückzahl: ca. 960

Die Iljuschin Il-76 (NATO-Codename: „Candid“) ist ein schweres russisches Transportflugzeug, das bereits in der Sowjetunion entwickelt und gebaut wurde. Sie verfügt über vier Düsentriebwerke des Typs Solowjow D-30. Das Flugzeug ist in der Lage, schweres militärisches Gerät wie Panzer und Geschütze zu transportieren. Die militärische Variante der Il-76 ist mit einer rückwärtigen Geschützkuppel mit 23-mm-Kanonen ausgestattet. Die Besatzung besteht aus sechs bis sieben Mann. Sie ist zwischen Lockheed C-141 Starlifter und Boeing C-17 Globemaster anzusiedeln.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Entwicklungsarbeiten für ein Nachfolgemodell der An-12 begannen Ende der 1960er Jahre unter Leitung des damaligen Chefkonstrukteurs von Iljuschin, Genrich Nowoshilow. Die Maschine sollte 40 t Nutzlast über eine Entfernung von 5000 km befördern können. Die Forderung wurde am 27. November 1967 vom Ministerrat an Iljuschin übergeben. Nach einer Entwurfsüberprüfung durch die staatlichen Stellen im Mai 1969 begann ab Anfang 1970 der Bau des ersten Prototypen im Werk Nr. 240 am Flughafen Chodinka. Der Erstflug des Prototypen (Kennung SSSR-86712) erfolgte am 25. März 1971 vom Flughafen Chodinka aus. Die staatliche Flugerprobung fand von Scheremetjewo aus statt. Im Mai 1971 wurde der Prototyp auf dem 29. Pariser Aerosalon der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Serienproduktion begann 1973 in Taschkent (am 8. Mai 1973 hob die erste Serienmaschine ab) und ab 1974 wurde die Maschine an die sowjetischen Transportfliegerkräften WTA (etwa 405 Stück) und ab Dezember 1976 an die Aeroflot (über 120) ausgeliefert. Offiziell wurde die Maschine im Frühjahr 1976 in Dienst gestellt.[1]

Im Juli 1975 wurden mit einer Serienmaschine 25 Weltrekorde aufgestellt. So wurde eine Nutzlast von 70 Tonnen in eine Höhe von 11875 m befördert. Über eine Entfernung von 5000 Kilometern wurde mit einer Nutzlast von 40 Tonnen eine Geschwindigkeit von 816 km/h geflogen.

Außer in der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten war oder ist die Il-76 auf Kuba, im Irak, Iran, Algerien, Indien, Libyen, Ungarn (Kennung HA-TCB, Standort Budapest), Südkorea und Syrien im Einsatz. Verhandlungen mit China über ein Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden US-Dollar für 38 Il-76 und Il-78s wurden erfolgreich abgeschlossen.

Offiziell lief die Fertigung für die Sowjetunion 1992 aus, die letzten neuen Maschinen verließen 1997 das Werk. Allerdings konnten nach dem Jahr 2000 wieder Bestellungen aus Indien für 6 Maschinen IL-78MKI und zusätzliche A-50EI gewonnen werden. Die Produktion findet derzeit in den Tschkalow-Werken (GAS-84) bei Taschkent in Usbekistan statt, soll aber verlagert werden und ab 2010 in Russland bei Iljuschin in Uljanowsk stattfinden. [2] In den letzten 30 Jahren wurden etwa 960 Exemplare der Il-76 gebaut, wovon etwa 100 in nicht-(ex)sowjetische Länder exportiert wurden.

Als Nachfolgerin bei der russischen Armee ist die Tupolew Tu-330 vorgesehen.

Einsatz / Varianten

Frontansicht (2008, Baghdad International Airport)
Iljuschin Il-76T

Die verbesserte Il-76M mit verstärktem Flügel und zusätzlichem Tank in den Tragflächen hatte am 24. März 1978 ihren Erstflug. Die Il-76T ist die zivile Variante der Il-76M. Die Il-76MD besitzt eine weiter erhöhte Tankkapazität und eine größere Abflugmasse und ist mit etwas stärkeren Triebwerken ausgestattet. Sie hatte am 6. März 1981 ihren Erstflug. Zwei Maschinen wurden ab 1983 als fliegende Krankenhäuser umgerüstet (MT). Die zivile Variante der Il-76MD, die Il-76TD hatte ihren Erstflug am 5. Mai 1982.

Die Il-76 wird außer im Transportbereich auch für andere Aufgaben eingesetzt.

Als Tankflugzeug Il-78 Midas wird das Flugzeug mit zwei 18.000-Liter-Tanks (28 t Treibstoff), drei Luftbetankungsbehältern (zwei Swesda UPAS-1A Sachalin oder UPAS-1M bei Il-78M und ein PAS-1) und einem Bedienstand im Heck ausgerüstet und ist in der Lage, drei Jagdbomber Suchoi Su-24 gleichzeitig im Flug zu betanken. Bei größeren Flugzeugen wie der Tupolew Tu-22M oder Tupolew Tu-95 wird der dritte Betankungscontainer, der normalerweise unter dem Flügel mitgeführt wird, am linken Rumpfheck befestigt. Die Flügelstationen können etwa 2340 l/min, die Heckstation 4000 l/min übergeben. Diese Tankversion kann jederzeit auf die normale Frachtversion zurückgerüstet werden. Der Erstflug erfolgte am 26. Juni 1983. Die Serienproduktion begann 1984 im staatlichen Flugzeugwerk Nr.84 in Taschkent. Es wurden bis zum Ende der Produktion 1992 über 40 Stück gebaut, wovon zur Zeit wahrscheinlich aber nur etwa zehn einsatzfähig sind. Grund ist unter anderem, dass 23 Stück 1991 in der Ukraine verblieben und zu Frachtflugzeuge zurückgerüstet wurden. Ein einzelnes Exportexemplar für Libyen erhielt die Bezeichnung Il-76E. Eine reine Tankerversion ohne Laderampe und mit verstärkten Flügelwurzeln ist die Il-78M. Ihr Erstflug erfolgte am 7. März 1987. Eine Version des Tankers für Indien erhielt die Bezeichnung Il-76MKI.[3]

Die AWACS-Frühwarnversion A-50 Mainstay wurde in den späten 1970er Jahren entwickelt. Dabei nahm das OKB Berijew strukturelle Verstärkungen der Zelle vor. Auf dem Rumpfrücken befindet sich das Radom des Radargerätes VEGA-M Shmel. Damit können bis zu 50 Ziele von der Größe einer MiG-21 auf eine Entfernung von 200 Kilometern erfasst und verfolgt werden. Die Antennen zur Kommunikation über Satellit befinden sich unter einer Verkleidung auf dem Rumpf vor den Flügeln. Etwa 30 Flugzeuge wurden solchermaßen umgerüstet.

Der Irak schuf durch Einbau eines französischen Tigre-Radars anstelle der Heckklappe das Frühwarnflugzeug Bagdad-1, ein zweites bekam ein Radom auf dem Rumpfrücken und die Bezeichnung Adnan-1 (oder Bagdad-2).

Unter der Bezeichnung Il-76WKP oder Il-82 dienen zwei mit einer ausfahrbaren 5-km-Antenne ausgestattete Flugzeuge als fliegende Kommandostände für die russische Atom-U-Boot Flotte.

Die Il-76MDK (auch IL-76K genannt) dient als Parabelflugzeug zur Simulation von Schwerelosigkeit bei der Ausbildung von Kosmonauten. Sie besitzt eine verstärkte Rumpfstruktur und einen verkleideten Frachtraum. Der Erstflug erfolgte am 2. August 1981.

Die Feuerlöschversion Il-76P verfügt über einen WAP-2 Rüstsatz, der 44.000 kg Löschmittel aufnehmen kann, die durch die geöffnete Heckklappe abgegeben werden.

Als Seenot-Rettungsvariante Il-76PS (auf Basis der Il-76MD, deshalb manchmal auch Il-76MDPS genannt) verfügt das Flugzeug über ein mit zehn Fallschirmen ausgestattetes abwerfbares kleines Schiff. Nur ein Prototyp gebaut. Erstflug am 12. Dezember 1984.

Die modernste Weiterentwicklung des Flugzeugs flog erstmals am 1. August 1995 und trägt die Bezeichnung Il-76MF bzw. als zivile Variante Il-76TF. Dieses Modell verfügt über einen um 6,6 Meter verlängerten Laderaum und über leistungsfähigere, dabei aber sparsamere Triebwerke des Typs Awiadwigatel PS-90A76. Dies ermöglicht ein erhöhtes Ladegewicht von bis zu 52 Tonnen und eine um bis zu 15 % vergrößerte Reichweite (bis 5800 Kilometer). Bisher existieren allerdings erst Prototypen. Es existieren Verträge, denen zufolge 2010 die ersten zehn Flugzeuge dieses Typs an die russische Luftwaffe ausgeliefert werden sollen. Langfristig soll das russische Arsenal 100 dieser Maschinen umfassen.

Die Il-76MD-90 ist eine ebenfalls serienreife Variante, die für den Einsatz mit Luftlandetruppen optimiert ist und mit PS-90A76 Triebwerken ausgerüstet ist. Sie kann entweder drei Luftlandepanzer oder 128 Fallschirmjäger aufnehmen, in der zweistöckigen Variante 225 Personen mit persönlicher Ausrüstung und Waffen. Es wurden zwei Prototypen gebaut. Der Erstflug erfolgte am 5. August 2005. Deren zivile Variante Il-76TD-90WD ist bei Volga Dnepr im Einsatz.

Die Il-76LL ist ein fliegender Triebwerkprüfstand mit drei ZTL-Triebwerken Solowjew D-30KP (je 117,7 kN) plus ein Erprobungstriebwerk. Einzelne LL’s fungieren als fliegende Prüfstände für ein Laserlabor, elektronische Kampfführung oder ein Synthetic Aperture Radar.

Technische Beschreibung

Die Il-76 ist ein Schulterdecker mit T-Leitwerk. Die Triebwerke befinden sich an Pylonen unter den Flügeln. Der untere Teil der Flugzeugnase verfügt als Arbeitsplatz des Navigators über Sichtfenster. Der freitragende dreiholmige Flügel ist um 25° gepfeilt und hat eine 4° negativen V-Stellung. In ihm befinden sich drei Kraftstoffbehälter mit einem Gesamtvolumen von 81.830 Litern. An der gesamtem Flügelvorderkante befinden sich Vorflügel. Für möglichst geringe Landegeschwindigkeiten befinden sich Dreifachspaltklappen an der Hinterseite des Flügels. Zur Verkürzung der Rollstrecke nach der Landung sind auf den Tragflächen achtteilige Spoiler angebracht. Die Ruder der Il-76 werden mit Kraftverstärkern angetrieben, sind aber auch auf manuell umschaltbar.

Das Flugzeug ist für Einsätze bei einem Temperaturbereich von -70 bis +45 Grad Celsius ausgelegt, kann also sowohl in den Polarregionen als auch im wärmeren Klima der südlichen Regionen Russlands betrieben werden. Dazu werden die Frontscheiben und Nasenkanten elektrisch enteist. Die Triebwerkseinläufe werden mittels heißer Zapfluft enteist. Der hermetisierte Frachtraum ist 20 Meter lang (Grundversion), besitzt ein Raumvolumen von 235,28 m³ und einen Querschnitt von 3,4 × 3,4 Metern. Er verfügt als Ladehilfe über zwei 3-t-Winden und vier Deckenlaufkatzen mit einer Tragfähigkeit von 10 Tonnen. Die Heckladerampe besteht aus einer hydraulisch absenkbaren Laderampe und zwei hydraulisch angetriebenen Torschalen. Zur Stabilisierung des Flugzeug bei Beladungen sind ausfahrbare Stützen vor der Laderampe am Heck angeordnet. Der Kabinenboden ist mit Titanfeldern und Zurrbeschlägen und Rollkugelmatten ausgestattet.

Das Fahrwerk ist für den Einsatz auf unbefestigten Landebahnen konstruiert und kann durch Veränderung des Reifendrucks von 2,5 bis 5 kg/cm² während des Fluges an den Untergrund optimal angepasst werden. Das Hauptfahrwerk verfügt über 16 Räder (acht pro Seite, je vier auf zwei Achsen hintereinander angeordnet) und wird beim Einziehen um 90° geschwenkt. Am Hauptfahrwerk werden 1300 x 480 mm Reifen verwendet. Das nach vorn einziehende Bugfahrwerk besteht aus 4 Rädern auf einer Achse und 1100 x 300 mm Reifen. Alle 20 Räder haben hydraulische Bremsen und Anti-Blockier-Systeme.

Technische Daten

Kenngröße Daten der Iljuschin Il-76M Daten der Iljuschin Il-76TD Daten der Iljuschin Il-76MF
Länge: 46,59 m 46,59 m 53,19 m
Flügelspannweite: 50,50 m 50,50 m 50,50 m
Tragflügelfläche: ca. 300 m² ca. 300 m² ca. 300 m²
Flügelstreckung: 8,5 8,5 8,5
Tragflächenbelastung:
  • Minimal (Leergewicht): 307 kg/m²
  • Maximal (maximales Startgewicht): 567 kg/m²
  • Minimal (Leergewicht): 307 kg/m²
  • Maximal (maximales Startgewicht): 633 kg/m²
  • Minimal (Leergewicht): 347 kg/m²
  • Maximal (maximales Startgewicht): 700 kg/m²
Höhe: 14,76 m 14,76 m 14,45 m
Leergewicht: 92.000 kg 92.000 kg 104.000 kg
Maximales Startgewicht: 170.000 kg 190.000 kg 210.000 kg
Maximale Nutzlast: 40.000 kg 48.000 kg 52.000 kg
Maximaler Rumpfdurchmesser: 4,80 m 4,80 m 4,80 m
Frachtraumbreite: 3,46 m 3,46 m 3,46 m
Frachtraumhöhe: 3,40 m 3,40 m 3,40 m
Frachtraumlänge: 20 m 20 m 25,75 m
Triebwerkstypen: Vier Solowjow D-30KP mit je 118 kN Schub Vier Solowjow D-30KP Serie 2 mit je 122 kN Schub Vier PS-90A-76 mit je 142 kN Schub
Höchstgeschwindigkeit: 850 km/h 850 km/h 850 km/h
Reisegeschwindigkeit: 750 km/h 750 km/h 800 km/h
Anfluggeschwindigkeit: 220 km/h 220 km/h 240 km/h
Dienstgipfelhöhe: 15.500 m 15.500 m 15.500 m
Reiseflughöhe: 9.000 12.000 m 13.000 m
Flugreichweite:
  • 5.000 km (mit 40 t Zuladung)
  • 4.200 km (mit maximaler Zuladung)
  • 5.400 km (mit 40 t Zuladung)
  • 4.400 km (mit maximaler Zuladung)
  • 6.300 km (mit 40 t Zuladung)
  • 5.800 km (mit maximaler Zuladung)
Startrollstrecke: 850 m 1.700 m 1.800 m
Landerollstrecke: 450 m 1.000 m 990 m
Erstflug: 24. März 1978 5. Mai 1982 1. August 1995
Stückzahl: 242, davon noch 164 im Dienst,
46 stillgelegt und vier ohne Eigentümer
k. A. k. A.

Unglücke (Auswahl)

  • Am 12. November 1996 kollidiert in der Luft eine in Delhi gestartete Boeing 747 der Saudi Arabian Airlines und eine Il-76TD der Air Kazakhstan, die ihre zugewiesene Flughöhe verlassen hatte. Alle 349 Personen in beiden Flugzeugen starben.
  • Am 27. November 1997 verunglückte eine Il-76MD der russischen Luftwaffe kurz nach dem Start auf dem Flughafen Abakan. Bei dem Unfall kamen alle 23 Insassen ums Leben.[4].
  • Am 19. Februar 2003 prallte eine iranische IL-76MD mit 257 Soldaten der iranischen Revolutionsgarde und 18 Besatzungsmitgliedern an Bord gegen einen Berg und alle Personen kamen dabei ums Leben. Die Maschine war auf dem Flug von Zahedan nach Kerman.
  • Am 9. März 2009 stürzt eine Il-76T mit Hilfsgütern für die African Union Mission to Somalia nach dem Start auf dem Flughafen Entebbe in den Victoriasee. Dabei kamen 11 Besatzungsmitglieder ums Leben.

Einzelnachweise

  1. FlugRevue Juli 2008, S.51-54, Iljuschin Il-76
  2. Russland holt Il-76 heim (englisch)
  3. FliegerRevue Januar 2009, S.21-23, Russlands Tanker-Flotte in der Krise
  4. Aviation Safety Network

Siehe auch


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